Irrtümer – Teil 2

Vor einer Weile verbloggte ich hier bereits einige Irrtümer, die wir im Alltag gerne vor uns hertragen, ohne sie zu hinterfragen. Dies ließ mich nicht mehr los und ich spitzte meine Augen und hielt die Ohren offen, auf der Suche nach weiteren Irrtümern…

Einen Anruf zurückverfolgen

A prospos „offen“: Offen muss auch die Leitung sein, um einen Anruf zurückzuverfolgen, oder?
Es gehört zur traditionellen Dramaturgie eines Erpresserkrimis, dass irgendwann der Erpresser anruft und die Erpresste trotz gegenteiliger Forderung die Polizei eingeschaltet hat. Die Polizei versucht dann, den Anruf zurückzuverfolgen. Dafür muss die Angerufene den Erpresser dann möglichst lange an der Leitung halten. Ist ja auch logisch: So ein Anruf geht über verschiedene Verteilstationen und an jeder muss dann nachgeguckt werden, woher der Anruf kam. Legt der Ganxta zu früh auf, gucken die Beamten in die Röhre. Was dann der Harry des Ermittlers meist mit einem geknickten Kopfschütteln zum Ausdruck bringt.

Als mir dieser filmische Code das letzte Mal über den Weg lief, wurde ich stutzig. War das nicht doch ein bisschen anachronistisch? Und ein Blick in die Wikipedia verrät, dass in der Tat bereits in den 70ern die Fangschaltung erfunden wurde. Die Angerufene brauchte nur eine vereinbarte Taste zu drücken und die Post blockierte die Leitung, sodass sie auch nach dem Auflegen offen blieb und die Ermittler sie in aller Ruhe zurückverfolgen konnten.
Doch damit noch nicht genug: Seit der Digitalisierung der Telefonnetze gibt es die Rufnummerübertragung. Die kann man zwar unterdrücken, diese Unterdrückung wird aber erst in der letzten Verteilstation aktiv, sodass die Ermittlerinnen dort ganz bequem die Nummer ablesen können. Und wissta was? Die Digitalisierung der Telefonnetze fand schon in den 1980er Jahren statt…

Spinnen im Schlaf essen

Seit Jahren kursiert die Horrorgeschichte durchs Netz, dass jeder Mensch im laufe seine Leben zehn Spinnen im Schlaf isst. ZEHN. SPINNEN. 10! Ich bin nun wirklich kein Arachnophobiker, aber das ist ekelig! Zum Glück ist es eben nur eine Horrogeschichte und den Spinnen fällt es nicht im Traum ein, nachts in unser Bett zu krabbeln.

Murphy’s Law

„Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen“

So lautet die populäre Varaiante von Murphy’s Law. Die Sache ist aber: Stimmt halt nicht. Murphy’s Law ist kein Gesetz im Sinne eines Naturgesetzes, sondern ein normativer Satz für Versuchsaufbaue und das Ingenieurswesen, der etwa dem Ingenieur sagen soll: „Obacht! Du kannst das Auto nicht für die Produktion zulassen, obwohl die Wahrscheinlichkeit, dass es explodiert, nur bei 0,001% liegt, denn was schiefgehen kann, das geht auch schief!“ Aber Murphy’s Law ist kein Gesetz wie die Schwerkraft, was sich mit zwei simplen Beweisen … nun ja … beweisen lässt.

Erstes Beweismittel, euer Ehren: Bei jedem Prozess ist die Zahl der möglichen Fehler unendlich groß, die Zeit, in der dieser Prozess durchgeführt wird, ist hingegen beschränkt. Also wird nicht alles schiefgehen, was schiefgehen kann.

Zweitens, Ein bisschen weniger abstrakt: eine beliebte Alltagsanwendung für Murphy’s Law ist die Kaufhausschlange. Denn frei nach Murphy müsste man sich ja immer an der Schlange anstellen, die am längsten braucht, weil vorne mal wieder irgendeine Oma mit ihrer Pfennigsammlung bezahlt. Doch hier kommt der Haken: Will Murphy’s Law mehr sein als eine triviale Anekdote, muss es einen allgemeinen Geltungsanspruch haben. Das Licht denkt sich ja auch nicht: „Och, heute fliege ich mal nur 200.000 km/s. Ich hab’s heute nicht so eilig.“ Aber wenn alle immer an der längsten Schlange im Supermarkt stehen. Was ist dann die kurze Schlange? Die Schlange hat nichts mit Murphy’s Law zu tun, sondern etwas mit selektiver Wahrnehmung: All die Male, als du an der kurzen Schlange standest, sind dir eben nicht in Erinnerung geblieben…

Bleibt noch die Sache mit dem Marmeladenbrot, das immer auf die Marmeladenseite im Leben fällt. Tja, das liegt einfach an der Höhe unserer Tische

Toastcat

Quelle: Uncyclopedia. Lizenz: fragwürdig.

Wir nutzen nur 10% unseres Gehirns

Glaubt man einer weitverbreiteten Sage oder eben Luc Besson, dann benutzen wir nur 10% unseres Gehirns und wären voll die Genies, wenn wir lernen würden, mehr zu benutzen.

Wäre das nicht cool? Schade nur, dass halt nichts dran ist an der Legende. Sogar wenn wir nichts tun oder gar schlafen, sind große Teile unseres Gehirns aktiv. Und wenn ein Teil des Gehirns keinen Input bekommt, wie etwa die Sehrinde bei Blinden, dann blubbert sie nicht gemütlich vor sich hin, sondern übernimmt schleunigst andere Aufgaben. Übrigens stammt der Mythos von Scientology

Die rechte und die linke Gehirnhälfte

Und wo wir gerade beim Gehirn sind: Habt ihr auch schon einmal gehört, dass die linke Hälfte für alles analytische und sprachliche zuständig ist und die rechte Hälfte sich um die Emotionen, die Empathie und das ganzheitliche Denken kümmert? Tja, ist ein Irrtum. Der hat zwar einen waren Kern, zum Beispiel, dass die meisten, wenn auch nicht alle Bereiche des Gehirns, die für Sprache zuständig sind, links sitzen. Aber in dieser drastischen Verkürzung, ist es reine Pop-Psychologie, zumal das mit den Emotionen wohl sogar komplett erfunden ist.

Überholen auf der Landstraße

Wer kennt das nicht: Du bist morgens auf dem Weg zur Arbeit und dann hat sich so ein Sonntagsfahrer im Tag geirrt und tuckert mit 70 durch die Kurven, die man locker mit 100 nehmen kann. DER IST SCHULD, WENN ICH ZU SPÄT ZUR ARBEIT KOMME! Also schnell überholen, um die verlorene Zeit wieder wett zu machen. Aber ist das wirklich so?

Gut auf der Autobahn kannst du dir das schnell herleiten: Wohnst du 100 Kilometer von deinem Arbeitsplatz entfernt, kannst du mit 200km/h Durchschnittsgeschwindigkeit(!!!) deine Fahrtzeit gegenüber derjenigen, die mit 100 dahintuckert halbieren. Aber wie ist das auf der Landstraße?

Nun, angenommen, dein Weg zur Arbeit beträgt 20 Kilometer, dann legst du die mit 100 Sachen in 12 Minuten zurück. Wenn du hingegen nur 70 fährst, dann sind es gerade einmal 17 Minuten! Dein Chef muss schon ziemlich kleinlich sein, wenn er wegen fünf Minuten Terz macht. Aber, damit nicht genug: Deutschland ist ein dichtbesiedeltes Land, daher ist es wohl keine allzu steile These, anzunehmen, dass du ca. alle 10 Kilometer eine Ortschaft kommt, in der du auf 50 runtergebremst wirst. Das versaut dir deinen 100er-Schnitt und verkürzt so deinen fünf minütigen Vorsprung schon gewaltig. Und wenn du jetzt noch Ampeln ins Spiel bringst, schmilzt er ganz dahin: Wie lange ist die durchschnittliche Wartezeit an einer Ampel? 2 Minuten? Das heißt, dass spätestens an der dritten Ampel der Überholte wieder hinter dir steht… Denkt daran, wenn ihr das nächste Mal überlegt, ob die Gerade lang genug ist, für ein entschlossenes Überholmanöver…

Der Hippokratische Eid

Den muss jeder Arzt ablegen, nicht wahr? Wie ging er noch gleich….? Ach ja:

„Ich schwöre und rufe Apollon, den Arzt, und Asklepios und Hygieia und Panakeia und alle Götter und Göttinnen zu Zeugen an, dass ich diesen Eid und diesen Vertrag nach meiner Fähigkeit und nach meiner Einsicht erfüllen werde.

Ich werde den, der mich diese Kunst gelehrt hat, gleich meinen Eltern achten, ihn an meinem Unterricht teilnehmen lassen, ihm, wenn er in Not gerät, von dem Meinigen abgeben, seine Nachkommen gleich meinen Brüdern halten und sie diese Kunst lehren, wenn sie sie zu lernen verlangen, ohne Entgelt und Vertrag. Und ich werde an Vorschriften, Vorlesungen und aller übrigen Unterweisung meine Söhne und die meines Lehrers und die vertraglich verpflichteten und nach der ärztlichen Sitte vereidigten Schüler teilnehmen lassen, sonst aber niemanden.

Ich werde ärztliche Verordnungen treffen zum Nutzen der Kranken nach meiner Fähigkeit und meinem Urteil, hüten aber werde ich mich davor, sie zum Schaden und in unrechter Weise anzuwenden.

Auch werde ich niemandem ein tödliches Gift geben, auch nicht, wenn ich darum gebeten werde, und ich werde auch niemanden dabei beraten; auch werde ich keiner Frau ein Abtreibungsmittel geben. Rein und fromm werde ich mein Leben und meine Kunst bewahren.

Ich werde nicht schneiden, sogar Steinleidende nicht, sondern werde das den Männern überlassen, die dieses Handwerk ausüben.

In alle Häuser, in die ich komme, werde ich zum Nutzen der Kranken hineingehen, frei von jedem bewussten Unrecht und jeder Übeltat, besonders von jedem geschlechtlichen Missbrauch an Frauen und Männern, Freien und Sklaven.

Was ich bei der Behandlung oder auch außerhalb meiner Praxis im Umgange mit Menschen sehe und höre, das man nicht weiterreden darf, werde ich verschweigen und als Geheimnis bewahren.

Wenn ich diesen Eid erfülle und nicht breche, so sei mir beschieden, in meinem Leben und in meiner Kunst voranzukommen indem ich Ansehen bei allen Menschen für alle Zeit gewinne; wenn ich ihn aber übertrete und breche, so geschehe mir das Gegenteil.“

Quelle: Internet.

Ähhhm, so etwas müssen die Ärzte von heute schwören? Ich frage mich, wie viele ehemalige Profs heute ein Altenzimmer in den Villen der Chefärzte haben… Aber keine Sorge: Laut der Wikipedia muss kein Arzt den Hippokratischen noch irgendeinen anderen Eid ablegen…

Nilpferde sind die gefährlichsten Tiere Afrikas

Habt ihr auch schon mal was darüber gehört, dass Nilpferde die gefährlichsten Tiere Afrikas sind? Die Story packt eigentlich immer irgendjemand während eines Zoobesuchs als nette Anekdote aus: Vergiss Löwen, Krokodile oder Elfanten. Nilpferde sind die wahren Killer! Na ja, immerhin ist die Story nicht komplett aus der Luft gegrifen: Immerhin 500 Menschen gehen jedes Jahr auf das Konto der Dickhäuter, damit lassen sie Löwen und Elefanten hinter sich. Allerdings sind Krokodile und Schlangen dann doch noch etwas gefährlicher, ganz zu schweigen von der Mücke!

Die tödlichsten Tiere
Die tödlichsten Tiere

Blasensprung bei Gewitter

Die letzte Geschichte ist „a tricky one“ und ich bin noch zu keinem abschließenden Urteil gekommen. Kürzlich hörte ich von keinem geringeren als dem Chefarzt der größten Frankfurter Geburtsklinik die Worte, dass bei Gewitter vermehrt Fruchtblasen springen. Das machte mich stutzig, es klang sehr nach der Mähr, dass bei Vollmond mehr Kinder geboren würden, die sich statistisch leicht widerlegen lässt.

Jetzt ist ein Chefarzt ja nicht irgendwer, andererseits nennen böse Zungen Ärzte auch die Zierpudel der Wissenschaft, weil sie ihre Doktorarbeiten gewöhnlich schon während des Studiums in einem oder zwei Semestern schreiben. Alles für den Titel. Ich machte mich also auf Spurensuche…

Leider blieb diese erfolglos. Entweder gibt es zu dem Thema keine Studie oder sie wurde sorgfältig vor dem Internet versteckt. Was auch nicht sonderlich schwer ist, da sich in den Spitzenpositionen der Suchergebnisse SEO-triefende Müttercommunitys und Schwangerschaftsportale tummeln. Dort wird dann stets im Anekdoten-Stil betichtet: „Also bei mir…“ oder „Hebammen wissen zu berichten…“.

Aber Anekdoten sind keine Beweise, da uns bei ihnen wieder die selektive Wahrnehmung einen Strich durch die Rechnung macht: Eine Hebamme erinnert sich nicht an die 20 Blasensprünge bei Sonnenschein, aber bei dem einen, der bei einem Gewitter vorkam, springt ihr die Hypothese von dem angenommenen Zusammenhang ins Gesicht. Und ich möchte betonen, dass das nichts mit Intelligenz oder der Kompetenz einer Hebamme zu tun hat, sondern menschlich ist. Es ist sogar sinnvoll, wenn die Hebamme unter einer Geburt auf ihren Erfahrungsschatz zurückgreift, denn sie muss schnelle Entscheidungen fällen und hat keine Zeit, Statistiken zu wälzen.

Aber wenn es uns um Erkenntnis geht, also um die Frage, wie die Welt wirklich ist, dann helfen uns in diesem Fall nur Zahlen. Die Frage, ob bei Gewitter mehr Fruchtblasen springen, bleibt also vorerst ungeklärt. Allerdings spricht gegen die Theorie, dass die Geschichte genau wie alle anderen Irrtümer, die ich hier versammelt habe, im Stil der Anekdote daherkommt…

Die 8 – ich sag mal: „am wenigsten plausiblen“ – Irrglauben

Wir alle sind nicht durch und durch rational. Und das ist auch gut so. Es macht uns zu Menschen, dass wir mal Blödsinn machen, mal über die Stränge schlagen. Ich persönlich habe mich gestern beim „auf Holz klopfen“ erwischt, obwohl ich bei Leibe nicht verstehe, wie ein dumpfes Geräusch Pech abwenden soll. Genauso wünsche ich mir bei jeder Sternschnuppe und jeder ausgefallenen Wimper etwas. ABER ICH HAB DIESES SCHEISSPONY NOCH NIE BEKOMMEN!!!!!! Das Leben wäre ziemlich trist, wenn wir immer rational handeln würden, wenn wir nie zu viel trinken, zu fettig oder zu süß essen, zu lange wach bleiben oder vier Staffeln Louie am Stück gucken würden.

Hufeisen bringen Glück, oder?
Hufeisen bringen Glück, oder?

Aber dann gibt es neben unserem alltäglichen Aberglauben auch noch Irrglauben, die mir so absurd erscheinen, dass mir einfach nicht in den Kopf will, wie Menschen daran wirklich glauben können. Daher habe ich mal wieder eine kleine Liste mit den acht absurdesten Irrglauben erstellt.

Auf Platz 8: Astrologie und Horoskope

Ich meine: WTF? Sterne, die unzählige Lichtjahre weit entfernt sind, sollen Einfluss darauf haben, ob ich heute im Lotto gewinne? Warum? Das geht mir nicht in den Kopf. Gasbälle, die so gigantisch sind, dass ihnen einzelne Menschen auf einem unscheinbaren Planeten in einem „aus der Mode gekommenen“ Spiralarm der Galaxie eigentlich vollkommen sternschnuppe sein müssten, sollen sich darum kümmern ob „Stiere“ besser mit „Waagen“ auskommen oder „Wassermänner“ lieber „Fische“ heiraten sollten? Am beklopptesten finde ich noch, dass ich manchmal angeguckt werde, als wäre ich ein schlechter Vater, wenn ich auf die Frage nach dem Sternzeichen meiner Tochter (6) mit „Keine Ahnung“ antworte…

Platz 7: Scientology

Laut Scientology haben wir unsterbliche Wesen in uns, die sich „Thetane“ nennen. Diese Thetane wurden von einem intergalaktischen Herrscher

„von weit entfernten Planeten auf die Erde verschleppt […] und dort durch gewaltsame Verfahren so schwer traumatisiert[], dass sie nun als körperlose Cluster (Körper-Thetanen genannt) anderen Menschen anhängen und sie in ihren Möglichkeiten beeinträchtigen.“

Quelle: Wikipedia.

Ob du und dein Thetan Buddies sind, kannst du mit einem Gerät, namens E-Meter messen, das im Wesentlichen elektrische Widerstände misst. Und um mit deinem Thetan dufte auszukommen, musst du schweineteure Kurse belegen.

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Scientology e meter blue“. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons.

Das ganze geht auf L. Ron Hubbard zurück, von dem böse Zungen sagen, er hätte bloß festgestellt, dass er seine Science-Fiction-Bücher besser verkaufen kann, wenn die Leute glauben, es wäre Religion. Ich für meinen Teil finde das alles so krude zusammengekleistert, dass ich es schlichtweg nicht ernst nehmen kann. Daher landet Scientology auf einem ehrenvollen siebten Platz und wer es freiwillig macht und Spaß daran hat, soll diesen meinetwegen weiterhin haben…

Platz 6: Die wörtliche Bibelauslegung

Ich habe nichts gegen Religiosität, denn man kann sowieso nie abschließend entscheiden, ob Gott existiert oder nicht. Aber was ich absurd finde? Wenn Menschen die Bibel beim Wort nehmen.

Fassen wir doch mal zusammen: Gott hat die Erde vor ca. 6.000 Jahren in sieben Tagen geschaffen. Also nur kurz vor den Pyramiden. Dann hat er den Mann aus Lehm zusammengematscht und die Frau aus der Rippe des Mannes. Warum? War der Lehm alle?

Oder nehmen wir mal die Nummer mit der Vertreibung aus dem Paradies: Ja klar, da wurde irgendwie das Vertrauen verletzt und deswegen wurde Adam und Eva Hausverbot erteilt. Aber warum wurde die Schlange bestraft? Die hat doch eigentlich Eva nur die Wahrheit über den Baum der Erkenntnis erzählt. Die Schlange war quasi der Snowden des Paradies‘!

Auch komisch ist, dass Gott in den ersten 4.000 Jahren ziemlich viel mit den Menschen interagiert hat aber seit 2.000 Jahren ist plötzlich Funkstille. Ist Gott noch immer eingeschnappt wegen dieser Kreuzigungsnummer? Und was war das eigentlich für eine arschige Aktion mit der vorgetäuschten Opferung von Abrahams Sohn? Was hat sich der „liebe“ Gott dabei gedacht?

Aber am absurdesten ist, dass Gott von Sex besessen ist! Kein Sex vor der Ehe, keine Homosexualität, keine Masturbation? Hat der keine anderen Sorgen? Wie wäre es mal mit Weltfrieden oder Hunger der Welt stillen? Klingt alles ziemlich absurd, wenn ihr mich fragt…

Platz 5: Die animistische Evolution

Was hat sich die Natur nur dabei gedacht? Nix! Die Natur denkt nichts, genauso wenig wie die Evolution. Dennoch sprechen wir von ihr im Alltag oft wie von einem lebendigen Wesen mit einem eigenen Willen. Eine Hebamme sagte kürzlich im Gespräch zu mir, dass die Evolution die menschliche Geburt schon gut eingerichtet habe. Und in einem linguistischen Fachbuch zum Spracherwerb las ich einst sogar über das Absenken des Kehlkopfs (das den Spracherwerb ermöglicht, aber zugleich die Erstickungsgefahr für den Säugling erhöht), dass man daran sehe, welch hohen Stellenwert die Evolution der Sprache eingeräumt habe. Die Sache ist aber: Stimmt halt nicht. Die Natur oder die Evolution denkt sich nichts, sie richtet nichts ein und hat erst recht keinen Sinn für irgendeinen Stellenwert.

Evolution ist auf zwei minimalistische und komplett unintelligente Prinzipien zurückzuführen: 1. Mutation – Bei der Vererbung entstehen Fehler. 2. Survival of the fittest – Von zwei Varianten eines Lebewesens überlebt diejenige am wahrscheinlichsten, die besser an seine Umwelt angepasst ist. Das Ding ist aber, dass nicht jede Mutation immer zum Vorteil oder zielgerichtet ist. Mein Lieblingsbeispiel für sinnlose Natürlichkeit ist, dass die Speiseröhre direkt neben der Luftröhre liegt. Nur deshalb können wir uns verschlucken. Aber das hat überhaupt keinen Nutzen. Das ist vollkommen sinnlos, die Natur hat sich eben nichts dabei gedacht.

Ein anderes Beispiel: Als vor Milliarden von Jahren kleine Zellklumpen durch den Ozean paddelten, hatten die einen Überlebensvorteil, die zufällig lichtempfindliche Zellen ausbildeten. Dass es aber auch unzählige sinnlose Mutationen gab und etwa diejenigen Zellklumpen starben, die einen Sinn für Karomuster ausbildeten, das wird immer vergessen, wenn wir sagen, da hat sich die Natur schon was bei gedacht. Das ganze geht übrigens auf unseren Wunsch zurück, uns die Welt teleologisch zu erklären

Platz 4: Homöopathie

Die Homöopathie ist quasi für Deutschland das, was Scientology für Amerika: die nicht wirklich zu Ende gedachte Küchenreligion des kleinen Unlogikers. Ich fasse das Konzept der Homöopathie mal mit eigenen Worten zusammen. Gleiches soll mit gleichem geheilt werden. Die Ärztin soll der Patientin Mittel geben, die bei einer gesunden Person eigentlich genau die Symptome erzeugen, die sie jetzt heilen sollen. Mit anderen Worten: Patienten wird Gift verabreicht. Als sich Samuel Hahnemann diesen Mumpitz ausgedacht hat, gab es nur ein Problem: Seine Patienten starben wie die Fliegen. Daher fing er an, die Gifte immer weiter zu verdünnen. Die besten Ergebnisse erzielte er dann logischerweise, wenn er ein Gift so weit verdünnt hatte, dass es im Wasser oder im Zucker, in dem es gelöst war, nicht mehr nachzuweisen war. Das war jetzt aber auch irgendwie suboptimal… Patienten Wasser oder Zucker zu geben und zu behaupten, das sei Medizin, war unglaubwürdig. Denn beides nimmt schließlich jeder Mensch täglich in rauen Mengen auf. Daher kam Hahnemann auf die grandiose Idee, zu behaupten, das Wasser erinnere sich an die Substanz. Und wer hier jetzt nicht die Frage stellt, mit welchem Gehirn sich das Wasser erinnern soll und warum es sich zwar an Homöopathie aber nicht an den letzten Toilettengang erinnert, dem verordne ich eine Überdosis Globoli…

Platz 3: Lichtnahrung

Aufs Treppchen schafft es letztendlich die Lichtnahrung. Denn wo die Homöopathie nur mehr oder weniger harmloses Placebospinnerei ist, da ist Lichtnahrung Darwin-Award-verdächtige Idiotie. Ich gebe das Wort ab an die Wikipedia:

„Lichtnahrung oder auch Breatharianismus bezeichnet eine esoterische Methode, bei der nach Vorstellung ihrer Anhänger die für das Leben notwendige Energie aus feinstofflicher Energie („Licht“; siehe „Prana“ als universelle Lebensenergie) gewonnen werden soll. Dadurch soll man imstande sein, ohne feste und flüssige Nahrung auszukommen, die sonst zum Überleben notwendig ist.“

Ja, nee, is klar.

Platz 2: Impfskepsis

Silber geht an die Impfskepsis. Denn wo sich ein Lichtfresser nur selbst schädigt, schädigt eine Impfgegnerin ihre Kinder! Mal vom ethischen Aspekt abgesehen (Impfgegner sind Schmarotzer, die nur überleben, weil sie sich auf den Herdenschutz der anderen verlassen können), haben Impfskeptiker sogar einen Funken Wahrheit gefunden: Impfungen haben Nebenwirkungen. Meine Tochter (6) musste eine solche Nebenwirkung kürzlich ertragen. Nach der Impfung gegen Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten war ihr Arm fast eine Woche lang geschwollen und tat weh. Das ist Kacke, man will ja nicht, dass das eigene Kind leidet. Allerdings sind Impfungen eben Risikoabschätzungen. Denn dem schmerzenden Arm steht beispielsweise das gegenüber:

„Tetanus, auch Wundstarrkrampf genannt, ist eine häufig tödlich verlaufende Infektionskrankheit, welche die muskelsteuernden Nervenzellen befällt und durch das Bakterium Clostridium tetani ausgelöst wird. Die resistenten Sporen des Bakteriums kommen nahezu überall vor, auch im Straßenstaub oder in der Gartenerde. Die Infektion erfolgt durch das Eindringen der Sporen in Wunden.“

Wikipedia: Tetanus.

Klingt scheiße, ist es auch! Ich will auch nicht verschweigen, dass es manchmal schlimmere Impfnebenwirkungen geben kann. Allerdings sind die seeehr unwahrscheinlich und fast ausschließlich nicht so schlimm wie die Krankheiten, gegen die geimpft wird. Aber Silber gibt es vor allem für die Behauptung, dass Impfen Autismus auslösen kann. Denn das ist schlichtweg gelogen. Genauso kann ich mich jetzt hier hinstellen und behaupten, dass Schokoeis Krebs erregt. Oder dass Sex vor der Ehe ins Fegefeuer führt. Oh…

Platz 1: „Miracle Mineral Supplement“

Gewinner der Goldmedaille, auf Platz 1 und damit auf dem Gipfel der Idiotie ist MMS – „Miracle Mineral Supplement“. Wenn dein Kind dann nämlich durch die Impfung zum Autisten wurde, dann kannst du es wieder „gesund“ machen, indem du ihm Natriumchlorit in den Arsch bläst. Oh, das klingt aber schmerzhaft! Und wissta was? Das ist es auch!

„Bei dieser umstrittenen Therapiemethode wird Natriumchloritlösung verabreicht, in welcher durch Zumischen von Citronensäure das hochreaktive giftige Chlordioxid freigesetzt wird, das normalerweise zu Desinfektionszwecken oder zum Bleichen verwendet wird.“

Wikipedia: MMS.

Das Gift wird auch gerne gegen Krebs, AIDS, ADHS und Demenz verabreicht. Eben wenn Patienten oder Eltern verzweifelt genug sind, um ihnen noch etwas Geld aus der Tasche zu leiern. Ähnlich wie bei Hahnemanns Quacksalberei tritt hier natürlich das Problem auf, dass die Patienten merken, dass die vermeintliche Medizin ihren Gesundheitszustand verschlechtert. Daher interpretieren die Anhänger dieser Körperverletzung einfach die Ergebnisse um. Aus Tag wird Nacht, aus Nord wird Süd und ein Patient, der sich kranker fühlt, ist eigentlich auf dem Weg der Besserung, da sein Körper jetzt gegen die Krankheit ankämpfe, gegen die MMS gegeben wurde. O.o

So das war sie, meine Liste der „am wenigsten plausiblen“ Irrglauben. Ich wette, ihr habt auch noch den einen oder anderen Kandidaten in der Hinterhand. Ich würde mich über Anregungen in den Kommentaren freuen!