12 von 12 im Juli 2016

Wieder ein Monat um. Hier kommen meine 12 von 12, diesmal mit der tollen App Prisma bearbeitet. Happy Birthday, du! Du weißt schon, wen ich meine. 😉

Kontraintuitive Morgenlektüre

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Eine unserer Morgenroutinen ist das Vorlesen. Während die Dame sich für den Tag vorbereitet, lesen meine Tochter (1) und ich „Buch“. Bei ihrer Wahl ist sie ganz offensichtlich noch nicht von so Nebensächlichkeiten wie gesellschaftlichen Konventionen oder gar Semantik beeinflusst.

Kellergewölbe

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Ich möchte diesen Monat ein wenig übers Fahrradfahren schreiben. Ich wohne nun seit 15 Jahren in mehr oder weniger großen Städten und betrachte das Fahrrad als das beste Fortbewegungsmittel für die Stadt. Zunächst ist es gesund – solange du nicht überfahren wirst. Du sparst dir die schwitzige Enge der Öffis und kannst deine Lieblingspodcasts dabei hören. Aber vor allem ist das Fahrrad schneller als die Alternativen. In der Rushhour fahre ich an jedem Stau vorbei, ich muss keine Parkplätze suchen, nicht Umsteigen oder auf verspätete Bahnen warten.

Eines der Probleme, die das Radfahren allerdings mit sich bringen, ist der leidige Fahrraddiebstahl. In meinem Leben wurden mir bereits drei Räder gestohlen. Das erste – noch in dem mittelhessischen Kaff, in dem ich aufwuchs – hatte sich ein Freund ausgeliehen. Es wurde ihm aus dem Garten hinterm Haus gestohlen. Zur gleichen Zeit fuhr ein Besoffener nachts in mein erstes Auto – das ich wiederum vorm Haus geparkt hatte – und beging Fahrerflucht. Es war ein goldener Toyota Starlet, Baujahr 1987. von dem Geld, das mir mein Freund für das gestohlene Fahrrad gab (es war ein sehr teures Rad), kaufte ich mir das gleiche Auto noch einmal (es war ein sehr billiges Auto).

Mein zweites geklautes Rad war wieder recht teuer. Während meines Studiums in Aachen hatte ich bei einem Studentenjob genug verdient, dass ich mir ein Rad in einem schnieken Radladen „maßschneidern“ ließ. Ich hatte 10 Tage Spaß daran, dann knockte mich ein Autofahrer aus und beging Fahrerflucht. Ich brach mir den Daumen und meinem Rad verzog es den Rahmen. Ein paar Tage später wurde dann das kaputte Rad aus dem Hof meiner Altbauwohnung gestohlen. Hoftor und Fahrradschloss waren kein Hindernis gewesen.

Das dritte Rad war ein vollkommen banales Stadtrad mit mehreren kleinen Defekten. Trotzdem schnitt jemand mein Schloss durch, befreite es vom Fahrradständer und mich vom Drahtesel. Als ich mir dann auch noch während des Studiums ein Rennrad kaufte, wanderte es in meine Wohnung. Dort bewahrte ich es sicher auf. Mit zwei Kindern und drei Stockwerken habe ich mich mittlerweile für den Keller entschieden. Drei Türen und ein Fahrradschloss sind hoffentlich Sicherheit genug.

Der Tunnel unterm Hauptbahnhof

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Das größte Problem am Fahrradfahren sind die Auotfahrer. Besonders im stressigen Morgenverkehr checken die meisten nicht, dass ein „Ach, da passe ich noch durch!“ für uns Radfahrer ohne die tonnenschwere Rüstung eines Autos gleichbedeutend mit einem fahrlässigen Angriff auf unsere Gesundheit ist. Und wofür? Für die 300 Meter bis zu nächsten roten Ampel? Daher versuche ich meine Routen so zu optimieren, dass ich möglichst wenig gemeinsame Fahrbahn mit Autos habe. Dieser wenig attraktive Tunnel unterm Frankfurter Hauptbahnhof schaffte es so auf meinen Arbeitsweg.

Das Gerippte

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Attraktiver wird es kurz darauf am Westhafen. Die Frankfurter nennen den Westhafentower das Gerippte, weil die rautenförmigen Fenster das Muster des traditionellen Apfelweinglases aufgreifen. Bei der Brücke da vorne rechts hatte ich dafür gleich wieder eine unangenehme Begegnung mit einem Auto. Die Brücke ist so schmal, dass zwei Autos nur mit Mühe aneinander vorbeikommen. Dennoch hielt eine Fahrerin es für eine gute Idee, sich zwischen mir und einem entgegenkommenden Rad durchzuquetschen. Na, herzlichen Dank!

Der Main

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Aber dann bin ich die Autos los und kann den Rest des Weges an der Mainpromenade entlang zur Arbeit fahren. Bei gutem Wetter ist die allerdings schon morgens recht voll. Besonders weil die Flusskreuzfahrtschiffe (wie das da vorne links) morgens Touristenladungen ausspucken, die dann auf dem Weg in fetten Trauben rumstehen, um den richtigen Regenschirm zum Hinterherdackeln zu suchen. Wenn ich mich da durchquetschen muss, schwanke ich immer zwischen dem misanthropen Wunsch, die alle umzufahren und der Erkenntnis, dass ich dann nicht besser bin als die Autos, die mich so nerven.

Fahrradtouristen

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Nur zwei Plätze waren gestern an den Radständern unserer Agentur noch frei! Sonst steht hier nur eine Handvoll Räder. Einerseits ist es ja erfreulich, dass die Menschen bei gutem Wetter radfahren, andererseits sind Fahrradtouristen die Pest! Dadurch, dass wir alle Radfahren schon als Kind gelernt haben, vergessen die meisten, dass im Straßenverkehr mehr Kompetenz dazu gehört, als in die Pedale zu treten. Menschen, die nur ein- oder zweimal im Jahr fahren, machen dann so Blödsinn wie im Schritttempo nebeneinanderfahren oder auf dem Radweg mit Gegenverkehr links fahren. Sie wissen offenbar nicht dass sie auf den Gegenverkehr achten müssen, wenn auf ihrer Bahn ein Hindernis ist und nicht einfach rüberziehen können. Sie biegen ohne jeden Hinweis plötzlich ab oder bleiben mitten auf dem Weg stehen, am besten noch, um mit einem Entgegenkommenden einen Plausch zu halten, sodass dann der gesamte Radweg blockiert ist. Nein, nein, nein, Fahrradtouristen sind wirklich nervig.

Arbeitsplatz

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Jetzt aber schnell zur Arbeit! Ich habe mich so verquatscht, dass ich schon ein bisschen spät dran bin. Schickes Treppenhaus, oder?

Kranke Kinder sind krank

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Die Dame schickte mir das Foto von diesem Gipsarm. 🙁 Das Problem ist, dass meine Tochter (8) gerade im „der Junge und der Wolf“-Alter ist. Sie hat entdeckt, dass Krankheiten helfen, um bestimmten Unannehmlichkeiten aus dem Weg zu gehen. Ich kenne das Phänomen noch aus meiner Kindheit und glaube nicht, dass meine Tochter bewusst oder gar intrigant Krankheiten vorspielt. Aber Psychosomatik is a bitch! Und wenn du dich nur lange genug auf deinen Bauch konzentrierst, wirst du den Schmerz entdecken. Jedenfalls habe ich das Kind schon mehr als einmal wegen Bauch- oder Kopfweh aus der Schule abgeholt, um dann festzustellen, dass die Schmerzen kurz darauf verflogen waren. Auch dieser Gips ist bereits der zweite, bei der die Ärztin sagte, dass sie nichts auf den Röntgenaufnahmen finden kann, aber das meine Tochter Schmerzen hat, bekommt sie halt einen Gips. Dass gerade aufgrund der letzten Schulwoche die Motivation morgens das Haus zu verlassen nicht die höchste ist und dass die Dame derzeit zu Hause ist, um unsere fiebrige Tochter (1) zu hüten, passt eben ins Bild … Andererseits sagte die Ärztin auch, dass Kinder vorsichtshalber mit geringerer Intensität geröntgt werden. Entsprechend kann da ein feiner Bruch sein, der unentdeckt bleibt …

Mittagspause

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Mittagspause im Sommer sind schön. 🙂 Am Main sitzend, gute Musik auf den Ohren und ein gutes Buch auf dem Kindle. Was willst du mehr? Besonders wenn du, so wie ich, einen „Irgendwas mit Social Media“-Job hast, liest du tagtäglich Texte von Menschen, die nur latent literalisiert wurden. Dann in der Pause ein paar wirklich geschliffene Sätze zu lesen, ist wie ein Urlaub fürs Gehirn.

Skyline

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Auf dem Heimweg ist das Mainufer noch voller, aber jetzt habe ich ja Zeit. Der gecrosste Ailan Kurdi wurde mittlerweile übrigens durch ein neues Bild ersetzt: Ein kleiner Junge im Himmel mit lauter Teddybären um sich herum. Die schwarzen Haare und das rote T-Shirt sind für alle Wissenden Hinweis genug, wer dort dargestellt ist. Ich finde allerdings: Es ist leider nur gut gemeint, nicht gut gemacht und lege euch noch einmal meinen Text über das alte Graffito ans Herz.

Abendessen

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Supergesundes Abendessen! Mit Salat, Tomaten, Gurken … Nun gut, auch mit Frikadellen, Burgerbrötchen, Pommes und Ketchup. 😉

Hermine Granger

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Ich habe mir offensichtlich (und völlig zurecht!^^) den Ruf als Harry-Potter-Experte erarbeitet. Denn Christian von der Second Unit hat mich eingeladen, ihm die Reihe zu erklären. Demnächst dann auf dem sehr hörenswerten „Kanal“ der Unit. Dafür musste ich natürlich Hausaufgaben machen … Hier findet ihr zur Zeit mindestens fünf gute Gründe für meinen guten Ruf in Bezug auf Potter.

Ein Loblied auf meine Nachbarn

Ich möchte mal eine Menschengattung loben, die sonst meist Schimpf und Tadel erntet: Die Nachbarn. Denn die Nachbarn in unserer neuen Wohnung sind einfach super. Da ich, werte Leser, in Bezug auf Nachbarn ein gebranntes Kind bin, freue ich mich umso mehr über die hiesige Hausgemeinschaft.

Das Leiden der anderen

Mein Leid mit den Nachbarn vergangener Tage und Wohnungen fing 2005 an, als ich mit zwei Kommilitoninnen eine WG geründete. Fairerweise muss ich zugestehen, dass die Nachbarn auch unter uns litten, denn wir hatten nicht bloß einen Kicker-Tisch und eine Freude an Partys bis in die frühen Morgenstunden; nein, wir hatten vor allem eine große Wohnung in unmittelbarer Nähe der Pontstraße, Aachens Partymeile Nummer 1. Sodass mehrmals wöchentlich bei uns vorgeglüht wurde.

Dennoch war es eher Saruman-Style, dass zwei unserer damaligen Nachbarn gleich eine Abmahnung durch unseren Vermieter bewirkten, bevor sie uns auf ihre Bedürfnisse ansprachen und dass in der Abmahnung Dinge wie „permanentes Hämmern und Sägen“ oder „Zu lautes Türenschließen“ beklagt wurden. Die Krönung war, dass ich eines Tages, einen Eimer Wasser über den Kopf bekam, weil sich ein Nachbar daran störte, dass ich im Garten grillte. Welcher Nachbar das war, konnte ich leider nicht feststellen, weil der heldenhafte Kämpfer für saubere Luft das Fenster geschlossen hatte, bevor die Schwerkraft sich daran erinnert hatte, was sie mit Wasser macht und auch auf meine – sagen wir mal – nicht ganz so freundlichen Aufforderungen, sich erkennen zu geben, nicht reagierte.

High Noon an der Mülltonne

Die nächste Wohnung war meine erste gemeinsame mit der Dame und auch dort standen wir mit den Nachbarn auf größerem Kriegsfuß als Bushido mit Toleranz. So hatte ich eine unschöne Begegnung der dritten Art mit dem Hausdrachen, einer Rentnerin, deren Lebensinhalt im Verbotsschilderaufhängen im Treppenhaus und in der ordentlichen Mülltrennung bestand. Wir trafen uns an einem stickigen Sonntag zu High Noon an den Mülltonnen und sie forderte mich auf, meinen Papiermüll gleichmäßig auf alle vier Papiermülltonnen zu verteilen.

Ich so: „Warum?“
Sie so: „Warum was?“
Ich so: „Warum soll ich meinen Müll auf alle Mülltonnen verteilen? Ist es nicht sinnvoller, erst eine Mülltonne voll zu machen und sich dann liebevoll der nächsten Tonne zuzuwenden?“
Sie so: „Nein, der Papiermüll muss gleichmäßig verteilt werden.“
Ich so: „Aber warum?“
Sie so: „Darum!“
Ich so (lachend): „Sorry, aber ‚darum‘ verliert mit dem Abschluss der vierten Klasse seinen Status als Argument.“

Leider war der Hausdrache nicht das einzige Ärgernis in diesem Haus. Als instantane Abstrafung für meine eigenen Lärmbelästigungen nur kurz zuvor setzte der Allmächtige den „Lutscher“ in die Wohnung über uns. Lutscher, den wir aufgrund einer vagen phonetischen Ähnlichkeit zu seinem Vornamen so nannten, war ein alleinstehender Herr in den Vierzigern. Lutscher konnte nicht viel für die Leiden, die er uns bereitete, denn zu seinem eher dickhäutigen Auftreten kam hinzu, dass dies nun wirklich das hellhörigste Haus war, in dem ich je gelebt habe. So wachten wir morgens auf, wenn Lutscher den Radiowecker singend begleitete und „Like a Virgin“ oder „blinded by the light“ intonierte.

Leider hatte Lutscher eine Vorliebe für Kriegsfilme, die im Surroundsound dann durch unser Schlafzimmer dröhnten und mindestens einmal ist er vor dem Fernseher eingeschlafen, sodass ich während der ganzen Nacht immer wieder hochschreckte, sobald der Pro7-Jingle ertönte, der die nächste Werbepause ankündigte. Doch Lutscher war auch kein Unschuldslamm, so ließ er mehrmals täglich Dinge zu Boden fallen, bei denen es sich akustisch nur um Hanteln handeln konnte. Außerdem hat er einmal unser Bad unter Wasser gesetzt, weil er glaubte, eine verstopfte Badewanne am besten dadurch zu befreien, dass er hunderte Liter Wasser laufen lässt. Wasser, das sich dann eben andere Wege suchte…

Doch damit noch nicht genug: Außerdem gab es in dem Haus noch ein junges Pärchen, das wir politisch höchst unkorrekt „die Inder“ nannten. Die Inder stritten sich nicht nur immer sehr lautstark, sie hatten auch oft Besuch, mit dem sie bis in die frühen Morgenstunden feierten, um dann anschließend die Luftmatratze mit einem alten Blasebalg aufzupumpen der klang wie ein asthmakranker Brontosaurus. Einmal, als sie nachts begannen Staub zu saugen, ging ich dann doch mal hoch und klingelte. Durch die Milchglastür ihrer Wohnung konnte ich Frau Inder im Flur erstarren sehen, als die Klingel ertönte. Doch anstatt die Tür zu öffnen, löschte sie nur das Licht. Woraufhin ich lachend umkehrte und ihr noch durch das dünne Glas mitteilte, dass das Licht mich jetzt nicht gerade gestört habe.

Aber in dem Haus gab es auch tolle Nachbarn. Da war der verpeilte Frederick, der sich ständig irgendetwas von uns ausleihen musste, weil er es nicht hatte: Mehl, Butter, Möbel … Der unser Tochter zum ersten Geburtstag einen Bademantel schenkte, der ihr jetzt mit sechs Jahren dann doch mal passte … Und der schon mal vergaß, dass seine Scheidungstochter an diesem Wochenende bei ihm sein sollte, sodass die Teenagerin eben zwei Stunden bei uns rumhing, bevo Frederick nach hause kam. Da war Bastian, der hartnäckig freundlich sich immer wieder zu ihm oder sich zu uns einlud, und der mir das Ziegenproblem erklärte. Da war der LotRi-Nachbar, der an unserer DVD-Sammlung erkannte, dass wir „auch LotRi-Fans“ (Lord of the Rings) waren und uns daraufhin ein ziemlich cooles Die-Zwei-Türme-Poster schenkte. Und es gab den „Immer Grillen“-Nachbarn, der halt einfach immer grillte und uns auch immer gerne dazu einlud. Aber unter Lutscher zu wohnen, verdarb uns letzten Endes doch den Spaß.

Kloschüsseln und Rasenmäher

Als unsere Nerven nicht bloß wegen Lutscher, sondern auch wegen unserer kleinen Tochter schließlich zu dünn wurden, zogen wir um. Leider kamen wir nicht vom Regen in die Traufe sondern direkt in die Jauche-Grube. Die Miete in unserer letzten Aachener Wohnung war so verdächtig niedrig, dass sie uns Warnung genug hätte sein sollen.
In dem Haus wohnten vier Parteien und eine war schlimmer als die andere. Ganz unten wohnte eine Familie von Snobs, die jedes Mal ins Treppenhaus stürmte, wenn man die Haustür nicht vorsichtig genug schloss. Gut, dafür hatte ich noch Verständnis nach unseren jüngsten Erlebnissen. Aber eines Tages, als meine Tochter mitten in der Trotzphase einen Wutanfall hatte, weil ich neben dem Wocheneinkauf und dem Laufrad nicht auch noch sie die Treppe hochtragen wollte, stürmte Frau Snob aus ihrer Wohnungstür und geiferte, dass sie ja Verständnis für Kindererziehung habe, aber bitte nicht im Treppenhaus!
Im zweiten Stock wohnte der Messi. Nicht der Lionel, sondern der Sammler. Und ich sage das nicht, wie man das mal scherzhaft zu jemanden sagt, der oder die etwas unordentlich ist. Ich nenne Messi jemanden, mit dem ich ein halbes Jahr diskutieren musste, bis er unseren Kellerraum von seinem Kram befreite. Seine Sachen standen bei uns im Kellerraum, weil sein Keller bis unters Dach vollgepackt war. Nachdem er seinen Krempel aus unseren Raum geräumt hatte, legten die Dame und ich dort die dickste Plastikfolie aus, die wir für Geld kaufen konnten, weil die untersten Schichten des Krempels schon so sehr verwest waren, dass wie sie nicht vollständig vom Boden loslösen konnten – Sie bildeten eine untrennbare Einheit. Der Messi hatte zum Beispiel drei Kloschüsseln im Keller stehen und vier Rasenmäher – in einem Haus ohne Garten. Man kann ja nie wissen, wofür man die noch gebrauchen kann …
Doch am schlimmsten war die Familie über uns. Eine Familie mit einen schizophrenen erwachsenen Sohn, der leider keinen Bock hatte, seine Medikamente zu nehmen oder gar zur Therapie zu gehen sondern der ein ernstes Drogenproblem hatte. Ich will da nicht in die Details gehen aber es gab unschöne Szenen und phasenweise hatte ich richtig Angst. Besonders als ich ein halbes Jahr vor der Dame und meiner Tochter nach Frankfurt zog, um dort einen Job anzutreten.

The Return of the Hausdrachen

In Frankfurt wohnte ich höchst illegal zur Untermiete in einer Genossenschaftswohnung für einen Appel und ein Ei. Mein illegitimer Status machte es äußerst unangenehm, dass ich bald schon dem dortigen Hausdrachen, beziehungsweise dem Hausdrachen-Rentner-Paar bekannt war und anscheinend als Quelle allen Übels identifiziert wurde. Dabei befolgte ich brav alle Ge- und Verbote, damit ich nicht aufflog. Dennoch waren die Drachen ganz offensichtlich der Meinung, ich würde meine Tetrapacks nicht sorgfältig genug falten, da die gelben Tonnen immer überquollen. Jedenfalls teilten sie mir das eines Abends mit, als sie vor meiner Wohnungstür standen.
Es müssen dann wohl doch andere Nachbarn an der schändlich unsachgemäßen Müllbeseitigung beteilligt gewesen sein, jedenfalls versiegelten die Hausdrachen eines Tages kurzer Hand die gelben Tonnen mit Panzerklebeband und hingen im Treppenhaus Warnschilder auf, dass die Müllentsorgung nur noch Samstags zu bestimmten Uhrzeiten und unter ihren qualifizierten Blicken möglich sein werde. Dieser Mülldiktatur bereitete dann allerdings der Genossenschaftsvorstand schnell ein Ende. Woraufhin die Hausdrachen sich neuen Aufgabenfeldern zuwenden mussten…
Eines Abends saß ich auf dem Balkon und telefonierte mit der Dame im fernen Aachen. Als plötzlich eine nicht ganz so liebliche Stimme vom Nachbarbalkon herüberklang: „RAUCHEN SIE DA?!“

Ich so: „Guten Abend.“
Hausdrache so: „RAUCHEN SIE?“
Ich so: „Ja, in der Tat. Warum?“
Hausdrache so: „SCHMEISSEN SIE IMMER DIE KIPPEN IN DEN HOF?“
Ich so: „Gewiss nicht, werte Dame, ich bin im Besitz eines Aschenbechers.“
Hausdrache so: „WEIL DA LIEGEN IMMER KIPPEN IM HOF, DIE MUSS MEIN MANN DANN WEGFEGEN!“
Ich so: „Das bedauere ich, aber ich benutze – wie gesagt – einen Aschenbecher…“
Hausdrache so (die Balkontür schließend): „ABER NET IN DEN HOF WERFE!“

Schon ein wenig hämisch freute ich mich auf den Tag, an dem ich die Zwischenmiete beenden würde und die Hausdrachen feststellen mussten, dass wohl doch jemand anders der Quell des Übels sein musste…

Hampelmann im Hof

Meine Probezeit ging und mit ihr auch meine Zwischenmiete. Und nur 15 Wohnungsbesichtigungen später hatten wir eine habwegs bezahlbare Bleibe in Frankfurt gefunden. Zunächst schien alles ganz okay: Die Wohnung hatte eine hervorragende Lage mitten in Sachsenhausen, dafür war der Altbau in keinem sonderlich guten Zustand. Aber das hatte zum einen gewissen Charme und zum anderen den schönen Nebeneffekt, dass das von viel höheren Gebäuden umgebene kleine Haus perfekt vom Flug- und Straßenlärm abgeschirmt war, sodass es eine kleine Ruhepause mitten in der großen Stadt war.

Auch die Nachbarn waren allesamt sehr nett: Außer uns wohnten nur Polen in dem Haus, die auf tagsüber auf dem Bau arbeiteten und abends im Hof saßen uns davon träumten genug Geld verdient zu haben, um wieder in ihre alte Heimat zurückzukehren. Sie waren eine sehr nette Runde, aber natürlich gab es auch einen Haken: Der Vermieter wohnte im Nebenhaus.

Wenn ich euch einen Rat geben darf: Zieht nie in eine Wohnung, in der euer Vermieter euer Nachbar ist. Zumal in unserem Fall der Vermieter noch nicht einmal einen Job hatte, sondern von der Miete seiner drei Häuser leben konnte. Doch anstatt seine freie Zeit in die Pflege seiner Immobilien zu stecken, kam er lieber auf dumme Ideen: Eines Tages hingen mal wieder die allseits beliebten Verbotsschilder im Hof: Sämtliche Fahrräder sollten binnen 24 Stunden aus selbigen verschwinden, oder sie würden vom Schrotthändler abgeholt. Wir versuchten noch zwei Mal mit dem Vermieter zu reden, da wir unsererseits so manchen Mangel am Haus bisher ignoriert oder nur zaghaft angesprochen hatten: Man will ja nicht die gute Nachbarschaft verderben. Doch der Mann war es nicht gewohnt, dass man ihm widersprach und sah erst recht nicht ein, dass auf seinem Grundstück Recht und Gesetz gelten sollten. Also fingen wir an Briefe zu schreiben, Reparaturen einzufordern, Fristen zu setzen, die Miete zu kürzen. Vor einem Jahr zogen wir aus und vor wenigen Wochen, zwei Gerichtsprozesse später, haben wir erst den Rest unserer Kaution bekommen…

Die gute Seite der Nachbarschaft

Ihr fragt euch bestimmt schon, ob die Überschrift dieses Blogposts Satire war, aber jetzt kommt das Happy End. Versprochen!
Nun leben wir also seit knapp einem Jahr in diesem neuen Haus im (übrigens vollkommen zu Unrecht) verrufenen Frankfurter Gallus. Und alles ist anders. Seit ich hier wohne, musste ich noch nicht ein Paket von der Post holen, weil sich immer irgendein Nachbar fand, der es für uns annahm. Schon als wir einzogen, parkte ich mein Auto mal im Hof, um Kisten auszuladen, obwohl andere Nachbarn Miete für das Parken im Hof bezahlen müssen. Als dann ein solcher Nachbar mit seinem Auto kam, versicherte ich, dass ich gleich wieder weg bin, ich müsse nur noch schnell die eine Kiste hochtragen. Seine Antwort: „Machen Sie ruhig! Wenn man Kisten tragen muss, dann muss man Kisten tragen…“

Doch jetzt hatte meine Tochter (jetzt 7) Kindergeburtstag und ich war skeptisch, als die Dame Deko im Treppenhaus und an der Haustür anbrachte. Als gebranntes Kind rechnete ich wieder mit Verbotsschildern und Briefen vom Vermieter. Umso gerührter war ich, als wir dann am nächsten Morgen dies vor unserer Tür fanden:

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Geburtstagsgrüße