Ein Loblied auf meine Nachbarn

Ich möchte mal eine Menschengattung loben, die sonst meist Schimpf und Tadel erntet: Die Nachbarn. Denn die Nachbarn in unserer neuen Wohnung sind einfach super. Da ich, werte Leser, in Bezug auf Nachbarn ein gebranntes Kind bin, freue ich mich umso mehr über die hiesige Hausgemeinschaft.

Das Leiden der anderen

Mein Leid mit den Nachbarn vergangener Tage und Wohnungen fing 2005 an, als ich mit zwei Kommilitoninnen eine WG geründete. Fairerweise muss ich zugestehen, dass die Nachbarn auch unter uns litten, denn wir hatten nicht bloß einen Kicker-Tisch und eine Freude an Partys bis in die frühen Morgenstunden; nein, wir hatten vor allem eine große Wohnung in unmittelbarer Nähe der Pontstraße, Aachens Partymeile Nummer 1. Sodass mehrmals wöchentlich bei uns vorgeglüht wurde.

Dennoch war es eher Saruman-Style, dass zwei unserer damaligen Nachbarn gleich eine Abmahnung durch unseren Vermieter bewirkten, bevor sie uns auf ihre Bedürfnisse ansprachen und dass in der Abmahnung Dinge wie „permanentes Hämmern und Sägen“ oder „Zu lautes Türenschließen“ beklagt wurden. Die Krönung war, dass ich eines Tages, einen Eimer Wasser über den Kopf bekam, weil sich ein Nachbar daran störte, dass ich im Garten grillte. Welcher Nachbar das war, konnte ich leider nicht feststellen, weil der heldenhafte Kämpfer für saubere Luft das Fenster geschlossen hatte, bevor die Schwerkraft sich daran erinnert hatte, was sie mit Wasser macht und auch auf meine – sagen wir mal – nicht ganz so freundlichen Aufforderungen, sich erkennen zu geben, nicht reagierte.

High Noon an der Mülltonne

Die nächste Wohnung war meine erste gemeinsame mit der Dame und auch dort standen wir mit den Nachbarn auf größerem Kriegsfuß als Bushido mit Toleranz. So hatte ich eine unschöne Begegnung der dritten Art mit dem Hausdrachen, einer Rentnerin, deren Lebensinhalt im Verbotsschilderaufhängen im Treppenhaus und in der ordentlichen Mülltrennung bestand. Wir trafen uns an einem stickigen Sonntag zu High Noon an den Mülltonnen und sie forderte mich auf, meinen Papiermüll gleichmäßig auf alle vier Papiermülltonnen zu verteilen.

Ich so: „Warum?“
Sie so: „Warum was?“
Ich so: „Warum soll ich meinen Müll auf alle Mülltonnen verteilen? Ist es nicht sinnvoller, erst eine Mülltonne voll zu machen und sich dann liebevoll der nächsten Tonne zuzuwenden?“
Sie so: „Nein, der Papiermüll muss gleichmäßig verteilt werden.“
Ich so: „Aber warum?“
Sie so: „Darum!“
Ich so (lachend): „Sorry, aber ‚darum‘ verliert mit dem Abschluss der vierten Klasse seinen Status als Argument.“

Leider war der Hausdrache nicht das einzige Ärgernis in diesem Haus. Als instantane Abstrafung für meine eigenen Lärmbelästigungen nur kurz zuvor setzte der Allmächtige den „Lutscher“ in die Wohnung über uns. Lutscher, den wir aufgrund einer vagen phonetischen Ähnlichkeit zu seinem Vornamen so nannten, war ein alleinstehender Herr in den Vierzigern. Lutscher konnte nicht viel für die Leiden, die er uns bereitete, denn zu seinem eher dickhäutigen Auftreten kam hinzu, dass dies nun wirklich das hellhörigste Haus war, in dem ich je gelebt habe. So wachten wir morgens auf, wenn Lutscher den Radiowecker singend begleitete und „Like a Virgin“ oder „blinded by the light“ intonierte.

Leider hatte Lutscher eine Vorliebe für Kriegsfilme, die im Surroundsound dann durch unser Schlafzimmer dröhnten und mindestens einmal ist er vor dem Fernseher eingeschlafen, sodass ich während der ganzen Nacht immer wieder hochschreckte, sobald der Pro7-Jingle ertönte, der die nächste Werbepause ankündigte. Doch Lutscher war auch kein Unschuldslamm, so ließ er mehrmals täglich Dinge zu Boden fallen, bei denen es sich akustisch nur um Hanteln handeln konnte. Außerdem hat er einmal unser Bad unter Wasser gesetzt, weil er glaubte, eine verstopfte Badewanne am besten dadurch zu befreien, dass er hunderte Liter Wasser laufen lässt. Wasser, das sich dann eben andere Wege suchte…

Doch damit noch nicht genug: Außerdem gab es in dem Haus noch ein junges Pärchen, das wir politisch höchst unkorrekt „die Inder“ nannten. Die Inder stritten sich nicht nur immer sehr lautstark, sie hatten auch oft Besuch, mit dem sie bis in die frühen Morgenstunden feierten, um dann anschließend die Luftmatratze mit einem alten Blasebalg aufzupumpen der klang wie ein asthmakranker Brontosaurus. Einmal, als sie nachts begannen Staub zu saugen, ging ich dann doch mal hoch und klingelte. Durch die Milchglastür ihrer Wohnung konnte ich Frau Inder im Flur erstarren sehen, als die Klingel ertönte. Doch anstatt die Tür zu öffnen, löschte sie nur das Licht. Woraufhin ich lachend umkehrte und ihr noch durch das dünne Glas mitteilte, dass das Licht mich jetzt nicht gerade gestört habe.

Aber in dem Haus gab es auch tolle Nachbarn. Da war der verpeilte Frederick, der sich ständig irgendetwas von uns ausleihen musste, weil er es nicht hatte: Mehl, Butter, Möbel … Der unser Tochter zum ersten Geburtstag einen Bademantel schenkte, der ihr jetzt mit sechs Jahren dann doch mal passte … Und der schon mal vergaß, dass seine Scheidungstochter an diesem Wochenende bei ihm sein sollte, sodass die Teenagerin eben zwei Stunden bei uns rumhing, bevo Frederick nach hause kam. Da war Bastian, der hartnäckig freundlich sich immer wieder zu ihm oder sich zu uns einlud, und der mir das Ziegenproblem erklärte. Da war der LotRi-Nachbar, der an unserer DVD-Sammlung erkannte, dass wir „auch LotRi-Fans“ (Lord of the Rings) waren und uns daraufhin ein ziemlich cooles Die-Zwei-Türme-Poster schenkte. Und es gab den „Immer Grillen“-Nachbarn, der halt einfach immer grillte und uns auch immer gerne dazu einlud. Aber unter Lutscher zu wohnen, verdarb uns letzten Endes doch den Spaß.

Kloschüsseln und Rasenmäher

Als unsere Nerven nicht bloß wegen Lutscher, sondern auch wegen unserer kleinen Tochter schließlich zu dünn wurden, zogen wir um. Leider kamen wir nicht vom Regen in die Traufe sondern direkt in die Jauche-Grube. Die Miete in unserer letzten Aachener Wohnung war so verdächtig niedrig, dass sie uns Warnung genug hätte sein sollen.
In dem Haus wohnten vier Parteien und eine war schlimmer als die andere. Ganz unten wohnte eine Familie von Snobs, die jedes Mal ins Treppenhaus stürmte, wenn man die Haustür nicht vorsichtig genug schloss. Gut, dafür hatte ich noch Verständnis nach unseren jüngsten Erlebnissen. Aber eines Tages, als meine Tochter mitten in der Trotzphase einen Wutanfall hatte, weil ich neben dem Wocheneinkauf und dem Laufrad nicht auch noch sie die Treppe hochtragen wollte, stürmte Frau Snob aus ihrer Wohnungstür und geiferte, dass sie ja Verständnis für Kindererziehung habe, aber bitte nicht im Treppenhaus!
Im zweiten Stock wohnte der Messi. Nicht der Lionel, sondern der Sammler. Und ich sage das nicht, wie man das mal scherzhaft zu jemanden sagt, der oder die etwas unordentlich ist. Ich nenne Messi jemanden, mit dem ich ein halbes Jahr diskutieren musste, bis er unseren Kellerraum von seinem Kram befreite. Seine Sachen standen bei uns im Kellerraum, weil sein Keller bis unters Dach vollgepackt war. Nachdem er seinen Krempel aus unseren Raum geräumt hatte, legten die Dame und ich dort die dickste Plastikfolie aus, die wir für Geld kaufen konnten, weil die untersten Schichten des Krempels schon so sehr verwest waren, dass wie sie nicht vollständig vom Boden loslösen konnten – Sie bildeten eine untrennbare Einheit. Der Messi hatte zum Beispiel drei Kloschüsseln im Keller stehen und vier Rasenmäher – in einem Haus ohne Garten. Man kann ja nie wissen, wofür man die noch gebrauchen kann …
Doch am schlimmsten war die Familie über uns. Eine Familie mit einen schizophrenen erwachsenen Sohn, der leider keinen Bock hatte, seine Medikamente zu nehmen oder gar zur Therapie zu gehen sondern der ein ernstes Drogenproblem hatte. Ich will da nicht in die Details gehen aber es gab unschöne Szenen und phasenweise hatte ich richtig Angst. Besonders als ich ein halbes Jahr vor der Dame und meiner Tochter nach Frankfurt zog, um dort einen Job anzutreten.

The Return of the Hausdrachen

In Frankfurt wohnte ich höchst illegal zur Untermiete in einer Genossenschaftswohnung für einen Appel und ein Ei. Mein illegitimer Status machte es äußerst unangenehm, dass ich bald schon dem dortigen Hausdrachen, beziehungsweise dem Hausdrachen-Rentner-Paar bekannt war und anscheinend als Quelle allen Übels identifiziert wurde. Dabei befolgte ich brav alle Ge- und Verbote, damit ich nicht aufflog. Dennoch waren die Drachen ganz offensichtlich der Meinung, ich würde meine Tetrapacks nicht sorgfältig genug falten, da die gelben Tonnen immer überquollen. Jedenfalls teilten sie mir das eines Abends mit, als sie vor meiner Wohnungstür standen.
Es müssen dann wohl doch andere Nachbarn an der schändlich unsachgemäßen Müllbeseitigung beteilligt gewesen sein, jedenfalls versiegelten die Hausdrachen eines Tages kurzer Hand die gelben Tonnen mit Panzerklebeband und hingen im Treppenhaus Warnschilder auf, dass die Müllentsorgung nur noch Samstags zu bestimmten Uhrzeiten und unter ihren qualifizierten Blicken möglich sein werde. Dieser Mülldiktatur bereitete dann allerdings der Genossenschaftsvorstand schnell ein Ende. Woraufhin die Hausdrachen sich neuen Aufgabenfeldern zuwenden mussten…
Eines Abends saß ich auf dem Balkon und telefonierte mit der Dame im fernen Aachen. Als plötzlich eine nicht ganz so liebliche Stimme vom Nachbarbalkon herüberklang: „RAUCHEN SIE DA?!“

Ich so: „Guten Abend.“
Hausdrache so: „RAUCHEN SIE?“
Ich so: „Ja, in der Tat. Warum?“
Hausdrache so: „SCHMEISSEN SIE IMMER DIE KIPPEN IN DEN HOF?“
Ich so: „Gewiss nicht, werte Dame, ich bin im Besitz eines Aschenbechers.“
Hausdrache so: „WEIL DA LIEGEN IMMER KIPPEN IM HOF, DIE MUSS MEIN MANN DANN WEGFEGEN!“
Ich so: „Das bedauere ich, aber ich benutze – wie gesagt – einen Aschenbecher…“
Hausdrache so (die Balkontür schließend): „ABER NET IN DEN HOF WERFE!“

Schon ein wenig hämisch freute ich mich auf den Tag, an dem ich die Zwischenmiete beenden würde und die Hausdrachen feststellen mussten, dass wohl doch jemand anders der Quell des Übels sein musste…

Hampelmann im Hof

Meine Probezeit ging und mit ihr auch meine Zwischenmiete. Und nur 15 Wohnungsbesichtigungen später hatten wir eine habwegs bezahlbare Bleibe in Frankfurt gefunden. Zunächst schien alles ganz okay: Die Wohnung hatte eine hervorragende Lage mitten in Sachsenhausen, dafür war der Altbau in keinem sonderlich guten Zustand. Aber das hatte zum einen gewissen Charme und zum anderen den schönen Nebeneffekt, dass das von viel höheren Gebäuden umgebene kleine Haus perfekt vom Flug- und Straßenlärm abgeschirmt war, sodass es eine kleine Ruhepause mitten in der großen Stadt war.

Auch die Nachbarn waren allesamt sehr nett: Außer uns wohnten nur Polen in dem Haus, die auf tagsüber auf dem Bau arbeiteten und abends im Hof saßen uns davon träumten genug Geld verdient zu haben, um wieder in ihre alte Heimat zurückzukehren. Sie waren eine sehr nette Runde, aber natürlich gab es auch einen Haken: Der Vermieter wohnte im Nebenhaus.

Wenn ich euch einen Rat geben darf: Zieht nie in eine Wohnung, in der euer Vermieter euer Nachbar ist. Zumal in unserem Fall der Vermieter noch nicht einmal einen Job hatte, sondern von der Miete seiner drei Häuser leben konnte. Doch anstatt seine freie Zeit in die Pflege seiner Immobilien zu stecken, kam er lieber auf dumme Ideen: Eines Tages hingen mal wieder die allseits beliebten Verbotsschilder im Hof: Sämtliche Fahrräder sollten binnen 24 Stunden aus selbigen verschwinden, oder sie würden vom Schrotthändler abgeholt. Wir versuchten noch zwei Mal mit dem Vermieter zu reden, da wir unsererseits so manchen Mangel am Haus bisher ignoriert oder nur zaghaft angesprochen hatten: Man will ja nicht die gute Nachbarschaft verderben. Doch der Mann war es nicht gewohnt, dass man ihm widersprach und sah erst recht nicht ein, dass auf seinem Grundstück Recht und Gesetz gelten sollten. Also fingen wir an Briefe zu schreiben, Reparaturen einzufordern, Fristen zu setzen, die Miete zu kürzen. Vor einem Jahr zogen wir aus und vor wenigen Wochen, zwei Gerichtsprozesse später, haben wir erst den Rest unserer Kaution bekommen…

Die gute Seite der Nachbarschaft

Ihr fragt euch bestimmt schon, ob die Überschrift dieses Blogposts Satire war, aber jetzt kommt das Happy End. Versprochen!
Nun leben wir also seit knapp einem Jahr in diesem neuen Haus im (übrigens vollkommen zu Unrecht) verrufenen Frankfurter Gallus. Und alles ist anders. Seit ich hier wohne, musste ich noch nicht ein Paket von der Post holen, weil sich immer irgendein Nachbar fand, der es für uns annahm. Schon als wir einzogen, parkte ich mein Auto mal im Hof, um Kisten auszuladen, obwohl andere Nachbarn Miete für das Parken im Hof bezahlen müssen. Als dann ein solcher Nachbar mit seinem Auto kam, versicherte ich, dass ich gleich wieder weg bin, ich müsse nur noch schnell die eine Kiste hochtragen. Seine Antwort: „Machen Sie ruhig! Wenn man Kisten tragen muss, dann muss man Kisten tragen…“

Doch jetzt hatte meine Tochter (jetzt 7) Kindergeburtstag und ich war skeptisch, als die Dame Deko im Treppenhaus und an der Haustür anbrachte. Als gebranntes Kind rechnete ich wieder mit Verbotsschildern und Briefen vom Vermieter. Umso gerührter war ich, als wir dann am nächsten Morgen dies vor unserer Tür fanden:

geburtstagsgruesse
Geburtstagsgrüße

Frankfurt in Bildern #1 – Viele Dörfer

Ich mache sehr viele Fotos von Frankfurt und es ist eigentlich schade, dass die nur auf meiner Festplatte vergilben. Daher möchte ich eine kleine Fotoserie starten und euch meinen Blick auf Frankfurt zeigen. Die Bilder sind keine große Kunst, sondern nur meine Sichtweise. Ich stelle sie unter die Lizenz: CC BY 3.0 DE. Könnta mit machen, was ihr wollt, solange ihr meinen Namen nennt.

Babylon am Horizont
Babylon am Horizont

 

Das ist das Bild von Frankfurt, das der Rest der Republik hat. Die Türme der Banken, hier von Westen aus gesehen, stehen stellvertretend für die komplette Stadt. Aber die Frankfurter Rundschau schrieb mal: Frankfurt ist ein Dorf, oder besser, viele Dörfer.

Einfach nur Seckbach
Einfach nur Seckbach

Eine dieser Dörfer finden wir im Nordosten der Stadt: Seckbach. Ein verschlafenes Nest vor dessen Toren sogar die U-Bahn endet.

Schweizer Skylineblick
Schweizer Skylineblick

Und zu solchen idyllischen Flecken wie Seckbach bildet dann das großstädtische Zentrum den harten Kontrast. Wie hier von der Schweizer Straße in Sachsenhausen aus gesehen.

Von der Moderne vergessen
Von der Moderne vergessen

Aber gerade in Sachsenhausen finden sich dann zwischen den Bausünden des 20. Jahrhunderts und den Bürgerlichen Statussymbolen des 19. Jahrhunderts ein paar von der Moderne vergessene Schätze.

Downtown Mainhätten
Downtown Mainhätten

Auf der anderen Seite versucht auch das Bankenviertel rund um die Alte Oper sich einen neoklassizistischen Anstrich zu geben.

Versteckt
Versteckt

In Rödelheim, das uns ja bereits gut bekannt ist, hingegen wird klassische Architektur fast schon versteckt.

Die zwei Türme
Die zwei Türme

Der Main prägt Frankfurt sehr. Nördlich seiner Wasser liegt „Hibbedebach“ hier mit der neuen Europäischen Zentralbank im Bau, südlich des „Bachs“ liegt dann entsprechend „Dribbedebach“.

Hessischer Sandstein
Hessischer Sandstein

Der größte Stadtteil in Dribbedebach ist Sachsenhausen. Und in Sachsenhausen finden sich noch viele dieser typisch hessischen Sandsteinbauten. Für mich, als gebürtigen Hessen, bedeuten diese Häuser mit ihrem beigen Putz, der von rotem Sandstein eingefasst ist, dass ich zuhause bin.

Die neue EZB halbfertig
Die neue EZB halbfertig

Kontrastiert wird der Sandstein dann aber von den Stahl und Glas Exessen der Banken. Ständig wird ein neuer Turm gebaut, wie hier die Europäische Zentralbank im Ostend.

Neues wird hochgezogen
Neues wird hochgezogen

Seit ich 2010 nach Frankfurt gezogen bin, wurde die Skyline um drei Türme ergänzt, ein vierter wird gerade hochgezogen und unzählige weitere sind geplant.

Dornröschenschloss in Höchst
Dornröschenschloss in Höchst

Dass Frankfurt schon immer die Tendenz hatte, hoch hinaus zu bauen, sieht man allerdings in Höchst, ganz im Westen der Stadt, wo sich am Mainufer ein kleines Märchenschloss findet.

Die Skyline eingerahmt
Die Skyline eingerahmt

Die Türme sind aber nie allzuweit weg, man sieht sie immer irgendwo hervorblitzen wie hier am Uni Campus Westend.

Hinterhofsandstein
Hinterhofsandstein

Während man die alten Häuser oft in Hinterhöfen suchen muss, wie dieses hier mitten im Zentrum.

Making up the Prachtallee as we go along
Making up the Prachtallee as we go along

Im Westen zieht Frankfurt gerade das neue Europaviertel hoch und mit ihm eine standesgemäße Prachtallee, man will sich ja schließlich nicht hinter Paris verstecken müssen.

Belegte Brote
Belegte Brote

Während im äußersten Osten, in Fechenheim die Uhren etwas langsamer ticken, aber dafür auch alles ein wenig herzlicher zu sein scheint.

Der Bach im Abendsonnenschein
Der Bach im Abendsonnenschein

Die Frankfurter geben nicht nur ihren Stadtteilen sonderbare Namen, sondern auch vielen Hochhäusern. So ist der Runde Turm dort…

Westhafen
Westhafen

Das „Gerippte“. Ein Geripptes ist eigentlich ein Apfelweinglas mit traditionellem Muster und der grünlich schimmernde Turm hat eben ein solches, wenn man ihn aus der Nähe sieht.

Soll und Haben
Soll und Haben

Natürlich haben die Türme auch immer irgendwelche hochtrabenden Namen, aber der Frankfurter an sich nennt sie eben nicht bei diesen. So sagt er zum Beispiel zu den beiden Türmen der Deutschen Bank „Soll und Haben„.

We die it our way in Höchst
We did it our way in Höchst

Und dennoch findet man immer wieder dörfliche Ecken, wie hier in Höchst.

 

Das war der erste Streich meiner kleinen Frankfurter Bilderreihe und der zweite folgt… äh … irgendwann demnächst halt.

Topfpflanzen

Ich habe den ambitionierten Plan in meinen Osterferien täglich zu bloggen. Daher fragte ich gestern die Dame freudig, ob sie mir nicht einmal ein Thema vorgeben wolle. Und sie sagte heimtückisch: Topfpflanzen. Da steh ich nun, ich armer Tor. Denn ich habe nicht den blassesten Schimmer von Topfpflanzen. Ich bin gewissermaßen der Antigärtner. Ich besitze genau zwei Pflanzen, die es nun schon länger in meiner Gegenwart aushalten. Das eine ist ein Elefantenfuß, auf den ich ziemlich stolz bin, weil ich ihn 2005, als ich in eine WG zog, in irgendeinem Wahn gekauft habe. Er war damals eher noch ein Pferdefuß, hat aber beachtliche Ausmaße seit dem angenommen. Allerdings muss ich der Fairness halber sagen, dass mein Anteil daran äußerst bescheiden ist, sodass er eher trotz mir statt wegen mir noch lebt. Das zeigt sich sehr schön an der anderen Pflanze, die ich besitze, so eine Rankenpflanze mit herzförmigen Blättern. Diese habe ich, seit ich bei meinen Eltern ausgezogen bin. Das war im Jahr 2000, also vor 14 Jahren. Die Pflanze ist also ein Teenager. Dass sie das geschafft hat, ist allein ihr Verdienst, denn ich vergesse regelmäßig sie zu gießen und eine Zeit lang stand sie sogar in einem Badezimmer ohne Fenster.

Nun ist es so, dass ich durchaus weiß, wie ich mich um Pflanzen kümmern müsste, damit es ihnen gut geht. Aber, um der Wahrheit die Ehre zu geben, ich habe einfach kein Interesse daran. Sicher, alle paar Monate sticht mich mal wieder der Hafer und meine Tochter (6) und ich pflanzen irgendeinen Kern ein, um ihn dann, nachdem er mühselig gekeimt ist, zu vergessen. Dabei mag ich Pflanzen durchaus, ich bin gerne im Grünen, in anderer Leute Gärten, in Parks oder der freien Natur. Ich campe gerne und wenn ich ein Ziel habe, dann wandere ich auch gerne durch wildes Terrain. Aber ich mag Pflanzen nicht pflegen. Dass ich mich nicht für die Pflanzenpflege interessiere, ist bestimmt meine eigene kleine Rebellion gegen meinen Vater. Denn der war und ist ein leidenschaftlicher Gärtner und wir hatten in meiner Kindheit einen unanständig großen Garten. In diesem habe ich das Gärtnern während meiner Pubertät hassen gelernt, denn an Samstagen musste ich regelmäßig helfen, irgendetwas zu stutzen, zu mähen, zusammenzurechen, aufzukehren, aufzusammeln und – am allerschlimmsten – sanft zu gießen ohne zu platschen. Hängen geblieben ist dabei allein: dass man nicht erst das Fallobst von der Wiese sammeln muss, um dann anschließend zu mähen, sondern dass man die angefaulten Äpfel sehr gut beim Rasenmähen kleinhäckseln kann.

Tja, Pflanzen sind mir einfach zu zeitaufwendig. Ich habe viele andere Hobbys, meine meiste Freizeit verbringe ich damit, ins Internet zu schreiben. Außerdem habe ich ein Kind, um das ich mich kümmere und einen alten Kater, den ich nur halb vernachlässige, daher kann mir Grünzeug gestohlen bleiben.

Der Rödelheimer Scheißekrieg

Als ich ein kleiner Junge war, war die Welt noch einfach. Ich hatte die Wahl zwischen drei Fernsehprogrammen, im Radio die Wahl zwischen HR3 und FFH (natürlich wählte ich HR3), beim Frühstück die Wahl zwischen Frosties und Smacks und im deutschen Hip-Hop jene zwischen den Fantastischen Vier und dem Rödelheim Hartreim Projekt. Klar gab es noch andere SprechgesängerInnen in jenem sagenumwobenen „Underground“. Aber für mich, der damals fleißig seinen Landpomeranzen zur Schule trug, war der Untergrund in etwa so verfügbar wie für Madonna ein Altern in Würde.

Also blieben entweder die Fantas mit ihren lustigen Frisuren, Klamotten und Liedtexten. Die, mit schwäbischen Herzblut, Kommerz machten, der aber ganz unschwäbisch selbstironisch war. Oder man konnte sich für RHP entscheiden, das zwar nicht weniger kommerziell war, aber es „real gekeept“ hatte, was immer das bedeuten mag…

Diese Hartreimer nun kamen aus der leibhaftigen Inkarnation Babylons: Frankfurt am Main. Und in diesem Molloch hausten sie in der schlimmsten aller Hoods – so suggerierten sie: in Rödelheim. In diesem Rödelheim brannten nachts die Mülltonnen, dort hüpften die gepimpten Rides durch das Township und die Gangs bekriegten sich. Rödelheim war der Inbegriff eines Ghettos!

Nun trifft es sich zufällig, dass ich heute, gut 20 Jahre später, in diesem verruchten Teil Frankfurts arbeite. Doch zu meiner großen Verwunderung habe ich in dem Jahr, in dem ich jetzt täglich nach Rödelheim pendele, nicht eine brennende Mülltonne gesehen. Verglichen mit Frankfurts Hochglanzfassaden mag der einfache Mittelstand, der hier wohnt, etwas angekratzt wirken, aber statt Ghettoblastern findet man hier gepflegte Vorgärten, abgegrenzt durch penibel beschnittene Buxbaumhecken. Die schlimmsten Verbrechen, die hier geschehen, sind Anwohner, die gegen die Fahrtrichtung parken oder Fischreiher von der nahem Nidda, die Goldfische aus Gartenteichen mopsen.

Und dennoch herrscht im hartgereimten Rödelheim ein Krieg: Der Rödelheimer Scheißekrieg! Diesen fechten tagtäglich zwei Nachbarn auf einem kleinen Fußweg zwischen Nidda und einer lauschigen Einfamilienhaussiedlung aus. Nachbar 1 (wir wollen ihn der Einfachheit halber „Moses“ nennen) führt hier täglich seinen Hund zum stadtteilbegrenzenden Fluss. Und der kleine Wauwau wurde irgendwie dazu konditioniert, anzunehmen, besagter Fußweg wäre seine Toilette. Dies wiederum ärgert Nachbar 2 (Wir wollen ihn „Herrn Beck“ nennen) maßlos.

Zu Moses‘ Gunsten muss gesagt werden, dass der Weg breit genug ist,  um den Haufen auszuweichen und dass die Stadtreinigung gute Dienste leistet, sodass die Passage regelmäßig gereinigt wird. Aber Herr Beck ist wohl der Meinung, Moses solle „seine“ Scheiße selbst wegräumen. Um Moses in diesem Vorhaben zu bestärken, steckte Herr Beck eines Morgens ein kleines, schwarzes Tütchen, zum Zwecke der Fäkalentfernung in eine Masche des den Weg südlich begrenzenden Drahtzauns. Anscheinend war das Tütchen nicht auffällig genug oder Herrn Becks Intention blieb Moses unklar, denn der Hundebesitzer mit dem Biblischen Namensvetter kehrte sich weiterhin einen Scheiß um nämlichen seines Hundes.

Dies veranlasste Herrn Beck erstmals zu drastischeren Schritten: als ich eines schönen Morgens mit meinem Fahrrad auf dem Weg zur Arbeit um die Ecke bog, sah ich den Zaun gespickt mit einer Unzahl an schwarzen Tüten. Ein eindeutiges Statement des Herrn Beck. Aber, oh je, Moses nahm das Omen entweder nicht wahr oder fühlte sich gegängelt, denn er änderte sein respektive das Verhalten seines Hundes nicht.

Daher ging Herr Beck nun schon einen Schritt weiter: Zusätzlich zur Deko aus schwarzen  Plastiktütchen fand ich eines Morgens solche Plastikbeutel auch in leuchtendem Orange am Zaun stecken. Anscheinend hatte Herr Beck angenommen, alles sei nur auf eine Sehschwäche von Moses zurückzuführen. Doch die Tage strichen ins Land, ohne dass Moses auf die Idee kam, von der orangenen Hilfe Gebrauch zu machen. So kam es, dass Herr Beck im Jahre 2014 des Herrn Gebrauch machte von seiner ultimativen Waffe im Rödelheimer Scheißekrieg. Ein Mittel aus längst vergangenen Tagen, das sich aber auch im Internet wieder großer Beliebtheit erfreut: Herr Beck unterstrich sein verzweifeltes Interesse an sauberen Gehwegen durch einen öffentlichen Pranger!

Eines Morgens griff Herr Beck zu einem Stück Kreide in seiner präferierten Farbe Orange, ließ sich nicht stören und zog gewissermaßen einen Bannkreis um eine der „Tretminen“. Diesen Bannkreis wiederum versah Herr Beck mit einer Quellenangabe: „Moses P.“*.

Doch der Regen verwischte die Kreide schon alsbald, als wären es Tränen im, nun ja, äh… Regen… Und der Hund von Moses nutzte die Gelegenheit, sein frisch durchgespültes Klo einmal mehr mit seinen Ausscheidungen zu beglücken.

Ich bin raus!

* Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig.

In der Post-Apokalypse

Ich war auf der Post. Ja, ich weiß, das war ein Fehler. Ich war da, weil ich für den „E-Post-Brief“ beweisen musste, dass ich ich bin. Ja, ich weiß, was auch immer folgt, Sie werden jetzt sagen, es ist die gerechte Strafe für ein solch törichtes Unterfangen und Sie haben ja Recht.

Aber sehen Sie: Ich möchte sehen. Nämlich Filme ab 18 bei einem Videostreamingdienst, der mir noch immer keinen Werbevertrag angeboten hat, obwohl ich ständig über ihn spreche, weswegen ich seine Identität nun verschleiern werde und ihn einfach mal „Guckste-immer“ nennen werde.

Guckste-immer will nun aber von mir die Bestätigung, dass ich ich bin, sonst darf ich keine Filme ab 18 gucken. Und Guckste-immer forderte mich daher auf, mich mit dem „E-Post-Brief“ selbst der Volljährigkeit zu bezichtigen.
Ich also alles schnell durchgeklickt bis ich irgendwann an den Punkt gelangte, wo ich ein Formular ausdrucken sollte. Auf Papier! Und mit diesem sollte ich dann zur nächsten Postfiliale gehen, um zu beweisen, dass ich ich bin. Gesagt, getan. Nun gut: Gesagt – 11 Monate lang prokrastiniert – getan. Heute aber erschien mir die Gelegenheit günstig, weshalb ich den Zentimeter dicken Staub kurzerhand vom Dokument pustete und nach dem darauf folgenden Hustenanfall auch sogleich losmarschierte. Zur Post.

Auf der Filiale angekommen, geriet ich zunächst einmal in eine Raum-Zeit-Singularität, denn die obligatorische Warteschlange fehlte! Selbst nach intensiver Prüfung konnte ich keinen anderen Kunden vor mir ausmachen. Ich vermute, dass ich vorübergehend in eine andere Dimension (möglicherweise eine Art Post-Apokalypse) gerutscht bin, denn der folgende Dialog kann nicht von dieser Welt sein.

Doch zunächst war ich noch guter Dinge, als ich schwungvoll an den Tresen herantrat, der mir die neuesten Postwaren feilbot. Jenseits des polierten Holzimitats erwartete mich eine gedrungene Frau mittleren Alters mit einer vorbildlich „frechen“ Föhnfrisur, wie man sie zu solchen Gelegenheiten an dieserlei Orten im so called Real Life anzutreffen erwartet.

„Werte Damen, ich wünsche meine Registrierung für den „E-Post-Brief“ abzuschließen.“,trillerte ich fröhlich wie ein Spatz im Mai und schob der Dame meinen Perso mitsamt dem entrollten Pergament, das meine E-Post-Identität beweisen sollte, über den Tresen.

„Hrmpf, einen Moment“, schallte es mir entgegen. Die Postangestellte wandte sich mir ab und suchte aus einem Stapel von Broschüren, Faltblättern und sonstigen Informations- und Registrierungsunterlagen einen jener nicht zu verwechselnen sonnengelben Trypticha der Post, auf denen kein noch so robuster Stift jemals zu schreiben vermochte. Die für den Beamtenstatus zu spät geborene Frau verlangte dennoch von mir, das Formular auszufüllen. Doch nach kurzem prüfendem Blick fiel mir auf, dass dort noch einmal alle Informationen abgefragt wurden, die ich doch bereits auf der lieblichen Webseite der Goldgelben Hornträger angegeben hatte: „Verzeihung, gnädige Frau, aber ich habe diese Informationen schon online hinterlassen, habe diesen Ausdruck hier erhalten und wurde aufgefordert nur noch abschließend meine Existenz in einer Postfiliale zu beweisen.“

„Hrmpf. Na gut.“, stieß sie hervor. Und wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich meinen ein kleines Rauchwölkchen und Schwefelgeruch wären ihren Nüstern entfahren. Die Tresenbedienstete jedoch griff zu ihrem Scanner und versuchte den Code einzuscannen.

Doch hier muss ich noch ein-zwei Worte zur Beschaffenheit dieses Dokuments verlieren. Es befanden sich nämlich deren zwei Codes auf dem Papier: Einmal ein eindimensionaler Strichcode und zum anderen ein zweidimensionaler Code, der einem QR-Code ähnelte, aber auch ein anderer Codierungsdialekt gewesen sein kann. Die Dame jedoch versuchte nur den Strichcode auf meinem Ausdruck zu scannen. Was ihr misslang. Dem 2D-Code schenkte sie hingegen nur Missachtung.

Nun kann ich mich irren, meine aber erkannt zu haben, dass der Scanner fünf rote Punkte zum Zwecke des Zielens auf das Papier warf, gleich als ob er ein Quadrat suche. Und da ja die Versuche der Dame, den Strichcode einzuscannen, fortwährend ohne Erfolg blieben, erdreiste ich mich vorzuschlagen, es doch mal mit dem anderen Code zu probieren.

„Nein, dess iss der nedd!!!“, Fuhr mich die offensichtlich hessische Frau an und begann daraufhin unter Stöhnen die Daten vom Blatt von Hand in ihren fensterbewährten Computer zu übertragen. Während sie dies mit leidender Miene tat, offenbarte sie mir noch: „Wissense, Sie sollten sowas inner Fillial usfülle, um die Post zu erhalte!“

Ich war zunächst vollkommen überfordert mit dieser Information, schließlich wollte ich doch bloß beweisen dass ich ich bin und erwartete keinerlei Post von irgendwem. Weshalb ich mich schüchtern räuspernd erkundigte: „Wie meinen?“

„Ei, wennse des im Innerned mache, werdense nedd die Post erhalte!!“

„Aber – Verzeihung – hier scheint ein Missverständnis vorzuliegen. Ich möchte bloß mein Dasein vor Ihnen rechtfertigen und erwarte keinerlei Post.“

„Verdammichnochma. Isch mei doch, des die Fillial sterbe, wenn se so Anmeldung im Innerned mache!“

Die paradoxe Falschheit dieser Behauptung brachte mich komplett aus dem Konzept: Zwar hätte die Dame mir vorwerfen können, dass ich mich überhaupt für den E-Post-Brief anmeldete, der möglicherweise ihren Job gefährden könnte. Wenngleich die miserable User Experience bis zu diesem Zeitpunkt dies nicht befürchten lassen. Aber nein, nicht das war der Beschwerepunkt des verbrieften Rotweilers mir gegenüber, sondern dass ich die Anmeldung zu diesem Online-Dienst skandalöser Weise online getätigt hatte! Eine Anmeldung wohlgemerkt, die ich nur abschließen kann, WENN ICH IN EINE FILLIALE GEHE!!!!!!

Wie gesagt, ich war so aus der Fassung ob dieses Vorwurfs, dass mir einstweilen nichts besseres einfiel als zu entgegen, dass dort – auf Ihrer Webseite – nicht gestanden habe, dass ich die Anmeldung zum Online-Brief auch komplett offline vollziehen könne, sondern dass ich da lediglich gestanden habe, dass ich sie im Leben abseits des Keyboards vollenden müsste.

Den nun folgenden Wortwechsel möchte ich Ihnen ersparen, werte Leser und Leserinnen, denn er war gar unschön aber er endete damit, dass mich die postgelbe Dämonin aufforderte, ein Papier zu unterschreiben, dem ich beim besten Willen nicht ansehen konnte, wozu es diente. Wahrscheinlich habe ich ihr meine Seele überschrieben. Währenddessen zischte mir das Wesen von der anderen Seite entgegen: „Isch will Ihne ja gar kenen Vorwurff mache.“, und dann kaum hörbar anfügend, „Mörder!“

Mir stiegen die Tränen in die Augen und ich weiß nicht, was gefolgt wäre, wäre ich nicht durch einen Markdurchdringenden Schrei in diese, unsere Welt zurückgeworfen worden: „DER NÄCHSTE BIDDE!“

Ich bin raus.

Anamnesebogen für Zahnärzte

Zahnärzte sind ein Geldgieriges Pack. Sorry, aber das muss mal gesagt werden. Ja, ich weiß, ich verallgemeinere und es gibt auch total gute Zahnärzte und wahrscheinlich sind die ganzen kostenpflichtigen Zusatzleistungen auch so geil, dass einem dabei die Sonne aus dem Arsch schein und BLAH!

Aber die Dame hat mal Marketing für Zahnärzte gemacht und was ich da teilweise für Storys gehört habe, war schon gruselig. Und auch ich bin mehr als enttäuscht seit ich meinen letzten guten Arzt in Aachen hinter mir ließ. Das fing an bei einem Arzt, der mir erst die Betäubungsspritze ins Zahnfleisch gehauen hat und dann anfing, mich über meine „Optionen“ aufzuklären. Da wäre zum einen die beschissene Kassenfüllung, die ich auf jeden Fall alle zwei Jahre erneuern lassen muss (Ich habe sie seit drei Jahren und laut der Vorsorgeuntersuchung eben sieht die noch immer richtig knorke aus)! Zum anderen gäbe es da noch die total geile unsäglich teure Füllung, die aber handsigniert ist. Ein anderer Zahnarzt hat sich mal geweigert meinen Zahnstein ganz schnöde abzuschmirgeln, wie ich das gewohnt bin, weil da eh „nur die professionelle Zahnreinigung“ helfe. Und die kostet ja auch nur so viel wie ein Kleinwagen.

Jetzt komme ich ganz frisch von dem nächsten Kandidaten, den ich schon danach ausgewählt hatte, dass seine Webseite einen 90er-Look hat, er also anscheinend keinen großen Wert auf Marketing legt. Doch bei diesem netten Herrn bekomme ich mit dem Anamnesebogen („Und dann brauche ich da noch eine Unterschrift von Ihnen“) einen Wisch vorgelegt, in dem steht, dass ich in Zukunft immer die teure Füllung will und nicht die Arme-Leute-Kassenfüllung. Ich frage mich wirklich, wie viele Rentner und Menschen, die schlecht lesen können oder dieses formalisierte Deutsch nicht raffen, er damit schon über den Tisch gezogen hat.

„Wieso beschweren Sie sich denn? Sie haben hier doch unterschrieben, dass Sie die teure Füllung wollen!“

Na ja, immerhin hat man mich nicht der Praxis verwiesen, als ich mich weigerte, den Wisch zu unterschreiben. Deshalb möchte ich mich bedanken und als Gegenleistung dieses kleine Formular für alle Zahnärzte anbieten, das ihnen die Arbeit in Zukunft erleichtern soll:

Anamnesebogen für Zahnärzte
Anamnesebogen für Zahnärzte

Welterklären

Bei meiner Tochter (6) ist der Wissensdurst ausgebrochen. Sie möchte sich nicht mehr bloß an den kleinen und großen Wundern dieser Welt unkritisch erfreuen, sie möchte jetzt Antworten auf die großen Fragen. Sie möchte wissen, warum alles so ist, wie es ist. Zu dumm nur, dass sich diese Fragen auch stellen, wenn mal kein Erwachsener in der Nähe ist. Oder noch schlimmer: Die Erwachsenen  sind oft ignorant und haben keine sinnige Antwort parat sondern mal wieder keine Zeit… Aber alles kein Problem, denn sie hat sich einfach selbst ein Erklärungsmuster zurechtgelegt.

Winterabend

Clever, wie sie ist, überträgt sie die teleologische Erklärung aus ihrer Alltagswelt einfach auf die Natur. Die Frage, warum etwas ist, wie es ist, beantwortet sie also mit dem Zweck oder Ziel der beziehungsweise das dahinter steht. Das ist clever, weil sie damit ein Muster, das sie kennengelernt hat, auf eine neue Sphäre anwendet.

„Warum muss ich Die Zähne putzen?“
„Damit du kein Karies bekommst.“

„Warum muss ich mein Zimmer aufräumen?“
„Damit du nicht über dein Spielzeug stolperst und dir dann wehtust.“

„Warum gibt es Spinnen?“
„Damit die Vögel etwas zu fressen haben.“

Damit ist sie in guter Gesellschaft, denn die Teleologie war in der griechisch-antiken Philosophie eine knorke und weit akzeptierte Erklärungsart. Sogar der große Aristoteles (unbestätigten Gerüchten zufolge nannten ihn seine Freunde „Ari“) hat sich ihrer bedient. Dann kann sie doch nicht falsch sein! Mit den vier Elementen hat er doch auch Recht gehabt, oder? Ähh… Aber auch wir bedienen uns der Teleologie, wenn wir nicht aufpassen. Wir tun dies immer dann, wenn wir Fragen stellen wie: „Was hat sich die Natur dabei nur gedacht?“.

Vor allem ist so eine teleologische Erklärung aber auch viel einleuchtender als die fantastischen (kausal begründeten) Geschichten, die der Papa meiner Tochter (6) immer von sich gibt:

„Warum gibt es den Winter?“

Damit zu beantworten:

„Damit danach der Frühling kommen kann und mit dem Frühling die Tiere genug zu Essen finden, damit sie ihre Kinder großziehen können.“

Ist doch viel einleuchtender als den Blödsinn, den ihr Papa immer so verzapft:

„Die Erde fliegt auf eine Bahn um die Sonne. Aber die Achse zwischen Nord- und Südpol der Erde ist im Verhältnis zu dieser Bahn geneigt. Daher sind wir, im Norden der Erde, mal näher an der Sonne und mal weiter weg. Und wenn wir näher an der Sonne sind, dann ist Sommer. Wenn wir aber weiter weg sind, dann ist Winter.“

Sorry, aber wer glaubt denn mit 6 Jahren noch an solche Märchen?

Paperday

Ich habe einen Tag auf digtitale Technik verzichtet. Dies ist mein Reisebericht ins Offland.

 

Der 2. November 2013 war mein Paperday.
Der 2. November 2013 war mein Paperday.

 

Beim 29C3 hielten Frank Rieger und Ron den Vortrag Security Nightmares 2012. Im Zuge dieses kurzweiligen Vortrags unterbreiteten die beiden den Vorschlag, man solle doch mal einen Paperday machen, um zu testen, ob man dazu noch in der Lage sei. Die Idee fand ich gut und wollte sie unbedingt durchführen. Es ist aber schon bezeichnend, dass ich das Vorhaben seit Dezember 2012 vor mir herschob und erst jetzt im November 2013 dazu kam, ihn durchzuführen, den Paperday.

 

 

Die Regeln für meinen Paperday

Die Regeln für meinen Paperday habe ich mir ganz subjektiv und willkürlich zurechtgelegt. Zunächst konnte nur ein Wochenendtag dafür herhalten. Denn unter der Woche verdiene ich mein Geld mit dem Internet und mein Chef hätte sicher wenig Verständnis dafür, wenn ich ihm sagte, ich will einfach mal einen Tag mit Stift und Papier arbeiten. Um aber nicht in totale Agonie zu verfallen und den ganzen Tag auf dem Sofa dahinzuvegetieren, habe ich einen Tag gewählt, an dem meine kleine Familie und ich zu meinen Eltern reisten.
Verzichtet habe ich an diesem Tag auf jegliche Digitaltechnik: Natürlich das Internet, Computer, mein Smartphone und das Tablet. Konventionelle Technik wie Strom, Radio und CD (also ein bisschen geschummelt), Uhren (auch digitale) die halt in der Welt so rumhängen und unser Auto habe ich zugelassen und natürlich jede Menge Papier: Ich trug ein Notizbuch bei mir, in das ich meine Gedanken zu jenem Tag kritzelte und Notizen, die ich normalerweise getwittert hätte…

Das Protokoll

8:30 Uhr – Ich habe mein Vorhaben im Halbschlaf gleich vergessen und setze nach dem Blick aus dem Fenster erst einmal einen Tweet ab.

 

Daran, dass ich mein Gedächtnis heute nicht auf diese Art und Weise externalisieren wollte, erinnert mich die Dame pflichtschuldig. Offlinerin, die sie ist, freut sie sich anscheinend schon auf den Tag, an dem ich gänzlich in ihre Sphäre wechsle. Normalerweise hätte ich den Morgen Kaffeetrinkend und Blogs lesend im Bett verbracht. Statt dessen liege ich dort und lese Band 9 der Eis-und-Feuer-Reihe. Das Buch liegt seit einem halben Jahr auf meinem Nachttisch, weil ich es nicht gut finde, mich aber nicht überwinden kann, es aufzugeben. Wahrscheinlich beschließe ich wieder, die Reihe nicht weiterzulesen, bis die nächste Staffel Game of Thrones läuft und ich wieder angefixt werde…

9:30 Uhr – Meine Tochter (6) möchte „Yellow Submarine“ hören. Die Dame meint zwar, dass wir irgendwo die CD haben, aber da unsere große CD-Sammlung faktisch nie benutzt wird, ist sie in keiner Weise sortiert. Ohne Suchfunktion stöbere ich gefühlte drei Stunden nach der CD, finde sie aber nicht, sondern speise meine Tochter (6) mit irgendeiner anderen Beatles-CD ab. Allerdings bleibt anzufügen, dass sie das nicht sonderlich stört, denn Sie will eigentlich nur „Rockstar“ spielen (Also mit dem Fotostatif vor dem spiegelnden Fernseher stehen und Playback singen).

9:50 Uhr – Jetzt möchte meine Tochter (6), dass ich ihre Rockshow filme. Zwar hat die Dame noch eine alte Videokamera, aber ich weiß weder wo sie ist, noch könnte ich sie bedienen. So bleibt die Liveshow ungefilmt…

10:30 Uhr – Aus einem Reflex heraus möchte ich das Handy auf dem Nachttisch auf Statusmeldungen hin überprüfen. Dann fällt mir ein, dass heute der Paperday ist und ich lasse es halt bleiben.

10:40 Uhr – Im Bad hätte ich normalerweise einen Podcast gehört. Nun steige ich aufs Radio um. Der Bericht behandelt den Lobbyeinfluss bei den Koalitionsverhandlungen. Durchaus ein Informationsgewinn, den ich sonst nicht gehabt hätte.

11:00 Uhr – Beim Frühstück erzählt die Dame eine Anekdote vom Friseur „Director’s Cut“, der als Logo die Silhouette eines dicken Mannes mit Vogel auf der Schulter hat. Wir spekulieren, ob es Hitch ist und womöglich sogar das Plakat von „Die Vögel“. Normalerweise hätte ich das jetzt gegoogelt. So bleibt die Frage ungeklärt.

11:20 Uhr – Im weiteren Verlauf des Frühstücks kommt die Frage auf, wann Stanislav Lem gelebt hat. Ohne Google gibt der Klappentext der Sterntagebücher Auskunft.

11:30 Uhr – Immer noch Frühstück: Wir besprechen, dass ich mit dem Kater zum Tierarzt muss. Normalerweise hätte ich das in Wunderlist notiert. So kommt es in mein Notizbuch.

11:50 Uhr – Ich bin heute dran mit dem samstäglichen Wohnungsputz. Meine In-Ear-Kopfhörer dämpfen normalerweise den Staubsaugerlärm sehr gut, sodass ich beim Saugen Musik oder Podcasts hören kann. Ohne Handy fällt die Option weg und das Putzen ist sehr viel langweiliger. Das ist das erste Mal, das ich mein Handy wirklich vermisse.

13:10 Uhr – Wir wollen also zu Opa und Oma fahren. Ich habe gepackt und bin abfahrbereit. Allerdings brauchen die Dame und meine Tochter (6) noch Zeit. Mein Buch ist schon verpackt. Da mir das Checken der Timeline heute versagt bleibt, bleibt nur Langeweile.

13:20 Uhr – Autofahren ohne Navi ist kein Problem, da ich die Strecke kenne.

14:20 Uhr – Kaffeetrinken bei meinen Eltern. Der Smalltalk langweilt mich stellenweise und ich erwische mich dabei, dass ich auf mein Handy blicken möchte. Aber das liegt ganz unten im Gepäck verstaut.

14:50 Uhr – Wir wollen im Garten arbeiten. Mein Vater will auf „dem Regenradar“ checken, ob sich das lohnt oder gleich der nächste Schauer kommt. Ich will nicht schummeln, dennoch haben wir Glück und bleiben trocken.

16:20 Uhr – Meine Tochter (6) sitzt am Tisch und spielt. Sie hat die Haare zu Zöpfen geflochten und sieht bezaubernd aus. Ich ärgere mich, dass ich kein Foto machen kann.

16:40 Uhr – Zu meinen Routineaufgaben im elterlichen Haushalt gehört, auf dem Laptop meiner Mutter sämtliche Updates durchzuführen. Das verschieben wir dann aber auf morgen.

17:00 Uhr – Ich erzähle vom Paperday. Mein Vater behauptet, er habe mich zuvor auf mein Handy blicken sehen. Das ist allerdings unmöglich, da das Handy noch immer im Gepäck verstaut ist und bestätigt nur meine These, dass die nach Mustern suchenden Gehirne der Offliner jederzeit bereit sind, ihr Klischee zu bestätigen, dass ich Netzbewohner ja dauernd auf mein Handy gucke.

18:00 Uhr – Noch einmal erwische ich mich dabei, dass ich im Gespräch outgezoned bin und überlegt habe, welche Statusmeldungen ich wohl bekommen habe. Am Tag danach stelle ich übrigens fest, dass außer ein paar Favs, Retweets, einer Direktnachricht und zwei E-Mails nichts los war in meinen sozialen Netzen, sodass ich nichts verpasst habe.

19:00 Uhr – Es ist dunkel geworden und die Beleuchtung im Wohnzimmer von Oma und Opa erzeugt eine schöne Stimmung. Statt auf einem Foto muss ich das eben im Gedächtnis behalten.

19:15 Uhr – Seit einer halben Ewigkeit höre ich mal wieder Fußball im Radio, was durchaus Spaß macht. Beim Abendessen wird das Radio dann aber ausgestellt und ich kann nicht nachlesen, wie meine Eintracht gespielt hat.

21:40 Uhr – Im Gespräch kommen wir auf die Frage, woher der Begriff „Fehlerteufel“ kommt. Sie bleibt unbeantwortet.

22:00 Uhr – Meine Eltern gehen ins Bett. Normalerweise hätte ich jetzt noch eine Folge „Misfits“ geguckt, so lese ich eben noch ein bisschen.

23:00 Uhr – Einschlafen ohne Podcast im Ohr geht erstaunlich gut. Ich habe keine Sorgen, die mich davon abhalten und außerdem Wein im Blut…

Der Morgen danach – Natürlich bleibt es nicht unkommentiert, dass ich wieder mein Handy zur Hand habe. Aber wenn ich so ein Trara wie einen Paperday veranstalte, braucht mich das nicht zu verwundern…

Fazit

Mein Paperday fiel mir überaus leicht. Ich hatte keine Entzugserscheinungen von meiner „Internetsucht“. Im Laufe des gesamten Tages hatte ich nur fünf Mal den Impuls, meine Timeline zu checken. Sechs Gedankengänge, die ich normalerweise getwittert hätte, habe ich diesmal auf Papier festgehalten – ein Verhalten das die Offliner offensichtlich nicht so sehr stört wie der Griff zum Handy. Vielleicht behalte ich es daher bei. Weiterhin ist mir positiv aufgefallen, dass ich zwar insgesamt weniger, aber mehr in meinem Roman gelesen habe. Ich habe mir vorgenommen, wieder aktiver Bücher zu lesen und weniger Artikel und Blogs. Dem gegenüber steht aber, dass das Leben wesentlich grauer ist ohne die Vorzüge der Digitalität. Sowohl meine Tochter (6) als auch meine Mutter mussten sich in Verzicht üben und langweilige Tätigkeiten wie Putzen, Warten oder Gartenarbeit sind ohne Kopfhörer noch langweiliger. Auch empfinde ich es als absoluten Gewinn, jederzeit schöne Situationen und Eindrücke mit dem Fotohandy festhalten zu können. Dennoch werde ich den Paperday nächstes Jahr wiederholen. Mal schauen, was sich dann ändert.

Der inkompetenteste Barmann der Welt

Ich war mal wieder aus. Draußen in der Welt, nach Sonnenuntergang. Schafft man ja eher selten, wenn man ein betreuungsbedürftiges Kind zuhause hat. Zumal wenn Semesterferien sind, oder wie ich es nenne: Babysitterwinter.

Die Dame und ich waren auf einem Konzert. Nun gut, ich gestehe: Es war kein richtiges Konzert, sondern ein Kinderkonzert. Und, ja, meine Tochter (6) war auch mit dabei. Beziehungsweise: Wegen ihr waren wir überhaupt da. Aber da es ein „Taschenlampenkonzert“ war, auf dem Erwachsene wie Kinder sich wie Glühwürmchen auf Speed gebärden, deswegen war ich mal wieder nach Sonnenuntergang draußen.

Als das erste Lied erklang, wusste ich aber gleich, dass es ein Fehler war. Also suchte ich das Weite und verließ schleunigst den Bereich vor der Bühne, um mich dem Getränkestand zuzuwenden. Vor dem Konzert hatte der Veranstalter froh verkündet, dass alle Einnahmen dieses Standes an irgendeine halbbaumwollene Kinderorganisation gespendet werden sollten. Dieses Schicksal wollte ich natürlich auch meinem müden Euro nicht vorenthalten.

Ich also hin zum Getränkestand. Während ich dort so in der Schlange stand, bemerkte ich einige Erstaunlichkeiten, deren Bedeutung mir erst später klar werden sollten…

Barmann (mutmaßlich inkompetent): Das waren ein Bier und eine Cola?
Trinker: Ja.
Barmann: Das macht dann 10 Euro, glaube ich.
Trinker: Da steht aber 3 Euro pro Getränk.
Barmann: Ja, aber da kommt noch Pfand drauf.
Trinker: Ach so, ich hab hier noch einen leeren Becher.

Der Barmann nimmt 10 Euro und den Becher vom Kunden entgegen und legt ersteres in die Kasse und stellt zweiteres irgendwo hinter den Tresen.

Barmann (sich wieder zum Kunden drehend): Das waren ein Bier und ein Wasser?
Trinker: und eine Cola!
Barmann: Dann reicht aber das Geld nicht.
Trinker: Wieso, Sie haben doch eben gesagt: 3 Euro pro Getränk und 2 Euro Pfand.
Barmann: Ja aber ein Bier, eine Cola und ein Wasser…
Trinker: Nein – Ein Bier und eine Cola. Kein Wasser!
Barmann: Ach so!

Der Barmann händigt dem Kunden seine Getränke aus und gibt ihm Kleingeld zurück. Erstaunlich viel Kleingeld…

Barmann (wahrscheinlich inkompetent): Stimmt das so?
Trinker: Ja, ja…

Dann ist der nächste Kunde dran. Er möchte nur den Pfand für seine drei Becher. Der Kellner händigt ihm diesen aus. 6 Euro in 50 Cent Stücken.

Trinker: Muss das sein mit dem ganzen Kleingeld? Da liegt doch ein 5-Euro-Schein in der Kasse?
Barmann(sicherlich inkompetent): Ja, ne. Geht nicht anders, das ist das Wechselgeld, das ist abgezählt.

Sauer zieht der Trinker von dannen mit einem Beutel voller klimpernder Münzen. Dann bin ich an der Reihe.

Ich: Zwei Bier, bitte.
Barmann: 10 Euro bitte.

Ich drücke ihm 20 Euro in die Hand. Der Barmann dreht sich um und legt den Zwanni in die Kasse. Dann steht er da, über die Kasse gebeugt und rührt sich nicht mehr. Nach gefühlten 45 Minuten dreht er sich wieder um.

Barmann(mit großer Sicherheit inkompetent): Waren das ein Bier und eine Cola?
Ich: Nein, zwei Bier.

Der Barmann stellt mir zwei Bier hin und macht sich daran den nächsten Kunden zu bedienen.

Ich: ‚Tschuldigung. Ich bekomme noch Geld raus.
Barmann: Das habe ich Ihnen doch schon gegeben!
Ich: Nein, Sie haben mich nur gefragt, was ich bestellt habe.
Barmann: Aber dann habe ich Ihnen den Rest von Ihrem Zehner gegeben.
Ich: Ich habe Ihnen einen Zwanziger gegeben.
Kellner: Und ich habe Ihnen vier Euro rausgegeben.
Ich: Das war zwei Kunden vor mir. Das war bei dem schon falsch, aber ich bekomme sowieso 10 Euro raus und nicht vier.

der Barmann grummelt ein wenig, aber der Mob hinter mir grummelt ein wenig lauter, weswegen er sich geschlagen gibt und mir meinen 10er gibt. Nun könnten Sie, geneigter Leser, wohl meinen, dass durchaus ich es gewesen sein könnte, der sich geirrt hat. Abgesehen von den zwei Beobachtungen, die ich Ihnen vor meiner kleinen Episode schilderte, war der Abend aber noch nicht vorbei. Leider kann man ja, wenn man mit seinem Kind auf einem Konzert ist, auf dem ausschließlich Kindermusik läuft, nicht so viel Bier trinken, wie man eigentlich müsste, wenn man mit seinem Kind auf einem Konzert ist, auf dem ausschließlich Kindermusik läuft. Daher beschloss ich auf Wasser umzusteigen und machte mich darob wieder auf, mit dem oben beschriebenen Barmann zu interagieren.

Ich (dem Barmann meinen Becher entgegenstreckend): Ein Wasser bitte.
Barmann (definitiv inkompetent): den Pfand?
Ich: Nein, ich möchte bitte noch ein Wasser.
Barmann: Ach so. Hier haben Sie schon einmal den Pfand.

Ziemlich sinnbefreit drückt er mir für meinen Becher Zwei Euro in die Hand. In Fünfzig-Cent-Stücken.

Barmann (Mit meinem Wasser): Das macht drei Euro plus zwei Euro Pfand.

Ich drücke ihm breit grinsend seine fünfzig Cent Stücke wieder in die Hand und lege noch die entsprechenden Münzen drauf. Erst auf dem Weg zurück zu meiner Familie bemerke ich, dass die durchsichtige Flüssigkeit nicht Wasser sondern Sprite ist…

Ich sah den inkompetentesten Barmann der Welt noch ein letztes Mal. Als ich meinen Becher zurückgeben wollte, konnte er mir die 2 Euro nicht rausgeben. Er hatte kein Kleingeld mehr. Also nahm ich meinen Becher mit meiner Familie mit und zog vondannen. Überlegend, ob der Veranstalter vielleicht auch das Gehalt für den Barmann irgendeinem guten Zweck gespendet hatte…

Gib Monstern keine Chance!

Wir haben ein Monsterproblem. In unserer neuen Wohnung wimmelt es von ihnen. Vor allem zu später Stunde, wenn Erwachsene schon tief und fest schlafen, kommen sie hereingekrochen. Die Monster haben dabei ihre Strategie geändert. Anders als in alten Zeiten, lauern sie bei uns nicht unter Betten und gelegentlich in Wandschränken. Nein, unsere Monster sind anders! Sie hocken zu Dutzenden im Bad hinter dem Duschvorhang, werfen gruselige Schatten und versuchen so, gemein wie sie sind, kleine sechsjährige Mädchen vom nächtlichen Gang auf die Toilette abzuhalten!

 

Aber nicht mit uns!!!!! Entschlossen und mutig hat die Dame gehandelt und an unserem Badezimmerfenster ein eindeutiges Zeichen gesetzt, das den nächtlichen Gang auf die Toilette wieder sicher macht und das Badezimmer wieder monsterfrei:

Monster-verboten-Schild
Gib Monstern keine Chance!