Alle bekloppt geworden!

Mein Wochenrückblick

Was für eine Woche in diesem Land! Was gerade abgeht, ist kaum noch zu ertragen, es macht mich nur noch traurig. Doch statt zu weinen will ich die Woche mit euch zusammenlachen:

Samstag

Ein SPD-Ortsverein wollte dann auch mal gegen Flüchtlinge demonstrieren.

Während der SWR (glaube ich) die AfD nicht in die Talkrunden zur Landtagswahl einladen will,  behauptete ein 13 jähriges Mädchen von einem Migranten vergewaltigt zu sein. Es stellte sich zwar sehr schnell heraus, dass diese Geschichte frei erfunden war, aber das ist ja noch lange kein Grund, nicht zu demonstrieren.

Ach ja, und Freiburg will Flüchtlinge nicht mehr in Discos lassen.

Sonntag

… kam raus, wer die AfD wirklich wählt:

Ergänzender Hinweis dazu:

https://twitter.com/lightsneeze/status/691174264918118400

Jedenfalls fällt AfD-Wählern diese Wahl sicher nicht schwer:

Dienstag

Der Anglizismus des Jahres 2015 wurde gewählt. Gewonnen hat „Refugees Welcome“.

Derweil kommentierte die Partei die Pläne der AfD.

Außerdem kamen lauter Meldungen von neu gegründeten Bürgerwehren.

Donnerstag

Eine christliche Kita entließ ihren syrischen Mitarbeiter auf Elternwunsch hin.

Freitag

Die CSU will gerade jeden und seinen Onkel zu einem sicheren Herkunftsland erklären, damit wir bloß keine Flüchtlinge mehr aufnehmen müssen.

Und zum krönenden Abschluss werfen „Besorgte Bürger“ mit verfickten Handgranaten(!!!) auf Flüchtlingsunterkünfte. Aber wenn man den „Besorgten Bürgern“ glauben darf, dann wurde gar nicht geworfen.

Zum Abschluss habe ich für euch mal im Archiv gewühlt:

 

12 von 12 im Januar 2016

Auch im Januar habe ich mich wieder an dieser Blogparade beteiligt und 12 Fotos von meinem 12. Tag des Monats gemacht. Los geht’s:

Wenn wir morgens um 6:45 Uhr aufstehen, ist es noch immer dunkel. Ich mag den Winter deswegen nicht so sehr, aber wenn sich so schöne Wolkenspiele bei Sonnenaufgang zeigen, dann ist das auch okay:

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Jetzt blogge ich doch tatsächlich übers Wetter! Aber dass es seit zwei Wochen mehr oder weniger am Stück regnet, nervt mich ungemein. Als ich meine Tochter (1) zur Krippe brachte, war zum Glück eine kurze Regenpause, sodass sich dieser schöne Anblick bot.
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Ich bin derzeit arbeitslos, was eher so :-/ ist. Wenn ihr eine Stelle in Frankfurt für mich habt, nur her damit. 😉 Zwischen all den Bewerbungen blieb mir da gestern aber auch noch Zeit für einen kurzen Nachruf auf David Bowie.

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Ehrlich gesagt, habe ich dann die 12 von 12 total vergessen und erst am späten Nachmittag fiel mir das wieder ein. Meine Tochter (8) ist beim Essen gerade in einer strickten Pfannkuchen- und Spaghetti-Phase, was das Kochen etwas schwierig gestaltet, besonders da Tochter (1) fast alles aber keine Pfannkuchen mag. Wir versuchen uns abzuwechseln mit Gerichten, die uns Erwachsenen schmecken und bei denen meine Tochter dann Brot isst und solchen, die ihr schmecken. Außerdem versuchen wir die beiden Optionen, die sie uns lässt, zu variieren. Daher gab es gestern Waffeln.
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Ein weiteres Problem beim Abendessen ist, dass meine Tochter (1) mittlerweile herausgefunden hat, wie sie aus ihrem Kinderstuhl aufstehen kann. Weswegen sie das Essen irgendwann – meist sehr abrupt – abbricht. Aber mit Puppe auf Papas Schoß gesellt sie sich dann doch noch einmal zu uns, was mir die Gelegenheit gab, ein Foto von ihrem wirklich saucoolen Batman-Pullie zu machen.

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Im Winter geben wir unserem Kind mal ausnahmsweise kein Heroin, auch wenn es so aussieht. Stattdessen gibt es Vitamin D, bis wieder genug Sonne scheint, damit die Haut das selbst produzieren kann.

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Dann habe ich da noch ein Projekt auf YouTube, wo ich über Philosophie quatsche und für das ich gerade meine Platon-Staffel vorbereite. Da die Dame heute ausging, hatten wir besonders früh gegessen und bevor ich die Kinder ins Bett bringen musste, hatte ich noch etwas Zeit. Da sich beide Kinder gerade selbst amüsierten, habe ich noch ein wenig in diesem Buch von Walter Bröcker gelesen. Das Buch kann ich nur empfehlen, es hat mir schon im Studium treue Dienste geleistet und ist eine exzellente Interpretationshilfe.

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Tochter (1) bekam dann noch den traditionellen Schlummertrunk …

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… bevor es ins Bett ging.

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Nachdem die Kleine eingeschlafen war, las ich der Großen noch Harry Potter vor. Wir sind beide große Fans und haben schon vier Bände durch (ich berichtete), nun schlagen wir uns gerade mit der teuflischen Professorin Umbridge herum! Doch als das Kapitel zu Ende war, war dann auch die zweite Schlafenszeit des Tages angesagt.

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Schließlich machte ich es mir auf dem Sofa gemütlich, und verbrachte meinen Abend allein ;-( damit Terminator Genysis (oder Genisys?) zu sehen. So fand ich ihn. Dazu gab es alkoholfreien Äppler, Wasser und Orange.

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Schließlich ging es auch für mich ins Bett. Ich notiere mir seit, über 10 Jahren alle Bücher, die ich gelesen habe. Nachdem ich 2014 so wenig wie noch nie gelesen habe (also Bücher, im Internet hingegen jede Menge), war ich geradezu schockiert und nahm mir vor, wieder jeden Abend vor dem Schlafengehen zu lesen. Das hat ganz wunderbar funktioniert und auch 2016 halte ich an dieser Gewohnheit fest. Herta Müllers Buch Atemschaukel ist übrigens fantastisch. Es spielt in einem russischen Arbeitslager, aber der triste Handlungsrahmen wird durch die wunderbare Sprache von Müller sehr schön kontrastiert.

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Ca. 30 Minuten nachdem ich das Buch beiseite gelegt hatte, musste ich übrigens wieder aufstehen, da meine Tochter (1) fand, sie habe nun genug geschlafen.

¯\_(ツ)_/¯

Flüchtlinge sind Vergewaltiger

Flüchtlinge sind Vergewaltiger. Und sie wurden vergewaltigt. Flüchtlinge sind Kriminelle. Und sie sind gesetzestreue Menschen. Flüchtlinge sind Sexisten. Und sie sind Femininsten. Flüchtlinge sind gewalttätig, sie sind friedlich, Islamisten, radikale Atheisten, fundamentalistische Christen, nullachtfuffzehn Moslems, Christen, Juden, Hindus, Buddhisten, Agnostiker. Flüchtlinge sind Straftäter und hochmoralisch, sozialkritisch, Spießer, sie zeigen Zivilcourage und schauen lieber in die andere Richtung. Flüchtlinge sind links, rechts, kleinkariert, großspurig, sogar CSU-Fans, oder links-grün-versiffte Gutmenschen. Flüchtlinge sind Rassisten und Humanisten, sie sind schön und hässlich, arm und reich, sie schaffen das und sind an den Grenzen der Belastbarkeit, sie lieben Star Wars und finden das zu kindisch, sie trinken Mate und sie glauben, dass das neumodische Hipsterkacke ist. Flüchtlinge haben den Koran gelesen und 50 Shades of Grey. Flüchtlinge sind böse und gut oder halt einfach normal.

Denn Flüchtlinge sind Menschen.

Wir nehmen Geflüchtete nicht auf, weil es ausnahmslos gute Menschen sind. Sondern weil sie vor Krieg und Leid fliehen und wir glauben, dass die Würde des Menschen das höchste Prinzip unserer Gesellschaft ist, der erste Satz unserer Verfassung. Der Witz an diesem Grundrecht ist, dass du es auch dann nicht verlieren kannst, wenn du ein Arschloch bist. Das nennen wir ein „unveräußerliches Menschenrecht“. Außerdem folgen aus diesem ersten Prinzip alle anderen Leitsätze unserer Gesellschaft, wie eben der sechzehnte Satz, dass jeder Mensch ein Recht auf Asyl hat, auch wenn er ein Arschloch ist! Es leitet sich auch der fünfte Satz ab, dass jeder Mensch seine Meinung frei äußern darf, auch wenn er ein Arschloch ist.

Es ist auch überhaupt kein Problem, anzusprechen, dass es kriminelle Flüchtlinge gibt. Das ist durch den fünften Grundsatz ausdrücklich erlaubt. Aber wichtig ist dabei, dass ihr es belasst beim „es gibt“. Das ist eine sogenannte Existenzaussage: Es existieren kriminelle Flüchtlinge. Das stimmt ganz unzweifelhaft.

Was aber nicht okay ist, ist daraus den Schluss zu ziehen, dass alle Flüchtlinge kriminell sind. Denn das verstößt gegen den dritten Grundsatz unserer Gesellschaft. Ferner ist das genau die Definition von Rassismus: Aus der unzweifelhaften Tatsache, dass es böse Flüchtlinge gibt zu folgern, dass alle Flüchtlinge böse sind. Und alle unsere Grundsätze sind 1949 geschrieben worden, weil wir Deutschen gerade für das schlimmste rassistische Regime der Geschichte verantwortlich waren und das nie wieder passieren sollte! Außerdem ist die Aussage, dass alle Flüchtlinge böse oder Kriminielle sind, schlichtweg falsch.

Nicht alle Füchtlinge sind Kriminelle, Sexisten, gewalttätig, Islamisten, Straftäter, Vergewaltiger, Rassisten oder böse.

Alle Flüchtlinge sind Menschen.

Buchkritik: Der Marsianer

Ich habe Der Marsianer* gelesen und muss leider sagen, ich bin nicht so begeistert wie ihr. 

Der Mars (Symbolbild)
Der Mars (Symbolbild)

Ich verstehe die Grundfaszination: Der Wissenschaftskram ist interessant und der Plott ist spannend konstruiert. Andy Weir schafft es wiederholt fast schon wie Hitchcock Spannung dadurch aufzubauen, dass er uns Informationen gibt, sodass wir dem Protagonisten gegenüber einen Wissensvorsprung haben.

Aber – ein dickes, fettes ‚Aber‘ mit Streuseln obendrauf – das Konzept, den Roman als Briefroman zu schreiben, in Form von Logbucheinträgen und Nachrichten an die NASA, geht von vorne bis hinten nicht auf: Mark Watney muss zwangsläufig den ganzen NASA- und Wissenschaftskram für Laien erklären, aber das ist total unglaubwürdig. Für den Protagonisten ist das doch alles selbstverständlich, er würde in seinem Tagebuch niemals erklären, wie die Technik funktioniert, mit der er tagtäglich hantiert. Er rechtfertigt das ganz am Anfang damit, dass er ja nicht wissen kann, wer das Tagebuch findet. Es bleibt trotzdem unglaubwürdig. Was glaubt er denn, wer es findet? AUF DEM MARS!!!

Mit fortschreitendem Buch kommt dann das Problem hinzu, dass Weir Actionszenen nicht nur nacherzählen will, sondern direkt beschreiben, damit wir nicht wissen, ob Mark überlebt. Das führt aber dazu, dass du als Leser jedesmal, wenn plötzlich der Wechsel zum allwissenden Erzähler kommt, weißt, dass Marks Plan nicht aufgehen wird.

Das nächste Problem ist, dass wirklich jeder einzelne Charakter in diesem Buch ein verdammtes Klischee ist: So findet natürlich der weltfremde Asberger-Nerd die Lösung, wie Mark zu retten ist. Natürlich trinkt der Deutsche schon zum Frühstück Bier und natürlich sind die Chinesen höflich, technisch auf hohem Niveau, haben aber ihre Kommandozentrale komplett von der NASA kopiert. Aber am meisten hat mich die Kommandantin Lewis genervt. Sie ist ein Star-Trek-Captain par excellence, die nichts unversucht ließ, um Mark zu retten und den Mars erst verließ, als es ganz doll wirklich auf jeden Fall nicht anders ging. Ich persönlich hätte ja eine moralische Grauzone spannender gefunden, aber geschenkt, es ist nicht mein Buch. Was nervt, ist, dass nachdem diese Geschichte erzählt wurde, dennoch jedesmal, wenn Lewis im Roman auftaucht, noch einmal erwähnt werden muss, dass sie aber mal sowas von überhaupt keine Schuld daran hat, dass Mark auf dem Mars gestrandet ist. Wenn ich so etwas lese, fühle ich mich als Leser nicht ernst genommen. Darf ich mir auch eigene Meinungen bilden? Nein? Oh.

Aber richtig sauer gemacht hat mich ein fettes Plottloch. Mark findet eine Möglichkeit mit der NASA zu kommunizieren, aber sie ist sehr fehleranfällig und mühsam. Wir lesen Transkripte der übermittelten Nachrichten und diese müssen mühselig entziffert werden. Doch dann schickt ihm die NASA auf diesem Weg ein Stück Code, das er in seinen Computer eingeben soll und danach können sie besser kommunizieren. Das klappt. Auf Anhieb … ? … ?! WHAT THE FUCK?!?! Vorher konnte er nicht ein Wort fehlerfrei transkribieren, aber ausgerechnet beim Code funktioniert das? Jede, die auch nur mal eine CSS-Datei editiert hat, weiß, dass ein Fehler reicht und nichts funktioniert. Ein Code ist eine eineindeutige Zurordnungsvorschrift, jedes einzelne Zeichen ist bedeutungstragend.

Gut, man könnte jetzt sagen, das war nur eine Auslassung, die ganzen Korrekturdurchläufe wurden einfach nicht erzählt. Das lasse ich aber nicht gelten bei einem Roman, der über Dutzende von Seiten erzählt, wie sein Protagonist aus der eigenen Scheiße Ackerboden macht!

Nein, ich war milde enttäuscht vom Marsianer.

 

*Hinterhältiger Affiliate-Link: Wenn ihr das Buch kauft, bekomme ich eine winzige Provision und freue mich.