Ins Internet schreiben

Ich habe die Perspektiefe – den Blog der Privatsprache – hierhin ausgegliedert. Warum? Na ja, wie man leicht sieht, bin ich doch zu WordPress zurückgekehrt. Die Domain läuft mit typo3, doch nachdem ich in den vergangenen Wochen vergeblich daran gebastelt habe, die Kommentar-Funktion zum Laufen zu bringen, und obendrein steht mein E-Book-Blog im Suchmaschinenranking mittlerweile besser da als die Domain – was zwar einerseits am Thema aber andererseits sicher auch am saubereren Code liegt.

Dennoch bin ich nicht ganz bereit, mein typo3-Experiment aufzugeben, denn ich sehe durchaus, dass typo3 wesentlich leistungsfähiger ist als WordPress, wenn es nur nicht so kompliziert wäre…

2011 bin ich zu typo3 gekommen, wie das kam, möchte ich kurz berichten. 2005 zog ich in eine WG und konnte mir erstmals DSL leisten. Damals begann meine Textproduktion im Internet. Wir hatten im Freundeskreis ein erstes Blog bei Twoday. Das viel länger lief, als ich es in Erinnerung hatte, die letzten Posts sind von 2010. Allerdings war mir dieses Blog schnell zu unflexibel. Daraufhin landete ich zuerst in einer ganz anderen Ecke: ich trieb mich zwischen 2005 und 2008 sehr viel in Foren rum und schrieb dort meine Texte. Das war auch der Grund, warum ich lange keinen Zugang zu sozialen Netzwerken fand. Denn nachdem ich mich – wie alle – bei StudiVZ angemeldet hatte, fand ich das alles viel zu statisch. Es ging da nur um Selbstdarstellung und es fanden quasi keine Dialoge statt. Jeder aktualisierte nur seine Profile und gründete Gruppen mit doofen Namen, aber wenn ich mal versuchte, etwas in die Gruppen zu schreiben, blieb schlichtweg das Feedback aus. Während man in einem Forum auf eine einfache Frage binnen Minunten zwar keine Antwort aber mindestens fünf Beschimpfungen und 13 Spamkommentare erhielt.

2010 startete ich dann mein nächstes Blog-Experiment. Damals bereits unter dem Namen Perspektiefe. Ich plante über die kognitive Entwicklung von Kindern zu promovieren, weshalb ich diesen Themenkomplex aufgriff. Allerdings wollte ich auch so etwas wie ein Online-Enzyklopädie mit dem Timestream und dem p.Lex (mittlerweile offline; 28.11.13 -db) zum Thema schaffen und nicht „nur“ bloggen. Und für genau diesen Zweck war und ist mir WordPress nicht flexibel genug, das funktioniert mit typo3 einfach besser.

Jetzt hat sich meine „Karriere“ *hüstel* aber in eine andere Richtung entwickelt und ich bin – vorerst – etwas von der kindlichen Entwicklung abgekommen und schreibe wieder vermehrt einfach meine Gedanken in dieses Internet, und das will ich schnell und ohne hohe technische Hürden machen. Daher bin ich wieder hier. Mit WordPress.

 

Ich bin raus.

Das Rezeptionsverhalten intellektuell überreifer Großstädter

Ich schmökerte kürzlich in Christoph Kochs Medienspeisekarte, wo Menschen erzählen, welche Medien sie wie rezipieren. Und weil ich aufgrund meiner netzweiten Bedeutungslosigkeit wohl nie dazu eingeladen werde, ich zugleich aber mein eigenes CMS habe, dachte ich mir, ich schreib das selbst mal auf.

Arbeiter beim Lesen einer Zeitung. 1952. Urheber: Roger Rössing. Deutsche Fotothek. Lizenz: CC-BY-SA-3.0-DE.
Arbeiter beim Lesen einer Zeitung. 1952. Urheber: Roger Rössing. Deutsche Fotothek. Lizenz: CC-BY-SA-3.0-DE.

Morgens beginne ich meinen Tag meist mit der Lektüre in der App der Frankfurter Rundschau und damit zeigt sich auch gleich der gewaltige Medienwandel in meinem Haus, denn eine Zeitung habe ich abonniert, seit ich bei meinen Eltern auszog, ausgenommen nur die Zeit, da ich sie abbestellen musste, weil ein freundlicher Nachbar sie mir immer klaute. Doch seit einem halben Jahr bin ich auf die App der FR umgestiegen, ganz einfach, weil wir eine der Frankfurter Zeitungen haben wollten und das Abo der FR inklusive des Tablets genauso viel kostet wie das Abo der Printausgabe. Meine Tochter besteht immer auf eine ausführliche Präsentation der „Bilder des Tages“ am Frühstückstisch. In der Regel checke ich dann noch kurz, was „meine Barbaren“ so machen, ein Strategiespiel und zugleich das einzige Spiel auf dem Tablet, das mich bislang länger binden konnte. Anschließend nimmt die Dame das Brett mit zur Arbeit.

Bücherwand
Bücherwand

Während ich morgens auf meine Tochter warte – und ich muss viel warten: Anziehen, fertig Frühstücken, Badezimmerspaß und Weg zum Kindergarten absolviert sie in einer Seelenruhe, die ich mir nur wünschen kann – checke ich das erste Mal meine Twitter-Timeline, da zur früher Stunde meist noch nicht so viel los ist, lese ich also nach, was die Nachtschicht so schrieb. Dabei, wie überhaupt den ganzen Tag lang schiebe ich spannende Links in meine Systemübergreifende Später-Lese-App Pocket.

Nachdem ich meine Tochter im Kindergarten abgegeben habe, höre ich seit geraumer Zeit bei eintönigen Tätigkeiten wie Einkaufen Podcasts. Ich habe sehr viele mir mal mit der Zufallsfunktion meiner Podcastapp abonniert und bin noch immer am ausmisten. Was ich regelmäßig und gerne höre ist: Erlebte Geschichte von WDR5, das WDR5-Zeitzeichen, ARD-Radiofeatures (also Reportagen), CRE, wir.müssen reden, Hoaxilla und Braincast. Ach ja, und seit kurzem auch Medienradio.

Danach setze ich mich zuhause an meinen PC und produziere erst einmal selbst anstatt zu rezipieren. Erst am Nachmittag, wenn die Dame von der Arbeit kommt, beginnt die Rezeption wieder. Dann lese ich auf dem Tablet die spannendsten Artikel, die ich in Pocket geschoben habe, checke wieder die Timeline und meine Barbaren.

In der Druckerei
In der Druckerei

Regelmäßig gehe ich mit meiner Tochter und der Dame in die Bibliothek, allerdings leihe ich für mich dort nur Hörbücher oder Filme aus, jedoch tonnenweise Bücher für meine Tochter. Das letzte Hörbuch, das ich mir lieh und hörte war von Sebastian Haffner: Anmerkungen zu Hitler. Brillant! So wie Haffner überhaupt immer. Der letzte aus der Bibliothek geliehene Film, den ich sah, war Martin Scorseses „Shutter Island“. Äußerst beklemmend aber genauso gut.

Radio höre ich ausschließlich zum Kochen und da ausschließlich hr info, weil ich Radiomusik nicht leiden kann. Leider ist hr info im 20-Minuten-Rhytmus sehr schnell getaktet, sodass ich beim Kochen jede Nachricht ungefähr drei Mal höre und mich zurücksehne nach der Qualität von WDR5. Wenn ich Auto fahre, was selten vorkommt, höre ich nur dann Radio, wenn ich alleine fahre, was noch seltener vorkommt. In der Regel fahre ich, wenn überhaupt, mit meiner Tochter im Wagen und dann müssen wir Kinderhörspiele und -bücher hören oder die Fahrt wird sehr anstrengend. Dabei habe ich gelernt, dass Benjamin Blümchen grenzdebil ist, Bibi Bloxberg hingegen durchaus lustig. Dass aber nach wie vor nichts über Astrid Lindgren geht.

Wenn ich alleine Bahn fahre, was ich öfter beruflich mache, lese ich meist Romane, seltener Sachbücher und das zumeist noch immer auf Papier. Auch wenn ich die elektronischen Bücher selbst mache. Zwar finde ich Bücher sehr dekorativ, aber natürlich mag ich auch E-Books sehr gerne, dass ich sie unterwegs nicht lese, hat den einfachen Grund, dass in meinem Haushalt nur ein Tablet vorhanden ist, welches die Dame – wie oben geschrieben – tagsüber nutzt. Allerdings werde ich nicht drum herum kommen, mir demnächst mal ein ganze Sammlung von verschiedenen E-Readern anzulegen, da die Darstellung von E-Books leider noch so stark variiert wie bei den Browsern in den 90ern und ich derzeit ja keinen Arbeitgeber habe, auf dessen Devices ich zurückgreifen könnte. Der letzte Roman, den ich las, respektive lese, denn ich quäle mich noch immer durch, ist einer aus der „Eis und Feuer“-Reihe von George R. R. Martin. Ich finde ihn schlecht, aber ich kann noch schlechter mitten in Romanen aufhören, ich muss sie immer zu Ende lesen, das ist meine persönliche Geißelung. Das letzte Sachbuch, das ich las, war „Die kulturelle Entwicklung des menschlichen Denkens“ von Michael Tomasello. Ein Superbuch, unbedingt lesen!

Wenn ich meine Tochter ins Bett bringe, lese ich ihr vor. Mal sucht sie das Buch aus, mal ich. Obwohl sie erst fünf ist, lesen wir schon Bücher für wesentlich ältere Kinder, da sie ein Talent dafür hat (hört sich komisch an, ist aber so) und am liebsten, den ganzen Tag nur vorgelesen bekommen möchte. Zur Zeit lesen wir ‚Alice im Wunderland‚.

Abends schaue ich öfter Filme oder Serien. Spiele oft Brettspiele und sehr selten Computerspiele. Letzteres finde ich schade, weil es wirklich großartige Computerspiele gibt, wenngleich die meisten in Sachen Storytelling Nachhilfe bei meiner fünfjährigen Tochter nehmen sollten. Aber ich habe kaum Zeit zum spielen und noch weniger Geduld. Vor wenigen Wochen habe ich mir Diablo 3 gekauft, weil ich in die ersten beiden Teile vernarrt war, es aber bislang kaum gespielt.

Neulich in der Bücherei
Neulich in der Bücherei

Ich habe eine große DVD-Sammlung und schaue Filme, wenn sie gut sind auch gerne öfter. Auch Serien sind in meinem Besitz. Ich habe erst sehr selten einen Spielfilm über maxdome oder iTunes ausgeliehen und noch nie gekauft, da ich das bisher noch sehr teuer und wenig komfortabel finde. Serien schaue ich manchmal im Stream. Dort zeige ich dann das Verhalten, das Filesharer immer als Apologie für sich behaupten. Ich gucke Serien anfangs online, wenn sie gut sind, kaufe ich sie auf DVD. Denn ich will sie dann auch besitzen. Ich fileshare darüber hinaus nicht. Nie. Ich habe es – wie wahrscheinlich jeder – früher manchmal gemacht, aber nie im großen Stil. Ich weiß noch wie ich ums Jahr 2000 herum im Kino „The Hurricane“ sah, das gleichnamige Lied von Bob Dylan unglaublich toll fand und es haben wollte. Sofort. Ich habe es dann mit meinem 56k Modem die halbe Nacht von Napster runtergeladen und es war dadurch viel teurer als es auf CD gewesen wäre. Aber das war mir egal, ich hätte auch online Geld dafür bezahlt, nur gab es damals die Möglichkeit noch nicht. Irgendwann habe ich für mich beschlossen, dass ich Filesharing nicht mag. Ich glaube, als ich mal ein Lied von Adam Green haben wollte und im Torrent nur das gesamte Lebenswerk angeboten wurde. Ich will nicht jedes Lied von einem Künstler klauen. Wenn ich ihn gut finde, will ich ihn auch unterstützen. Ich kaufe manchmal einzelne Lieder bei iTunes und Sonderangebote bei anderen Anbietern.

Das letzte Album, das ich erwarb, war Blunderbuss von Jack White. Als Download bei Amazon, was ebenfalls äußerst unkomfortabel war. In der Regel kaufe ich noch immer CDs. Die importiere ich zuhause zwar gleich in iTunes und höre sie hauptsächlich auf dem Handy beim Joggen oder Fahrradfahren und überhaupt immer, wenn es geht. Aber die CDs hebe ich gewissermaßen als Backup auf. Ich tausche Musik auch mit Freunden auf USB-Stick oder CD gebrannt, so wie ich früher Mixtapes getauscht habe. Die Dame und ich machen uns auch oft gegenseitig Playlists mit Liedern, die wir zur Zeit gut finden.

Ich lese oft Blogs, aber keinen regelmäßig, sondern allesamt aus meiner Twittertimeline heraus empfohlen. Wer mein Lieblingstwitterer ist, kann ich nicht sagen, das wechselt ständig. Kann man irgendwo sehen, wen man am häufigsten favorisiert hat? Ich bin maximal 10 Minuten am Tag auf Facebook und nur um dort Links zu verbreiten und kurz zu gucken, ob einer meiner Offlinefreunde mich angeschrieben hat. Andere Soziale Netzwerke nutze ich nicht, auch wenn ich noch den ein oder anderen Account habe. Ich lese regelmäßig SpOn (wer nicht?), SZ.de und FR online, seltener die Onlineauftritte von Zeit, TAZ und FAZ. Die Seiten des Springerverlags meide ich wie der Teufel das Weihwasser und bin sehr sauer, wenn jemand auf Twitter einen Bildlink postet ohne diesen als solchen zu kennzeichnen. Okay, als die Welt einen meiner Tweets abgedruckt hat, war ich dann doch auf ihrer Seite. Ich Opportunist. Ansonsten schaue ich noch regelmäßig die Spotschau auf Kress.

Das dürfte es gewesen sein. So sieht mein Rezeptionsverhalten aus. Und deines? Das fände ich spannend, zu erfahren. Schreib es doch in deinen Blog und sag mir bescheid, dann verlinke ich es hier. Oder du haust es in die Kommentare…