#TeamGrundschullehrer

Der Klassenlehrer meiner Tochter (9) sah sich genötigt, einen Brief an die Eltern zu schreiben, in dem er klar macht, dass es in der Grundschule vor allem darum geht, den Kindern Spaß am Lernen zu vermitteln. Manche Eltern hatten sich beschwert, dass die Klasse „zu langsam vorankommt“.

Der Brief las sich wie ein Pamphlet gegen den beschissenen Leistungsdruck, den sich offensichtlich manche Eltern schon in der dritten Klasse wünschen. Ich wollte nach jedem Satz „Fuck, ja!“ schreien.

„Beispiel Deutsch: Das wichtige Ziel des flüssigen uns sinnentnehmenden Lesens wurde für fast alle Kinder erreicht, einige gehen darüber hinaus, lesen freiwillig, leihen Bücher aus etc. Hier Druck auszuüber wäre völlig kontraproduktiv.“

Fuck, ja! Diese Beschwerde von manchen Eltern ist doch die gleiche beschissene Denkfigur, die schon dahinter steht, Kinder bereits im Mutterleib mit Fremdsprachen zu beschallen und in 25 Babykurse am Tag zu schleppen. Seit meine Tochter auf der Welt ist, musste ich immer wieder Gespräche führen, ob sie schon krabbelt, läuft, spricht, fahrradfährt, schwimmt etc. Weil der kleine Ewald-Rüdiger, der kann das schon alles!

Hinter dieser Elternbeschwerde steckt der gleiche Gedanke wie hinter Hartz 4: Wir müssen 50 Jährigen arbeitslosen Stahlarbeiterinnen nur genug Druck machen, dann finden sie schon wieder einen Job! Kinder zum lernen zu zwingen, weil die aus der anderen Grundschule im Viertel immer den ganzen Tag mit Hausaufgaben verbringen statt auf den Spielplatz zu gehen, ist gaaaaanz wichtig, um auf dem Weltmarkt zu bestehen!

Ich bin in dieser Sache voll und ganz #TeamGrundschullehrer

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