„Denk ich an Deutschland in der Nacht,
Dann bin ich um den Schlaf gebracht,
Ich kann nicht mehr die Augen schließen.
Und meine heißen Tränen fließen.“
Wer kennt ihn nicht, Heinrich Heines traurigen Rant über Deutschland … Ist so etwas wie ein trauriger Rant überhaupt möglich? Oder ist das eine Kontradiktion?
Mir geht es gerade ganz genauso und Heine hatte vor hastenichgesehn vielen Jahren schon eine gute Strategie gegen den Deutschland-Blues: Über dieses Land zu lachen. Fangen wir an:
Ich meine: Wer konnte das ahnen?!?! Doch das Lachen bleibt mir im Halse stecken, wenn ich daran denke, dass die fremdenfeindlichen Auswüchse in Dresden (mutmaßlich) ein Todesopfer forderten. Khaled Bahray war am Dienstag vergangene Woche erstochen worden.
„Doch auch drei Tage nach der Mordnacht gibt es noch keine Hinweise auf Tatgeschehen oder Täter, auch weil die Kriminalpolizei erst einen Tag nach dem Auffinden des Toten mit den Ermittlungen begann: Am Dienstag hatte die Polizei noch ein Gewaltverbrechen ausgeschlossen.“
WOLLT IHR UNS VERARSCHEN?!!!?! Ich habe ja wirklich keine Ahnung von Polizeiarbeit, zumindest keine Ahnung, die sich nicht aus der Sichtung eines Tatorts – ähm, also den Krimi, nicht den Ort – hinausgeht. Aber selbst ich weiß, dass Stichverletzungen nur äußerst selten eine natürliche Ursache haben, wenn man nicht gerade Edward mit den Scherenhänden ist! Und, so dachte ich in meiner Verblendung, bei ungeklärter Todesursache, sichert man besser mal Spuren. Damit man später was zum Ermitteln hat!!!!! Nein? Oh, na dann…
Na ja, aber unsere Freunde und Helfer, sind schließlich auch andernorts allzu beschäftigt:
Gegen halb ein Uhr früh stürmten nämlich zwei deutsche Polizeibeamte den Waggon, klopften heftig an die Türen und schrien “Polizei, aufmachen!”, um dann mit Taschenlampen die Abteile auszuleuchten. Als die überaus freundliche Zugbegleiterin herbeieilte, wurde auch sie angebrüllt, ob hier Syrer oder Iraker versteckt seien. Ich fragte daraufhin etwas verpennt warum sie Syrer_innen oder Iraker_innen suchten? “Wegen krimineller Handlungen.”
Also weiß unsere Polizei prinzipiell wohl schon, was eine kriminelle Handlung ist, nur nicht wenn sie an Flüchtlingen begangen wird, sondern bloß dann, wenn sie von ihnen begangen wird …? Aber ich tue den Damen und Herren in Uniform unrecht. Denn sie haben ja noch so viel anderes zu tun, zum Beispiel Handys sammeln …
Zugegebenermaßen ist das Werfen von Steinen keine ganz glorreiche Idee bei einer unangemeldeten Demo, besonders da wir die Schaufensterscheiben als Tatverdächtige im Mordfall Khaled Bahray mit ziemlicher Sicherheit ausschließen können. Dennoch ist die Reaktion der Polizei, besonders verglichen mit der Nichtreaktion im Mordfall einfach nur
Es fällt mir wirklich schwer bei dieser Nachrichtenlage nicht zu verzweifeln. Aber eines kann ich euch sagen: Heine zu lesen hilft…
Zur Beruhigung
Wir schlafen ganz, wie Brutus schlief –
Doch jener erwachte und bohrte tief
In Cäsars Brust das kalte Messer!
Die Römer waren Tyrannenfresser.
Wir sind keine Römer, wir rauchen Tabak.
Ein jedes Volk hat seinen Geschmack,
Ein jedes Volk hat seine Größe;
In Schwaben kocht man die besten Klöße.
Wir sind Germanen, gemütlich und brav,
Wir schlafen gesunden Pflanzenschlaf,
Und wenn wir erwachen, pflegt uns zu dürsten
Doch nicht nach dem Blute unserer Fürsten.
Wir sind so treu wie Eichenholz,
Auch Lindenholz, drauf sind wir stolz;
Im Land der Eichen und der Linden
Wird niemals sich ein Brutus finden.
Und wenn auch ein Brutus unter uns wär,
Den Cäsar fänd er nimmermehr,
Vergeblich würd er den Cäsar suchen;
Wir haben gute Pfefferkuchen.
Wir haben sechsunddreißig Herrn
(Ist nicht zuviel!), und einen Stern
Trägt jeder schützend auf seinem Herzen,
Und er braucht nicht zu fürchten die Iden des Märzen.
Wir nennen sie Väter, und Vaterland
Benennen wir dasjenige Land,
Das erbeigentümlich gehört den Fürsten;
Wir lieben auch Sauerkraut mit Würsten.
Wenn unser Vater spazierengeht,
Ziehn wir den Hut mit Pietät;
Deutschland, die fromme Kinderstube,
Ist keine römische Mördergrube.
Da ich gerade einfach keine Zeit finde zum Schreiben, habe ich mal wieder einen alten Text von mir herausgekramt. Den habe ich einst für einen Wettbewerb geschrieben. Ich habe nicht gewonnen oder bin auch nur irgendwie in die engere Wahl gekommen. Dass er aber trotzdem eines der besten Stücke ist, die ich je geschrieben habe, sagt wohl viel über mein Talent aus, was?
Der Text stammt von 2003, was meine Einwürfe zum Einwegpfand, zu den Staatsfinanzen und zur „Verschandelung der Landschaft“ verständlicher macht. Viel Spaß…
Quer durch
Wenn du mit vier wildfremden Menschen in einem viel zu kleinen Toyota mit Stufenheck einmal quer durch die Republik fährst, stellen sich dir eine Reihe merkwürdiger Fragen: Wer bist du? Woher kommst du? Wie bist du hierher gekommen? Und warum, zum Geier, musst ausgerechnet du hinten in der Mitte sitzen?
Ich hatte 14 Tage in der Hauptstadt verbracht, in jener einzigen Metropole dieser Republik. Doch irgendwann muss jeder mal den Gang nach Canossa oder vielmehr zurück in die Provinz antreten. Jetzt befand ich mich also auf dem Rückweg in die westlichste Stadt des Landes.
Wie an jedemTag in den letzten zwei Wochen bin ich auch an jenem Sonntag bereits breit und eine wohl kultivierte Abschiedsmelancholie macht sich in mir breit, als ich die S-Bahn Richtung Ostbahnhof betrete. Wir reden kaum und wenn, dann meist belanglosen Quatsch. Alles in allem benehmen wir uns wie von Grönemeyer klischeetisierte Männer: Emotionen unterdrücken, vernebeln, ausblenden. Am Ostbahnhof schleppe ich meine viel zu schwere Tasche zum Taxistand.
Zehn Minuten müssen wir warten, bis meine Mitfahrgelegenheit.de sich zu erkennen gibt. Den ganzen Weg hierher hatte ich gehofft, dass noch jemand mitfährt. Diese Hoffnung sollte sich bald in Ihr Gegenteil verkehren. Dann tritt er auf den Plan: Seinen Namen habe ich im Gegenteil zu seiner E-Mail-Adresse (Toyotafan1984@hastenichgesehn.de) bereits wieder vergessen, na ja, macht nichts, sowieso nur ein „portionierter Freund“. Er ist ganz in schwarz gekleidet, mit seifenblasig verspiegelter Radfahrerbrille und auf dem Kopf trägt er einen gescheiterter Blondierversuch. Möglicherweise ist das typische Orange sogar gewollt.
Seine erste Frage: „Redest du viel?“
Freut mich auch ihn kennen zu lernen: „Kommt drauf an, warum?“
Er könne schließlich nicht Zeitunglesen während der Fahrt. Das Grinsen in den Gesichtern meiner Freunde, die mindestens genauso breit wie ich sind, wächst zusehends. Als wir zum Auto kommen, stehen dort zwei andere Mitfahrer, beides Zecken, gut. Ich lade meine Tasche ins Auto und unternehme noch einen letzten verzweifelten Versuch an mein Buch zu kommen. Doch unter dem skeptischen Blick des offensiv kommunikativen Fahrer muss ich einsehen, dass ich nur noch an das nicht mehr ganz so gelbe Reclambüchlein komme. Statt französischer Gesellschaftskritik soll ich mich nun mit Sprachhandlungen abspeisen lassen… Nun gut.
Nun warten wir noch auf den vierten (!) Mitfahrer und meine Freunde verabschieden sich. Der Fahrer verlangt noch vor erbrachter Leistung, bezahlt zu werden.
Auf: „Wollen wir jetzt das mit dem Geld machen?!“
Entgegne ich noch mal: „waren das 22 Euro?“
Es sind noch immer 22, trotz vier Mitfahrern in einem viel zu kleinen Wagen. Dann kommt der vierte Mitfahrer, der sich als Mitfahrerin entpuppt. Eine kleine, durchaus attraktive Mitfahrerin mit dunklem Teint und kurzen schwarzen Locken.
Als gerade die Rangelei um die besten Plätze (hinten) losgehen soll, erweise ich mich als Spielverderber indem ich, nur halbherzig mit „zu wenig Schlaf“ rechtfertigend, mich hinten (immerhin) in der Mitte niederlasse. Die vergiftete Antwort: „Wir haben alle wenig geschlafen!“ ignoriere ich und schließlich wird Mitfahrerin Fünf nach vorne geschoben, trotz verhaltener Proteste. Sie darf nun den Fahrer wach halten, aber nichts zu essen mehr einkaufen. Der Fahrer will das „unterwegs“ machen. Die kleine weibliche Zecke, die typisch rheinisch redet, aber – wie ich später erfahre – ursprünglich aus Bayern kommt, versteht meinen Vermittlungsversuch nicht und alle quetschen sich zur gleichen Tür rein wie ich. Ich muss durchrutschen und die Wahlkölnerin mittig sitzen. Pech für sie.
Die Sonne steht schon tief, der Sommer ist vorbei, als wir den Weg nach Westen einschlagen. Pflichtbewusst erkunde ich mich smalltalktechnisch, ob mit vielen Staus zu rechnen ist. Die Antworten widersprechen sich, aber alle sind sich ganz sicher bei der ihren, denn sie fahren ja öfter um diese Zeit diese Strecke. Als ich dann, während wir noch durch die Hauptstadt kurven, die sich im weichen Altweiber-Sonnenlicht von ihrer schönsten Seite zeigt, die angestoßene Konversation über Verkehrsregularitäten vertiefen möchte und noch mal nachfrage, wo denn mit Staus zu rechnen ist, mich dabei noch dahingehend oute, dass ich nicht einmal weiß, dass wir nicht durch Dortmund fahren sondern daran vorbei und die Antwort des Fahrers nicht nur vorhersehbar, sondern auch Wortkarg ausfällt, betrachte ich meine kommunikative Pflicht als erledigt. Ich lehne mich zurück, schließe meine Augen so weit, dass das Sonnenlicht durch meine Wimpern in seine Spektralfarben zerlegt wird und chille. Die anderen sollen durchaus den Eindruck haben, ich schlafe. Um meine Absichten schließlich unmissverständlich mitzuteilen, verschränke ich noch demonstrativ meine Arme vor der Brust und vermeide Blickkontakt. Man kann schließlich nicht nicht kommunizieren.
Die Stadtautobahn ist nach einer Dreiviertelstunde erreicht. Der Fahrer hat seine Beifahrerin schon konservatorisch gefangen genommen mit der obligatorischen Frage: „Und was machst du so in…“ Sie arbeite in der Medienstadt aber als Sozialpädagogin in Krisenfamilien. Kurze Inhaltsangabe ihres Berufsalltag folgt genau wie das ebenso obligatorische: „Und Du?“.
Er arbeitet bei Toyota in der Fertigung von Motoren für Formel-1-Boliden. Als was, sagt er nicht, nur dass er Mathematik studiert habe, was man ihm – mit Verlaub – nicht ansieht. Da bin ich oberflächlich, sicher. Wir nähern uns unaufhaltsam Magdeburg, die Börde langweilt mich: flaches Land, soweit das Auge reicht. Ich freue mich schon auf Westfalen. Konstant auf der linken Spur fahrend spricht der Mathematiker fasziniert von der „akribischen Arbeit“, den „immensen Kosten“ und dem „ungeheuren Zeitaufwand“. Ich stehe vor der schwierigen Entscheidung ob ich mal einen Blick auf den Tacho werfen soll oder nicht. Der Nachteil: ich müsste meine Defensivhaltung aufgeben. Die mittige Wahlkölnerin ist eingeschlafen. Sie ist ein wenig stämmig, nicht dick, aber hat sich für die Linksneigung entschieden. Das bedeutet, dass sie ihr Gewicht immer so lange auf mir lasten lässt, bis ihr Kopf nach vorne kippt und sie zuckend wieder Haltung annimmt. Mein rechtes Bein schwitz, da es mangels Platz gegen das ihre gepresst ist.
Der unsichtbare Dritte macht sich unleserliche Notizen in ein abgegriffenes Heft. Ansonsten ist er still, mischt sich nicht ins Gespräch zwischen dem links fahrenden Mathematiker und der kleinen Pädagogin, das mittlerweile ein echter Dialog geworden ist. Nachdem der linksfahrende Mathematiker erzählt hatte, dass es ihn eigentlich nach Japan gezogen habe, aber da nichts zu machen sei und man als Europäer in dem Land sowieso keine Chance hat, stieß die Pädagogin ein Gespräch über die japanische Kultur an. Jetzt exemplifiziert sie anhand der Asiaten, mit denen sie während des Studiums zusammen gewohnt habe, die arrogante Verschlossenheit in deren Kultur. Der links fahrende Mathematiker meint sich da besser auszukennen und ermahnt sie, nicht alle Asiaten in einen Topf zu werfen (womit er sicher recht hat). Chinesen seien Europäern gegenüber mehr aufgeschlossen als Japaner(n). Die seinem Idiom zu verdankende Doppeldeutigkeit löst er nicht auf und ich frage nicht nach. Die Pädagogin geht ein bisschen in Deckung mit dem Einwand: „Ich kann nur aus meinen eigenen Erfahrungen schließen. Und das sind die Erfahrungen die ich gemacht habe.“ Super: eine Vollblut-Empiristin.
Die Art und Weise, wie sie das sagt, lässt darauf schließen, dass die kleine Pädagogin den Satz oft bringt, wahrscheinlich beruflich. Jetzt agitiert der links fahrende Mathematiker zaghaft gegen Türken, denen er nicht die Fähigkeit einräumt, sich in die Deutsche Gesellschaft eingliedern zu können. Doch die kleine Pädagogin mit dunklem Teint gibt sich als Türkin zu erkennen und die beiden scheinen sich stillschweigend auf Unentschieden zu einigen.
Während wir uns Hannover nähern, nutzt die mittige Wahlkölnerin die eingetretene Stille um sich beim rechtssitzenden unsichtbaren Dritten über ihr verschwitztes linkes Bein zu beschweren, das dauerhaften Kontakt mit dem meinen hat. Er beschwichtigt, dafür könne keiner von uns was. Sehe ich ähnlich, würde allerdings noch anhängen: „Außer dem Fahrer!“.
Die Wahlkölnerin verlangt nun nach einer Pinkelpause, doch der Mathematiker vertröstet sie, während er konstant links fährt: „Ich will erst an Hannover vorbei! Noch ’ne halbe Stunde.“ Die Zeit bis zur ersten und letzten Rast nutzt die Pädagogin um über Verdienst, im Sinne von Einkommen und Verdienst, im Sinne von Wertschätzung zu sinnieren. Ihrer Meinung nach korreliert beides und ihr geringes Einkommen führt sie auf mangelnden Respekt des Staates gegenüber ihrer Kaste zurück. Vielleicht hat sie da recht, vielleicht auch nicht, schließlich ist der Staat pleite…
Als wir auf den Rasthof abbiegen, steht die Sonne bereits dicht über dem Horizont. Die Wirkung der Droge ist nur noch eine schwache Ahnung und meine Synapsen schreien nach Nikotin, während mein Mund vor Trockenheit schmerzt. Also erst mal rein in die Raststätte, doch die verschiedenen Erfrischungsgetränke sind allesamt mit Einwegpfand beladen, den ich nie wieder sehen würde. Ich entscheide mich schließlich für Kakao ohne Pfand. Die Flasche unter den Arm geklemmt, verlasse ich Zigarette drehend die Raststätte und überlege, ob das im Netz annoncierte „Nichtraucher“ sich lediglich auf den Konsum im Wagen bezog, oder ob ich mich durch meine Sucht zur Weiterfahrt disqualifiziere. Doch als ich zum Wagen komme, steht dort der unsichtbare Dritte und raucht ebenfalls das Kraut. Die Pädagogin erfährt auf Nachfrage, dass der stille Raucher ebenfalls Pädagoge ist: in der Erwachsenenbildung. Sie nutzt diesen glücklichen Zufall um noch einmal die Diskussion ums Gehalt anzuschneiden. Die Wahlkölnerin kommt und raucht ebenfalls. Als der Fahrer kommt, freut er sich kurz über die Strecke die wir bereits hinter uns haben und will gleich „das nächste Stück in Angriff nehmen“.
Die Sitzplatzdiskussion beginnt erneut, jedoch in Variation: Jetzt wollen beide Frauen vorne sitzen. Die energischere Wahlkölnerin setzt sich durch und ich mich auf Bitten der Pädagogin in die Mitte. Ich spiele kurz mit dem Gedanken, das letzte Tageslicht zu nutzen und doch noch zu lesen, entscheide mich aber dagegen. Die Pädagogin sitzt jetzt links von mir und erkundigt sich nach meiner Lektüre. Ich schmeiße ihr ein paar Brocken hin und sie bestätigt mir, dass es sie nicht wirklich interessiert. Im Gegensatz zum Fahrer, der zwar konstant links, aber wie ich jetzt sehen kann, nur 140 fährt. Das hat auch zur Folge, dass im Laufe des Abends hinter uns der ein oder andere Porsche oder Mercedes die Lichthupe betätigt oder schlicht rechts überholt.
Der Fahrer meint noch, nachdem er sich über die Sprechakttheorie erkundigt und mein Studienfach erfragt hat, was ich denn damit machen will…
…Nein, welch’ kreative Frage, hab ich ja noch nie gehört…
Ich spiele kurz mit dem Gedanken, meine Standardantwort auf die Standardfrage zu geben: „Ist doch klar – ich werde UN-Generalsekretär!“ Doch eine kurze, erneute Musterung sagt mir, dass er das missverstehen könnte – also ernst nehmen. Und ich versuche ja noch immer, mich bei sämtlichen Dialogen wie Sokrates’ Gesprächspartner bei Platon zu verhalten. Also antworte ich wahrheitsgemäß: „Schreiben.“ Da wir unterwegs in die Medienstadt sind, ist fast garantiert, dass eine solche Antwort unkommentiert bleibt – bleibt sie auch. Danke.
Endlich Westfalen! Gerade noch rechtzeitig fahren wir durch die Pforte. Die Sonne küsst bereits die Rücken, Grate und Hänge des Hügellandes. Jetzt ist es nicht mehr weit in den Pott. Nachts fährt es sich gut von Dortmund zur Medienstadt – wenn links und rechts große Lichterseen kommen und gehen.
Und bin ich erst mal dort, in der Medienstadt, dann muss ich nur noch eine Stunde Zug fahren. Allein, in Ruhe durchs Rheinland, wieder flach so weit das Auge reicht, aber es reicht ja – Gott sei dank – nicht weit in der Nacht. Der letzte Höhepunkt wird dann jener überdimensionale Schaufelbagger, der sich im Flutlicht durch die Landschaft gräbt. Bald darauf, kurz vor dem Ziel, kommen dann noch ein paar Windräder: so viel zur Verschandelung der Landschaft. Aber das ist eine andere Geschichte…