12 von 12 im Januar 2017

Im Dezember musste ich meine 12 von ausfallen lassen, da ich zu sehr im Vorweihnachtsstress steckte. Aber jetzt sind sie wieder da – mit etwas Verspätung.

Aufstehen

Tja, ja, so ist das: Nachts will meine Tochter (2) nicht schlafen. Es sei denn, sie darf ins Bett von Mama und Papa kommen. Aber wenn wir morgens um 6:45 Uhr dann aufstehen müssen, ja, dann schläft sie wie ein Murmeltier!

Sofa

 

Unser altes Sofa war durch. Am Lattenrost waren zwei Latten gebrochen, die Polster waren durchgesessen und die ehemalige Farbe nur noch zu erahnen. Daher haben wir den Plan gefasst, dass wir am Samstag O.o zum berühmten nordeuropäischen Möbelhaus fahren und ein neues Sofa bestellen. Der Sperrmüll wurde aber bereits vorgestern abgeholt, daher haben wir nun diese improvisierte „Simplify Your Life“ Variante im Wohnzimmer. Sie hat ja was … aber es ist nicht unbedingt Komfort.

Kaffee

… ist morgens überlebensnotwendig. Nicht zuletzt weil auch meine Tochter (9) in letzter Zeit an starker Morgenmuffeligkeit leidet und auf das Wecken nicht sooooo freudig reagiert, wie ich mir das wünschen würde.

Fahrradpendler

Auf geht’s zur Arbeit! Am besten komme ich dahin mit dem Fahrrad. Im Winter hat mein Arbeitsweg dafür dann die erhöhten Schwierigkeitsgrade Kälte und Nässe. Aber mit der richtigen Kleidung geht alles!

Der Weg zur Arbeit

Aber dafür werde ich jeden Tag mit diesem Anblick belohnt! Ich kann mir kaum einen schöneren Arbeitsweg in Frankfurt vorstellen, als morgens am Main entlangzuradeln.

Schlucht

Hier parke ich mein Fahrrad übrigens. Auch nicht schlecht, oder?

Mittagspause

Mittags gehe ich selbst beim Schmuddelwetter der letzten Tage mal kurz raus, einen Salat im Supermarkt kaufen, ein bisschen Pokemon spielen und frische Luft schnappen. Gestern hatte ich Glück: Die Sonne kam raus und am Wasser war es kurz sehr schön …

… Doch dann ging es zurück ins Warme. Ich lese noch immer „Unendlicher Spaß“ von David Foster Wallace. Das hat aber auch 1.600 Seiten und ist nicht unbedingt leichte Kost. Seit 2003 notiere ich mir alle Bücher, die ich gelesen habe. Seitdem ich ein Smartphone besitze, wurden die jährlichen Leselisten immer kürzer. Ich habe zwar effektiv mehr gelesen als früher. Aber eben hauptsächlich Online-Publikationen. Doch Ende 2014 beschloss ich, dass ich das nicht möchte. Das Lesen von Büchern ist eine Kulturtechnik, die ich gerne weiterhin praktizieren möchte. Online-Texte benötigen selten mehr als eine halbe Stunde zum Lesen. Ein Buch verlangt wochen- oder monatelange Aufmerksamkeit. Die aufrechtzuerhalten möchte ich nicht verlernen. Mein Plan ging auch auf: Meine jährlichen Listen wurden wieder länger.

Feierabend

Noch ein bisschen arbeiten, dann hatte ich auch schon Feierabend …

… Das Wetter hielt und so glitzerte Frankfurt in der Nacht.

Aber eigentlich hatte ich noch gar nicht Feierabend. Ihr kennt das: Zuhause warteten zwei kleine Mädchen, deren Bäuche gefüllt werden mussten und die anschließend ins Bett gehörten. Anschließend schrieben die Dame und ich noch einen Text für eine Filmzeitschrift. Dazu wurden wir eingeladen und die Deadline rückt näher. Doch dann hatten wir endlich Elternfeierabend!

Schlafenszeit

Dann rief auch uns das Bett. Ich schaute noch ein paar Minuten von Fahrraddiebe  von Vittorio De Sica – Ich versuche mich einmal von hinten nach vorne durch die Filmgeschichte zu gucken und bin mittlerweile im Jahr 1948 angekommen. Fahrraddiebe kann ich sehr empfehlen (hier meine Kurzrezension auf Letterboxd): Der Film ist zurückhaltend inszeniert aber sehr dramatisch. Stark!

Die 16 besten Meine-Tochter-Tweets 2016

Ich habe noch einen Jahresrückblick nachzureichen … Ich mache jedes Jahr für meine Mutter einen Kalender mit Bildern und Sprüchen ihrer Eneklinnen. Die Sprüche sammele ich das Jahr über auf Twitter. Und dort – auf Twitter – habt ihr auch immer eure Favoriten. Die ich euch hier und jetzt präsentieren kann:

Auf Platz 16: Krokotil

Auf Platz 15: Der Mond

Auf Platz 14: Achtung!

Auf Platz 13: Zauberzucker

Auf Platz 12: Meine Gene

Auf Platz 11: CDs brennen

Auf Platz 10: Der Museumsbesuch

Auf Platz 9: Da! Ein dreiköpfiger Affe!

Auf Platz 8: Guten Morgen!

Auf Platz 7: Die Pubertät

Auf Platz 6: Kulturpessimismus

Auf Platz 5: Gähnen

Auf Platz 4: Der Negativ-Hamster

Auf Platz 3: Goethe

Auf Platz 2: Das Mittelalter

And the Winner is …

Auf Platz 1: Darth Vader

Die Suche nach sicherem Wissen

Endlich geht es hier mit Platon weiter! Nachdem wir beim letzten Mal geklärt haben, was Metaphysik ist, gehen wir heute auf die Suche nach gesichertem Wissen. Wie immer könnt ihr euch hier das Video anschauen oder daurunter das Transkript lesen:

Platon – Der Philosophenkönig – Teil 8

Auf die Suche nach sicherem Wissen begeben wir uns, um die Frage zu beantworten, warum Platon überhaupt versucht hat, seine Ideenlehre aufzustellen. Und die Antwort und damit der Beginn unserer Suche nach dem sicheren Wissen lautet: Platon tat dies aus logischen Gründen.

Denkt noch einmal zurück an Sokrates. Sokrates, der Platons Lehrer war, war sehr skeptisch, ob menschliche Erkenntnis überhaupt möglich ist. Dies kam zum Beispiel in der Apologie zum Ausdruck, als das Orakel von Delphi ihn den weisesten Menschen auf Erden nannte und Sokrates erkannte, dass seine Weisheit darin bestand, sich nicht einzubilden, irgendetwas zu wissen.

Die frühen platonischen Dialoge, die noch stark von Sokrates beeinflusst sind, enden zumeist aporetisch, das heißt, sie werden ohne Ergebnis abgebrochen, weil die Probleme unlösbar erscheinen. Platons Ideenlehre war ein Versuch, diese unlösbaren Probleme zu lösen. Dafür versuchte Platon das menschliche Wissen auf eine solide Grundlage zu stellen und das war ein so brillanter Versuch, dass er noch heute ernsthaft diskutiert wird.

Das Letzbegründungsproblem

In der Philosophie im Besonderen und der Wissenschaft im Allgemeinen gibt es das sogenannte Letztbegründungsproblem. Wir schmieden Ketten aus Argumenten. Aber diese Ketten können noch so stabil sein, wenn sie nicht irgendwo festgeschmiedet sind, ziehen wir sie einfach hinter uns her, sobald wir einmal losgehen. Die Wissenschaft löst dieses Letztbegründungsproblem mit Definitionen. Beispielsweise kann ich beweisen, dass die Lichtgeschwindigkeit 299.792.458 m/s beträgt. Aber ich kann nicht beweisen, dass ein Meter auch wirklich einen Meter lang ist. Die Wikipedia sagt dazu:

„Ein Meter ist definiert als die Länge der Strecke, die das Licht im Vakuum während der Dauer von 1/299 792 458 Sekunde zurücklegt.“

Das ist kein Beweis, da es ein sogenannter Zirkelschluss ist: Ich messe die Geschwindigkeit des Lichts mit der Einheit Meter pro Sekunde und  definiere einen Meter wiederum anhand der Lichtgeschwindigkeit. Mein kleines philosophisches Wörterbuch sagt, dass so ein Zirkelschluss ein fehlerhafter Beweis ist, weil das schon voraussetzt, was er eigentlich beweisen will.

In der Physik spielt das erst einmal keine große Rolle, denn die Scientific Community hat sich darauf geeinigt, wie lang ein Meter ist. Eine Definition ist nichts anderes als eine Übereinstimmung, etwas so und nicht anders zu nennen. In der Philosophie nennen wir soetwas ein Dogma: Ein Satz, den wir benutzen, um andere Sätze zu beweisen, den wir selbst aber als gegeben annehmen.

Aber ein Dogma ist gerade deshalb auch eine sehr schwache Letztbegründung. Denn was, wenn jemand kommt und sagt: „Ich glaube aber, dass ein Meter definiert ist durch die Länge meines Unterarms“? Wir hätten nur schwache Argumente dagegen: „Wir haben uns aber darauf geeinigt“ ist jetzt nicht unbedingt der heilige Kral der Begründungen.

Natürlich ist dieses Beispiel Blödsinn, niemand würde das tun. Das wäre ja, als würde ein Mann amerikanischer Präsident werden, der behauptet, dass es keinen Klimawandel gibt, obwohl Kalifornien buchstäblich austrocknet. Als würde er behaupten, die USA würden von Immigranten überrannt, obwohl die Zahl der Einwanderer auf einem historischen Tiefstand ist. Als würde er sagen, Sein Vorgänger hat nichts gegen illegale Einwanderer getan, obwohl Obama mehr Menschen abgeschoben hat als jeder seiner Vorgänger. Oder als würde dieser Mensch behaupten, Mexiko werde für eine Mauer zahlen, die die USA an der Grenze bauen wollen, obwohl die mexikanische Bevölkerung nur kollektiv den Kopf schüttelt. Wenn jemand sich soweit von der Wahrheit entfernt hätte, würde ihn doch niemand mehr zum Präsidenten wählen. Oder?

Die Frage nach dem Wesen der Dinge

Platons Ideenlehre ist der Versuch unsere Wahrheit auf ein stabiles Fundament zu stellen. Sie ist eine konsequente Weiterentwicklung von Sokrates’ „Was ist …?“-Frage, der Frage nach dem Wesen der Dinge. Erinnert euch: Wir hatten auch schon bei Sokrates gesehen, dass dieser und mit ihm natürlich auch sein Schüler Platon zwischen dem Begriffsumfang und der Begriffsbedeutung unterscheidet. In der Philosophie nennen wir diese Unterscheidung auch die von Sinn und Bedeutung oder die Unterscheidung von Intension und Extension.

Die „Was ist …?“-Frage wird in den platonischen Dialogen oft zunächst extensional beantwortet. Also: Was fällt denn alles unter den Begriff? Auf welche Dinge in der Welt trifft der Begriff zu?

Zum Beispiel: Was ist gerecht? Gerecht ist, wenn alle ein gleich großes Stück Kuchen bekommen. Gerecht ist, wenn jemand, der ein Flüchtlingswohnheim anzündet, dafür verurteilt wird, genauso wie jemand, der eine junge Frau in Freiburg umgebracht hat. Gerecht ist, wenn meine Tochter (9) genauso oft Pfannkuchen wie Brokkoli zum Abendessen bekommt. Das sind alles Einzelfälle, die unter den Begriff der Gerechtigkeit fallen. Es ist die Extension oder Begriffsumfang von „Gerechtigkeit“.

Wenn aber Sokrates und Platon fragen „Was ist Gerechtigkeit?“, dann geht es ihnen nicht um diese Einzelfälle, stattdessen wollen sie wissen, was all diesen Fällen gemeinsam ist. Was ist der Sinn von Gerechtigkeit? Was ist die Intension des Ausdrucks?

Die Idee als Antwort

Und diese Frage ist verdammt schwer zu beantworten, daher werden die frühen platonischen Dialoge immer ohne Ergebnis abgebrochen. Gegen Ende seiner frühen Phase und dann besonders in seinen mittleren Dialogen findet Platon schließlich die Antwort: Die Bedeutung von Gerechtigkeit ist die Idee der Gerechtigkeit. Die eine perfekte, wahre, unkorrumpierte Gerechtigkeit. Und alle unsere alltäglichen Vorstellungen von Gerechtigkeit sind bloß unperfekte, immer fehlerhafte Abbilder der Idee der Gerechtigkeit.

Zwei Kuchenstücke können immer nur mehr oder weniger gleich groß sein. Ein Gericht, das einen rechtsradikalen Brandstifter verurteilt, müsste eigentlich auch die geistigen Brandstifter mitverurteilen. Wenn die Tagesschau über den Mord durch einen Geflüchteten in Freiburg berichten soll, dann müsste sie auch über alle 300 Mordfälle berichten, die jedes Jahr von Deutschen verübt werden. Und meine Tochter und ich werden uns niemals darüber einig werden, wann wer wie oft Pfannkuchen oder Brokkoli essen soll. Doch auch wenn wir vielleicht nie wahre Gerechtigkeit erleben, glauben wir daran, dass es so etwas wie echte, objektive Gerechtigkeit gibt, denn sonst könnten wir nicht darüber sprechen, Gerechtigkeit nicht zum Maßstab unseres Handelns machen. Platon war der Meinung, dass diese echte, objektive Gerechtigkeit nichts anderes ist als die Idee der Gerechtigkeit. Und genauso, wie dieser ethische Begriff, so haben alle unsere Konzepte und alle Dinge in der Welt eine Idee, die ihnen zugrunde liegt.

Ausblick

Damit haben wir jetzt geklärt, was der Status oder die Aufgabe einer Idee ist, aber wir haben noch nicht daran gerührt, was denn nun die Eigenschaften der Ideen sind. Was ist eine Idee?  Um diese Frage werde ich mich beim nächsten Mal kümmern. Ich danke euch, dass ihr mir eure Zeit geschenkt habt.

Literatur

 

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Was Erwachsene falsch machen!

Es gibt einige Dinge im Leben, die verstehen Erwachsene einfach nicht. Zum Glück gibt es kleine Kinder, die ihnen zeigen, wie es richtig geht:

Essen

Es ist ein grundlegendes Missverständnis von Erwachsenen, dass sie Brot mit Belag essen. Jedes Kind weiß, dass zuerst der Belag gegessen wird und dann das Brot!

Außerdem vergessen Erwachsene immer, dass nicht nur das Auge mitisst. Richtiges Essen will auch anständig gefühlt werden!

Schränke

Diese Sache mit den Schränken ist auch so ein Ding, das Erwachsene nicht verstehen. Wie soll ein Kind Spaß an all seinen Klamotten haben, wenn die kleingefaltet in dieser Holzkiste liegen. Nein! Klamotten gehören großflächig auf dem Kinderzimmerboden ausgebreitet!

Und dieser Badezimmerboden, der ist viel zu kalt! Zum Glück gibt es in der kleinen Holzbox unter dem Waschbecken jede Menge Teppiche, die den Boden schön warm machen!

Aufbewahrung

Warum liegen diese feuchten Tücher neben der Toilette? Die sind nass – die Badewanne ist nass! Logisch, dass das zusammengehört …

Und warum muss ein Kind eigentlich immer die Milch aus dem Regal holen? Verstehen die Erwachsenen nicht, dass sie sich nicht draufstellen können, solange die in ihrem Fach ist? Oder wissen die Erwachsenen am Ende gar nicht, dass Milchpackungen dafür da sind, dass du dich draufstellen kannst?

Verwendungszweck

Überhaupt scheinen Erwachsene für die meisten ihrer Besitztümer überhaupt nicht den eigentlichen Verwendungszweck zu kennen! Sie wissen zum Beispiel nicht, dass Töpfe dafür da sind, sich reinzustellen:

Und wofür dieses Türstopperding ist, das wissen nicht einmal Kinder. Aber eines ist klar: die Erwachsenen stellen es immer verkehrtherum auf! Nur so wackelt es richtig schön:

Kunst

Außerdem haben Erwachsene überhauptkeinen Sinn für Ästhetik! Warum werfen die diese tollen Papierbahnen immer in den komischen Topf? Den kann man doch total toll damit schmücken!

 

Zum Glück gibt es Kinder, die die Welt verstehen!

 

Heiligabend

Ich bin kein gläubiger Mensch. Aber an Heiligabend gehen wir in die Christmesse. Das Christentum hat einen großen Einfluss auf unsere Kultur und ich versuche meinen Töchtern diesen nahezubringen – das beste Mittel dagegen, dass sie eines Tages irgendeinen Abendlandblödsinn von sich geben.

Besonders leicht wird mir mein pädagogisches Anliegen dadurch gemacht, dass die Kirche in unserem Viertel so angenehm modern ist, dass ihr Pfarrer zum Beispiel demonstrativ schwul ist und während der Christmesse schon mal  Marilyn Monroes Version von „Happy Birthday“ anstimmt.

So war es auch nicht weiter verwunderlich, dass ein Programmpunkt des Gottesdienstes war, dass ein muslimischer Nachbar (wie er sich nannte) sprach, den Christen zu ihrem Fest gratulierte und für Liebe und Interreligiöses Verständnis plädierte.

Während dieser Rede spürte ich in mir eine leider vertraut gewordene Furcht, die mich mittlerweile immer ergreift, wenn der Islam in der Öffentlichkeit thematisiert wird: Hoffentlich sagt niemand aus dem Publikum etwas Dummes. Ich hatte Angst, dass – während auf der Bühne ein Mensch über Liebe sprach und seine Trauer über den Anschlag in Berlin zum Ausdruck brachte – jemand in meiner Nähe etwas hasserfülltes raunt oder gar laut hinaus schreit…

Aber das geschah nicht. Das Gegenteil trat ein: Als der Gast zu Ende geredet hatte, applaudierte die Gemeinde. Mir stiegen die Tränen in die Augen und es wurde mir sehr weihnachtlich ums Herz.

12 von 12 im November 2016

Jubiläum! seit einem Jahr mache ich jetzt bei diesem monatlichen Stelldichein der Bloggerinnen mit, die einmal im Monat mit 12 Bildern einen Tag aus ihrem Leben beschreiben. So verlief mein 12. November:

Früh aufstehen!

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Meine Tochter (2) weckte mich früh. Viel zu früh. Wir haben die Dame noch schlafen lassen, da es bei ihr und mir am Abend zuvor sehr spät wurde. Wir hatten einen Gast in unserem Podcast und die Sendung zog sich in die Länge, weil wir technische Probleme hatten UND weil ein gewisses kleines Mädchen nicht schlafen wollte.

Frühstück

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Die Tochter (9) ließ auch nicht lange sich warten und wir stürzten uns zu dritt in die Kälte, um Brötchen zu holen. Die Kleine war immer eine große Läuferin, doch derzeit hat sie eine sehr lauffaule Phase, weswegen hauptsächlich vier Beine liefen, während das dritte Paar von meinen Schultern baumelte. Dafür sang die Kleine um so leidenschaftlicher „Laterne, Laterne“. Denn sie hat das Singen für sich entdeckt. Die Dame war mittlerweile auch aufgestanden und dann gab es Frühstück!

Kurt

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Die Dame hat eine leichte aber nicht ignorierbare Arachnophobie. Daher müssen alle Spinnen unser Domizil umgehend verlassen. Sagte ich „alle Spinnen“? Das stimmt nicht ganz. Wenn das Exemplar klein genug ist und ich glaubhaft darlegen kann, dass der Winter eine unzumutbare Härte für den Achtbeiner darstellt, dann und nur dann gibt es eine Ausnahme von der Regel: Die Spinne darf bleiben, muss aber getauft werden. Entsprechend präsentiere ich: Kurt!

Schneiden

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Wann immer ich eine Viertelstunde Zeit fand, schnitt ich die bereits erwähnte Podcast-Folge. Wir sprachen über Quentin Tarantinos Jackie Brown und sind zusammen mit unserem Gast Dennis vom Lichtspielcast ziemlich ins Schwärmen geraten. Davor musste Dennis, weil er zum ersten Mal im Spätfilm war, sich durch den Proustfragebogen kämpfen, was aber sehr lustig, aufschlussreich und hoffentlich auch hörenswert war.

Großeinkauf

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Meine Tochter (9) war sauer, dass wir alle Bananen aufgegessen hatten, denn sie wollte „Bananengeister“ machen. Allerdings noch nicht gestern. Denn da war sie ersteinmal auf einer Geburtstagsparty eingeladen. Ich brachte sie dort hin, wo wir wenig charmant vom Geburtstagskind begrüßt wurden: „Ach du bist es, hatte ganz vergessen, dass du auch noch kommst“. Na, vielen Dank! Die Party war dann aber wohl doch sehr schön. Auf dem Heimweg habe ich dann noch Bananen besorgt. Wo mir einfällt: Wir haben heute noch immer keine Bananengeister gemacht!

November

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Auf dem Heimweg herbstete es sehr …

Malermeisterin

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Da die Große weg war, bekam die Kleine ausnahmensweise die doppelte Elterndosis. Wir malten und …

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…kochten und knuddelten beim Kochen.

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Schlafenszeit

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Neben Laufen ist Schlafen und insbesondere Einschlafen das zweite Thema, das derzeit bei der Kleinen nicht so angesagt ist. Ich brauchte bis 21:30 Uhr bis ich sie endlich davon überzeugt hatte, endlich die Augen zu schließen.

Weihnachtsfilm

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Na, wer errät, um welchen Film es sich handelt? Kleiner Tipp: Es ist ein Weihnachtsfilm. Wir hatten Hausaufgaben für unseren Podcast gemacht. Wenn ihr den Film erratet, wisst ihr auch schon, was unser diesjähriges Weihnachtsspecial wird. Aber wir haben den Film nicht durchgestanden. Die Müdigkeit trieb uns ins Bett, sodass wir ihn heute noch zu Ende gucken müssen.

Nachtlektüre

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Die Dame hat mir den neuesten Harry-Potter-Band geschenkt. Das Drama, das demnächst in London auf die Bühne kommt. Ich stecke mittendrin und bin hin- und hergerissen: Einerseits gibt es klassische Fortsetzungsprobleme. Will ich wirklich wissen, wie es nach dem Happy End weitergeht? Warum greift Rowling diesen oder jenen abgehalfterten Punkt wieder auf ,um ihn noch ein weiteres Mal durchs Dorf zu treiben? Aber andererseits: Es ist alles auch irgendwie gar nicht mal so schlecht. Ich werde berichten: Spätestens, wenn ich mit Tochter (9) den Band gelesen habe.

Das war’s von mir. Wir sehen uns spätestens nächsten Monat!

#TeamGrundschullehrer

Der Klassenlehrer meiner Tochter (9) sah sich genötigt, einen Brief an die Eltern zu schreiben, in dem er klar macht, dass es in der Grundschule vor allem darum geht, den Kindern Spaß am Lernen zu vermitteln. Manche Eltern hatten sich beschwert, dass die Klasse „zu langsam vorankommt“.

Der Brief las sich wie ein Pamphlet gegen den beschissenen Leistungsdruck, den sich offensichtlich manche Eltern schon in der dritten Klasse wünschen. Ich wollte nach jedem Satz „Fuck, ja!“ schreien.

„Beispiel Deutsch: Das wichtige Ziel des flüssigen uns sinnentnehmenden Lesens wurde für fast alle Kinder erreicht, einige gehen darüber hinaus, lesen freiwillig, leihen Bücher aus etc. Hier Druck auszuüber wäre völlig kontraproduktiv.“

Fuck, ja! Diese Beschwerde von manchen Eltern ist doch die gleiche beschissene Denkfigur, die schon dahinter steht, Kinder bereits im Mutterleib mit Fremdsprachen zu beschallen und in 25 Babykurse am Tag zu schleppen. Seit meine Tochter auf der Welt ist, musste ich immer wieder Gespräche führen, ob sie schon krabbelt, läuft, spricht, fahrradfährt, schwimmt etc. Weil der kleine Ewald-Rüdiger, der kann das schon alles!

Hinter dieser Elternbeschwerde steckt der gleiche Gedanke wie hinter Hartz 4: Wir müssen 50 Jährigen arbeitslosen Stahlarbeiterinnen nur genug Druck machen, dann finden sie schon wieder einen Job! Kinder zum lernen zu zwingen, weil die aus der anderen Grundschule im Viertel immer den ganzen Tag mit Hausaufgaben verbringen statt auf den Spielplatz zu gehen, ist gaaaaanz wichtig, um auf dem Weltmarkt zu bestehen!

Ich bin in dieser Sache voll und ganz #TeamGrundschullehrer

Das Dilemma von „Terror – Ihr Urteil“

In der ARD wurde am 17.10.2016 das Fernsehspiel „Terror – Ihr Urteil“ aufgeführt. Und wenn schon Millionen Menschen sich den Kopf über Ethik zerbrechen, möchte ich mir die Chance nicht entgehen lassen, meine 5 Cent in den Hut zu werfen.

Was ist passiert?

Das Setting des Fernsehspiels war folgendes: Ein Selbstmordattentäter hat ein Flugzeug entführt und droht es, auf ein Fußballstadion stürzen zu lassen. Ein Kampfjetpilot entscheidet sich gegen den direkten Befehl seiner Offiziere, das Flugzeug abzuschießen. Sein Kalkül ist einfach: So sterben nur wenige hundert Menschen im Gegensatz zu vielen Tausend.

Die Fernsehzuschauer sahen daraufhin die Gerichtsverhandlung und durften am Ende per Abstimmung das Urteil bestimmen. Sie entscheiden sich, den Piloten freizusprechen. Das ist ein brisanter Ausgang, denn es gibt ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts, wonach ein solcher Abschuss gegen das Grundgesetz verstößt, also gegen unsere Verfassung, gegen unser höchstes Gesetz, die Basis unserer Demokratie, auf deren Grundlage alle anderen Gesetze aufgebaut sind.

Der Ausgang dieser Sendung lässt sich also allzu leicht in Einklang bringen mit den menschenverachtenden, antidemokratischen Tendenzen, die Deutschland seit Beginn der Flüchtlingskrise zeigt. Aber ist dieser Schluss gerechtfertigt? Nicht unbedingt.

Nicht #mausgerutscht

Betrachten wir zum Beispiel den Schießbefehl, den die AfD-Politikerin Beatrix von Storch aufs Tapet gebracht hat. Sie spielte in einem Interview mit dem Gedanken, gegebenenfalls auf Flüchtlinge, auch Frauen und Kinder, zu schießen, um die deutschen Grenzen zu schützen. Später entschuldigte sie sich damit, dass die auf ihrer Maus ausgerutscht sei.

Ethik ist immer eine Güterabwägung und damit meine ich nicht „Güter“ im Sinne von „Waren“ sondern im Sinne von „gut und böse“. Und der Schießbefehl stellt ein vergleichsweise niedriges Gut „den illegalen Grenzübertritt von unbewaffneten Menschen in Not“ über eines der höchsten Güter, die wir kennen: Menschenleben. Er ist also ganz offensichtlich unmoralisch.

Doch wie verhält es sich bei der Terrorsendung?

Auf dem ersten Blick liegt hier das Gleiche Gut auf beiden Waagschalen: Menschenleben. Von Unmoral kann hier also keine Rede sein. Im Gegenteil ist es doch höchst moralisch, sich für die Seite zu entscheiden, auf der mehr Leben liegen, oder? Wie konnte das Bundesverfassungsgericht dann urteilen, dass es sich hierbei um einen Bruch des Grundgesetzes handelt?

Der Grund ist folgender: Nur auf den ersten Blick sind die beiden Güter, die hier miteinander streiten die Menschenleben einer größeren Zahl mit denjenigen einer geringeren Zahl. Auf den zweiten Blick streiten hier eigentlich Menschenleben und Menschenwürde miteinander. Dadurch, dass der Pilot für die Flugzeuginsassen entscheidet, dass ihr Leben weniger wert ist als das der Menschen im Fußballstadion, würde er gegen ihre Menschenwürde verstoßen, so das Urteil des Bundesverfassungsgerichts. Und „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ ist Artikel 1 unseres Grundgesetzes. Das oberste Prinzip, dem sich alles unterzuordnen hat. Erneut stellt sich mir hier die Frage: Warum ist das so? Warum sollen Menschenleben einer größeren Zahl weniger Wert sein, als Menschenwürde einer geringeren?

Zwei Wertesysteme

Dahinter stehen zwei Wertesysteme. Der Pilot, der die Menschenmenge im Stadion gegen die im Flugzeug aufrechnet, verfolgt die Philosophie des Utilitarismus‘. Der Utilitarismus lässt sich fahrlässig verkürzen auf den Leitsatz „Das  größtmögliche Glück für die größtmögliche Zahl“. Diese Philosophie ist vor allem im angelsächsischen Kulturkreis verbreitet. In den USA fand sie mit dem Grundsatz des „Pursuit of happiness“ sogar Einzug in die Verfassung. Es gehört also zu den Grundrechten amerikanischer Bürger, nach Glück zu streben und der Staat hat dies für die größtmögliche Zahl zu ermöglichen.

Das Bundesverfassungsgericht urteilte hingegen in der Tradition der Ethik Immanuel Kants. In seinem berühmten Buch „Grundlegung zur Metaphysik der Sitten“ hatte Kant den kategorischen Imperativ als oberstes ethisches Prinzip definiert. Dieser Imperativ sagt: „Handle stets nach derjenigen Maxime, von der du zugleich wollen kannst, dass sie allgemeines Gesetz werde“. Aus dem Satz hatte Kant dann die Forderung abgeleitet, dass man Menschen nie als bloßes Mittel sondern immer als Zweck betrachten solle. Das ist im Grunde eine andere Formulierung für „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Und wenn der Pilot Menschen tötet um andere Menschen zu schützen, dann behandelt er sie eben als  bloßes Mittel.

Bloß Tradition?

Also hat das Bundesverfassungsgericht bloß aus Tradition so geurteilt und die Entscheidung des fiktiven Piloten ist genauso richtig? Nun, nicht ganz. Es hat ja einen Grund, dass die Menschenwürde, der Schutz des Individuums, das oberste Prinzip unserer Demokratie ist. In den totalitären Regierungsformen des 20ten-Jahrhunderts wurde diese Menschenwürde massiv missachtet. Sowohl im Faschismus und Nationalsozialismus als auch im Stalinismus wudren Menschen als bloße Mittel zum Erreichen eines größeren Ziels eingesetzt. Unsere Staatsform ist eine direkte Antwort, eine Gegenbewegung gegen diese Totalitären Denkweisen, denn sie haben viel Leid verursacht. Daher haben wir einen sehr guten Grund die Menschenwürde Weniger sogar höher zu stellen als das Leben Vieler.

Also zeigt die Fernsehsendung doch, dass der Mob keine Ahnung hat und undemokratische Entscheidungen fällt? Nein, so einfach ist es nicht und darin besteht auch genau der Unterschied zum kulturellen Tiefpunkt des erwähnten Schießbefehls. Hier haben wir es mit einem Dilemma zu tun, mit einer Entscheidung, bei der es kein einfaches richtig oder falsch gibt. Mein kleines Philosophiewörterbuch definiert ein solches Dilemma, wie wir es hier vor uns haben, als Situation …

„… In der man zwischen zwei Handlungsweisen wählen muß, die beide negative Konsequenzen haben.“

Das besondere an ethischen Dilemmata ist, dass dadurch, dass es keine einfachen Entscheidungen gibt, die Auseinandersetzung mit ihnen der eigentliche Gewinn ist. Ethik ist mehr als ein fester Satz von Geboten. Sie lebt von der ständigen Beschäftigung mit unseren Werten. Nur wenn wir sie in Frage stellen und sie immer wieder neu begründen, bleiben sie für unser Zusammenleben relevant. Entsprechend ist ein Tag, an dem sich Millionen Menschen mit einem ethnischen Dilemma beschäftigen, ein guter Tag für unsere Kultur.

Literatur

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12 von 12 im Oktober 2016

Auch heute wieder mache ich es kurz. Es ist spät, ich bin müde. 6:20 begann gestern der Tag:

Die Pflicht ruft

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… sie will vorgelesen bekommen. Also meine Tochter (2). Sie will im Augenblick sehr viel vorgelesen bekommen. Er gerade eben hatten wir einen kleinen Streit, da wir nicht einsahen, während des Abendessens vorzulesen. Allerdings sagt sie dazu „vorschauen“ – ein wunderschönes Kompositum aus vorlesen und (Bilderbuch) anschauen!

Herbst

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Morgens fahre ich mit dem Fahrrad zur Arbeit. Und mittlerweile wird es echt kalt.

Arbeit

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Ich mache beruflich „was mit Social Media“. Und ich nehme JEDEN EINZELNEN User ernst. Wie man an meiner Schreibtisch-Deko sieht.

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Im Nachbarhaus malt eine Künstlerin sehr diszipliniert jeden Tag an ihren Gemälden, während wir vor unseren Computern sitzen.

Feierabend

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Wenn ich abends nach Hause fahre, ist es zwar wärmer, dafür wird es dann auch schon dunkel.

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Und die Sonne geht dann auch schon unter …

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Der Mond

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Meine Tochter (2) hat den Mond entdeckt. Sie ist seitdem ein großer Fan von ihm.

Elternabend

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Abends war Elternabend in der Kinderkrippe. Das ziiiiiieht sich immer so. Besonders wenn es dann um die Wahlen zum Elternbeirat geht und alle nur betreten zu Boden schauen und hoffen, das der Kelch an ihnen vorübergeht.

Doctor Who

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Den Abend haben wir mit einer Folge Doctor Who ausklingen lassen. Die Dame und ich sind, seit wir ihn entdeckt haben, große Fans.

Metaphysik

Wir haben dir drei Gleichnisse von der Sonne, der Linie und der Höhle hinter uns gelassen und schreiten unaufhaltsam auf die platonische Ideenlehre zu. Heute mit der Frage, was Metaphysik ist und warum wir sie brauchen. Wie immer könnt ihr euch das Video anschauen oder einfach das Transkript darunter lesen:

Beim Liniengleichnis hatte ich den Begriff der Metaphysik bereits erläutert. Aber mit Erläuterungen in der Philosophie ist das so wie mit Folgen auf Netflix: Ist eine vorbei, startet gleich die nächste. Deshalb möchte ich mich heute noch einmal ganz intensiv mit der Frage auseinandersetzen, was Metaphysik ist und warum wir sie brauchen.

Metaphysik ist sinnlos

Platon ist der erste Philosoph, von dem uns ein komplexes metaphysisches Gebäude überliefert wurde. Aber er sollte bei weitem nicht der letzte sein! Theorien darüber anzustellen, wie die Welt jenseits unserer Wahrnehmung aussieht, ist ein beliebter philosophischer Sport, der noch heute betrieben wird, obwohl Ludwig Wittgenstein bereits 1921 in seiner Metaphysik, dem Tractatus logico-philosophicus, klargemacht hat, dass jede Form von Metaphysik sinnlos ist. Wittgenstein schreibt dort*:

„6.53 Die richtige Methode der Philosophie wäre eigentlich die: Nichts zu sagen, als was sich sagen läßt, also Sätze der Naturwissenschaft – also etwas, was mit Philosophie nichts zu tun hat –, und dann immer, wenn ein anderer etwas Metaphysisches sagen wollte, ihm nachzuweisen, daß er gewissen Zeichen in seinen Sätzen keine Bedeutung gegeben hat. Diese Methode wäre für den anderen unbefriedigend – er hätte nicht das Gefühl, daß wir ihn Philosophie lehrten – aber sie wäre die einzig streng richtige.“

Nun, bei Wittgenstein sind wir aber noch nicht in dieser Reihe. Wir sind noch bei Platon. Platons metaphysisches System wurde in den drei Gleichnissen, die ich euch in den letzten Folgen vorstellte, angerissen und wir nennen es „Die Ideenlehre“.

Ein Verlust an Sinn

Zum Beispiel war die Grundaussage des Höhlengleichnisses, dass der Mensch zum metaphysichen Denken gelangen soll. Das Gleichnis versucht zu begründen, dass Metaphysik notwendig ist, dass wir uns von den Fesseln unserer physischen Welt losreißen und aus der Höhle in die Welt der Ideen hinaufsteigen sollen.

An dieser Stelle muss ich noch einen Schritt weiter zurückgehen. Zum allerersten Teil dieser Reihe: Wir hatten bei Thales gesehen, dass dieser den Übergang vom mythologischen Denken zum logisch-wissenschaftlichen eingeleitet hatte. Thales hatte erklärt, dass die Welt aus Wasser entstanden ist. Damit hatte er Gott durch ein abstraktes Prinzip ersetzt. Er hatte genau das gemacht, was Wittgenstein fordert: metaphysische Sätze durch wissenschaftliche ersetzen.

Diesen Übergang vom Mythos zum Logos hatte ich, wie die gesamte westliche Tradition als enormen Fortschritt abgefeiert. Aber mit diesem Übergang tritt auch ein Verlust ein: Wir haben uns von übersinnlichen Vorstellungen verabschiedet.

Gott hat ja nicht bloß die Aufgabe, die Welt zu erschaffen und kann dann chillen wie Harry Potter, wenn er am Ende eines Abenteuers mal wieder Voldi abgewehrt hat. Gott oder andere übersinnliche Vorstellungen bringen Sinn in unser Leben. Wenn wir sie also aufgeben, dann geht damit ein emotionaler Verlust einher.

Die Frage nach dem Sinn des Lebens ist schlichtweg einfacher zu beantworten, wenn man zum Beispiel sagen kann: Der Sinn des Lebens ist das, was Gott uns sagt. Wenn ich nur noch logisch-wissenschaftliches Denken habe, dann gibt es nichts und niemanden, das mir sagen kann, was der Sinn des Lebens ist. Das ist zum Beispiel der Grund, warum für manche Menschen der Islamismus oder auch das radikale Christentum so verlockend sind: Er und es bieten ihnen die absolute Gewissheit, das Richtige zu tun. Wenn du so sehr davon überzeugt bist, dass Gott dir durch ein Buch und seine Prediger sagt, was du tun sollst, dann bist du von jedem Zweifel entbunden. Das ist ein sehr beruhigender Gedanke.

Der Übergang vom Mythos zum Logos ist auch ein logischer Verlust

Aber neben diesem Verlust ans Sinn ist mit dem Übergang vom Mythos zum Logos auch ein logischer Verlust verbunden. Und ich weiß, dass dieser Satz so absurd und widersprüchlich klingt, dass ihn Donald Trump wahrscheinlich in seine nächste Wahlkampfrede einbauen wird.

Aber dennoch ist er wahr. Denn wir verlieren die sogenannte Letztbegründung, also den Punkt, an dem ich nicht mehr weiter „warum?“ fragen kann. Ich hatte bei Thales die These einfach hingenommen, dass die Welt aus Wasser entstanden ist. Dabei stellt sich doch sofort die Frage: Warum ist sie aus Wasser entstanden? Was veranlasste das Wasser dazu sich zu einer Welt zu formen? Im Mythos stellt sich diese Frage nicht: Warum hat Gott die Welt erschaffen? Na weil er gütig und allmächtig ist. Genauso wenig die Frage: Wer hat Gott erschaffen? Alter, der Typ ist allmächtig, da kannst du dir aussuchen, ob er schon immer da war, oder sich selbst aus Nichts erschaffen hat!

Metaphysik versucht nun, sowohl den Sinn-Verlust als auch den Verlust der Letztbegründung auszugleichen, indem sie ein begründetes Gedankengebäude errichtet, das an die Stelle von einfachen Glaubenssätzen tritt. Denn darin besteht weiterhin der ganz große Unterschied: Während die Religion ein Dogma ist und einfach an Gott glaubt, versuchen wir Philosophen, alles zu beweisen, was nicht nit- und nagelfest ist. Das machen wir selbst dann, wenn es nicht sinnlich erfahrbar ist, weil es hinter der Physik liegt, also metaphysisch ist.

Platons Versuch, eine solches begründetes metaphysisches System zu entwerfen, besteht in seiner berühmten Ideenlehre. Allerdings – soviel spoilere ich schon mal – teile ich die Meinung vieler Platonkritiker, dass der Platonismus in diesem Versuch gescheitert ist.

Doch da sind wir noch lange nicht. Beim nächsten Mal begeben wir uns erst einmal auf die Suche nach gesichertem Wissen.

Literatur

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