Der inkompetenteste Barmann der Welt

Ich war mal wieder aus. Draußen in der Welt, nach Sonnenuntergang. Schafft man ja eher selten, wenn man ein betreuungsbedürftiges Kind zuhause hat. Zumal wenn Semesterferien sind, oder wie ich es nenne: Babysitterwinter.

Die Dame und ich waren auf einem Konzert. Nun gut, ich gestehe: Es war kein richtiges Konzert, sondern ein Kinderkonzert. Und, ja, meine Tochter (6) war auch mit dabei. Beziehungsweise: Wegen ihr waren wir überhaupt da. Aber da es ein „Taschenlampenkonzert“ war, auf dem Erwachsene wie Kinder sich wie Glühwürmchen auf Speed gebärden, deswegen war ich mal wieder nach Sonnenuntergang draußen.

Als das erste Lied erklang, wusste ich aber gleich, dass es ein Fehler war. Also suchte ich das Weite und verließ schleunigst den Bereich vor der Bühne, um mich dem Getränkestand zuzuwenden. Vor dem Konzert hatte der Veranstalter froh verkündet, dass alle Einnahmen dieses Standes an irgendeine halbbaumwollene Kinderorganisation gespendet werden sollten. Dieses Schicksal wollte ich natürlich auch meinem müden Euro nicht vorenthalten.

Ich also hin zum Getränkestand. Während ich dort so in der Schlange stand, bemerkte ich einige Erstaunlichkeiten, deren Bedeutung mir erst später klar werden sollten…

Barmann (mutmaßlich inkompetent): Das waren ein Bier und eine Cola?
Trinker: Ja.
Barmann: Das macht dann 10 Euro, glaube ich.
Trinker: Da steht aber 3 Euro pro Getränk.
Barmann: Ja, aber da kommt noch Pfand drauf.
Trinker: Ach so, ich hab hier noch einen leeren Becher.

Der Barmann nimmt 10 Euro und den Becher vom Kunden entgegen und legt ersteres in die Kasse und stellt zweiteres irgendwo hinter den Tresen.

Barmann (sich wieder zum Kunden drehend): Das waren ein Bier und ein Wasser?
Trinker: und eine Cola!
Barmann: Dann reicht aber das Geld nicht.
Trinker: Wieso, Sie haben doch eben gesagt: 3 Euro pro Getränk und 2 Euro Pfand.
Barmann: Ja aber ein Bier, eine Cola und ein Wasser…
Trinker: Nein – Ein Bier und eine Cola. Kein Wasser!
Barmann: Ach so!

Der Barmann händigt dem Kunden seine Getränke aus und gibt ihm Kleingeld zurück. Erstaunlich viel Kleingeld…

Barmann (wahrscheinlich inkompetent): Stimmt das so?
Trinker: Ja, ja…

Dann ist der nächste Kunde dran. Er möchte nur den Pfand für seine drei Becher. Der Kellner händigt ihm diesen aus. 6 Euro in 50 Cent Stücken.

Trinker: Muss das sein mit dem ganzen Kleingeld? Da liegt doch ein 5-Euro-Schein in der Kasse?
Barmann(sicherlich inkompetent): Ja, ne. Geht nicht anders, das ist das Wechselgeld, das ist abgezählt.

Sauer zieht der Trinker von dannen mit einem Beutel voller klimpernder Münzen. Dann bin ich an der Reihe.

Ich: Zwei Bier, bitte.
Barmann: 10 Euro bitte.

Ich drücke ihm 20 Euro in die Hand. Der Barmann dreht sich um und legt den Zwanni in die Kasse. Dann steht er da, über die Kasse gebeugt und rührt sich nicht mehr. Nach gefühlten 45 Minuten dreht er sich wieder um.

Barmann(mit großer Sicherheit inkompetent): Waren das ein Bier und eine Cola?
Ich: Nein, zwei Bier.

Der Barmann stellt mir zwei Bier hin und macht sich daran den nächsten Kunden zu bedienen.

Ich: ‚Tschuldigung. Ich bekomme noch Geld raus.
Barmann: Das habe ich Ihnen doch schon gegeben!
Ich: Nein, Sie haben mich nur gefragt, was ich bestellt habe.
Barmann: Aber dann habe ich Ihnen den Rest von Ihrem Zehner gegeben.
Ich: Ich habe Ihnen einen Zwanziger gegeben.
Kellner: Und ich habe Ihnen vier Euro rausgegeben.
Ich: Das war zwei Kunden vor mir. Das war bei dem schon falsch, aber ich bekomme sowieso 10 Euro raus und nicht vier.

der Barmann grummelt ein wenig, aber der Mob hinter mir grummelt ein wenig lauter, weswegen er sich geschlagen gibt und mir meinen 10er gibt. Nun könnten Sie, geneigter Leser, wohl meinen, dass durchaus ich es gewesen sein könnte, der sich geirrt hat. Abgesehen von den zwei Beobachtungen, die ich Ihnen vor meiner kleinen Episode schilderte, war der Abend aber noch nicht vorbei. Leider kann man ja, wenn man mit seinem Kind auf einem Konzert ist, auf dem ausschließlich Kindermusik läuft, nicht so viel Bier trinken, wie man eigentlich müsste, wenn man mit seinem Kind auf einem Konzert ist, auf dem ausschließlich Kindermusik läuft. Daher beschloss ich auf Wasser umzusteigen und machte mich darob wieder auf, mit dem oben beschriebenen Barmann zu interagieren.

Ich (dem Barmann meinen Becher entgegenstreckend): Ein Wasser bitte.
Barmann (definitiv inkompetent): den Pfand?
Ich: Nein, ich möchte bitte noch ein Wasser.
Barmann: Ach so. Hier haben Sie schon einmal den Pfand.

Ziemlich sinnbefreit drückt er mir für meinen Becher Zwei Euro in die Hand. In Fünfzig-Cent-Stücken.

Barmann (Mit meinem Wasser): Das macht drei Euro plus zwei Euro Pfand.

Ich drücke ihm breit grinsend seine fünfzig Cent Stücke wieder in die Hand und lege noch die entsprechenden Münzen drauf. Erst auf dem Weg zurück zu meiner Familie bemerke ich, dass die durchsichtige Flüssigkeit nicht Wasser sondern Sprite ist…

Ich sah den inkompetentesten Barmann der Welt noch ein letztes Mal. Als ich meinen Becher zurückgeben wollte, konnte er mir die 2 Euro nicht rausgeben. Er hatte kein Kleingeld mehr. Also nahm ich meinen Becher mit meiner Familie mit und zog vondannen. Überlegend, ob der Veranstalter vielleicht auch das Gehalt für den Barmann irgendeinem guten Zweck gespendet hatte…

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