Meine Mediennutzung in der Revision

Vor zwei Jahren schrieb ich an dieses Stelle nieder, wie ich wann welche Medien nutze. Seitdem hat sich einiges verändert, sodass es Zeit ist für eine Revision.

Höhlenmalereien in der Cueva de las Manos, Río Pinturas, Argentinien
Höhlenmalereien in der Cueva de las Manos, Río Pinturas, Argentinien. Fotograf: Reinhard Jahn. Angebliche Lizenz: CC-BY-SA-2.0-DE.

Noch vor zwei Jahren las ich jeden Morgen die Zeitung in Form der FR App. Das habe ich mittlerweile fast komplett eingestellt. Wir haben zwar die FR App noch abonniert und die Dame liest sie auch noch täglich, aber ich fast gar nicht mehr. An die Stelle der FR App ist mein Feedreader getreten, in dem ich zur Zeit um die 70 Blogs und andere Quellen abonniert habe und den ich morgens meist als erstes öffne. Halt, stimmt gar nicht. Eigentlich checke ich erst Mails, Twitter-Interaktionen und Statusmeldungen auf Facebook. Aber neue Infos kommen dann über den Feedreader. Meine Lieblingsblogs sind derzeit wirres.net, Frau Haessy schreibt (ehemals Orbis Caudiae) und die Existential Comics.

Twitter kommt bei mir von allen Sozialen Netzwerken noch immer am häufigsten zum Einsatz, wann immer sich die Gelegenheit ergibt. Facebook nutze ich fast ausschließlich um mit Offlinern zu kommunizieren. Mein Facebooknewsfeed ist atemberaubend langweilig, was meines Erachtens daran liegt, dass FBs Algorithmus kaputt ist. Alle 2-3 Tage schaue ich mal bei App.net rein, da ich dort aber nur den Kostenlosaccount habe, folge ich auch nur 40 Menschen und alles ist sehr gemächlich. Ansonsten habe ich noch Accounts bei Google+ (was ich gar nicht nutze) und Tumblr (was ich gerne mehr nutzen würde, aber keinen Zugang finde), Ask.fm (wo mir nie jemand Fragen stellt) und Instagram, wo ich etwa einmal in der Woche reingucke.

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"Papyrus". Licensed under Public domain via Wikimedia Commons.

Zum Kindergarten fahren wir mit der S-Bahn, da wir innerhalb Frankfurts umgezogen sind. Auf der Hinfahrt lesen wir dann meist gemeinsam ein Buch, zurzeit Der kleine Ritter Trenk* von Kirsten Boie. Wenn ich das Buch vergessen habe, erzähle ich ihr den Herrn der Ringe* nach (schon zum zweiten Mal). Auf der Rückfahrt habe ich es mir zur Angewohnheit gemacht, meinen Podcast Spätfilm vorzubereiten, indem ich unzählige Artikel über den jeweiligen Film lese, den die Dame und ich als nächstes besprechen. Die Artikel recherchiere ich zunächst, dann speichere ich sie in Pocket und meine Notizen mache ich mit Evernote. In Evernote speichere ich auch alle Blogpostideen und -entwürfe.

Auf dem Weg zur Arbeit, steige ich dann auf mein Rad um und höre Podcasts. Derzeit habe ich stolze 81 Podcasts in meinem Podcatcher, die Zahl wird sich aber wieder reduzieren, da ich kürzlich alle (außer den Strickcasts) Podcasts aus Nele Heises Liste „Frauen machen Podcasts“ abonniert habe und gerade wieder aussortiere (Da ist teilweise schon abgefahrener Trash dabei, was ich gut finde, denn jeder Podcast findet seine Hörerinnen, aber ich muss ja nicht alles hören…) Meine Lieblingspodcasts sind derzeit:

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"Girl listening to radio" by Franklin D. Roosevelt Library Public Domain Photographs. Licensed under Public domain via Wikimedia Commons.

anyca.st, einer dieser berühmten Laberpodcasts, Logbuch: Netzpolitik, dessen Name Programm ist, Second Unit, der Filme bespricht,Vorgedacht (über Philosophie) und Vorzeiten (über Geschichte) und zwanzichfuffzehn (über Fernsehserien). Neu entdeckt habe ich Ein Mops kam in die Küche, ein Labercast, bei dem ich neulich einen so großen Lachanfall bekam, als ich ihn abends zum Einschlafen hörte, dass die Dame sich ernsthaft beschwerte…

Meine Bibliotheksbesuche haben sich massiv reduziert und mit ihnen mein Konsum von Hörbüchern. Ich habe die Hunger Games Trilogie* (krasses Finale!) vor einiger Zeit beim Einschlafen gehört, aber sonst kaum etwas. Filme leihe ich gar nicht mehr aus, da ich mittlerweile Watchever abonniert habe, was etwa 80% meines Fernsehkonsums abdeckt. Gelegentlich leihe ich mal einen Film bei iTunes, aber bei unserem Apple TV* bricht allzu oft die Verbindung ab und entgegen der Vertragsregelung, habe ich dann keine Möglichkeit, den Film weiterzugucken, ohne ihn erneut zu bezahlen. -.-

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Deutsche Fotothek‎ [CC-BY-SA-3.0-de]

Der letzte Film, den ich sah, war Roland Emmerichs 2012 (absoluter Trash, aber ich hatte auch nichts anderes erwartet…). Ich gehöre auch zu diesen Serien-Binge-Watchern. Allein schaue ich noch einmal die Sopranos und zusammen mit der Dame Star Trek: Voyager. Echtes Fernsehen schaue ich eigentlich gar nicht mehr, einzige Ausnahme bildet hier Fußball. Außerdem habe ich mittlerweile etwa 45 YouTube-Kanäle abonniert, von denen ich am liebsten CinemaSins und John Oliver sehe.

Radio höre ich eigentlich gar nicht mehr und da wir unser Auto verkauft haben, bleiben mir meist auch die Kinderhörspiele erspart. Leider lese ich auch viel zu selten Bücher, da ich meist irgendwas in diesem Internet lese. Auf meinem Nachttisch liegt seit Ewigkeiten Poppers Die offene Gesellschaft und ihre Feinde*. Weil ich unbedingt wieder mehr Bücher lesen will, ist nun auch noch Daniel Kehlmanns Die Vermessung der Welt, was mir sehr viel Spaß macht!

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"Gutenberg Bible". Licensed under CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons.

Nachrichten konsumiere ich unregelmäßig und meist über SpOn, FR Online (für Lokales) und Rivva. Hearthstone ist derzeit das Computerspiel meiner Wahl, wenn ich mal eine Viertelstunde zuviel Zeit habe. Musik höre ich derzeit auch eher wenig, mein letztes neues Album war AM von den Arctic Monkeys*. Soweit, so medial. Schalten Sie auch in zwei Jahren wieder ein…

 

*hinterhältige Affili-Links: Wenn ihr den Artikel kauft, bekomme ich eine winzige Provision und freue mich…

Heldinnen

Julia Schramm vertwitterte heute diesen Artikel mit sage und schreibe 35 praktischen Tipps für Männer, um die Welt ein bisschen weniger sexistisch zu machen. Die Liste ist lang und es sind einige Augenöffner dabei. Also lest sie! Ich will mich hier mal ein bisschen Punkt 20 auseinandersetzen:

20. Ensure that some of your heroes and role models are women.

Denn der liegt mir nicht nur wegen meiner Tochter (7) am Herzen, der ich gerne und oft vorlese und mit der ich gerne und oft Filme schaue.

Von Disney aufs Glatteis geführt

Mit meiner Tochter (7) spreche ich auch oft über das Gesehene und erkläre ihr, dass ich es nicht gut finde, wenn immer nur der Prinz in schimmernder Rüstung die Prinzessin rettet. Entsprechend fallen mir die Ausnahmen von diesem Klischee auf, wie etwa beim grandiosen Disneyfilm Frozen, der dich sogar noch bewusst aufs Glatteis führt (im wahrsten Sinne des Wortes), da Prinzessin Anna nur durch „einen Akt wahrer Liebe“ gerettet werden kann, so die Prophezeihung… Doch Disney baut dann einen raffinierten Twist ein, der dir den sexistischen Spiegel vorhält …

Frozen ist so wertvoll, weil du die starken Mädchen zwischen den Lillyfees und  Connys mit der Scheiße, äh, Schleife im Haar wirklich angestrengt suchen musst! Nicht zu vergessen sind da natürlich auch noch Ronja Räubertochter, die Birk Borkasohn mehr als einmal das Leben rettet und Hermine Granger, die eine zehn Mal bessere Zauberin ist als der auserwählte Potter und ohne die der kleine Wannabe nicht weit gekommen wäre.

Ein ganz eigenes Kapitel sind dann noch die Kinderbücher von Kirsten Boie, über die ich[Edit: Die Dame hat’s getan] demnächst mal einen eigenen Blogpost schreiben werde, denn Frau Boie zeigt, dass Kinderbücher mit Lebensverhältnissen des 21. Jahrhunderts möglich sind!

Actionheldinnen mit dekorativen Kratzern

Für uns Erwachsene sind weibliche Vorbilder in Literatur und Film übrigens genauso schwer zu finden. Beispielsweise stört mich massiv, dass Actionheldinnen immer wie geleckt aussehen in ihren hautengen Overalls. Ihren männlichen Pendants sieht man die Strapazen meist an: Spideys Overall ist im großen Finale eigentlich immer zerrissen, Iron Mans Stahlanzug ist zerkratzt und Bruce Willis zieht in jedem Film irgendwann ein Bein hinterher, nur um dann umso mehr triumphieren zu können. Dem gegenüber haben Lara Croft oder Black Widow (wenn es hoch kommt) mal einen dekorativen Kratzer auf der Wange. Allerdings darf ich euch verkünden, dass es zwei löbliche Ausnahmen gibt: Ripley und Beatrix Kiddo. Beide sind badass und im Laufe ihrer Filme (Alien und Kill Bill) wurde mehr Wert darauf gelegt, dass sie Ihren Antagonisten gepflegt in den Hintern treten, als dass sie selbst dabei aussehen als müssten sie gerade Werbung für Körperpflegeprodukte machen…

Uma Thurman in Kill Bill 2. Copyright: Miramax Films.
Uma Thurman in Kill Bill 2. Copyright: Miramax Films.

Wer ist eure Lieblingsregisseurin?

Bleiben wir noch etwas beim Film, denn der hat ein ganz schön großes Problem. Welches? Dieses: Sagt mir mal, wer eure Lieblingsregisseurin ist… Tja, nicht so leicht, was? Dabei ist der Grund nicht, dass es nicht genug Regisseurinnen gäbe. Kostprobe gefällig?

Feo Aladag, Lexi Alexander, Asia Argento, Dorothy Arzner, Susanne Bier, Kathryn Bigelow, Lizzie Borden, Catherine Breillat, Jane Campion, Niki Caro, Isabel Coixet, Martha Coolidge, Sofia Coppola, Claire Denis, Doris Dörrie, Nora Ephron, Anne Fletcher, Jodie Foster, Marleen Gorris, Alice Guy-Blaché, Catherine Hardwicke, Mary Harron, Amy Heckerling, Nicole Holofcener, Agnès Jaoui, Christine Jeffs, Miranda July, Mimi Leder, Caroline Link, Penny Marshall, Nancy Meyers, Mira Nair, Kimberly Peirce, Natalie Portman, Sally Potter, Lone Scherfig, Susan Seidelman, Adrienne Shelly, Barbra Streisand, Julie Taymor, Margarethe von Trotta oder Lois Weber.

Um nur mal einige zu nennen. Und ja, ich musste lange für diese Liste recherchieren. Aber das liegt sicher nicht daran dass Frauen von Natur aus ™ unbequemer auf dem Regiestuhl sitzen… Meine aktuelle Lieblingsregisserin ist übrigens Sofia Coppola. Jedenfalls haben die Dame und ich beim Spätfilm uns entschieden, wenigstens einen aus zehn Filmen von einer Regisseurin zu besprechen. Das ist zwar viel zu wenig, aber zumindest ein Anfang…

Edit: Paula Hesse hat in einem Gastbeitrag für mich über Kirsten Boie geschrieben. Der Text schließt hervorragend an diesen an.

Irrtümer

Neulich kursierte mal wieder die Geschichte durchs Internet, dass die Hummel nach den Gesetzen der Aerodynamik eigentlich nicht fliegen kann. Da sie dies aber nicht weiß, fliegt sie trotzdem. Das ist eine tolle Geschichte, denn unsere kleine, dicke Heldin zeigt es mal diesen fiesen Wissenschaftlern, die immer glauben, alles besser zu wissen. Zu dumm nur, dass die Geschichte falsch ist.

Das ließ mich grübeln, was wir noch alles so glauben, zu wissen, aber uns dabei eigentlich irren. Ich persönlich hatte zum Beispiel ziemlich lange ein Problem mit den Ziegen – also mit dem Ziegenproblem. Das Ziegenproblem kommt aus einer amerikanischen Spielshow. Dort bekommt eine Kandidatin drei verschlossene Türen gezeigt, hinter einer dieser Türen liegt ein Gewinn, hinter den anderen beiden stehen Ziegen. Die Kandidatin sucht sich eine der Türen aus, woraufhin der Showmaster eine der anderen beiden Türen öffnet, hinter der eine Ziege steht. Die Kandidatin bekommt nun die Gelegenheit, sich noch einmal umzuentscheiden oder ihrer Tür die Treue zu halten.

Ziegen
Ziegen. Von mir. Lizenz: CC-BY 3.0

Der Clou ist, dass wir jetzt errechnen können, dass die Gewinnwahrscheinlichkeit höher ist, wenn sich die Kandidatin noch einmal umentscheidet. Das wollte lange nicht in mein Hirn rein. Ich dachte immer: Wenn ich dann zwei Türen vor mir habe, sind die Chancen 50:50. Der Zufall hat doch kein Gedächtnis und kann sich nicht merken, ob ich zuvor die eine oder andere Tür hatte. Ein Mathematiker gab mir dann mal eine einfache Hilfestellung, um diesen Denkfehler zu überwinden, indem er mir sagte: Stell dir vor, es sind tausend Türen, du suchst dir eine aus, dann öffnet der Showmaster alle anderen bis auf eine andere und deine Tür. Würdest du dann noch immer sagen, die Wahrscheinlichkeit ist gleich hoch? Nope, natürlich nicht. Und mit drei Türen ist es im Grunde das gleiche, nur dass die Wahrscheinlichkeitsunterschiede nicht so groß sind…

Jedenfalls guckte ich mich ein bisschen um nach weiteren Irrtümern, denen ich anheim gefallen war und stieß auf ein paar schöne Wikipedia-Artikel, die über solche Irrtümer aufklären. Beispielsweise war ich richtig erzürnt, als ich erfuhr, dass mir im Geschichtsunterricht Blödsinn beigebracht wurde. Auf mich machte damals großen Eindruck, dass das römische Reich aufgrund seiner Dekadenz zu Grunde gegangen ist. Sinnbild für diese Dekadenz war, dass die Römer solange aßen, bis sie nicht mehr konnten, dann alles auskotzten und wieder weiteraßen. Stellt sich raus, mein Geschichtslehrer hat mir damals einen Mythos beigebracht. Denn die Römer haben dieses Erbrechen zwischen den Mahlzeiten nicht betrieben. Der Irrtum geht auf den Ausdruck „Vomitorium“ zurück. Aber das Vomitorium war kein Raum zum Kotzen sondern ein Teil eines Amphitheaters.

In Leitmotiv 006 lernte ich, dass Steinzeitmenschen weder Keulen schwangen noch Lendenschurze trugen. Außerdem hatten die Wikinger keine Hörner am Helm, das hat sich Wagner ausgedacht. Auch lernte ich in der Schule, wie gering die Lebenserwartung im Mittelalter war. Das stimmt zwar, birgt aber die Tücken der Statistik. Denn in dieser Lehre steckt die hohe Kindersterblichkeit, sodass ein Alter von über 60 Jahren nicht ungewöhnlich war. Und mit offenem Mund ließ mich zurück, dass Marie-Antoinette nie gesagt hat, das Volk solle Kuchen essen, wenn es kein Brot habe!

Nicht weniger drollig ist, dass all die Gründe für die amerikanische Revolution auf Propaganda zurückzuführen sind:

A propos Propaganda: Der Weihnachtsmann wurde nicht von Coca Cola erfunden, wenngleich die Firma das Bild vom dicken Mann im roten Plüschmantel weltweit exportierte. Und erst vor kurzem habe ich im Spätfilm erzählt, dass bei Orson Welles’ Krieg der Welten die Menschen tatsächlich an die Alien-Invasion glaubten. Stellt sich raus, es war nicht so… Genausowenig wie Einstein in der Schule schlecht in Mathe war, auch wenn sich viele Eltern seit Generationen damit trösten.

So gibt es noch unzählige Irrtümer und ich habe gerade erst einmal die einfachste Art von Irrtum hier angerissen, nämlich das falsche Wissen, noch viel vertrackter wird es, wenn wir uns erst einmal die kognitiven Verzerrungen angucken, aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden…

Ich bin raus.