Andere für mich denken lassen

Ich habe hier ein paar philosophische Artikel in Pocket, die ich schon längere Zeit aufbewahre, um mal irgendetwas damit zu machen. Da mir selbst zurzeit nichts Schlaues dazu einfällt, mache ich halt eine Linkschleuder daraus. ¯\_(ツ)_/¯

Spache und Moral

Hier ein spannender Artikel über empirisch-philosophische Studien zum Zusammenhang von Moral und Sprache:

A brother, who’s using a condom, and his sister, who’s on birth control, decide to have sex. They enjoy it but keep it a secret and don’t do it again. Is their action morally wrong? If they’re both consenting adults and not hurting anyone, can one legitimately criticize their moral judgment?

Die These, die entwickelt wird, lautet, dass wir in unserer Muttersprache ethische Probleme eher emotional angehen und in einer Fremdsprache eher analytisch …

Still, if morally ambiguous scenarios are approached in a second language, that can nudge us toward making decisions consciously and rationally. Speaking in a second language, therefore, may be one of the most moral things you can do.

Metaphysik und so …

Dieser Artikel beginnt mit der Feststellung, dass die zeitgenössische Philosophie metaphysische Fragen hinter sich gelassen hat. Beziehungsweise versucht die Philosophie, metaphysische Probleme auf empirische Ursachen zurückzuführen. Hier noch einmal die Definition von Metaphysik aus der Wikipedia, für alle die den Begriff nicht auf den Schirm haben:

Metaphysische Systementwürfe behandeln in ihren klassischen Formen die zentralen Probleme der theoretischen Philosophie, nämlich die Beschreibung der Fundamente, Voraussetzungen, Ursachen oder „ersten Gründe“, der allgemeinsten Strukturen, Gesetzlichkeiten und Prinzipien sowie von Sinn und Zweck der gesamten Wirklichkeit bzw. allen Seins.

Allerdings scheint der Autor, Justin E. H. Smith, einen weitergefassten Metaphysik-Begriff zu haben, ähnlich dem des frühen Wittgenstein, wonach all das metaphysische Aussagen sind, was sich nicht empirisch beweisen lässt. Anyway … Smith sieht in dieser Abkehr und auf die derzeitige Konzentration der Philosophie auf kognitionswissenschaftliche Erklärungsansätze ein Problem, da dies ein zu einseitiges Bild vom Menschen zeichnet:

Cognitive science, and the philosophy influenced by it, has taken into account the richness I’ve been trying to evoke– that we are not just essentially thinking things, but also thinking things with, for example, a special evolved capacity to notice faces that appear in our natural landscape, and to have stronger reactions to them than to lumps of dirt. But cognitive science by itself is ill-equipped to draw out the full significance of the ineliminable features of human cognition that it registers and describes. Philosophers in other areas of specialization need to join the project.

Stattdessen plädiert er für eine Reintegration von anthropologischen Theorien in die zeitgenössische Philosophie …

Die Welt ist nicht so …

Noch ein schöner Artikel zu einer Studie, wie Sprache unsere Konzepte der Welt beeinflusst …

Wenn Berufe in einer geschlechtergerechten Sprache dargestellt werden (Nennung der männlichen und weiblichen Form, zum Beispiel „Ingenieurinnen und Ingenieure“ statt nur „Ingenieure“) schätzen Kinder typisch männliche Berufe als erreichbarer ein und trauen sich selbst eher zu, diese zu ergreifen.

Wissta bscheid!

Hass im Netz

…. ist ja ein nicht weggehendes Thema und ein Problem. Hier setzt sich der Sozipod damit ausseinander in Bezug auf den rassistischen Terror dieses Jahr, wie er im Netz repräsentiert wird und wie man damit umgehen sollte. Das gleiche Thema hat diese schöne YouTube-Reihe am Beispiel des Gamergates, ebenfalls mit dem Ziel, einen Ansatz zu finden, wie man dergleichen verhindern kann:

Wenn euch das gefallen hat, dann lasst es mich doch in den Kommentaren wissen, mein Pocket quillt über von weiteren Artikeln, die ich gerne mit euch teilen kann …

P.S.:

Zeitkapsel vom 1. Juli 2015

Von kämmenden Affen, Griechenland und Sandkästen

Mir ist eine schöne Idee gekommen, worüber ich schreiben kann. Die eine oder der andere meiner Leserinnen und Leser hat es vielleicht schon mitbekommen, ich habe zwei Töchter (7) und (0). Und als Vater gehört es ja zu meinem Job, den beiden die Welt zu erklären: Wie du feste Nahrung isst, wie du Müsli isst, ohne dass du anschließend duschen musst, dass es zwar okay ist, Altpapier zu zerrupfen, aber nicht okay, das mit Büchern zu tun und dass drei Minuten Zähneputzen schneller vorbei sind, als eine halbe Stunde Diskussion, warum du die Zähne putzen musst  etc. …

Aber das ist ja nur ein sehr kleiner Ausschnitt der Welt. Daneben gibt es noch die größere Welt mit der Euro-Krise, den Arbeitnehmerrechten, dem Internet, dem neuen James-Bond-Film usw. Ganz zu schweigen von der ganz großen Welt mit dem Urknall, den DNA-Strängen, der Wahrheit und dem ganzen Rest, von der wir gar nicht sagen können, ob wir sie jemals verstehen werden. Oder in den Worten von Douglas Adams:

„Es gibt eine Theorie, die besagt, wenn jemals irgendwer genau herausfindet, wozu das Universum da ist und warum es da ist, dann verschwindet es auf der Stelle und wird durch noch etwas Bizarreres und Unbegreiflicheres ersetzt. – Es gibt eine andere Theorie, nach der das schon passiert ist.“

Douglas Adams: Das Restaurant am Ende des Universums. Zitiert nach Wikiquote.

Und für diese Aspekte der Welt sind meine Töchter ja nun noch etwas zu klein. Daher möchte ich ihnen eine Zeitkapsel schicken. Ich habe vor regelmäßig unregelmäßig (wie ich mich kenne) ihnen einen Einblick zu schreiben, was uns Menschen derzeit bewegt. Und WordPress ermöglicht es mir ja, den Veröffentlichungszeitpunkt zu bestimmen. Daher werde ich den Artikel zweimal veröffentlichen: Einmal jetzt für euch und dann noch einmal in zwanzig Jahren für meine Töchter.

Warum ich das mache?

Ich war in den 80ern so alt wie es meine Töchter jetzt sind. Und natürlich kann ich mir historische Ereignisse wie den NATO-Doppelbeschluss, Tschernobyl, Terminator, Blade Runner, die Ärzte, Depeche Mode, den zweiten Afghanistankrieg, den ersten Golfkrieg oder den Mauerfall anlesen, -hören und -gucken. Ich kann auch meine Eltern fragen, was sie heute darüber denken. Vielleicht wissen sie sogar noch, was sie damals gedacht haben. Aber es wird immer erinnern sein, während ich jetzt erlebe. Und dieses Erleben möchte ich mit meinen Töchtern teilen.

Und im hier und jetzt ist das Schreib- und/oder Leseerlebnis spannend, da ich aktuelle Ereignisse ganz anders erklären muss, als wenn ich es für Zeitgenossen tun müsste.

Genug der Vorrede, hinein ins Vergnügen

Liebe M., liebe K.,

ich schreibe euch diesen Brief, um euch zu erklären, wie ich die Welt gesehen habe, als ihr noch klein wart. Ich kürze eure Namen übrigens ab, da ich euch selbst überlassen möchte, das Internet zu erobern. Vor kurzem hatte zwischen vielen Bloggerinnen und Bloggern ein Diskurs stattgefunden, ob und wie viel man seine Kinder ins Netz stellen darf. Ich persönlich finde es überhaupt nicht schlimm, (unverfängliche) Informationen und Bilder von Kindern zu veröffentlichen. Denn wir hier in den 10er-Jahren handeln gerade aus, wie wir leben wollen mit einem Bein in der digitalen Welt. Und da Kinder ein Teil der Welt sind, sollten sie auch im Digitalen vorkommen. Hier könnt ihr diese Debatte gut zusammengefasst nachlesen (ich bin gespannt, wie viele Links in 20 Jahren noch funktionieren). Doch ihr fragt euch bestimmt, warum ich dann trotzdem nicht eure Namen hier schreibe, oder? Nun, ich habe mir da viele Gedanken gemacht und mein Standpunkt ist folgender: Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, dieses Internet zu entdecken und langsam und unsicher, mit vielen Fehlern und Problemen aber auch irrwitziger Freude herauszufinden, was ich von mir ins Netz stelle und was nicht. Das möchte ich euch nicht wegnehmen. Ich möchte, dass ihr das selbst erleben dürft und ich wünsche euch viel Spaß dabei.

So, nun aber zum eigentlichen Thema: Was ist los in der Welt. Doch bevor ich gleich mit den deprimierenden Nachrichten einsteige, hier erst einmal ein GIF von einem Affen, der sich kämmen lässt:

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https://i.imgur.com/XUt7cJO.gifv (Direktlink)

Griechenland

Puh, gleich das erste Thema ist ein ganz schöner Brocken. Ich frage mich, wie die Wirtschaft bei euch in der Zukunft aussieht. Bei uns war sie jedenfalls ganz schön auf Kante genäht. Und 2007 brach das System in sich zusammen. In den USA hatten Banken zu viele Kredite an Menschen vergeben, die diese Kredite nicht zurückzahlen konnten. Die Banken hatten das getan, um kurzfristig ganz viel Geld zu verdienen, ohne daran zu denken, was in 5 oder 10 Jahren sein wird. Irgendwann war dann die Zahl der Menschen, die nicht mehr zahlen konnten, so groß, dass eine ganz große Bank (Lehman Brothers) pleite ging. Und weil sich auf dem Finanzmarkt jeder von jedem Geld leiht, standen plötzlich weltweit hunderte andere Banken vor der Pleite. Um das abzuwehren, pumpten die Staaten ganz viel Geld in diese Banken. Das führte dann aber dazu, dass andere Probleme zutage traten. Nämlich, dass unsere Staaten seit Jahrzehnten auf Pump leben und jährlich mehr Geld ausgeben, als sie einnehmen. Deutschland zum Beispiel hat seit den Sechzigern jedes Jahr Schulden gemacht. Und Deutschland ist kein Einzelfall sondern liegt voll im Trend.

Das führte ab 2009 dann zur sogenannten Eurokrise. Denn einige Staaten waren besonders verschuldet, allen voran Griechenland. Die Euro-Gruppe, also die europäischen Staaten, die den Euro als gemeinsame Währung haben, hatten Angst, dass eine Kettenreaktion von Pleiten einsetzt, wenn Griechenland erst einmal vor die Hunde gegangen ist. Daher lieh sie Griechenland Geld. Aber im Gegenzug legte sie Griechenland ein enormes Sparpaket auf. Griechenland muss seine Renten und andere Sozialausgaben massiv kürzen, es musste jede Menge Beamte entlassen und und und.

Das ganze Sparpaket folgte der Wirtschaftsphilosophie des Neoliberalismus‚. Und viele – vor allem – Linke glauben, dass das ein Problem ist. Sie glauben, dass Griechenland sich zu Tode spart und lieber weiterhin etwas mehr Schulden machen sollte, damit es das Geld in die eigene Wirtschaft investieren kann und so langfristig reicher wird, um dann die Schulden bezahlen zu können.

Ich weiß übrigens nicht, was ich darüber denken soll. Der Investitionsansatz (auch Keynesianismus genannt) klingt logisch, allerdings macht Deutschland das – wie ich bereits schrieb – seit nunmehr mehr als 50 Jahren und mittlerweile muss der Bund satte 12% des Bundeshaushalts zur Schuldentilgung aufwenden. Das ist der zweitgrößte Posten im Etat. Zwar scheint derzeit alles darauf hinauszulaufen, dass Deutschland beginnen kann, die Schulden zurückzuzahlen, aber der deutschen Wirtschaft geht es auch gerade verdammt gut. Da Krisen im Kapitalismus zyklisch auftreten, wird die nächste bestimmt bald kommen und dann werden wieder neue Schulden dazu kommen. Wenn ich das zu Ende denke, ist die Strategie vielleicht nicht sehr viel vorausschauender als diejenige der Banken vor 2007.

Puh, das ist wirklich kompliziert, da die Weltwirtschaft ein sehr komplexes System ist, das niemand voll durchschaut. Auf der anderen Seite muss man sehen, dass es im Augenblick den Menschen in Griechenland echt schlecht geht. Daher wählten sie auch im Januar dieses Jahres (2015) eine neue, linke Regierung. Und jetzt komme ich endlich zu dem Grund, warum ich das alles schreibe: In der vergangenen Woche musste sich Griechenland wieder Geld von der Euro-Gruppe leihen. Daraufhin verlangten die europäischen Staaten noch mehr Sparmaßnahmen.

Und die griechische Regierung meinte dann so: „Nope, jetzt reicht’s endgültig! Wir lassen in einem Referendum alle Griechen entscheiden, ob wir diese neuen Konditionen annehmen.“
Darauhin die Euro-Gruppe so: „Waaaas?! Alter, ihr wollt doch nur Zeit schinden, jetzt reicht’s uns, ihr bekommt kein Geld mehr.“

Und im Augenblick weiß keiner wie es weitergeht. Entweder gibt eine Seite nach, oder Griechenland erklärt den Staatsbankrott. Als weitere Option steht der sogenannte Grexit im Raum, dass Griechenland also aus dem Euro aussteigt und wieder eine eigene Währung bastelt. Das könnte dazu führen, dass Griechenland sich bei Banken zu günstigeren Konditionen Geld leihen kann als jetzt. Glaube ich zumindest, denn auch das durchsteige ich alles nicht komplett. Jedenfalls sind die Griechen voll in Panik und heben gerade all ihr Geld von der Bank ab. Damit die griechischen Banken nicht pleite gehen, werden sie jetzt zwangsgeschlossen. Und nebenbei gibt es noch so kuriosen Quatsch wie den Generalsekretär der NATO (also unseres Militärbündnisses, falls es das bei euch nicht mehr gibt), der meint, dass Griechenland zwar sparen soll, aber doch bitte nicht bei den Militärausgaben. Pfff …

Puh, ich merke, dass dieser Artikel durch die ganzen Erläuterungen schon jetzt länger ist, als geplant. Dabei wollte ich eigentlich auch über Islamismus, die Homo-Ehe, Ausländerfeindlichkeit in Deutschland, die Panorama-Freiheit, den Film „Mad Max Fury Road“ und Frankfurt schreiben. Das mache ich dann in den nächsten Tagen Wochen. Nur noch zwei Dinge: Wir leben derzeit in Frankfurt. Keine Ahnung, ob das in 20 Jahren noch der Fall sein wird. Und ich wollte euch Einblick in unser Frankfurt geben. Heute vom „Wikingerspielplatz“, auf dem wir am Sonntag waren:

Sonntag.

Ein von @privatsprache gepostetes Foto am

Bis bald

Euer Papa/Daniel

Die 8 – ich sag mal: „am wenigsten plausiblen“ – Irrglauben

Wir alle sind nicht durch und durch rational. Und das ist auch gut so. Es macht uns zu Menschen, dass wir mal Blödsinn machen, mal über die Stränge schlagen. Ich persönlich habe mich gestern beim „auf Holz klopfen“ erwischt, obwohl ich bei Leibe nicht verstehe, wie ein dumpfes Geräusch Pech abwenden soll. Genauso wünsche ich mir bei jeder Sternschnuppe und jeder ausgefallenen Wimper etwas. ABER ICH HAB DIESES SCHEISSPONY NOCH NIE BEKOMMEN!!!!!! Das Leben wäre ziemlich trist, wenn wir immer rational handeln würden, wenn wir nie zu viel trinken, zu fettig oder zu süß essen, zu lange wach bleiben oder vier Staffeln Louie am Stück gucken würden.

Hufeisen bringen Glück, oder?
Hufeisen bringen Glück, oder?

Aber dann gibt es neben unserem alltäglichen Aberglauben auch noch Irrglauben, die mir so absurd erscheinen, dass mir einfach nicht in den Kopf will, wie Menschen daran wirklich glauben können. Daher habe ich mal wieder eine kleine Liste mit den acht absurdesten Irrglauben erstellt.

Auf Platz 8: Astrologie und Horoskope

Ich meine: WTF? Sterne, die unzählige Lichtjahre weit entfernt sind, sollen Einfluss darauf haben, ob ich heute im Lotto gewinne? Warum? Das geht mir nicht in den Kopf. Gasbälle, die so gigantisch sind, dass ihnen einzelne Menschen auf einem unscheinbaren Planeten in einem „aus der Mode gekommenen“ Spiralarm der Galaxie eigentlich vollkommen sternschnuppe sein müssten, sollen sich darum kümmern ob „Stiere“ besser mit „Waagen“ auskommen oder „Wassermänner“ lieber „Fische“ heiraten sollten? Am beklopptesten finde ich noch, dass ich manchmal angeguckt werde, als wäre ich ein schlechter Vater, wenn ich auf die Frage nach dem Sternzeichen meiner Tochter (6) mit „Keine Ahnung“ antworte…

Platz 7: Scientology

Laut Scientology haben wir unsterbliche Wesen in uns, die sich „Thetane“ nennen. Diese Thetane wurden von einem intergalaktischen Herrscher

„von weit entfernten Planeten auf die Erde verschleppt […] und dort durch gewaltsame Verfahren so schwer traumatisiert[], dass sie nun als körperlose Cluster (Körper-Thetanen genannt) anderen Menschen anhängen und sie in ihren Möglichkeiten beeinträchtigen.“

Quelle: Wikipedia.

Ob du und dein Thetan Buddies sind, kannst du mit einem Gerät, namens E-Meter messen, das im Wesentlichen elektrische Widerstände misst. Und um mit deinem Thetan dufte auszukommen, musst du schweineteure Kurse belegen.

Scientology e meter blue.jpg
Scientology e meter blue“. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons.

Das ganze geht auf L. Ron Hubbard zurück, von dem böse Zungen sagen, er hätte bloß festgestellt, dass er seine Science-Fiction-Bücher besser verkaufen kann, wenn die Leute glauben, es wäre Religion. Ich für meinen Teil finde das alles so krude zusammengekleistert, dass ich es schlichtweg nicht ernst nehmen kann. Daher landet Scientology auf einem ehrenvollen siebten Platz und wer es freiwillig macht und Spaß daran hat, soll diesen meinetwegen weiterhin haben…

Platz 6: Die wörtliche Bibelauslegung

Ich habe nichts gegen Religiosität, denn man kann sowieso nie abschließend entscheiden, ob Gott existiert oder nicht. Aber was ich absurd finde? Wenn Menschen die Bibel beim Wort nehmen.

Fassen wir doch mal zusammen: Gott hat die Erde vor ca. 6.000 Jahren in sieben Tagen geschaffen. Also nur kurz vor den Pyramiden. Dann hat er den Mann aus Lehm zusammengematscht und die Frau aus der Rippe des Mannes. Warum? War der Lehm alle?

Oder nehmen wir mal die Nummer mit der Vertreibung aus dem Paradies: Ja klar, da wurde irgendwie das Vertrauen verletzt und deswegen wurde Adam und Eva Hausverbot erteilt. Aber warum wurde die Schlange bestraft? Die hat doch eigentlich Eva nur die Wahrheit über den Baum der Erkenntnis erzählt. Die Schlange war quasi der Snowden des Paradies‘!

Auch komisch ist, dass Gott in den ersten 4.000 Jahren ziemlich viel mit den Menschen interagiert hat aber seit 2.000 Jahren ist plötzlich Funkstille. Ist Gott noch immer eingeschnappt wegen dieser Kreuzigungsnummer? Und was war das eigentlich für eine arschige Aktion mit der vorgetäuschten Opferung von Abrahams Sohn? Was hat sich der „liebe“ Gott dabei gedacht?

Aber am absurdesten ist, dass Gott von Sex besessen ist! Kein Sex vor der Ehe, keine Homosexualität, keine Masturbation? Hat der keine anderen Sorgen? Wie wäre es mal mit Weltfrieden oder Hunger der Welt stillen? Klingt alles ziemlich absurd, wenn ihr mich fragt…

Platz 5: Die animistische Evolution

Was hat sich die Natur nur dabei gedacht? Nix! Die Natur denkt nichts, genauso wenig wie die Evolution. Dennoch sprechen wir von ihr im Alltag oft wie von einem lebendigen Wesen mit einem eigenen Willen. Eine Hebamme sagte kürzlich im Gespräch zu mir, dass die Evolution die menschliche Geburt schon gut eingerichtet habe. Und in einem linguistischen Fachbuch zum Spracherwerb las ich einst sogar über das Absenken des Kehlkopfs (das den Spracherwerb ermöglicht, aber zugleich die Erstickungsgefahr für den Säugling erhöht), dass man daran sehe, welch hohen Stellenwert die Evolution der Sprache eingeräumt habe. Die Sache ist aber: Stimmt halt nicht. Die Natur oder die Evolution denkt sich nichts, sie richtet nichts ein und hat erst recht keinen Sinn für irgendeinen Stellenwert.

Evolution ist auf zwei minimalistische und komplett unintelligente Prinzipien zurückzuführen: 1. Mutation – Bei der Vererbung entstehen Fehler. 2. Survival of the fittest – Von zwei Varianten eines Lebewesens überlebt diejenige am wahrscheinlichsten, die besser an seine Umwelt angepasst ist. Das Ding ist aber, dass nicht jede Mutation immer zum Vorteil oder zielgerichtet ist. Mein Lieblingsbeispiel für sinnlose Natürlichkeit ist, dass die Speiseröhre direkt neben der Luftröhre liegt. Nur deshalb können wir uns verschlucken. Aber das hat überhaupt keinen Nutzen. Das ist vollkommen sinnlos, die Natur hat sich eben nichts dabei gedacht.

Ein anderes Beispiel: Als vor Milliarden von Jahren kleine Zellklumpen durch den Ozean paddelten, hatten die einen Überlebensvorteil, die zufällig lichtempfindliche Zellen ausbildeten. Dass es aber auch unzählige sinnlose Mutationen gab und etwa diejenigen Zellklumpen starben, die einen Sinn für Karomuster ausbildeten, das wird immer vergessen, wenn wir sagen, da hat sich die Natur schon was bei gedacht. Das ganze geht übrigens auf unseren Wunsch zurück, uns die Welt teleologisch zu erklären

Platz 4: Homöopathie

Die Homöopathie ist quasi für Deutschland das, was Scientology für Amerika: die nicht wirklich zu Ende gedachte Küchenreligion des kleinen Unlogikers. Ich fasse das Konzept der Homöopathie mal mit eigenen Worten zusammen. Gleiches soll mit gleichem geheilt werden. Die Ärztin soll der Patientin Mittel geben, die bei einer gesunden Person eigentlich genau die Symptome erzeugen, die sie jetzt heilen sollen. Mit anderen Worten: Patienten wird Gift verabreicht. Als sich Samuel Hahnemann diesen Mumpitz ausgedacht hat, gab es nur ein Problem: Seine Patienten starben wie die Fliegen. Daher fing er an, die Gifte immer weiter zu verdünnen. Die besten Ergebnisse erzielte er dann logischerweise, wenn er ein Gift so weit verdünnt hatte, dass es im Wasser oder im Zucker, in dem es gelöst war, nicht mehr nachzuweisen war. Das war jetzt aber auch irgendwie suboptimal… Patienten Wasser oder Zucker zu geben und zu behaupten, das sei Medizin, war unglaubwürdig. Denn beides nimmt schließlich jeder Mensch täglich in rauen Mengen auf. Daher kam Hahnemann auf die grandiose Idee, zu behaupten, das Wasser erinnere sich an die Substanz. Und wer hier jetzt nicht die Frage stellt, mit welchem Gehirn sich das Wasser erinnern soll und warum es sich zwar an Homöopathie aber nicht an den letzten Toilettengang erinnert, dem verordne ich eine Überdosis Globoli…

Platz 3: Lichtnahrung

Aufs Treppchen schafft es letztendlich die Lichtnahrung. Denn wo die Homöopathie nur mehr oder weniger harmloses Placebospinnerei ist, da ist Lichtnahrung Darwin-Award-verdächtige Idiotie. Ich gebe das Wort ab an die Wikipedia:

„Lichtnahrung oder auch Breatharianismus bezeichnet eine esoterische Methode, bei der nach Vorstellung ihrer Anhänger die für das Leben notwendige Energie aus feinstofflicher Energie („Licht“; siehe „Prana“ als universelle Lebensenergie) gewonnen werden soll. Dadurch soll man imstande sein, ohne feste und flüssige Nahrung auszukommen, die sonst zum Überleben notwendig ist.“

Ja, nee, is klar.

Platz 2: Impfskepsis

Silber geht an die Impfskepsis. Denn wo sich ein Lichtfresser nur selbst schädigt, schädigt eine Impfgegnerin ihre Kinder! Mal vom ethischen Aspekt abgesehen (Impfgegner sind Schmarotzer, die nur überleben, weil sie sich auf den Herdenschutz der anderen verlassen können), haben Impfskeptiker sogar einen Funken Wahrheit gefunden: Impfungen haben Nebenwirkungen. Meine Tochter (6) musste eine solche Nebenwirkung kürzlich ertragen. Nach der Impfung gegen Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten war ihr Arm fast eine Woche lang geschwollen und tat weh. Das ist Kacke, man will ja nicht, dass das eigene Kind leidet. Allerdings sind Impfungen eben Risikoabschätzungen. Denn dem schmerzenden Arm steht beispielsweise das gegenüber:

„Tetanus, auch Wundstarrkrampf genannt, ist eine häufig tödlich verlaufende Infektionskrankheit, welche die muskelsteuernden Nervenzellen befällt und durch das Bakterium Clostridium tetani ausgelöst wird. Die resistenten Sporen des Bakteriums kommen nahezu überall vor, auch im Straßenstaub oder in der Gartenerde. Die Infektion erfolgt durch das Eindringen der Sporen in Wunden.“

Wikipedia: Tetanus.

Klingt scheiße, ist es auch! Ich will auch nicht verschweigen, dass es manchmal schlimmere Impfnebenwirkungen geben kann. Allerdings sind die seeehr unwahrscheinlich und fast ausschließlich nicht so schlimm wie die Krankheiten, gegen die geimpft wird. Aber Silber gibt es vor allem für die Behauptung, dass Impfen Autismus auslösen kann. Denn das ist schlichtweg gelogen. Genauso kann ich mich jetzt hier hinstellen und behaupten, dass Schokoeis Krebs erregt. Oder dass Sex vor der Ehe ins Fegefeuer führt. Oh…

Platz 1: „Miracle Mineral Supplement“

Gewinner der Goldmedaille, auf Platz 1 und damit auf dem Gipfel der Idiotie ist MMS – „Miracle Mineral Supplement“. Wenn dein Kind dann nämlich durch die Impfung zum Autisten wurde, dann kannst du es wieder „gesund“ machen, indem du ihm Natriumchlorit in den Arsch bläst. Oh, das klingt aber schmerzhaft! Und wissta was? Das ist es auch!

„Bei dieser umstrittenen Therapiemethode wird Natriumchloritlösung verabreicht, in welcher durch Zumischen von Citronensäure das hochreaktive giftige Chlordioxid freigesetzt wird, das normalerweise zu Desinfektionszwecken oder zum Bleichen verwendet wird.“

Wikipedia: MMS.

Das Gift wird auch gerne gegen Krebs, AIDS, ADHS und Demenz verabreicht. Eben wenn Patienten oder Eltern verzweifelt genug sind, um ihnen noch etwas Geld aus der Tasche zu leiern. Ähnlich wie bei Hahnemanns Quacksalberei tritt hier natürlich das Problem auf, dass die Patienten merken, dass die vermeintliche Medizin ihren Gesundheitszustand verschlechtert. Daher interpretieren die Anhänger dieser Körperverletzung einfach die Ergebnisse um. Aus Tag wird Nacht, aus Nord wird Süd und ein Patient, der sich kranker fühlt, ist eigentlich auf dem Weg der Besserung, da sein Körper jetzt gegen die Krankheit ankämpfe, gegen die MMS gegeben wurde. O.o

So das war sie, meine Liste der „am wenigsten plausiblen“ Irrglauben. Ich wette, ihr habt auch noch den einen oder anderen Kandidaten in der Hinterhand. Ich würde mich über Anregungen in den Kommentaren freuen!

Welterklären

Bei meiner Tochter (6) ist der Wissensdurst ausgebrochen. Sie möchte sich nicht mehr bloß an den kleinen und großen Wundern dieser Welt unkritisch erfreuen, sie möchte jetzt Antworten auf die großen Fragen. Sie möchte wissen, warum alles so ist, wie es ist. Zu dumm nur, dass sich diese Fragen auch stellen, wenn mal kein Erwachsener in der Nähe ist. Oder noch schlimmer: Die Erwachsenen  sind oft ignorant und haben keine sinnige Antwort parat sondern mal wieder keine Zeit… Aber alles kein Problem, denn sie hat sich einfach selbst ein Erklärungsmuster zurechtgelegt.

Winterabend

Clever, wie sie ist, überträgt sie die teleologische Erklärung aus ihrer Alltagswelt einfach auf die Natur. Die Frage, warum etwas ist, wie es ist, beantwortet sie also mit dem Zweck oder Ziel der beziehungsweise das dahinter steht. Das ist clever, weil sie damit ein Muster, das sie kennengelernt hat, auf eine neue Sphäre anwendet.

„Warum muss ich Die Zähne putzen?“
„Damit du kein Karies bekommst.“

„Warum muss ich mein Zimmer aufräumen?“
„Damit du nicht über dein Spielzeug stolperst und dir dann wehtust.“

„Warum gibt es Spinnen?“
„Damit die Vögel etwas zu fressen haben.“

Damit ist sie in guter Gesellschaft, denn die Teleologie war in der griechisch-antiken Philosophie eine knorke und weit akzeptierte Erklärungsart. Sogar der große Aristoteles (unbestätigten Gerüchten zufolge nannten ihn seine Freunde „Ari“) hat sich ihrer bedient. Dann kann sie doch nicht falsch sein! Mit den vier Elementen hat er doch auch Recht gehabt, oder? Ähh… Aber auch wir bedienen uns der Teleologie, wenn wir nicht aufpassen. Wir tun dies immer dann, wenn wir Fragen stellen wie: „Was hat sich die Natur dabei nur gedacht?“.

Vor allem ist so eine teleologische Erklärung aber auch viel einleuchtender als die fantastischen (kausal begründeten) Geschichten, die der Papa meiner Tochter (6) immer von sich gibt:

„Warum gibt es den Winter?“

Damit zu beantworten:

„Damit danach der Frühling kommen kann und mit dem Frühling die Tiere genug zu Essen finden, damit sie ihre Kinder großziehen können.“

Ist doch viel einleuchtender als den Blödsinn, den ihr Papa immer so verzapft:

„Die Erde fliegt auf eine Bahn um die Sonne. Aber die Achse zwischen Nord- und Südpol der Erde ist im Verhältnis zu dieser Bahn geneigt. Daher sind wir, im Norden der Erde, mal näher an der Sonne und mal weiter weg. Und wenn wir näher an der Sonne sind, dann ist Sommer. Wenn wir aber weiter weg sind, dann ist Winter.“

Sorry, aber wer glaubt denn mit 6 Jahren noch an solche Märchen?