Platon – Der Staat

Heute geht es endlich um Platons Staat. Ich stelle euch die Gesellschaftsform und die Institutionen vor, die Platon für seine Utopie vorsah. Ich kläre die Frage, wer herrschen soll und frage mich, warum das jetzt gerecht sein soll. Ihr könnt euch das als Video ansehen oder darunter das Transkript lesen.

Heute möchte ich Platons idealem Staat richtig auf den Zahn fühlen und euch darlegen, wie Platons Vision aussah. Also, blicken wir wieder in den Text:

Das ideale Staatsmodell

Nachdem Platon sich darüber ausgelassen hat, was die passende Erziehung ist und damit vor allem meinte, vor welchen seiner Meinung nach schädlichen Einflüssen es die Kinder zu schützen gilt, wendet er sich nun der Frage zu, wer in seinem idealen Staat herrschen soll.

Platon entwirft in der Folge ein Gesellschaftsmodell mit drei Kasten: Den Herrschern, den Soldaten und dem Stand der Handwerker, Bauern und Händler. Jeder Stand und jeder Bürger hat die Pflicht zum Gemeinwohl beizutragen, indem er das für den Staat tut, was am ehesten seiner Natur entspricht. Remember, remember: Jedem das Seine. Die Bauern, Handwerker und Händler haben die Aufgabe, alles herzustellen, was die Gesellschaft braucht. Die Soldaten sollen den Staat sowohl nach außen schützen, also militärisch, als auch nach innen, also polizeilich. Die Herrscher schließlich sollen, nun ja: herrschen!

Normalerweise wird die Standeszugehörigkeit vererbt, allerdings werden alle Kinder von den Herrschern einer Eignungsprüfung unterzogen und können so gegebenenfalls doch lieber einer anderen Kaste zugeordnet werden. Der Staat plant und lenkt die Fortpflanzung: Er kann sie sowohl befehlen, als auch verbieten zum Wohle der Eugenik und der Bevölkerungsentwicklung. Behinderte oder vom Staat unerwünschte Kinder werden ausgesetzt oder ermordet. Das klingt äußerst brutal und ist es auch, war jetzt aber keine ganz neue Idee von Platon, sondern wurde im antiken Griechenland durchaus so praktiziert. Jedes zweite griechische Drama beginnt mit einem ausgesetzten Kind.

Weiter im Text: Damit sich die Soldaten und die Herrscher nicht gegen das eigene Volk wenden können, ist ihnen der Besitz von Privateigentum verboten, sie haben keine eigene Wohnungen, keine Reichtümer, sie leben in Gemeinschaften und werden vom dritten Stand mit allem versorgt, das sie brauchen. An dieser Stelle möchte ich euch erinnern, dass Platon und seine Kumpel mehrfach versucht hatten, den idealen Staat in Syrakus zu etablieren. Na? Habt ihr eine Idee, warum das gescheitert ist?

Der Verzicht auf Privateigentum soll deshalb davor schützen, dass sich die Soldaten und/oder Herrscher gegen das eigene Volk wenden, weil er die einzelne Soldaten und Herrscher unbestechlich macht. Denn sie könnten nichts mit entsprechenden Reichtümern anfangen. Gute Idee, das muss ich ja mal zugestehen. Quasi die platonische Variante von Transpareny International. Wobei auch das meiner Meinung nach übersieht, wie kreativ Menschen werden können, wenn es um Bestechung geht. Aber unabhängig von Bestechung, hilft diese Maßnahme vor allem nichts gegen einen Putsch, womöglich erhöht sie sogar die Gefahr …

Platon lässt auch Adeimantos den Einwand fomulieren, nämlich dass die Herrscher ihren Job wohl nicht gerade gerne machen werden. Schließlich haben sie den ganze Stress der Regierung, ohne die Früchte zu ernten. Sokrates erwidert, dass gar nicht so klar sei, ob nicht ein derart asketisches Leben am Ende viel glücklicher macht. Klassischer Platon: Askese macht glücklich! Genau! Warum hatten die Griechen noch gleich mit Dionysos einenn saufenden und Sex-Partys feiernden Hippie-Jesus als Gott? Gut: Sex verbietet Platon diesmal nicht.

Aber es komme – so Platon – auch nicht auf das Glück der Herrscher an, sondern darauf, dass am Ende dem gesamten Staat möglichst viel Gutes zukomme. Wenn dafür eine kleine Gruppe zurückstecken müsse, dann sei das vertretbar.

Da drin steckt das Prinzip das ein paar Jahrtausende später vom Utilitarismus aufgegriffen wurde: Der Staat hat für das größtmögliche Glück für die größtmögliche Zahl seiner Bürger zu sorgen. Aber natürlich entkräftet dies unseren machtpolitischen Einwand überhaupt nicht: Klar kannst du argumentieren, dass das moralisch hochwertiger ist. Aber ob das die Leute mit den Waffen und die Leute, die die Gesetze schreiben werden, auch so sehen?

Was ist daran gerecht?

Anyway: Das waren sie schon, die groben Züge von Platons Staat. Die Frage ist, was daran jetzt so gerecht sein soll? Platon sagt, dass das Prinzip, welches ich ganz am Anfang dieser Folge erwähnte, die Gerechtigkeit an diesem Staatsmodell ausmacht: Dass jeder Bürger dem Stand zugeordnet wird, der am ehesten seinen natürlichen Neigungen entspricht – der Grundsatz „Jedem das seine“.

Aber dieser Grundsatz wird hier noch weiter gedacht: Indem jeder zum Gelingen des Staates beiträgt, tut jeder seine Pflicht also das Seine. Platon setzt außerdem die drei Stände mit den drei Teilen der Seele gleich, die wir kennengelernt hatten: Vernunft, Gefühle und Triebe. Demnach ist bei jedem Menschen einer dieser drei Teile dominant und er soll dann in die damit assoziierte Kaste kommen: Die Vernünftigen sind natürlich die Herrscher, die Emotionalen sind die Soldaten und die Triebgesteuerten kommen in den dritten Stand.

Wer soll herrschen?

Spannend an Platons Utopie ist für uns noch die Frage, wer in diesem Staat herrschen soll. Wie also bestimmt wird, wer geeignet ist für die Herrscherkaste. Die Antwort kennt ihr wahrscheinlich alle, sie gehört ebenfalls zu den berühmtesten Überlieferungen Platons. Aber selbst wenn ihr sie nicht kennt, so ist sie nicht sonderliche überraschend, sondern verharrt in Platons Egozentrismus: Die Herrscher müssen Philosophen werden oder die Philosophen Herrscher.

Warum gerade die? Nun, abgesehen davon, dass Philosophen bei Platon eh immer am coolsten sind, schlagen wir hier mal wieder den Bogen zurück zum Höhlengleichnis: Nur Philosophen haben die Idee des Guten gesehen und können so nach jahrelanger Auseinandersetzung mit dem Guten weise und gerecht herrschen.

So, das soll für heute reichen. Beim nächsten Mal werde ich Platons politische Philosophie abschließen, indem ich mich einerseits noch einmal frage, wie er auf so crazy shit kommen konnte. Und andererseits werde ich mal ein paar ganz klitzekleine Problemchen von Platons Theorie des idealen Staats ansprechen.

 

Die 17 besten Meine-Tochter-Tweets 2017

Wie bereits 2016 und 2015, möchte ich auch nicht vorenthalten, was die 17 Meine-Tochter-Tweets waren, die im vergangenen Jahr besonders gut bei euch ankamen. Ohne lange Vorrede, hier kommen sie:

Platz 17: Neurologische Reaktion

Platz 16: Check auf der Erziehungsliste

Platz 15: Mit Spielzeug in der Hand klettern

Platz 14: Chefin

Platz 13: Schlimmer als Sex

Platz 12: Sie soll die Kindergärtnerin fragen

Platz 11: Einhörner und Gin Tonic

Platz 10: Aufstehn!

Platz 9: Keine Pizza

Platz 8: 3 Tage krank

Platz 7: In den Himmel

Platz 6: Schnee und Weihnachten

Platz 5: Tote Socken

Platz 4: Gelb

Platz 3: Liebe und Tauben

Platz 2: Leckere Nudeln

Platz 1: Weißes Krokodil

12 von 12 im Januar 2018

So sah mein 12. Januar aus …

Aufstehen – etwas später …

Da wir wegfahren wollten, hatte ich mir den Freitag freigenommen. Es gab Kaffee im Bett.

Außerdem hatte ich Zeit, die neuste Podcastfolge für den Spätfilm zu schneiden. Im Augenblick läuft der #Japanuary, in dem es darum geht, japanische Filme zu gucken. Mit Kamil von den Archivtönen habe ich ‚Die Frau in den Dünen‚ und ‚Tokyo Story‚ besprochen.

Ein Armbruch ist kein Beinbruch

Am Donnerstag hatte ich die Arbeit vorzeitig verlassen müssen. Meine Tochter (10) war beim Schlittschuhlaufen mit dem Hort gestürzt. Der Nachmittag bestand dann aus Wartezimmern, Behandlungszimmern, Wartezimmern, Röntgenzimmern, Wartezimmern, Behandlungszimmern, Wartezimmern, Behandlungszimmern und schließlich stand fest: Der Arm ist gebrochen. Der Gips wird grün.

Auf Reisen

Während die Dame mit der Tochter zur Gipskontrolle fuhr (es wurde überprüft, dass der Arm nicht über Nacht so sehr angeschwollen ist, dass der Gips ihn abschnürt), legte ich letzte Hand ans Gepäck. Dann ging es los.

Mit Tram, …

… Euro City …

… und Inter City ging es in ein …

Beschauliches schwäbisches Städtle

Wir nutzten nach unserer Ankunft das schwindende Tageslicht, um noch einmal einen Bummel durch die Kleinstadt-Idylle zu machen.

Albernheiten inklusive.

Als das Himmelslicht aus und die beschauliches Stadtbeleuchtung anging, machten wir uns auf den Heimweg.

Bier und Bett

Ein alkoholfreies Weizen trank ich noch. Ihr wisst schon: Das Jahr hat gerade begonnen, die guten Vorsätze noch frisch im Hirn verankert. Ich habe mir vorgenommen, erst einmal eine Weile auf Alkohol zu verzichten.

Ein paar Seiten las ich anschließend noch in ‚Ein Buch Namens Zimbo‚*. Ein Buch von Max Goldt stand schon lange auf meiner Wunschliste. Als Jugendlicher hatte ich eine Zeitlang Titanic gelesen und Goldts Kolumne immer sehr geliebt (Goldt würde heftig abstreiten, dass es sich um eine Kolumne handelte). In meiner WG zu Studienzeiten lag eine Weile lang eines von Max Goldts Büchern auf der Toilette und es war einer der lustigsten Texte, die ich je gelesen habe. Vor etwa einem Jahr las ich dann ein Interview mit dem Autor (er würde heftig abstreiten, dass er Interviews gibt) und wollte meine Beziehung mit Goldt gerne wieder auffrischen.

So kam ich an ‚Ein Buch Namens Zimbo‚. Heute habe ich es zu Ende gelesen. Und, was soll ich sagen? Max Goldt ist alt geworden. Er ist noch immer äußerst gewandt im Umgang mit Worten und ein brillanter Beobachter (Goldt würde das heftig abstreiten). Aber er schreibt auch vieles, was einfach nur nach Grumpy Old Man, an dem die Gegenwart zu schnell vorbeirast, klingt.

¯\_(ツ)_/¯

Wir lesen uns nächsten Monat. Oder … Gleich! Dann veröffentliche ich hier meine 17 besten Meine-Tochter-Tweets 2017. Schaut doch mal rein.

 

*Tückischer Afilli-Link: Wenn ihr das Buch kauft, bekomme ich eine winzige Provision und freue mich.