Der Krieg und Social Media

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Daniel
denkt nach

Überlegungen über die Reaktionen auf den Ukrainekrieg in sozialen Medien

Ich habe mir ein paar Gedanken gemacht dazu, wie wir auf den Krieg in der Ukraine reagieren. Nicht, wie die Politik reagiert, sondern wie du und ich, die wir den Krieg nur medial beobachten. Das Ganze ist vielleicht etwas unausgegoren. Bedenkt bitte auch, dass die Situation in ständigem Wandel ist. Ich werde weiter darüber nachdenken. Wie ich in der Folge sage: Es ist keine Schande „ich weiß es nicht“ zu sagen.

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Zerfallen der Gesellschaft und Individualismus

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Daniel
Ich bin kein Individuum

Wie die Schrift die Welt veränderte – Teil 7

Abschließend schauen wir auf unsere heutige Gesellschaft und wie Schriftlichkeit sie beeinflusst. Es geht um das Ausdifferenzieren von Gesellschaften und wie das zu einem Unruhefaktor auf der einen Seite und Hervorbringer des Individualismus auf der anderen Seite wird.

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Vom Mythos zum Logos – Platon und Aristoteles

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Daniel
denkt logisch

Wie die Schrift die Welt veränderte – Teil 6

Heute geht es noch einmal zm Jack Goody und Ian Watts These, dass die Alphabetschrift für den Übergang vom Mythos zum Logos verantwortlich war. Im Detail schauen wir uns Platon und Aristoteles an und wie sich in ihrer Philosophie der Einfluss der Schrift zeigt.

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Habe ich keinen Respekt vor alten Philosophen?

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Daniel
ist respektlos

Ein kleiner Einwurf von mir zu zwei Kommentaren, die ich kürzlich bekommen habe

Eine kurze Folge von mir zur Frage: Wie kann ich es wagen, Witze über altehrwürdige Philosophen wie Platon und Sokrates zu machen? Und ist es eigentlich unredlich, wenn ich gegen Argumente der Alten Einwände bringe, die erst tausende Jahre später entwickelt wurden? Ich erzähle euch ein bisschen von meinem Philosophie-Verständnis.

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Aristoteles – Die Kategorien *
Aristoteles – De Interpretatione *
Bertrand Russell – Die Philosophie des Abendlandes *
Christof Rapp – Aristoteles *
Otfried Höffe – Aristoteles: Die Hauptwerke *
Eduard Zeller – Die Philosophie der Griechen: Zweiter Teil: Sokrates, Plato, Aristoteles *
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Aristoteles‘ Leben

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Daniel
kann "Speusippus" nicht aussprechen

Aristoteles – Der Logiker – Folge 3

Heute geht es schon wieder nicht von Philosophie. Aber wir nähern uns ihr, versprochen! Heute geht es um Aristoteles‘ Leben.

Richtig viel wissen wir nicht über Aris Leben. Es gibt zwar ein paar Biographien aus der Antike, aber Historiker sind sich einig, dass sie weitgehend spekulativ sind.

Fest steht, dass Aristoteles 384 v. Chr. in Stageira geboren wurde. Das war eine Kleinstadt im ionischen Teil Griechenlands. Angeblich hatte er daher wohl den Spitznamen „der Stageirit“. Ihn nach dem Kaff zu benennen, aus dem Aristoteles stammte, gibt ihm etwas bizarr Provinzielles. Du nennst ja niemanden, der aus einer Metropole kommt so. Solche Spitznamen fallen immer in Kontexten wie: Guck ma, Günni, da kommt der Stollberger!

Aristoteles soll übersetzt wohl soviel heißen wie „der beste Zweck“. Aris Vater hieß Nikomachos (das ist aber nicht der, nach dem Aris Buch über Ethik benannt ist, aber dazu kommen wir später). Nikomachos war der Leibarzt des Königs von Makedonien Amyntas III.  Man kann davon ausgehen, dass Ari als Kind also schon Kontakt zum mazedonischen Hof hatte, dies sollte sich später für ihn auszahlen, wie wir noch sehen werden. Man kann auch davon ausgehen, dass Aris Vater als Mediziner wahrscheinlich für einen der wichtigsten Unterschiede zwischen dem späteren Philosophen und seinem Lehrer Platon zumindest mitverantwortlich war. Während Platon in seinem Herzen nämlich Mathematiker war, sollte Ari Biologe werden. Aristoteles war viel mehr an den lebenden Dingen interessiert war als Platon. Platon wollte die ewigen, unveränderlichen Formen erklären. Ari hingegen sah die beständige Veränderung in der Natur und suchte nach Gründen für diese.

Doch zunächst ging es für unseren Bio-Logiker in eine andere Richtung weiter. Seine Eltern starben als Aristoteles 13 Jahre alt war. Stagira wurde übrigens später in den Kriegen von Mazedonien erobert und zerstört. Angeblich ließ Aristoteles seinen Einfluss spielen, als wäre er Helena Bonham Carter in The Crown und setzte sich dafür ein, dass König Philipp von Mazedonien die Stadt wieder aufbauen ließ.

Aristoteles an der Platonischen Akademie

Aristoteles ging 367 mit 17 Jahren nach Athen und wurde Schüler an Platons Akademie. Nach dem Studium lehrte Ari auch selbst an der Akademie. Es wird spekuliert, dass seine logischen und argumentationstheoretischen Schriften – das sogenannte Organon – aus dieser Zeit stammen.

Der Historiker Diogenes Laertius berichtet, Platon habe über Ari gesagt:

„Er trat uns weg, wie das Pferde mit ihren Müttern machen, nachdem sie geboren wurden.“

Ich übersetze das mal frei mit:

„Boah, der Kleine ist ein echter Pain in the ass! Er glaubt immer alles besser zu wissen!“

Hingegen stammt von Ari das Zitat über Platon:

„Wenn du dich zwischen einem Freund und der Wahrheit entscheiden musst, solltest du stets der Wahrheit die Ehre geben.“

Ausgesprochen charmante Art, zu sagen, dass jemand Scheiße labert…

Nach Platons Tod 347 v. Chr. verließ Aristoteles – nun 37 Jahre alt – die Akademie. Der Legende nach war er verstimmt, dass nicht er,  sondern Platons Neffe Speusippus die Leitung der Akademie übertragen bekam. Speusippus – was ein Name! Als hätte den sich jemand für den Villain der Geschichte ausgedacht. Anyway … In Athen wurde die Stimmung gegen Mazedonier allerdings auch immer schlechter, denn – wie wir in der letzten Folge sahen – schwand Athens Macht in Griechenland zusehends, während Mazedonien mehr und mehr zur neuen beherrschenden Kraft wurde. Jedenfalls fand Ari, dass es nun an der Zeit sei, „Tschööö“ zu sagen.

Aristoteles Leben in Assos und auf Lesbos

Er ging nach Assos, einem Kaff in Kleinasien – der heutigen Türkei. Ein alter Mitschüler aus der Akademie – Hermeias – war hier der Herrscher und ein Verbündeter Mazedoniens. Hier beschäftigte er sich weiter mit Philosophie, begann aber auch seine biologische Forschung. Nach drei Jahren starb Hermeias, was Aristoteles dazu veranlasste, seinen Hut zu nehmen, nach Lesbos überzusetzen und hier seinen neuen Wohnsitz zu nehmen. Auf der Insel forschte Ari weiter zusammen mit seinem Schüler Theophrastus mit Schwerpunkt auf Botanik und Zoologie. Dem Namen der Insel zum Trotz heiratete Ari ganz hetero-normativ das erste Mal auf Lesbos und zwar Pythias, eine Nichte von Hermeias, mit der Ari eine Tochter bekam, die sie ebenfalls Pythias nannten. Kreative Namensfindung war wohl nicht so das Ding des alten Systematikers.

Aristoteles als Lehrer von Alexander dem Großen

Mittlerweile hatte Aristoteles sich wohl schon einen recht guten Namen in Griechenland gemacht, denn 343 vor Christus  bekam er wohl den berühmtesten Ruf eines Professor auf einen Lehrstuhl aller Zeiten. Philip II engagierte Ari als Lehrer für seinen Sohn, den kleinen Alexander. Es ist nicht bekannt, welchen Einfluss Aristoteles auf Alexander den Großen hatte. Wir wissen, dass er nicht sonderlich lange sein Lehrer war, denn Alex war 13, als Ari an den Hof kam und mit 15 ging der zukünftige Großherrscher bereits zur Armee von Mazedonien.

Außerdem werden wir sehen, wenn wir uns mit Aris politischer Philosophie beschäftigen, dass der Philosoph ein Verfechter der Aristokratie und des Stadtstaats war. Mit beiden sollte der zukünftige König des hellenistischen Großreiches gründlich aufräumen, wie wir in der letzten Folge sahen/hörten. Es ist ein krasses Paradebeispiel dafür, wie langsam Philosophie in ihrer Theorienbildung gerne ist: Offensichtlich war Aristoteles blind für die Umwälzung, die da vor seinen Augen sich abspielte. Er sang ein Loblied auf den Stadtstaat, während dieser im Untergang begriffen war.

Aristoteles am Lyceum

Was Aristoteles 341 bis 335 machte, wissen wir nicht. Vermutlich blieb er weiter in Mazedonien, entweder am Hof oder in seiner Geburtsstadt Stagira. Wahrscheinlich trank er viel Wein … 335 taucht Ari dann wieder in den Geschichtsbüchern auf. Hier kehrt er nach Athen zurück. Nach der Zerstörung Thebens – ihr solltet euch wirklich die vorherige Folge reinziehen – hatten die anderen Griechen ihre Probleme mit Mazedoniern wohl vorerst in den Schrank gelegt, sodass Ari gechillt in seine Wahlheimat zurückkehren konnte.

Ari nahm die Lehrtätigkeit wieder auf, allerdings nicht an der Akademie sondern an einer öffentlichen Schule – dem Lyceum. Am Lyceum wurde in einem viel größeren Umfang gelehrt und geforscht als an der Akademie: Von Biologie über Mathe, Physik, Astronomie, Medizin, Philosophie und Politik, bis hin zu Rhetorik, Musik und Kunst. Und hier am Lyceum soll es die erste große Bibliothek der Antike gegeben haben.

Berühmt geworden ist Aristoteles Lehre dafür, dass er seine Lehre im Laufen veranstaltete. Jepp, er und seine Schüler latschten während der Vorlesung die ganze Zeit rum. Entsprechend nannte man Aris Lehrstuhl am Lyceum auch Peripatos – die Wandelhalle und seine Schüler wurden Peripatetiker genannt: Die Herumlaufenden. Sobald du Dozenten einen eigenen Lehrstuhl gibst, werden sie halt ein bisschen wunderlich.

Während dieser zweiten Athener Periode verstarb Aris Frau Pythia. Der Witwer ging dann eine Beziehung mit Herpyllis ein, die der Legende nach ursprünglich seine Sklavin gewesen sein soll. Die beiden haben wohl eine Weile in wilder Ehe gelebt, aber zumindest als Ari Jahre später starb, scheinen sie verheiratet gewesen zu sein, was aus seinem Testament hervorgeht. Jedenfalls hatten sie weitere Kinder. Unter ihnen auch Nikomachos, nach dem nun endlich die berühmte Ethik von Aristoteles benannt ist. Typischer Nerd-Move: Deine Kinder sind unerzogen und hören nicht auf dich? Schreib‘ erst einmal ein Buch darüber, was Gut und Böse ist.

Aristoteles‘ Tod

323 wurde es nach dem Tod von Alexander für Mazedonier wieder ungemütlich in Athen. Mit mittlerweile 61 sah sich der alte Mann gezwungen, noch einmal umzuziehen. Die Legende will es, dass er gesagt haben soll:

„Ich will verhindern, dass die Athener nach Sokrates sich ein zweites Mal an der Philosophie versündigen“.

Die Leitung des Lyceums übernahm sein langjähriger Schüler und Freund Theophrastus. Aristoteles zog nach Chalkis, dem Geburtsort seiner Mutter auf das Anwesen ihrer Familie. So richtig konnte er seine Rente dort aber nicht mehr genießen, denn bereits ein Jahr später starb er mit 62 Jahren wahrscheinlich eines natürlichen Todes.

Für uns beginnt das Abenteuer jetzt aber erst richtig. Nachdem wir dieses Vorgeplänkel hinter uns gebracht haben, tun wir so, als wären wir mittelalterliche Philosophie-Student*innen und beginnen, wie es über Jahrhunderte Pflichtprogramm war, ab der nächsten Folge mit Aristoteles‘ Organon. Also spitzt eure Federkiele, füllt die Tintenfässchen!

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Prolog – Aristoteles‘ Bedeutung und Wirkungsmacht

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Daniel
hat wenig Wirkungsmacht

Aristoteles – Der Logiker – Folge 1

Ja, es geht tatsächlich los mit Aristoteles! In dieser Einführung gebe ich einen Ausblick darauf, was euch erwartet. Ich schildere, warum Aristoteles für uns heute noch relevant ist, wie er seine Texte, seine Philosophie und die Wissenschaft seiner Zeit ordnete und welchen Stellenwerk sein Schaffen im Laufe der Jahre hatte. Wie immer: Als Video, Podcast oder Text. Viel Spaß damit! 🙂

Vor über 1,5 Jahren habe ich hier, auf diesem Kanal die letzte Platon-Folge veröffentlicht und seither sprach ich davon, dass es mit Aristoteles weitergehen soll. Doch, was nicht in Vergessenheit hätte geraten dürfen, ging verloren. Geschichte wurde Legende, Legende wurde Mythos. Äh, ja. Also hier kommt sie, die Aristoteles-Staffel, viel Spaß damit!

Der Einfluss von Aristoteles

Ich hatte in der Platon-Staffel immer wieder erwähnt, dass alle anderen Philosophen nur Fußnoten zu Platon sind. Hashtag Whitehead. Dabei bleibe ich auch, denn Platon hat sämtliche Türen aufgestoßen, durch die die Philosophen der nächsten 2300 Jahre gehen sollten. Doch es gab einen Philosophen, der – obgleich auch er in der Tradition des alten Höhlenbewohners steht – seinen Lehrer an Einfluss sogar noch überflügeln sollte: Aristoteles. Platon ist quasi Obi-Wan. Die Frage ist: Ist Aristoteles Anakin oder Luke?

Anyway … Aris Einfluss war so groß, dass er für gut 1.000 Jahre oft einfach nur DER Philosoph genannt wurde. Das Studium der Philosophie war lange Zeiten das Studium von Aristoteles. Ihr alle kennt die wichtigsten Begriffe von Aris Lehre wie „Substanz“, „Akzidenz“, „Materie“, „Form“, „Energie“, „Potenz“, „Kategorie“, „Theorie“ und „Praxis“, selbst wenn ihr euch noch nie großartig mit seiner Philosophie beschäftigt habt, habt ihr das schon gehört. „Wer hat’s erfunden?“ Ähm, ja … Aristoteles hat diese Begriffe quasi erfunden.

Weiter noch: Während Platon sich in seiner Wirkung weitgehend auf die Philosophie beschränkte, ging diese beim guten alten Ari weit darüber hinaus. Er gründete zahlreiche philosophische, geistes- und naturwissenschaftliche Disziplinen oder entwickelte sie maßgeblich weiter. Lehrstühle und Institute an Universitäten wurden traditionell benannt nach Büchern von Aristoteles. Schade eigentlich, dass er nie ein Buch über Katzen geschrieben hat. Das wäre ein cooles Institut.

Die Erfindung von wissenschaftlichen Disziplinen

Aristoteles war ein Systematiker. Er erschuf überhaupt erst die Idee, dass es verschiedene philosophische Disziplinen und verschiedene Wissenschaften gibt. Bei Platons Staat sahen wir, wie Ethik, Metaphysik und Politologie zusammenflossen. Ari schrieb für jedes dieser Themen getrennte Bücher. Selbst der enorme Einfluss von Platon kam nicht zuletzt dadurch zustande, dass sein Schüler so berühmt und wirkungsträchtig wurde. Aristoteles selbst sah das übrigens auch so, er unterschied nicht zwischen Vorsokratikern auf der einen und Sokrates sowie Platon auf der anderen Seite. Für ihn waren das alles nur voraristotelische Philosophen.

Dass er so gewissenhaft systematisch arbeitete, ist eine von Aris ganz großen Errungenschaften, die ihn zugleich für mich oft unfassbar langweilig gemacht haben. Und damit meine ich: Bis zur Unerträglichkeit langweilig. Viele seiner Texte lesen sich, as würdest du einen Vortrag über den chinesischen Fünfjahresplan im Original ohne Untertitel rückwärts bei einer Auflösung von 240p ansehen. Betrand Russell sagt dazu:

„Als Philosoph unterscheidet sich Aristoteles in vieler Beziehung stark von all seinen Vorgängern. Er ist der erste, der wie ein Professor schreibt: seine Abhandlungen sind systematisch, seine Diskussionen in Kapitel eingeteilt; er ist ein echter Lehrer, kein inspirierter Prophet. Er arbeitet kritisch, sorgfältig, trocken, ohne jede Spur von bacchischem Enthusiasmus.“

Ari teilte nicht nur seine eigene Philosophie, sondern erstmals das zu seiner Zeit vorhandene Wissen in verschieden Disziplinen ein und sagte, dass es drei große Wissensbereiche gibt:

  • theoretische Wissenschaft
  • praktische Wissenschaft
  • poetische Wissenschaft

Während das theoretische Wissen einen Selbstzweck hat, ist das praktische und poetische Anwendungsbezogen. Interessant ist, dass er Physik und Biologie zum theoretischen Wissen zählt. Wir würden diese Einteilung wohl mitgehen, aber kaum behaupten, dass diese beiden Wissenschaften keinen Anwendungsbezug haben. Oh, Moment, ich muss mal eben meine Corona-Impfung bekommen. Die Metaphysik zählt Ari ebenfalls zum theoretischen Wissen. Hier bin ich hingegen der Meinung, dass sie nicht theoretisch, sondern komplett sinnlos ist. 😉 Und wenn ich sinnlos sage, dann meine ich so sinnlos wie ein pinkelnder Roboter, Mr. Michael Bay!

Hmm, immer mal wieder kommt jemand an, und fragt, warum mein Youtube-Kanal so wenig Abonnenten hat verglichen mit anderen Philosophie-Kanälen. Könnte es daran liegen, dass ich so Zeug sage, wie ‚Metaphysik ist sinnlos‘? YEAH! METAPHYSIK! VOLL WICHTIG UND SO … Lernt alle Metaphysik bis sie euch zu den Ohren rauskommt!

Anyway … In den Bereich des praktischen Wissens zählen nach Aristoteles die Ethik und die Politik. Das poetische Wissen hingegen umfasst Rhetorik und Poetik. Interessant ist, dass es eine ganze Reihe von aristotelischen Schriften gibt, die sich nicht in dieses Schema pressen lassen. Diese wurden später zum sogenannten „Organon“ zusammengefasst, also dem Werkzeug. Es sind gewissermaßen Hilfswissenschaften. Der Begriff passt ganz gut, denn es handelt sich um die logischen, semantischen und argumentationstheoretischen Werke. Also quasi den ganzen Kram, den ich gut finde. Ich bin quasi nur ein Hilfswissenschaftler. Okay, mich Wissenschaftler zu nennen, wäre genauso übertrieben, wie Michael Bay einen Künstler zu nennen.

Ari war der Meinung, dass jede Wissenschaft ihre eigenen Regeln hat. So kann man von der praktischen Wissenschaft nicht erwarten, dass sie so präzise ist, wie die theoretische, da sie sich auf Handlungen bezieht und man kann nicht alle möglichen Handlungen vorhersagen und  entsprechend  nicht präzise bestimmen. Das ist besonders spannend, wenn man damit im Hinterkopf an Kant und den kategorische Imperativ denkt. Doch das ist eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden.

Aristoteles und die Scholastik

Lasst mich stattdessen die Geschichte von Aristoteles‘ enormen Einfluss erzählen. Im Mittelalter fußte das weitverbreitetste und von der Kirche gestützte Gelehrten-Weltbild, die Scholastik, auf Aristoteles und eine Kritik an Aristoteles bedeutete daher auch immer eine Kritik an der Kirche. Das hatte mitunter die negative Folge,  dass etwas geschah, was in der Philosophie nie gut ist: Aristoteles verkrustete, seine Lehren wurden nicht mehr hinterfragt. Sie waren ein Dogma. Wissenschaft wurde mehr und mehr reduziert auf das Kommentieren von Aristoteles, dessen Erkenntnisse als unbestritten angenommen wurden. Philosophie wurde Fanfiction.

Als sich dann mit Renaissance und philosophischer Neuzeit der Wind drehte, konnte sich entsprechend kaum eine Wissenschaft etablieren, ohne dies mit einer Abkehr, Relativierung oder Einordnung von Aristoteles zu beginnen. Das Phänomen werden wir in den nächsten Jahren mit der CDU und Angela Merkel beobachten können. Denkt an meine Worte!

Der Erfinder der Logik

Es ist schwer zu sagen, in welchem Bereich Aristoteles den größten Einfluss hatte. Aber dennoch mache ich es! Aristoteles hat die formale Logik erfunden. Er hat als erstes Prädikate durch Variablen ersetzt, um zu verdeutlichen, dass der Sprache eine logische Struktur zugrunde liegt, die gewissen Regeln folgt. Damit stieß er eine Entwicklung an, die im 20. Jahrhundert schließlich zur Entwicklung von Programmiersprachen führte. Die Digitalisierung begann bei Aristoteles.

Dass es nach ihm dann aber doch noch so lange dauerte, bis wir anfingen, Computer zu bauen, liegt neben ein paar anderen Kleinigkeiten wie Strom oder der Erfindung von Schaltkreisen und Microchips unter anderem daran, dass Aris Logik die wahrscheinlich am längsten unumstoßene Lehre war. Über Jahrtausende gingen die Philosophen davon aus, Aristoteles habe alles zu diesem Thema gesagt. Erst Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts begannen sie, über die Logik des Alten hinauszugehen.

Die verlorenen Schriften

Aris Wirkmächtigkeit ist umso erstaunlicher, als zwei Dinge gegen sie sprachen. Zum einen geriet er im Gegensatz zu Platon in der Antike zunächst einmal quasi umgehend wieder in Vergessenheit. Er war gewissermaßen nur dieser eine weirde Schüler vom großen Meister Platon, der meinte, alles besser wissen zu müssen. Erst im ersten Jahrhundert vor Christus, also 300 Jahre nach Aristoteles‘ Leben setzte die Auseinandersetzung mit ihm ein.

Der zweite Punkt der gegen Ari sprach und der mit dem ersten unmittelbar zusammenhängt, ist, dass uns im Gegensatz zum nahezu vollständigen Werk Platons nur ca. 1/4. von Aristoteles‘ Texten erhalten geblieben ist. So schrieb er generell zwei verschiedene Arten von Texten: die exoterischen Schriften und die esoterischen. Die Exoterischen sind uns komplett verloren gegangen. Es waren Dialoge, wie er es von seinem Lehrer gelernt hatte. Diese Dialoge schrieb Aristoteles quasi als PR-Maßnahme für die breite Öffentlichkeit. Sie sollten seine Philosophie verständlicher darstellen, als es die esoterischen Schriften tun. Nach Lektüre der Metaphysik kann ich euch versichern, dass es eine verdammte Schande ist, dass die Dialoge verloren sind. Etwas mehr Verständlichkeit würde Ari sehr gut tun. Ich mein – hey – ich habe nichts gegen komplizierte Texte, aber die Metaphysik zu lesen, macht in etwa so viel Spaß, wie Teppich zu essen. Oh, ich wollte ja nicht über Metaphysik lästern. Metaphysik ist super!

Alles, was wir heute noch haben, sind jedenfalls die esoterischen Schriften von Aristoteles. Und auch wenn die nicht immer frei von Esoterik sind, geht es darin nicht um Globuli, Chakren oder Auren. Sie heißen „esoterische Schriften“ im ursprünglichen Wortsinne. Lauschen wir doch kurz der Wikipedia:

„Esoterik ist in der ursprünglichen Bedeutung des Begriffs eine philosophische Lehre, die nur für einen begrenzten „inneren“ Personenkreis zugänglich ist, im Gegensatz zu Exoterik als allgemein zugänglichem Wissen.“

Dass wir nur diese Art von Schriften haben, ist wiederum Fluch und Segen zugleich. Fluch, da zumindest an einigen Stellen davon ausgegangen werden kann, dass der Text in der Vorlesung durch mündliche Erläuterungen ergänzt wurde. Das macht das Geschriebene manchmal ein klitzekleines Bisschen unverständlich. Du weißt zum Beispiel nie welche der drölfzig Millionen Bedeutungen von „eidos“ er gerade meint! AAAAAAAAAH!

Ein Segen war das, weil Ari damit die Abhandlung oder das Traktat zum Maßstab für wissenschaftliche Texte machte. Stellt euch mal vor, ihr müsstet Psychologie, Elektrotechnik oder Ernährungswissenschaft in Gedicht- oder Dialogform lernen. Aristoteles hat das verhindert, indem er die Norm für wissenschaftliche Texte etablierte.

Aber selbst von den esoterischen Schriften sind uns nicht alle erhalten geblieben. Neben so Knallern wie der Sammlung griechischer Verfassungen, die bestimmt unglaublich spannend gewesen wären, *gähn* ist das – wie Umberto Eco  schon wusste – berühmteste Werk, das uns fehlt, das zweite Buch der Poetik. In diesem – soviel wissen wir – beschäftigte Ari sich mit der Theorie der Komödie. Es gibt gute Argumente, dass heutzutage Tragödien als künstlerisch wertvoller angesehen werden als Komödien, weil wir zum Weinen eine Analyse-Tradition haben, die auf Aristoteles zurückgeht und uns diese beim Lachen fehlt. Wir werden darauf zurückkommen.

Der Ausblick auf die Aristoteles-Staffel

Das waren nur wenige von vielen Punkten, in denen Aristoteles unsere Kultur maßgeblich beeinflusst hat. Wir werden das in dieser Staffel immer wieder sehen. Aktuell stehen 30 Teile auf meinem Zettel, aber gut möglich, dass ich die eine oder andere noch einmal teilen werde, sodass es am Ende noch mehr Teile werden.

Wir beginnen, wie gute Aristoteles-Schüler*innen mit seiner Logik, steigen in die Tiefen seiner Metaphysik hinab, fragen nach dem guten Leben in Ethik und Politik, ergründen Ästhetik und Rhetorik und landen über die Argumentationstheorie bei der Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie. Ihr seht, wir haben einiges vor uns. Aber vielleicht fällt euch auf, dass ich auch einen ganzen Brocken weggelassen habe. Es wird hier keine Folgen zu Aristoteles‘ Naturphilosophie, zu Biologie und Physik geben. Denn auch wenn ich leidenschaftlich über die Metaphysik lästere, sie ist heute noch relevant. Aber alles, was Aristoteles als Naturwissenschaftler gemacht hat, ist nicht mehr ernstzunehmen. Historisch mag es spannend sein, sich über die Vier-Elemente-Lehre Gedanken zu machen, aber philosophisch finde ich es unfruchtbar in Zeiten des Periodensystems der Elemente.

Doch bevor wir uns mit der Philosophie des großen Logikers auseinandersetzen, frage ich mich in den nächsten beiden Teilen erst einmal: Wann und wie hat Aristoteles eigentlich gelebt?

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Selektive Wahrnehmung und der Bestätigungsfehler

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Daniel
sieht sich bestätigt

Zwei psychologische Phänomene und was sie für die Philosophie bedeuten

Heute möchte ich euch mal nicht von Philosophie erzählen, sondern im fremden Revier wildern und über Psychologie sprechen, genauer gesagt über selektive Wahrnehmung und den Bestätigungsfehler. Außerdem klären wir die Fragen, ob euer Smartphone euch belauscht und warum E-Scooter so nerven. Am Ende lande ich natürlich doch wieder bei Philosophie: Bei Gedankenexperimenten, der Philosophie von Philipp Hübl und von Karl Popper.

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10 philosophische Lieblingsbücher

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Daniel
liebt Bücher

Mein Corona-Tagebuch der schönen Gedanken – Teil 28

Heute erfülle ich einen Wunsch und stelle mal ein paar meiner philosophischen Lieblingsbücher vor. Zwar wechselt das regelmäßig, je nachdem, womit ich mich gerade beschäftige. Aber als Leitmotiv für diese Folge habe ich Bücher gewählt, die einerseits einen guten Einstieg in das Werk des jeweiligen Philosophen bilden und andererseits mich philosophisch geprägt haben. Hier kommen sie und wo ihr sie kaufen oder umsonst lesen könnt (Achtung, Spoiler zur Folge):

  1. Wittgenstein: Philosophische Untersuchungen*
  2. Nelson Goodman: Sprachen der Kunst*
  3. Platon: Theaitetos (umsonst)
  4. Roland Barthes: Mythen des Alltags *
  5. Wittgenstein: Über Gewissheit *
  6. Richard Rorty: Kontingenz, Ironie und Solidarität *
  7. Gilbert Ryle: Der Begriff des Geistes *
  8. John L. Austin: How to do things with words *
  9. Platon: Apologie des Sokrates (umsonst)
  10. Immanuel Kant: Prolegomena (umsonst)

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Ludwig Wittgenstein, Nelson Goodman, Platon, Roland Barthes, Richard Rorty, Gilbert Ryle, John L. Austin, Immanuel Kant

Die drei Paradigmen der Philosophie

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Daniel
wechselt Paradigmen

Eine kurze Reise durch die Philosophiegeschichte

Was ist die Welt? Was kann ich erkennen? Was kann ich sprachlich ausdrücken? Das sind die drei großen Fragen der Erkenntnistheorie. Wie kamen die Philosophen darauf, sie zu stellen? Lasst uns in die Geschichte gucken.

Nichtwissen als vermeintlicher Beweis

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Daniel
sieht näher hin

Mein Corona-Tagebuch der schönen Gedanken – Teil 27

Wir blicken ins Illustrierte Buch der schlechten Argumente und finden Nichtwissen, das sich als Beweis ausgibt. Was haben Ufo-Gläubige mit Karl Popper und dem Wiener Kreis zu tun? Weniger als es aussieht! Doch mit Wittgenstein, Platon und Aristoteles bestehen wir auf den Regeln des Sprachspiels.

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