12 von 12 im Mai 2016

Der 12. Mai kam und ging. Es ist also mal wieder an der Zeit, euch von meinem Tag anhand von 12 Bildern zu erzählen. Aber, was soll ich sagen: Es war ein ziemlich unspektakulärer Tag. Er begann, wie immer, mit

Kaffee

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Meine Tochter (1) ist derzeit mal wieder in einer Phase, in der sie Schlafen nicht so knorke findet. Was bleibt mir also anderes, als mit Kaffee gegen die Müdigkeit anzukämpfen?

Der Weg zur Arbeit

Da mir ein langer Arbeitstag bevorstand, habe ich gleich vier der Zwölf Fotos auf dem Weg dahin gemacht:

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Wenn das Wetter so toll ist, wie derzeit, fahre ich mir dem Rad. Zunächst fahre ich die schöne Frankenallee hier im Gallus runter.

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Da der Güterplatz wegen Bauarbeiten derzeit gesperrt ist, muss ich dann leider ein Stück auf der Mainzer Landstraße fahren. Doch das ist schnell vorbei und ich werde entschädigt wenn ich …

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… ab dem Westhafen …

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… am Main entlangfahre, bis ich …

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… am Osthafen ankomme. Da hinten links arbeite ich dann in einer der hippen Werbeagenturen. Bis ich …

Mittagspause

… mache.

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Die Mittagspause verbringe ich dann wieder am Wasser, wenn es das Wetter zulässt. Derzeit lese ich dabei meistens das tolle Buch „Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht?“ von Francois Truffaut.

Bald ist Schlafenszeit

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Abends war ich dran, die Kleine ins Bett zu bringen. Die aus irgendeinem Grund plötzlich auf die Idee kam, aufzuräumen. Keine Ahnung, wieso. VON MIR HAT SIE DAS NICHT!!!

Vorbilder

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Als ich das Kinderzimmer für die Nacht vorbereitete, fiel mir dieses neue Kunstwerk meiner Tochter (8) ins Auge. Bei Disney ist eine neue Moderne ausgebrochen, die mit starken Frauen einhergeht und über die ich mich für meine Töchter sehr freue. Das begann schon 2010 mit Tangled, der aber letztlich noch zu stark in den alten Prinzessinen-Konventionen gefangen blieb. Aber 2013 legte Disney dann mit Frozen ein Meisterwerk vor. Eines fernen Tages werde ich mal ganz ausführlich darüber scheiben oder sprechen, wie genial Frozen ist, aber nicht heute. 2014 wollte Disney mit der Realverfilmung Maleficent nachlegen, aber das scheiterte trotz guter Idee an der katastrophalen Umsetzung. Und 2016 folgte jetzt Zootopia als neuester Streich mit der toughen Hasen-Polizistin Judy Hopps, die ihr oben portraitiert seht. Ich finde es so cool, dass meine Töchter mit so starken Vorbildern aufwachsen dürfen und nicht nur Prinzessinnen haben, die ständig gerettet werden müssen.

Bananeira

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… Ist der Bananenbaum. So nennen wir in der Capoeira den Handstand. Mein Capoeiralehrer forderte mich auf Facebook auf, dass eines der 12 Bilder ein Handstand sein sollte. Bitteschön! Dass ich mich kurz vorher richtig schön auf die Fresse gelegt habe und jetzt einen dicken blauen Fleck am Knie habe, ist zum Glück nicht auf dem Foto und wird für immer mein Geheimnis bleiben. Äh … Moment …

Jetzt ist Schlafenszeit

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Ich bin kaputt, daher gehe ich ins Bett, als es noch nicht einmal ganz dunkel ist und da fällt mir diese kitschige Schönheit ins Auge.

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Jetzt aber gute Nacht! Und bis nächsten Monat …

12 von 12 im April 2016

Was dieses 12 von 12 ist? Das hier!

Aufstehen

Um 6:45 Uhr quälte ich mich mühsam aus dem Bett. Aber diese Qual wurde mir beim Blick aus dem Fenster wiedergutgemacht: Es versprach, ein schöner Tag zu werden.

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Warten aufs Frühstück

Meine Tochter (1) kann mittlerweile besorgniserregend gut klettern, wie ihr hier sehen könnt. Während die Dame und ich das Frühstück bereiten und Meine Tochter (8) deckt, wartet die Kleine ungeduldig.

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Frühstück

Es gibt exquisites Roggen-Weizen-Mischbrot mit einem delikaten Frischkäse Bestrich in raffiniert mundgerechten Schnittchen serviert.

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Für mich gibt es Kaffee. Mit Milch.

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Zur Schule

Die Schule hat nach den Osterferien wieder begonnen. Das heißt, dass meine Tochter (8) als erste das Haus verlässt. Wir müssen dann jeden Morgen einer enttäuschten Einjährigen klarmachen, dass sie erst in einer halben Stunde ihre Schuhe anziehen darf.

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Der Weg zur Arbeit

Hatte ich schon erwähnt, dass ich einen neuen Job habe? Bei gutem Wetter kann ich auf dem Rad am Main entlang zur Arbeit fahren. Es gibt wahrlich schlimmeres!

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Arbeit!

Ich mache jetzt in einer Agentur Social Media für ein sehr großes Unternehmen. Oder wie es der Bruder der Dame romantisch ausdrückte: „Du hängst also den ganze Tag auf Facebook rum und wirst dafür auch noch bezahlt!“
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Mittagspause

Einer der vielen Vorteile meines neuen Jobs ist, dass die Agentur direkt am Frankfurter Osthafen ist. Die Mittagspause verbringe ich bei gutem Wetter gerne am Wasser.

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Der Heimweg

Wenige Stunden später geht es schon wieder nach Hause. Schon als ich losfahre, sehe ich Blitze am Himmel. Aber die sind über Offenbach, da kann mir doch in Frankfurt nichts passieren! Falsch gedacht … Kurz darauf fahre ich durch strömenden Regen nach Hause. Aber es ist warm und riecht nach Frühling.

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Abendbrot

Zuletzt hatte ich eine 25-Stunden-Stelle, außerdem Elternzeit und zuletzt Arbeitslosigkeit. Daher habe ich bisher immer sehr viel Zeit mit meinen Töchtern verbringen können. Damit ist jetzt erst einmal Schluss. Wenn ich heimkomme, gibt es Abendessen und anschließend gehen die Mädchen ins Bett. Ich bin heute mit der kleinen dran …

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Abendstimmung

Dann haben wir Feierabend. Weil Die Dame neulich eine Wette mit mir verloren hat, steht ein Kasten Bier auf dem Balkon. Als ich uns zwei Flaschen hole, bietet sich mir dieser schöne Anblick.

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Nachtlektüre

Kurz darauf geht es auch für uns ins Bett. Ja, ich lese noch immer an „Unendlicher Spaß“ und es wird noch eine Weile so bleiben, denn das Buch hat 1600 Seiten, ich bin erst auf Seite 250-irgendwas und da das Buch Ameisenfußstapfen große Schrift hat, schaffe ich eigentlich nie mehr als 5-10 Seiten am Abend.

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Das war der Tag, wir sehen uns nächsten Monat!

12 von 12 im März 2016

Etwas verspätet kommen hier meine #12von12.

Aufstehen

Morgens um 7 Uhr ging es aus den Federn, erst weckte mich meine Tochter (8) und wir verkrümelten uns ins Wohnzimmer, damit die Dame noch weiterschlafen kann. Kurz darauf war auch meine Tochter (1) munter, Sie und ihr „Tüdi“ leisteten uns Gesellschaft.

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Frühstück

Gegen 9:00 Uhr gab es dann ein üppiges Frühstück. Ich muss dringend mal wieder anfangen, Kalorien zu zählen, sonst plustere ich komplett auf.

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Derweil in der Küche

Meine Tochter (1) kann mittlerweile ziemlich gut auf Stühle klettern. Dann setzt sie sich an den Tisch und erkundet, was es auf diesen so zu sehen und zu tun gibt. Das Ergebnis sieht dann so aus …

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Ikeable Beziehung

… ist eine schöne Wortschöpfung von Sascha Lobo (glaube ich). Eine Beziehung ist dann ikeable, wenn man sich traut, gemeinsam zu Ikea zu fahren. Allerdings war in diesem Fall die Dame unter der Woche mit dem Opa dort, während ich in meinem neuen, tollen Job arbeiten musste. Die Regale fürs Kinderzimmer mussten wir entsprechend am Wochenende aufbauen …

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Fertig

Nicht nur das Regal war fertig, auch wir … Es ist toll, dass ich jetzt wieder einen Job habe, aber das bedeutet leider auch, dass wir den ganzen Haushaltskram auf den Samstag verschieben müssen und so das Wochenende zur Rackerei wird.

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Raus in die Kälte

Die Rackerei hatte auch nach dem Regalbau noch kein Ende. Die Dame bot sich an, zu putzen, während ich die Kinder raustrieb und …

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Vorräte

… einkaufte. Wie ihr seht nur lauter supergesunde, vernünftige und verantwortungsvolle Elterneinkäufe!

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Erstmal ein gesunder Salat

Ich glaube, ich hatte schon erzählt, dass meine Tochter (8) eine strikte Pfannkuchen-Nudeln-Diät macht. Wir haben sie auf einmal alle vierzehn Tage Pfannkuchenessen heruntergehandelt. Samstag war es aber mal wieder so weit.

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Vorlesen

Meine Tochter (8) und ich lesen gerade den zweiten Band der Tintenwelt-Trilogie von Cornelia Funke. Der erste Band war ganz okayisch. Aber der zweite fängt furios an und ist bislang auch wirklich schön geschrieben.

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Elternfeierabend

Nachdem die Kleinen im Bett waren, sah ich eine Folge der Serie „Fresh Meat„. Eine alberne britische Serie über eine Student/innen-WG.

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Die Wette

Kurz darauf gesellte sich die Dame zu mir aufs Sofa und wir sahen gemeinsam Zodiac. Wir haben da eine Wette am laufen und bislang sieht es gut aus …

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Unendliche Müdigkeit

Als wir ins Bett gingen, las ich noch ca. 1/2 Seite in meinem Buch bevor mir die Augen zufielen.

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12 von 12 im Februar 2016

Es ist schon wieder ein Monat um und es ist Zeit für 12 von 12. Das war mein Tag am 12 Februar 2016:

Morgens geht meine Tochter (8) als erste aus dem Haus, um in die Schule zu kommen. Ja, obwohl wir in der großen, bösen Stadt Frankfurt wohnen, kann meine Tochter alleine zur Schule gehen … Hier habe ich schon einmal einen (wie ich finde) sehr differenzierten Beitrag zu diesem Dauerbrenner der Kindererziehung verfasst. Jedenfalls haben die Dame, meine Tochter (1) und ich dann immer noch eine kleine Ruhepause, bevor auch wir das Haus verlassen um zur Arbeit und zur Krippe zu kommen. Die nutze ich zwischen Vorlesen oder Ballspielen für einen Kaffee.

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Auf dem Weg zur Krippe. Diese Leihfahrräder der Deutschen Bahn sind so nervig wie eine Wunde an der Lippe, an der du nicht aufhören kannst, mit der Zunge herumzuspielen. Dadurch, dass die Leiher/innen sie nur in einem ungefähren Bereich abstellen müssen, stehen sie immer im Weg. Dann passiert regelmäßig so etwas nettes und rücksichtsvolles wie hier.

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Auf dem Heimweg fand ich den neuesten Kandidaten für meine kleine Instagramsammlung „Aschenputtel war hier„. Mir ist vor geraumer Zeit mal aufgefallen, wie oft Menschen Schuhe im öffentlichen Raum verlieren oder zurücklassen. Das ist mir ein absolutes Rätsel, weil ich noch nie einen Schuh verloren habe. Klar, wenn es ein Kinderschuh ist, wie hier, kann ich das erklären. Aber auch Erwachsene scheinen regelmäßig einschuhig nach Hause zu gehen …

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Nachdem ich den Krümel zu einem Vormittag voller Spiel und Spaß abgegeben habe, setze ich mich zu Hause an meinen Computer um zu schreiben. Ich habe mit meiner Platon-Staffel auf YouTube angefangen und neben anderen Texten noch einmal am Skript für die zweite Folge gefeilt. Ich bin noch immer arbeitslos. 🙁 Allerdings stehen die Vorzeichen gut, dass sich das bald ändern könnte. 🙂 Mehr sage ich nicht, auch wenn ich nicht abergläubisch bin. Man weiß ja nie, wer alles mitliest, besonders, wenn man in Digitalien arbeiten will.

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Arbeitslos zu sein hat zumindest den Vorteil, dass ich zwischendurch meine Capoeira-Hausaufgaben machen kann. Wir arbeiten zurzeit an unserer Ginga (das ist der Grundschritt in der Capoeira) und diese Woche ging es um Selbstanalyse: Was ist gut an meiner Ginga, was schlecht. Welche Variationen fallen mir leicht, welche schwer. Außerdem sollten wir uns ein Vorbild auf YouTube suchen und uns daran orientieren. Mir gefällt sehr der Stil von Mestre Kibe. Hier könnt ihr ihn euch ansehen.

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Dann geht es auch schon wieder los, um meine Tocher (1) von der Krippe abzuholen. Gegenüber unseres Hauses ist ein kompletter Häuserblock hochgezogen worden. Mit dem Rohbau sind sie nun fast fertig, sodass der erste Kran mit Hilfe eines noch größeren mobilen Krans abgebaut wurde. Meine Tochter (1) hat ihn leider verpasst, obwohl sie doch „Totos“ (Autos) so gerne mag …

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Dann ging es endlich ins Wochenende! Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Laut Google sind es immerhin 850 Meter von der Krippe nach Hause und der Krümel ist sie zum ersten Mal komplett gelaufen. Sie fand es auch gar nicht gut, wenn ich bei Straßenübergängen darauf bestand, sie an die Hand zu nehmen.

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Zuhause erwartete uns schon eine Deckenhöhle im Schlafzimmer. Leider gab es später zwischen meiner Tochter (8) und mir einen ziemlich großen Streit um die Frage, wer dafür verwantwortlich ist, diese Höhle wieder abzureißen und aufzuräumen.

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Man hat es eben nicht leicht mit diesen Kindern …

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Doch ein leckerer Kaffee beruhigt die Nerven und hält an einem langen Abend wach.

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Denn an diesem Abend nahmen die Dame und ich noch die neueste Folge unseres Podcasts Spätfilm auf. Wir sprachen über Hitchcocks Das Fenster zum Hof*, ein extrem guter Film. Wir bewerten in jeder Folge den besprochenen Film, erstellen daraus unsere eigenen Filmcharts und Rear Window ist ein ganz heißer Kandidat für die neue Spitzenposition. Zu hören gibt es das in Kürze, wenn ich die Folge geschnitten und durch Auphonic gejagt habe.

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Dann ging es ins Bett. Wie ich letzten Monat schrieb, versuche ich immer noch ein paar Seiten zu lesen. Mittlerweile lese ich Unendlicher Spaß* von David Foster Wallace und werde wohl noch eine Weile an dem Schinken sitzen, denn er hat 1600 Seiten und ungefähr Schriftgröße 2. Das Buch ist … schwierig. Nach 150 Seiten ist es noch immer nicht über die Vorstellung eines komplexen Geflechts von Protagonisten herausgekommen. Einige der Kapitel waren großartig, andere zäh. Mal sehen, wie es sich entwickelt. Ich werde sicher noch eine Weile daran sitzen und kann dann hier ja berichten.

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*Hinterhältiger Affili-Link: Wenn ihr das Buch oder den Film kauft, bekomme ich eine winzige Provision und freue mich.

12 von 12 im Januar 2016

Auch im Januar habe ich mich wieder an dieser Blogparade beteiligt und 12 Fotos von meinem 12. Tag des Monats gemacht. Los geht’s:

Wenn wir morgens um 6:45 Uhr aufstehen, ist es noch immer dunkel. Ich mag den Winter deswegen nicht so sehr, aber wenn sich so schöne Wolkenspiele bei Sonnenaufgang zeigen, dann ist das auch okay:

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Jetzt blogge ich doch tatsächlich übers Wetter! Aber dass es seit zwei Wochen mehr oder weniger am Stück regnet, nervt mich ungemein. Als ich meine Tochter (1) zur Krippe brachte, war zum Glück eine kurze Regenpause, sodass sich dieser schöne Anblick bot.
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Ich bin derzeit arbeitslos, was eher so :-/ ist. Wenn ihr eine Stelle in Frankfurt für mich habt, nur her damit. 😉 Zwischen all den Bewerbungen blieb mir da gestern aber auch noch Zeit für einen kurzen Nachruf auf David Bowie.

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Ehrlich gesagt, habe ich dann die 12 von 12 total vergessen und erst am späten Nachmittag fiel mir das wieder ein. Meine Tochter (8) ist beim Essen gerade in einer strickten Pfannkuchen- und Spaghetti-Phase, was das Kochen etwas schwierig gestaltet, besonders da Tochter (1) fast alles aber keine Pfannkuchen mag. Wir versuchen uns abzuwechseln mit Gerichten, die uns Erwachsenen schmecken und bei denen meine Tochter dann Brot isst und solchen, die ihr schmecken. Außerdem versuchen wir die beiden Optionen, die sie uns lässt, zu variieren. Daher gab es gestern Waffeln.
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Ein weiteres Problem beim Abendessen ist, dass meine Tochter (1) mittlerweile herausgefunden hat, wie sie aus ihrem Kinderstuhl aufstehen kann. Weswegen sie das Essen irgendwann – meist sehr abrupt – abbricht. Aber mit Puppe auf Papas Schoß gesellt sie sich dann doch noch einmal zu uns, was mir die Gelegenheit gab, ein Foto von ihrem wirklich saucoolen Batman-Pullie zu machen.

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Im Winter geben wir unserem Kind mal ausnahmsweise kein Heroin, auch wenn es so aussieht. Stattdessen gibt es Vitamin D, bis wieder genug Sonne scheint, damit die Haut das selbst produzieren kann.

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Dann habe ich da noch ein Projekt auf YouTube, wo ich über Philosophie quatsche und für das ich gerade meine Platon-Staffel vorbereite. Da die Dame heute ausging, hatten wir besonders früh gegessen und bevor ich die Kinder ins Bett bringen musste, hatte ich noch etwas Zeit. Da sich beide Kinder gerade selbst amüsierten, habe ich noch ein wenig in diesem Buch von Walter Bröcker gelesen. Das Buch kann ich nur empfehlen, es hat mir schon im Studium treue Dienste geleistet und ist eine exzellente Interpretationshilfe.

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Tochter (1) bekam dann noch den traditionellen Schlummertrunk …

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… bevor es ins Bett ging.

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Nachdem die Kleine eingeschlafen war, las ich der Großen noch Harry Potter vor. Wir sind beide große Fans und haben schon vier Bände durch (ich berichtete), nun schlagen wir uns gerade mit der teuflischen Professorin Umbridge herum! Doch als das Kapitel zu Ende war, war dann auch die zweite Schlafenszeit des Tages angesagt.

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Schließlich machte ich es mir auf dem Sofa gemütlich, und verbrachte meinen Abend allein ;-( damit Terminator Genysis (oder Genisys?) zu sehen. So fand ich ihn. Dazu gab es alkoholfreien Äppler, Wasser und Orange.

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Schließlich ging es auch für mich ins Bett. Ich notiere mir seit, über 10 Jahren alle Bücher, die ich gelesen habe. Nachdem ich 2014 so wenig wie noch nie gelesen habe (also Bücher, im Internet hingegen jede Menge), war ich geradezu schockiert und nahm mir vor, wieder jeden Abend vor dem Schlafengehen zu lesen. Das hat ganz wunderbar funktioniert und auch 2016 halte ich an dieser Gewohnheit fest. Herta Müllers Buch Atemschaukel ist übrigens fantastisch. Es spielt in einem russischen Arbeitslager, aber der triste Handlungsrahmen wird durch die wunderbare Sprache von Müller sehr schön kontrastiert.

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Ca. 30 Minuten nachdem ich das Buch beiseite gelegt hatte, musste ich übrigens wieder aufstehen, da meine Tochter (1) fand, sie habe nun genug geschlafen.

¯\_(ツ)_/¯

Die weihnachtliche Matriarchin

Fünf Weihnachtsfeste – Nummer 4 von 5 – Weihnachten in den 2010ern

Sie war eine Matriarchin. Ihr Mann war lange tot und sie lebte allein in dem 50er-Jahre-Haus, in dem seit 50 Jahren sich nichts mehr verändert hatte, in einer Stadt im Harz, die seit 50 Jahren im Niedergang begriffen war. Im düsteren Flur ihres düsteren Hauses hing an einem fransigen Schlüsselband ein längst verblichener Mitgliedsausweis irgendeines CDU-Parteitags.

Die Dame, also meine Dame, hatte Weihnachten wie in ihrer Kindheit feiern wollen. Daher waren wir mit unserer Tochter, ihr Bruder mit seinem Sohn und der Großvater zur Urgroßmutter in den Harz gefahren. Nur die geschiedene Mutter der Familie blieb fern und mit ihr auch jegliche Illusion, die Kindheitserinnerung der Dame wieder aufleben zu lassen.

Das Wochenende war eigentlich ganz gut angegangen. Okay, ehrlich gesagt hatte es eher so mittelgut begonnen: Wir wurden vom ungezogensten Hund, den ich je kennenlernen durfte, begrüßt, indem er gefühlte fünf Stunden an uns hochsprang und dabei so laut bellte, dass jede Unterhaltung unmöglich war. Abends musste die Matriarchin unbedingt ihre Rosamunde-Pilcher-Verfilmung gucken. Dies tat sie in einer solchen Lautstärke, dass eine Unterhaltung für uns andere wiederum unmöglich war. Aber sonst lief es ganz gut.

Doch am Morgen des Heiligen Abends kam meine Tochter weinend ins Gästezimmer. Die Uroma habe ihr wehgetan, sie sogar geschlagen! Nach unserem ersten Schock bekamen wir irgendwann heraus, dass die Matriarchin ihre Urenkelin wohl auf Alte-Menschen-Art hatte auf die Wange tätscheln wollen und dass die Gischt-durchtriebenen Finger sich dabei wohl in der Stärke vertan hatten.

Ich dachte mir, dass das kleine Missverständnis sich doch bestimmt aus der Welt räumen ließe, nahm meine Tochter bei der Hand und ging ins angestaubte Wohnzimmer. Ich sagte der Uroma, dass sie meiner Tochter wehgetan habe und dass ich mir sicher sei, dass sie das nicht beabsichtigt habe und dass sie dies doch meiner Tochter sagen solle und sich entschuldigen möge für die verursachten Schmerzen, damit kein Schatten auf der Beziehung über Generationen hinweg liege. Bewusst formulierte ich butterweich, damit sie nicht glaube, ich mache ihr den Vorwurf der Kindesmisshandlung.

Doch mit dem, was dann folgte, hatte ich wirklich nicht gerechnet. Die Matriarchin fuhr aus der Haut. Aber so etwas von! Sie lasse sich diese Anschuldigung nicht gefallen, was mir denn einfiel so mit ihr zu reden, sie in ihrem eigenen Haus zu kritisieren und überhaupt solle meine Tochter sich nicht so anstellen, sprach sie und rauschte aus dem Zimmer. Ich war einfach nur sprachlos.

Den Rest des Tages wichen die Matriarchin und ich uns aus und sprachen kaum miteinander. Nach unserer „Auseinandersetzung“ – ich traue mich fast nicht das so zu nennen, denn was da geschehen war, war so bizarr und ihr Ausbruch so aus dem Nichts gekommen – war sie erst einmal aus dem Haus gerauscht und hatte sich Zigaretten gekauft. Nun sahen wir sie meist griesgrämig guckend auf der Terrasse sitzen und rauchen.

Doch bevor mein Konflikt mit der Matriarchin die nächste Brennstufe erreichte, geschah noch etwas anderes, nicht weniger bizarres an diesem Weihnachtsfest. Die Dame, meine Tochter und ich gingen vor der Bescherung noch zum Kindergottesdienst. Wir bekamen einen Platz in der ersten Reihe mit einer hervorragenden Sicht auf das weniger hervorragende Spektakel. Kurz bevor das Krippenspiel und mit ihm die Christmesse beginnen sollten, rauschte ein Mann in mittleren Jahren mit langem Mantel durch den Mittelgang, kniete vor dem Altar nieder und begann inbrünstig zu beten. Wir dachten zunächst, das sei Teil der nun kommenden Inszenierung. Doch dann kam die Pfarrerin der protestantischen Gemeinde und begann mit dem Mann zu sprechen. Sie versuchte ihn vom Boden aufzuhelfen und an den Rand zu geleiten, damit die Kinder ihre Show abziehen konnten. Indes sah der Mann gar nicht ein, zu gehen. Stattdessen verstärkte er mit jedem Versuch der Pfarrerin, ihn hinwegzukomplementieren die Lautstärke seiner von Herzen kommenden Gebete. Rasch sprangen zwei Bauern mit breiten Kreuzen und roten Gesichtern der Pfarrerin bei und zerrten den nunmehr schreiend Betenden aus der Kirche. Ich habe wirklich noch nie eine so unchristliche Aktion an Weihnachten gesehen. Wobei ich ehrlich zugebe, dass ich nicht weiß, was ein angemessenes Verhalten gewesen wäre. Es war bizarr.

Als wir wieder im Haus der Matriarchin eintrafen, sollte eigentlich die Bescherung beginnen. Doch stattdessen zitierte mich die Matriarchin in die Küche. Sie schloss die Tür. Dann begann sie eine Rede herunterzurasseln, die sie sich offensichtlich vorher zurecht gelegt hatte – wahrscheinlich während sie zornig rauchend auf der Terrasse saß. In vielfacher Ausführung legte sie mir zornig dar, dass es mir an Respekt mangele, dass ich mich unter ihrem Dach befinde und dass sie so nicht mit sich reden lasse. Einmal wagte ich, nachzufragen, was ich eigentlich gesagt habe, dass sie dermaßen entsetzte. Doch sie schleuderte mir nur entgegen, dass sie darüber nicht diskutiere und wiederholte alle ihre Vorwürfe ein Dezibel lauter.

In dem Moment resignierte ich, schaltete ab, ließ die alte Frau reden und bemitleidete sie nur noch dafür, dass ihre starren Regeln von Ehre und Respekt, von denen der Stuck des 19. Jahrhunderts abbröckelte, gerade dafür sorgten, dass sie in den wenigen ihr noch bleibenden Jahren ihre Urenkelin nie wieder sehen würde. Denn ein Haus, in dem man mir den Mund verbot ohne mir überhaupt zu sagen, warum, würde ich und mit mir meine Tochter sicher nie wieder betreten.

Krebs zu Weihnachten

Fünf Weihnachtsfeste – Nummer 3 von 5 – Weihnachten in den 2000ern

Krebs. Fuck. Da saß ich nun am 23.12. allein in meiner Wohnung in Aachen, draußen wirbelten die Schneeflocken – es würde zum ersten Mal seit Jahren weiße Weihnachten geben – und meine Mutter hatte mir eben am Telefon verkündet, dass mein Vater Krebs hatte und noch am nächsten Tag, am heiligen Abend operiert werden musste.

Die ganze Familie wusste es schon lange. Nur mir hatten sie es nicht gesagt. Ich war Mitte 20, wohnte 400 Kilometer entfernt in meiner eigenen Wohnung, wusch meine Wäsche selbst, studierte und jobbte nebenher und dennoch sah meine Mutter in mir noch immer das Nesthäkchen der Familie, das es vor bösen Nachrichten zu beschützen galt, weswegen sie mich vor dieser Hiobsbotschaft hatte verschonen wollen. Erst, als es nicht mehr ging – da ich am nächsten Tag in den Zug steigen würde, um in mein Mittelhessisches Kaff zu fahren – da rief sie an und berichtete mir, dass ich morgen meinen Vater nicht oder wenn, dann nur auf der Intensivstation sehen werde.

Es war ein hartes Jahr am Ende einer Reihe harter Jahre für mich gewesen. Ich war nach dem Zivildienst nach Aachen gezogen. Alleine. Ich war zum ersten Mal seit dem Kindergarten nicht mehr mit meinen beiden besten Freunden zusammen. Wir waren auf alle drei Schulen gemeinsam gegangen und hatten sogar den Zivildienst an der gleichen Sonderschule gemacht. Doch dann war Schluss. Wenn man, wie wir 16 Jahre lang durch Kindheit und Pubertät hindurch befreundet ist, dann ist die Freundschaft mal dicker und mal dünner. Aber die beiden nicht länger quasi täglich zu sehen, war eine merkwürdige Erfahrung.  C. war für ein Jahr nach Australien gegangen und M. wie die Hälfte unseres Abi-Jahrgangs nach Berlin.

Mich zog es nach Aachen. Na ja, eher trieb es mich dorthin – Odysseus-Style. Natürlich hatte ich mich auch in Berlin um einen Studienplatz beworben. Mit meinem Abischnitt von 1,7 sollte das ja kein Problem sein. Ja, Pustekuchen! Ich wurde zum Nebenfach Philosophie zugelassen und solle beim Immatrikulieren einfach mal schauen, was sonst noch so frei sei. So machten es die anderen. Na vielen Dank. Leipzig sagte ab, in Hamburg und Aachen kam ich auf die Nachrückerlisten.

Nur aus Freiburg bekam ich eine Zusage. Ich also ab in den Süden gefahren, um mich zu immatrikulieren und eine Wohnung zu suchen. Dass ich für die Dauer meiner Wohnungssuche keinen Platz in einer Jugendherberge, kein Zimmer und keine Pension in der Innenstadt fand, machte mich stutzig. Ich musste mir ein Zimmer in einem Kaff im Speckgürtel der Stadt suchen, da alles in der Innenstadt zu teuer oder ausgebucht war.

Wie sich herausstellte, war der Wohnungsmarkt noch schlimmer  als der für Touristen. Es gelang mir schlichtweg nicht, eine Wohnung zu finden, die ich mir halbwegs leisten konnte. Später erfuhr ich von einer ehemaligen Klassenkameradin, dass es ihr ähnlich ergangen war, sie sich in einem Schwarzwaldkaff eingemietet hatte, täglich nach Freiburg pendelte und die Augen offenhielt, bis sie ein WG-Zimmer fand.

Ich zögerte und haderte. Doch als eines Tages eine Zusage aus Aachen reinflatterte, ließ ich Freiburg sausen und landete schließlich im äußersten Westen der Republik, im Dreiländereck. Jedem Politiker, der gerade wieder davon faselt, die Grenzen zu schließen, sollte man mal einen Trip nach Aachen empfehlen und ihm zeigen, wie Europa wirklich geht. Die Vorstellung dort die Grenzen dichtzumachen ist einfach nur absurd.

Jedenfalls war der Neustart für mich schwer. Ganz allein in dieser Stadt. Ich wohnte im verrufenen Aachener Ostviertel in einer Mischung aus WG und Apartment – Wir teilten uns das Bad, aber die einzelnen Zimmer hatten quasi Wohnungstüren und Küchenzeilen. Warum auch immer … Meine Vermieterin kümmerte sich kaum um die Wohnung, alles war am verfallen. Zwei der fünf Zimmer standen leer, weil es reinregnete. Zwei weitere wurden von meinem einzigen Mitbewohner in Beschlag genommen, der ein übler Messi war und auch den Rest der Wohnung mit seinem Zeug vollstellte, von dem er die Hälfte daließ, als er nach einem halben Jahr oder so auszog.

Obwohl ich eine spätere gute Freundin, mit der ich in ein paar Jahren noch in eine WG ziehen sollte, schon in meiner ersten Woche an der Uni kennenlernte, brauchte ich insgesamt lange, um Freunde zu finden. Ich war einsam. Doch irgendwann ergab sich alles, wie sich immer alles ergibt. Doch als für mich schließlich alles rosig war, merkte ich, dass ich nicht das Zentrum des Universums war. Innerhalb meines Freundeskreises verliebte sic hder falsche Junge in die falsche falsche Mädchen, eine WG, die ein Anker dieser Clique war, zerbrach und ehe ich mich versah, waren drei Viertel meines Freundeskreises auch schon wieder aus Aachen verschwunden und das Gefühl der Einsamkeit stellte sich wieder ein.

Die Vorlesungszeit war in diesem Jahr ungewöhnlich lange gegangen und aus einem Grund, an den ich mich nicht mehr erinnere, konnte ich auch nicht den Ferris Bueller machen, sondern musste bis zum bitteren Ende auf den harten Holzbänken sitzen. Doch jetzt war das alles egal, waren meine eigenen Probleme und Sorgen plötzlich so nichtig und klein, als stammten sie aus einem Reinhard-Mey-Lied. Krebs. Mein Vater hatte Krebs.

Am 24. schulterte ich meinen Reiserucksack und fuhr mit der Bahn in mein mittelhessisches Kaff. Ich weiß noch, dass die Bahnfahrt aufgrund des anhaltenden Schneefalls das reinste Chaos war. Die Deutsche Bahn hielt sich an ihre Klassiker: Verspätungen, Zugausfälle und überfüllte Wagen. Von Köln an musste ich stehen und ständig drängten noch mehr Menschen in den Wagen, bis es so eng war, dass ein Autist in meiner Nähe einen Overload bekam. Stumm beobachtete ich, wie komisch die anderen Menschen reagierten. Manche waren angewidert, andere versuchten den jungen Mann zu beruhigen. Ich erinnere mich noch, dass mir auffiel, dass alle den Mann dutzten. Ein bisschen abnormes Verhalten und schon verliert man sein Anrecht auf das ‚Sie‘, dachte ich mir. Keine Ahnung, ob das stimmt oder nur schön klingt.

Als ich in meinem Elternhaus ankam, war die Stimmung gespannt, aber mit Blick auf die Umstände recht gut. Die Operation war gut gelaufen, meine Mutter hatte meinen Vater bereits besucht und am Nachmittag durften wir auch kurz auf die Intensivstation des Kreiskrankenhauses. Es war bereits dunkel, als wir drei Kinder nun alle Erwachsen durch den Schnee, den Berg hinauf stapften, auf dem das Krankenhaus meiner Geburtsstadt auch heute noch steht. Ich habe so gut wie keine Erinnerungen mehr an die Intensivstation. Obwohl ich dieses Krankenhaus kenne, selbst schon dort lag und auch oft andere besucht hatte, weiß ich nicht mehr, wo wir langgingen, was wir tun mussten, um uns von Keimen zu befreien und wie dicht wir an unseren Vater heran durften. Alles woran ich mich noch erinnere, ist der Anblick dieses Mannes, der immer meine Welt getragen hatte, der für alle meine Probleme Lösungen hatte und der mir mir immer alles hatte erklären können, das ich nicht verstand. Er war so klein. Er war so zerbrechlich.

Aber es ging ihm – wieder den Umständen entsprechend – gut, sodass meine Geschwister, meine Mutter und ich erlöst den Heiligabend begehen konnten. Mein Bruder holte uns eine Flasche Rotwein aus dem Weinkeller meines Vaters. Er suchte extra eine Flasche aus, von der es insgesamt drei gab. Natürlich war es die falsche und als mein Vater aus dem Krankenhaus entlassen wurde, klärte er uns auf, dass wir einen recht teuren Wein weggesoffen hatten, den er extra zum Einlagern und Reifenlassen oder was auch immer gekauft hatte.

Heute, mehr als ein Jahrzehnt später, geht es meinem Vater gut.

Ich verblogge meine Erinnerungen an fünf Weihnachtsfeste. Vielleicht interessiert euch auch, wie ich Weihnachten in den 90ern als Teenager oder in den 80ern als Kind erlebte.

Ausgehen am Heiligen Abend

Fünf Weihnachtsfeste – Nummer 2 von 5 – Weihnachten in den 1990ern

Weihnachten war und ist bei uns eine so streng familiäre Angelegenheit, als handele es sich bei uns um den Cast von Star-Wars-Filmen. Schon als Kind hatte ich Höllenqualen durchzustehen, weil meine Eltern nicht wollten, dass ich bereits am ersten Weihnachtsfeiertag meine neuen Schätzen meinen Freunden vorführte. Frühestens am zweiten Feiertag konnte ich einen zaghaften Versuch wagen, die familiäre Trutzburg zu durchbrechen und hinaus die Freiheit der mittelhessischen Kleinstadt und dann weiter zu meinen Freunden zu gelangen.

Schlimmer wurde das noch, als ich in die Pubertät kam und begann, abends wegzugehen. Meine Kumpels erzählten, wenn ich sie dann zwischen den Jahren endlich wiedersah, wie cool der Heiligabend gewesen war und ich hatte nur die familiäre Langeweile und bestensfalls noch eine Sichtung von Stirb Langsam im Spätprogramm zu bieten. In meinem mittelhessischen Kaff gab es die Tradition, dass sich nach der Bescherung und dem Essen die Dorfjugend in einer bestimmten Kneipe traf, um dort die heilige Nacht mit reichlich Alkohol ausklingen zu lassen. In diesem Kaff gab es auch nur 1,35 Kneipen, in die man unironisch gehen konnte und nicht auch noch Gefahr lief, einem Bekannten der eigenen Eltern oder gar Lehrer der städtischen Gesamtschule zu begegnen. Mir aber blieb Jahrelang diese eine Freude des heiligen Abends vorenthalten.

Es war ja auch längst nicht mehr so, dass Weihnachtsfeste bei uns noch immer die großen Familienereignisse waren. Mein sechs Jahre älterer Bruder war längst ausgezogen und hatte mittlerweile seine eigene Familie. Er kam nur noch am zweiten Weihnachtsfeiertag vorbei, sodass nur meine Schwester und ich mit Eltern und der Großma („das lohnt sich doch alles gar nicht mehr“) unterm Baum hockten, sofern meine Schwester nicht gerade bei einem ihrer Auslandsaufenthalte war.

Schließlich kam aber ein Weihnachtsfest, an dem ich aus meinem Leid fliehen konnte wie Kurt Russell aus New York, indem ich aus dem Leid eines meiner Freunde meinen Nutzen zog. Die Eltern jenes Freundes hatten sich gerade scheiden lassen. Einige Monate zuvor hatten wir uns beide noch darüber ausgetauscht, dass sowohl seine, als auch meine Eltern nun getrennte Schlafzimmer haben. „Ja, meine Mutter ist genervt davon, dass mein Vater immer schon vor fünf Uhr wach wird“, sagte ich. „Das soll angeblich auch deren Beziehung helfen“, sagte er. Meinen Eltern hat es anscheinend geholfen, zumindest sind sie noch heute ein Paar, seinen nicht …

Aus irgendeinem Grund, an den ich mich nicht mehr erinnern kann, war dieser Freund dann am Heiligabend komplett allein zu Hause. Das war meine Chance! Das alljährliche, christliche Besäufnis fand mal nicht in der Kneipe statt, sondern in einem 70er-Jahre-Einfamilienhaus in einer Straße mit Blumennamen. Das war meine Gelegenheit: Endlich konnte ich auch mal am heiligen Absacker teilhaben. Alles, was ich dazu tun musste, war, die Wahrheit ein kleines Bisschen zu strecken. So erzählte ich meiner Mutter, wie schlecht es meinem Freund ging – was sicher auch stimmte, wenngleich wir testosteronsprotzenden Teenager nicht im Traum daran dachten, uns das anmerken zu lassen. Doch als echte Freunde, erläuterte ich meiner Mutter, hatten wir beschlossen, dass wir ihn an diesem Abend nicht allein lassen dürfen. Daher wollten wir in kleiner Runde noch bei ihm zusammenkommen, um ihm in dieser schweren Zeit beizustehen. Dem konnte meine Mutter natürlich nichts entgegensetzen sodass ich nach Bescherung und Essen mich schließlich vom Acker machen durfte.

Wenn ich das so recht bedenke, dann war das eigentlich gar keine Lüge. Gut, die Runde war etwas größer als klein und ich verschwieg meiner Mutter auch, dass Alkohol und THC mindestens genauso für uns da waren wie unsere Freundschaft, aber im Grunde war es eine sehr christlich-weihnachtliche Angelegenheit. Ein Freund machte eine schwere Zeit durch und wir waren auf unsere Art und Weise für ihn da. So, wie das wahrscheinlich nur Teenager können.

Falls Ihr im Kontrast dazu die Geschichte eines Weihnachtsfests aus meiner Kindheit nachlesen wollt, dann werdet ihr hier fündig.

Eine Lego-Ritterburg zu Weihnachten

Fünf Weihnachtsfeste – Nummer 1 von 5 – Weihnachten in den 1980ern

Jetzt wird es hier besinnlich! Ich beglücke euch in der Weihnachtswoche mit fünf Geschichten zu Weihnachten aus dreieinhalb Jahrzehnten. Ein ambitionierter Plan und wie so oft werde ich ihn wahrscheinlich nicht einhalten. Aber ich kann es ja mal versuchen. Es soll um Geschenke, Kindheit, Freunde, Teenager, Krankheiten, Familie und Streit gehen. Beginnen werde ich mit einem Weihnachtsfest in den 1980ern und einer Lego-Ritterburg.

Da war sie: Hochglanzdruck auf viel zu dünnem Papier – die Lego-Ritterburg! Wie jedes Jahr kurz vor dem Fest blätterten meine Geschwister und ich im Vedes-Spielzeug-Katalog und träumten davon, was wohl am heiligen Abend unterm Tannenbaum liegen würde. Mein großer Traum in diesem Jahr war die Lego-Ritterburg. Ich weiß nicht mehr genau, ob Lego das Ritterthema erst in jenem Jahr ins Programm nahm oder ob in meiner Grundschulfilterblase die Burg zum neuesten heißen Scheiß ausgerufen worden war. Ich weiß ja nicht einmal mehr genau, welches Jahr es war.

Es gab in der Ritter-Reihe neben kleineren Gebäuden, wie der Schmiede oder den Gasthof, eine kleine und eine große Ritterburg. Und ich wünschte mir nichts sehnlicher als die Große. Doch es war klar, dass ich die nie bekommen würde, daher flehte ich meine Mutter an, dass ich doch bitte, bitte, bitte –mit Streuseln obendrauf – die kleine Burg bekomme. Wir waren nicht arm, sondern eine gut-mittelständige Familie, mit gemietetem Haus, zwei Autos, zwei Katzen drei Kindern und einer Oma, die wir Großma nannten, im Souterrain. Aber wir waren auch nicht reich und im Gegensatz zur Dorfprominenz aus meiner Schule bekam ich nicht alles, was ich mir wünschte. Ich schnitt die kleine Burg aus dem Katalog aus und dazu noch ein paar der anderen kleineren Gebäude. Falls ich die Burg nicht bekommen würde, dann zumindest ein Gebäude mit Zinnen, das in meiner Fantasie zu einer Burg werden konnte.

Weihnachten war in meiner Kindheit immer wundervoll. Meine Mutter schmückte das ganze Haus, wir buken Plätzchen und im Kassettenrecorder liefen Rolf und seine Freunde auf „heavy Rotation“. Irgendwann fuhren dann meine Eltern samstags mal ohne uns Kinder weg in die mittelgroße mittelhessische Metropole, um „sich mit dem Christkind zu treffen“ und wir Kinder wussten: Es wird ernst. Weihnachten ist nicht mehr fern.

Meine Geschwister und ich teilten uns einen Lindt-Advenzkalender, wobei meine Geschwister mir immer den „Vortritt“ ließen, sodass ich zwar immer das erste Törchen öffnen durfte, aber nie die großen am 6. und 24. Die ganze Familie fuhr kurz vor Weihnachten mit dem Bully in den Wald und wir klauten ganz unchristlich eine Tanne. In meiner Erinnerung war natürlich immer alles weiß verschneit. Die Bäume waren hingegen nicht immer die tollsten. Einmal war einer so ungleichmäßig mit Zweigen bestückt, dass mein Vater ein Loch in den Stamm bohrte, dort noch einen zusätzlichen Tannenzweig reinsteckte und festleimte.

Am heiligen Abend war dann immer schon morgens das Wohnzimmer abgeschlossen und sogar die Rolläden wurden herabgelassen. Das geschah nur an diesem Tag, da das Fenster des Wohnzimmers riesig war und der Rolladen entsprechend schwer. Doch diese Mühe gingen meine Eltern lieber ein, als zu riskieren, dass ein Kind sich auf die Terrasse schleicht, um einen so vorzeitigen wie vorwitzigen Blick zu riskieren.

Wir Kinder mussten unsere Zimmer aufräumen, Geschenke für unsere Eltern einpacken. Auch unserer Großma schenkten wir immer was, obwohl sie jedes Mal meinte, das sollten wir lieber lassen, „das lohnt sich doch gar nicht mehr“. Es sollte sich noch mindestens 15 Jahre lohnen und in der Zwischenzeit mussten wir Kinder baden und uns schick machen. Zwischendurch wurde fleißig „Warten aufs Christkind“ geguckt, bevor alle außer meiner Mutter, die noch „was vorbereiten musste“ in die Kirche gingen. Der Pfarrer in meinem mittelhessischen Kaff nahm seine Aufgabe stets sehr ernst und sprach so monoton, dass auch garantiert jedes Kind nur von der Bescherung träumte. Obwohl wir alle nicht getauft waren, sang meine Schwester immer im Kirchenchor, in einem Jahr sogar mit einem gebrochenen Fuß.

Nach der Kirche war es dann endlich soweit: Wir gingen alle noch einmal in unsere Zimmer um unsere Geschenke für Eltern und Großma zu holen und versammelten uns anschließend wieder vor der Wohnzimmertür. Das dauerte alles immer quälend lange. Aber irgendwann klingelte dann endlich ein Glöckchen und für uns Kinder stand fest: Das Christkind war da gewesen!

Die Türen öffneten sich und überall im Wohnzimmer brannten Kerzen – natürlich auch am Baum. Lichterketten kamen erst im Laufe meiner Kindheit dazu und dann auch immer nur als Ergänzung, nie als Ersatz der Kerzen. Und unter dem Baum lagen Geschenkehaufen, mysteriös mit Tüchern abgedeckt. Denn zuerst mussten wir Kinder noch etwas vortragen: Singen, ein Gedicht aufsagen oder Flöte spielen. Doch schließlich war es so weit: Meine Mutter zog die Tücher weg und wir durften uns über unsere Geschenke hermachen. Ich schnappte mir ein mittelgroßes, das gewiss kein Buch oder Kleidungsstück war und riss schnell das Papier auf. Meine großen Augen erblickten die Lego-Schmiede und ich war verzückt. Ich weiß noch, dass ich mich überschwenglich bei meinen Elten bedankte – offensichtlich hatte ich schon durchschaut, vom wem die Geschenke kamen – und sagte, dass ich die Burg gar nicht mehr brauche. Hinten auf den Anleitungen waren immer Vorschläge, was man sonst noch aus dem gelieferten Legostein-Satz bauen konnte, damit ließ sich bestimmt etwas anfangen, das burgähnlich war. Aber der Abend war noch nicht zu Ende und als ich mir ein weiteres Paket schnappte und aufriss, war sie tatsächlich da: Die Lego-Ritterburg! Natürlich nicht die große, damit hatte ich nicht gerechnet, aber „trotzdem“ der ganz große Traum.