Aufmerksamkeit

Etwas, das Sie rechtspopulistischen und rechtsextremen Politikern und Politikerinnen in Sozialen Netzwerken auf keinen Fall schenken dürfen. Egal, wie menschenverachtend, rassistisch oder extrem ihre Forderungen und Thesen sind!

Es handelt sich um einen instrumentalisierten Tabubruch, um Ihre Empörung hervorzurufen. Damit erreicht der oder die rechtsextreme Politiker/in eine Aufmerksamkeitsspirale, die sie oder ihn in die Massenmedien bringt. Anschließend wird die These von jemandem relativiert und abgeschwächt: „Das ist falsch rüber gekommen“, „Ich bin falsch zitiert worden“, „Ich wollte provozieren, um in Bewusstsein zu holen, dass es einen anderen Missstand gibt“ oder „Ich bin auf der Maus ausgerutscht“.

Die bittere Wahrheit ist, dass die Äußerung, die Sie so empört hat, in zwei Wochen niemanden mehr interessiert. Aber die rechtsextreme oder rechtpopulistische Partei im Nachgang dieser Äußerung noch mehr Sendezeit gewonnen hat, um noch mehr Menschen dazu zu bringen, im September das Kreuzchen an die entsprechende Stelle zu setzen.

Dieses Spiel werden die Rechstextremen und Rechtspopulisten im Wahljahr 2017 immer und immer wieder spielen. Spielen Sie nicht mit! Sprechen Sie statt dessen über etwas anderes. Wenn es sein muss, über das Wetter. Am besten aber über ihre eigenen Werte und Visionen.

Und wenn Sie schon über den Rechtsextremen sprechen müssen, dann nennen Sie ihn wenigstens „Bernd“.

12 von 12 im Januar 2017

Im Dezember musste ich meine 12 von ausfallen lassen, da ich zu sehr im Vorweihnachtsstress steckte. Aber jetzt sind sie wieder da – mit etwas Verspätung.

Aufstehen

Tja, ja, so ist das: Nachts will meine Tochter (2) nicht schlafen. Es sei denn, sie darf ins Bett von Mama und Papa kommen. Aber wenn wir morgens um 6:45 Uhr dann aufstehen müssen, ja, dann schläft sie wie ein Murmeltier!

Sofa

 

Unser altes Sofa war durch. Am Lattenrost waren zwei Latten gebrochen, die Polster waren durchgesessen und die ehemalige Farbe nur noch zu erahnen. Daher haben wir den Plan gefasst, dass wir am Samstag O.o zum berühmten nordeuropäischen Möbelhaus fahren und ein neues Sofa bestellen. Der Sperrmüll wurde aber bereits vorgestern abgeholt, daher haben wir nun diese improvisierte „Simplify Your Life“ Variante im Wohnzimmer. Sie hat ja was … aber es ist nicht unbedingt Komfort.

Kaffee

… ist morgens überlebensnotwendig. Nicht zuletzt weil auch meine Tochter (9) in letzter Zeit an starker Morgenmuffeligkeit leidet und auf das Wecken nicht sooooo freudig reagiert, wie ich mir das wünschen würde.

Fahrradpendler

Auf geht’s zur Arbeit! Am besten komme ich dahin mit dem Fahrrad. Im Winter hat mein Arbeitsweg dafür dann die erhöhten Schwierigkeitsgrade Kälte und Nässe. Aber mit der richtigen Kleidung geht alles!

Der Weg zur Arbeit

Aber dafür werde ich jeden Tag mit diesem Anblick belohnt! Ich kann mir kaum einen schöneren Arbeitsweg in Frankfurt vorstellen, als morgens am Main entlangzuradeln.

Schlucht

Hier parke ich mein Fahrrad übrigens. Auch nicht schlecht, oder?

Mittagspause

Mittags gehe ich selbst beim Schmuddelwetter der letzten Tage mal kurz raus, einen Salat im Supermarkt kaufen, ein bisschen Pokemon spielen und frische Luft schnappen. Gestern hatte ich Glück: Die Sonne kam raus und am Wasser war es kurz sehr schön …

… Doch dann ging es zurück ins Warme. Ich lese noch immer „Unendlicher Spaß“ von David Foster Wallace. Das hat aber auch 1.600 Seiten und ist nicht unbedingt leichte Kost. Seit 2003 notiere ich mir alle Bücher, die ich gelesen habe. Seitdem ich ein Smartphone besitze, wurden die jährlichen Leselisten immer kürzer. Ich habe zwar effektiv mehr gelesen als früher. Aber eben hauptsächlich Online-Publikationen. Doch Ende 2014 beschloss ich, dass ich das nicht möchte. Das Lesen von Büchern ist eine Kulturtechnik, die ich gerne weiterhin praktizieren möchte. Online-Texte benötigen selten mehr als eine halbe Stunde zum Lesen. Ein Buch verlangt wochen- oder monatelange Aufmerksamkeit. Die aufrechtzuerhalten möchte ich nicht verlernen. Mein Plan ging auch auf: Meine jährlichen Listen wurden wieder länger.

Feierabend

Noch ein bisschen arbeiten, dann hatte ich auch schon Feierabend …

… Das Wetter hielt und so glitzerte Frankfurt in der Nacht.

Aber eigentlich hatte ich noch gar nicht Feierabend. Ihr kennt das: Zuhause warteten zwei kleine Mädchen, deren Bäuche gefüllt werden mussten und die anschließend ins Bett gehörten. Anschließend schrieben die Dame und ich noch einen Text für eine Filmzeitschrift. Dazu wurden wir eingeladen und die Deadline rückt näher. Doch dann hatten wir endlich Elternfeierabend!

Schlafenszeit

Dann rief auch uns das Bett. Ich schaute noch ein paar Minuten von Fahrraddiebe  von Vittorio De Sica – Ich versuche mich einmal von hinten nach vorne durch die Filmgeschichte zu gucken und bin mittlerweile im Jahr 1948 angekommen. Fahrraddiebe kann ich sehr empfehlen (hier meine Kurzrezension auf Letterboxd): Der Film ist zurückhaltend inszeniert aber sehr dramatisch. Stark!

Die 16 besten Meine-Tochter-Tweets 2016

Ich habe noch einen Jahresrückblick nachzureichen … Ich mache jedes Jahr für meine Mutter einen Kalender mit Bildern und Sprüchen ihrer Eneklinnen. Die Sprüche sammele ich das Jahr über auf Twitter. Und dort – auf Twitter – habt ihr auch immer eure Favoriten. Die ich euch hier und jetzt präsentieren kann:

Auf Platz 16: Krokotil

Auf Platz 15: Der Mond

Auf Platz 14: Achtung!

Auf Platz 13: Zauberzucker

Auf Platz 12: Meine Gene

Auf Platz 11: CDs brennen

Auf Platz 10: Der Museumsbesuch

Auf Platz 9: Da! Ein dreiköpfiger Affe!

Auf Platz 8: Guten Morgen!

Auf Platz 7: Die Pubertät

Auf Platz 6: Kulturpessimismus

Auf Platz 5: Gähnen

Auf Platz 4: Der Negativ-Hamster

Auf Platz 3: Goethe

Auf Platz 2: Das Mittelalter

And the Winner is …

Auf Platz 1: Darth Vader

Die Suche nach sicherem Wissen

Endlich geht es hier mit Platon weiter! Nachdem wir beim letzten Mal geklärt haben, was Metaphysik ist, gehen wir heute auf die Suche nach gesichertem Wissen. Wie immer könnt ihr euch hier das Video anschauen oder daurunter das Transkript lesen:

Platon – Der Philosophenkönig – Teil 8

Auf die Suche nach sicherem Wissen begeben wir uns, um die Frage zu beantworten, warum Platon überhaupt versucht hat, seine Ideenlehre aufzustellen. Und die Antwort und damit der Beginn unserer Suche nach dem sicheren Wissen lautet: Platon tat dies aus logischen Gründen.

Denkt noch einmal zurück an Sokrates. Sokrates, der Platons Lehrer war, war sehr skeptisch, ob menschliche Erkenntnis überhaupt möglich ist. Dies kam zum Beispiel in der Apologie zum Ausdruck, als das Orakel von Delphi ihn den weisesten Menschen auf Erden nannte und Sokrates erkannte, dass seine Weisheit darin bestand, sich nicht einzubilden, irgendetwas zu wissen.

Die frühen platonischen Dialoge, die noch stark von Sokrates beeinflusst sind, enden zumeist aporetisch, das heißt, sie werden ohne Ergebnis abgebrochen, weil die Probleme unlösbar erscheinen. Platons Ideenlehre war ein Versuch, diese unlösbaren Probleme zu lösen. Dafür versuchte Platon das menschliche Wissen auf eine solide Grundlage zu stellen und das war ein so brillanter Versuch, dass er noch heute ernsthaft diskutiert wird.

Das Letzbegründungsproblem

In der Philosophie im Besonderen und der Wissenschaft im Allgemeinen gibt es das sogenannte Letztbegründungsproblem. Wir schmieden Ketten aus Argumenten. Aber diese Ketten können noch so stabil sein, wenn sie nicht irgendwo festgeschmiedet sind, ziehen wir sie einfach hinter uns her, sobald wir einmal losgehen. Die Wissenschaft löst dieses Letztbegründungsproblem mit Definitionen. Beispielsweise kann ich beweisen, dass die Lichtgeschwindigkeit 299.792.458 m/s beträgt. Aber ich kann nicht beweisen, dass ein Meter auch wirklich einen Meter lang ist. Die Wikipedia sagt dazu:

„Ein Meter ist definiert als die Länge der Strecke, die das Licht im Vakuum während der Dauer von 1/299 792 458 Sekunde zurücklegt.“

Das ist kein Beweis, da es ein sogenannter Zirkelschluss ist: Ich messe die Geschwindigkeit des Lichts mit der Einheit Meter pro Sekunde und  definiere einen Meter wiederum anhand der Lichtgeschwindigkeit. Mein kleines philosophisches Wörterbuch sagt, dass so ein Zirkelschluss ein fehlerhafter Beweis ist, weil das schon voraussetzt, was er eigentlich beweisen will.

In der Physik spielt das erst einmal keine große Rolle, denn die Scientific Community hat sich darauf geeinigt, wie lang ein Meter ist. Eine Definition ist nichts anderes als eine Übereinstimmung, etwas so und nicht anders zu nennen. In der Philosophie nennen wir soetwas ein Dogma: Ein Satz, den wir benutzen, um andere Sätze zu beweisen, den wir selbst aber als gegeben annehmen.

Aber ein Dogma ist gerade deshalb auch eine sehr schwache Letztbegründung. Denn was, wenn jemand kommt und sagt: „Ich glaube aber, dass ein Meter definiert ist durch die Länge meines Unterarms“? Wir hätten nur schwache Argumente dagegen: „Wir haben uns aber darauf geeinigt“ ist jetzt nicht unbedingt der heilige Kral der Begründungen.

Natürlich ist dieses Beispiel Blödsinn, niemand würde das tun. Das wäre ja, als würde ein Mann amerikanischer Präsident werden, der behauptet, dass es keinen Klimawandel gibt, obwohl Kalifornien buchstäblich austrocknet. Als würde er behaupten, die USA würden von Immigranten überrannt, obwohl die Zahl der Einwanderer auf einem historischen Tiefstand ist. Als würde er sagen, Sein Vorgänger hat nichts gegen illegale Einwanderer getan, obwohl Obama mehr Menschen abgeschoben hat als jeder seiner Vorgänger. Oder als würde dieser Mensch behaupten, Mexiko werde für eine Mauer zahlen, die die USA an der Grenze bauen wollen, obwohl die mexikanische Bevölkerung nur kollektiv den Kopf schüttelt. Wenn jemand sich soweit von der Wahrheit entfernt hätte, würde ihn doch niemand mehr zum Präsidenten wählen. Oder?

Die Frage nach dem Wesen der Dinge

Platons Ideenlehre ist der Versuch unsere Wahrheit auf ein stabiles Fundament zu stellen. Sie ist eine konsequente Weiterentwicklung von Sokrates’ „Was ist …?“-Frage, der Frage nach dem Wesen der Dinge. Erinnert euch: Wir hatten auch schon bei Sokrates gesehen, dass dieser und mit ihm natürlich auch sein Schüler Platon zwischen dem Begriffsumfang und der Begriffsbedeutung unterscheidet. In der Philosophie nennen wir diese Unterscheidung auch die von Sinn und Bedeutung oder die Unterscheidung von Intension und Extension.

Die „Was ist …?“-Frage wird in den platonischen Dialogen oft zunächst extensional beantwortet. Also: Was fällt denn alles unter den Begriff? Auf welche Dinge in der Welt trifft der Begriff zu?

Zum Beispiel: Was ist gerecht? Gerecht ist, wenn alle ein gleich großes Stück Kuchen bekommen. Gerecht ist, wenn jemand, der ein Flüchtlingswohnheim anzündet, dafür verurteilt wird, genauso wie jemand, der eine junge Frau in Freiburg umgebracht hat. Gerecht ist, wenn meine Tochter (9) genauso oft Pfannkuchen wie Brokkoli zum Abendessen bekommt. Das sind alles Einzelfälle, die unter den Begriff der Gerechtigkeit fallen. Es ist die Extension oder Begriffsumfang von „Gerechtigkeit“.

Wenn aber Sokrates und Platon fragen „Was ist Gerechtigkeit?“, dann geht es ihnen nicht um diese Einzelfälle, stattdessen wollen sie wissen, was all diesen Fällen gemeinsam ist. Was ist der Sinn von Gerechtigkeit? Was ist die Intension des Ausdrucks?

Die Idee als Antwort

Und diese Frage ist verdammt schwer zu beantworten, daher werden die frühen platonischen Dialoge immer ohne Ergebnis abgebrochen. Gegen Ende seiner frühen Phase und dann besonders in seinen mittleren Dialogen findet Platon schließlich die Antwort: Die Bedeutung von Gerechtigkeit ist die Idee der Gerechtigkeit. Die eine perfekte, wahre, unkorrumpierte Gerechtigkeit. Und alle unsere alltäglichen Vorstellungen von Gerechtigkeit sind bloß unperfekte, immer fehlerhafte Abbilder der Idee der Gerechtigkeit.

Zwei Kuchenstücke können immer nur mehr oder weniger gleich groß sein. Ein Gericht, das einen rechtsradikalen Brandstifter verurteilt, müsste eigentlich auch die geistigen Brandstifter mitverurteilen. Wenn die Tagesschau über den Mord durch einen Geflüchteten in Freiburg berichten soll, dann müsste sie auch über alle 300 Mordfälle berichten, die jedes Jahr von Deutschen verübt werden. Und meine Tochter und ich werden uns niemals darüber einig werden, wann wer wie oft Pfannkuchen oder Brokkoli essen soll. Doch auch wenn wir vielleicht nie wahre Gerechtigkeit erleben, glauben wir daran, dass es so etwas wie echte, objektive Gerechtigkeit gibt, denn sonst könnten wir nicht darüber sprechen, Gerechtigkeit nicht zum Maßstab unseres Handelns machen. Platon war der Meinung, dass diese echte, objektive Gerechtigkeit nichts anderes ist als die Idee der Gerechtigkeit. Und genauso, wie dieser ethische Begriff, so haben alle unsere Konzepte und alle Dinge in der Welt eine Idee, die ihnen zugrunde liegt.

Ausblick

Damit haben wir jetzt geklärt, was der Status oder die Aufgabe einer Idee ist, aber wir haben noch nicht daran gerührt, was denn nun die Eigenschaften der Ideen sind. Was ist eine Idee?  Um diese Frage werde ich mich beim nächsten Mal kümmern. Ich danke euch, dass ihr mir eure Zeit geschenkt habt.

Literatur

 

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