Meine Tochter (2): “ Vorlesen?“
Ich: „Nur wenn du lieb bist.“
Sie schmeißt den Zahnputzbecher runter: „Iste lieb?“
Das erste Mal keimt mir der Verdacht, dass sie nicht weiß, was das Wort bedeutet: „Nein, so bekommst du nichts vorgelesen.“
Schnell hebt sie den Becher auf und spült sich den Mund aus: „Vorlesen?“
„Nur wenn du lieb bist.“
Sie rennt davon.
Okay, das war ein veritables Indiz. Wir reden eindeutig aneinander vorbei. Als ich sie wieder eingefangen und zur Wickelkommode verfrachtet habe, fragt sie erneut: „Vorlesen?“
„Nur wenn du lieb bist.“
Sie beginnt Taschentücher aus dem Spender zu reißen, bis das Kinderzimmer wie eine Winterlandschaft mit geringem Budget aussieht.
„Iste lieb?“
„Tochter (2), mich dünkt, du weißt nicht, was ‚lieb‘ bedeutet!“
„Lieb?“
„Ja ‚lieb‘. Nenn mir bitte mal eine Sache, die du zu machen bereit bist und die unter den Weisen gemeinhin als lieb angesehen wird?“
„Vorlesen?“
Diese Diskussion hat sie mit einem knappen Netzball nochmal gerade so gewonnen.