Roland Barthes – Der Tod des Autors

Ich habe ja auch noch einen Podcast: den Spätfilm. Wie der Name unschwer erraten lässt, sprechen wir dort über Filme. Und eine wiederkehrende Frage, der wir uns dort stellen müssen, lautet: Kann man das Werk vom Autor trennen? Konkret: Darf ich Filme von Hitchcock oder Kubrick gut finden, auch wenn ich weiß, dass diese Regisseure ihre Schauspieler*innen mitunter extrem schlecht behandelten? Darf ich Filme von und mit mutmaßlichen oder nachgewiesenen Sexualstraftätern wie Bryan Singer, Roman Polanski, Harvey Weinstein oder Kevin Spacey schauen? Und wie ist es mit Filmen, von Tom Cruise, die dazu beitragen Scientology zu finanzieren?

Es gibt gute moralische Gründe, derlei Filme nicht zu gucken. Das Argument dafür ist hingegen zumeist: Man muss Autor und Werk trennen. Wie soll das gehen? Nehme ich eine Schere und schneide einfach Woody Allen aus dem Vorspann all seiner Filme? Wie kommt man auf diese Idee?

Nun, ich kann mich irren, aber ich denke, alles geht zurück auf den berühmten Aufsatz von Roland Barthes: Der Tod des Autors. Doch was genau schrieb Barthes damals, im Jahr 1968 eigentlich? Lasst uns in den Text blicken!

Balzac und die Frauen: Wer spricht hier?

Barthes beginnt den nur acht Seiten und sieben Abschnitte langen, aber unglaublich dichten Aufsatz mit einem Zitat aus Balzacs Novelle ‚Sarrasine.‘ Honoré de Balzac war, auch wenn er aussah wie Sigmar Gabriel, ein französischer Autor der 19. Jahrhundert. In ‚Sarrasine‘ heißt es, so Barthes, von einem als Frau verkleideten Kastraten:

„Es war das Weib mit seinem plötzlichen Ängsten, seinen grundlosen Launen, seinen instinktiven Verunsicherungen, seinen unwillkürlichen Kühnheiten, seinen Prahlereien und seinem köstlichen Zartgefühl.“

Roland fragt daraufhin: Wer zum Henker spricht so? Und er gibt uns mehrere Optionen zur Auswahl, als säßen wir bei Wer wird Millionär vor der alles entscheidenden Frage:

  • Spricht hier A) Der Held der Novelle?
  • Ist es B) das Individuum Balzac mit seiner persönlichen Philosophie der Frau?
  • Oder C) der Autor Balzac, der die literarische Idee der Weiblichkeit vorträgt?
  • Ist es D) eine universale Weisheit?
  • Oder, äh, irgendwie passt das nicht mehr ins WWM-Schema, egal: E) ist es die romantische Psychologie?

Roland Bartes meint nun – und das ist der Kern des gesamten Aufsatzes, also legt das Handy mal ganz kurz weg und passt auf –, es lässt sich nicht sagen, wer spricht. Denn

„Das Schreiben ist Zerstörung jeder Stimme, jedes Ursprungs. Das Schreiben ist Neutrum, zusammengesetzt, Schrägheit, der Identität verlorengeht.“

Das ist ein medientheoretisches Argument. Und zwar ein verdammt gutes! Die Frage, wer hier spricht, kann sich überhaupt erst im Medium der Schrift stellen. Denn sie trennt die Botschaft von der Stimme des Urhebers. Die Schrift macht aus einem Vollzug, der die gesprochene Sprache ist, etwas Stillstehendes. Auch die Idee, dass Sprache etwas zusammengesetztes ist, kommt erst so richtig mit dem Schriftbild auf, das Sätze, Wörter und Buchstaben segmentiert.

Dadurch, dass die Urheberin der Worte und die Worte selbst über Raum und Zeit getrennt sind, haftet der Schrift oft etwas Neutraleres an, als es bei der gesprochenen Sprache der Fall ist, die immer auch Emotionen transportiert, als wäre sie eine andauernde Diskussion, ob es die Nutella oder das Nutella ist. Nebenbei: Es ist DIE Nutella und jeden, der was anderes sagt den blocke ich!!! Anyway … Mit dieser Trennung geht eben auch die Identität von Autor und Werk zumindest ein Stück weit verloren.

So, jetzt könnt ihr euer Handy wieder zur Hand nehmen und weiter Candy Crush spielen. Spielt das heute überhaupt noch jemand?

Woher kommt der Autor eigentlich?

Schauen wir uns mal an, wie Roland Barthes im zweiten Abschnitt fortfährt. Er widmet sich ganz im Stile Indiana Jones‘ als nächstes der Geschichte, stellt sich die Frage, wie es überhaupt zu einem solchen Konzept wie dem Autor kommen konnte.

Denn zunächst einmal ist es ja eigentümlich für eine Erzählung, dass sie gerade keine andere Absicht verfolgt, als das Erzählen. Wodurch ja gerade der Autor dieser Geschichte in den Hintergrund tritt, unwichtig wird, oder wie Barthes es ausdrückt: stirbt. Nehmen wir demgegenüber zum Beispiel ein Versprechen, dann ist es bei diesem Spechakt von wesentlicher Bedeutung, wer die Autorin, die Versprecherin ist. Wenn ich euch verspreche, morgen hier einen Text über Heidegger zu veröffentlichen, dann könnt ihr mich und nur mich daran messen, ob ich das auch wirklich mache. Gut, eher würde ich mir ohne Narkose einen Zahn ziehen lassen, als euch so ein Versprechen zu geben, aber eine solche Rückbindung an den Autor gibt es bei einer Erzählung erst einmal nicht.

Barthes fragt sich also, wieso wir dem Autor dann paradoxerweise doch so eine wichtige Rolle zuschreiben. Seine Überlegungen zu diesem Punkt beginnen nicht ganz bei Adam und Eva aber kurz danach: In oralen Gesellschaften. Wie werden hier Geschichten weitergegeben? Sie werden erzählt. Das Interessante ist, dass der Autor dabei überhaupt keine Rolle spielt. Denn die Erzählung erfolgt durch einen Mittelsmann. Du kannst bei ihm vielleicht die Performanz des Vortragens bewundern. Nicht aber sein Genie. Denn die Geschichte hat er sich selbst ja gar nicht ausgedacht, ähnlich wie Karl-Theodor zu Guttenberg seine Doktorarbeit. Und oft wissen wir gar nicht mehr, wer sie sich ausgedacht hat. Ähnlich wie Karl-Theodor zu Guttenberg bei seiner Doktorarbeit.

Der Autor ist eine moderne Erfindung, folgert Barthes daraus. Philosophisch würden wir von einer neuzeitlichen Erfindung sprechen. Denn Barthes glaubt dass er im ausklingenden Mittelalter entstanden ist,  als (Zitat)

„mit dem Englischen Empirismus und dem Französischen Rationalismus und dem persönlichen Glauben der Reformation das Individuum entdeckt wurde.“

An dieser Stelle muss ich eine kleine Warnmeldung einbauen, denn die meisten Zitate von Barthes in dieser Folge habe ich radikal vereinfacht. Ich liebe die Art zu Schreiben des ollen Franzosen, aber sie ist komplizierter als die Position der Labour-Partei zum Brexit.

Zurück zum Text: Was Barthes hier anspricht, ist das zweite Paradigma der Philosophie. Schaut dazu gerne noch einmal in meinen Text zu den drei Paradigmen. Mit Beginn der philosophischen Neuzeit wurde die erkenntnistheoretische Frage ‚Was ist Die Welt?‘ abgelöst durch die Frage ‚Was kann ich erkennen?‘. Wittgenstein sagt an einer Stelle schön: Philosophische Problem werden eigentlich nie gelöst, sondern zum Verschwinden gebracht. Mit dem zweiten Paradigma der Philosophie kam das Individuum ins Blickfeld. In der Frage „was kann ich erkennen?“ steckt ja schon das Ich. So ist es nicht verwunderlich, dass der erste neuzeitliche Philosoph Descartes auch das Ich findet, als er sich fragte, wessen er sich gewiss sein kann: Ich denke, also bin ich.

Was mir an Barthes Satz beim ersten Lesen nicht klar war:  Inwiefern ist die Reformation individualistisch? Daher machte ich, was ich immer in einer solchen Situation mache, ich fragte Twitter und die Antworten zeigen, was ich an Twitter mag:

 

Die Konsequenz daraus ist, so Barthes,

„dass der Positivismus, diese Kurzfassung und Vollendung der kapitalistischen Ideologie, im Bereich der Literatur der „Person“ des Autors die größte Bedeutung beigemessen hat.“

Was zum Millennium Falcon soll das denn schon wieder bedeuten? Damit spielt Barthes wohl auf Auguste Comte an, einen der Begründer der modernen Soziologie. Comte wollte alles metaphysische, alles geisteswissenschaftliche in der Sozialforschung loswerden und eine soziale Physik rein auf Beobachtbarem aufbauen. Wie Barthes es orakelt, als säße er in Delphi über einer Erdspalte, korrespondiert das stark mit dem Materialismus des Kapitalismus, in dem andere Werte als materielle keine Rolle mehr spielen. Okay, vielen Dank für diesen zusammenhangslosen Einwurf, alter Mann.

Wichtiger ist da schon: Dieser positivistische Ansatz wirkte sich Anfang des 20. Jahrhunderts auch auf die zeitgenössische Literaturwissenschaft aus. Hier versuchte der Positivismus ebenfalls kausale Gesetzmäßigkeiten auszumachen und konzentrierte sich daher auf die Beziehung zwischen Autoren und Publikum, um so aus der Entstehung von literarischen Werken ihre Wirkung zu folgern. Ob dies wirklich erst zur Erfindung des Autors führte oder zumindest zu seiner Erhöhung als entscheidend für die Interpretation, kann ich nicht beurteilen. Denn ich bin kein Literaturwissenschaftler. Ich habe von Literaturwissenschaft in etwa so viel Ahnung wie Trump von Staatsführung. Barthes aber glaubt, dass seine zeitgenössische Literatur, Kultur und Gesellschaft der 60er Jahre als Ergebnis der geschilderten Entwicklung auf den Autor fixiert ist.Er sagt:

„Die Kritik besteht meistens noch darin, zu sagen, das Werk Baudelaires sei das Scheitern des Menschen Baudelaire, das Van Goghs sein Wahnsinn, Tschaikowskys sein Laster: Die Erklärung des Werks wird immer auf Seiten desjenigen gesucht, der es hervorgebracht hat.“

Der Niedergang des Autors

Nachdem Roland Barthes uns nun gezeigt hat, was zum Aufbau des Autors geführt hat, beginnt er im dritten Abschnitt mit seinem Niedergang, als wäre der Autor ein Elb, der Mittelerde verlassen muss. In Frankreich habe Stéphane Mallarmé als erster versucht, weg vom Autor zu gehen und den Text selbst ins Zentrum zu stellen. Dieser Mallarmé war Symbolist, so verrät mir die Wikipedia. Ja, höher als die Wikipedia ist mein Niveau nicht. Schließlich bin ich ein Typ, der „die Nutella“ sagt.  Der Symbolismus war wiederum eine literarische Strömung, die sich gegen Realismus, Naturalismus und den schon erwähnten Positivismus stellte. In dieser steht wenig überraschend das Symbol im Zentrum. Statt – wie zum Beispiel der Realismus – sich mit gesellschaftlichen Problemen rumzuschlagen oder sich mit dem Innenleben zu beschäftigen, wie es Romantik und Impressionismus taten, war der Symbolismus … äh … Ja was? Irgendwie anders halt. Fragt da besser mal eine Literaturwissenschaftlerin als einen Philosophie-Dilletanten.

Kehren wir zu Roland Barthes zurück: Der sagt, die Sprache spreche, nicht der Autor. Schreiben ist unpersönlich, nicht ich sondern die Sprache allein agiert, performiert. Das ist wieder ein medientheoretisches Argument, da fühle ich mich wieder zuhause. Erst dadurch, dass die Schrift und die Schreiberin im Gegensatz zur oralen Sprache getrennt voneinander auftreten können, kann die Schrift alleine, aus sich heraus etwas bedeuten. Und, so Barthes, Wenn man den Autor ausblendet, erhält der Leser seinen Platz. Die Lesende muss anfangen, sich selbst Gedanken über die Bedeutung zu machen.

Der nächste Schritt zum Tod des Autors war dann Paul Valéry. Valéry verspottete den Autor und zweifelte ihn an, schreibt Barthes. Valéry trat für die verbale Voraussetzung der Literatur ein, ein Rückgriff auf die Innerlichkeit des Schriftstellers erschien ihm als reiner Aberglaube. Ich habe natürlich auch recherchiert, wer Paul Valéry war. Google und ich sind nach acht Seiten Roland Barthes so unzertrennlich, dass wir bald zusammen bei Ikea einkaufen gehen. Valéry war ebenfalls ein Französisch Schriftsteller, was euch wahrscheinlich wenig überrascht. Er stand wohl anfangs den Symbolisten nahe. Doch seine späteren Werke werden als „reine Poesie“ bezeichnet, sie verzichten auf die Darstellung von Gefühlen und äußerer Realität. Stattdessen streben sie formale Vollendung an. Es ist leicht zu sehen, dass hier nicht viel Raum für die Frage „Was will uns der Autor damit sagen?“ bleibt.

Als französischer Philosoph und Literaturwissenschaftler kommt Roland Barthes natürlich nicht an Marcel Proust vorbei. Und das stellt ihn vor ein argumentatives Problem, denn „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ gilt wohl als Paradebeispiel für einen autobiografisch geprägten Roman. Plötzlich steht also der Autor wieder im Fokus. Doch Barthes leugnet das mit einem Twist, der unerwarteter kommt als der in Parasite: In Prousts Epos verwische die Beziehung zwischen dem Schriftsteller und seinen Figuren. Der Erzähler sei nicht der, der empfunden hat, nicht einmal der der schreibt, sondern der, der schreiben wird. Joa, ich lass das einfach mal so stehen, da ich die Bücher nicht gelesen habe und mir diesmal sogar der Wikipedia-Artikel zu lang ist. Doch dann wird es wieder spannend, denn Barthes schreibt:

Nicht Charlus imitiert Montesquiou sondern Montesquiou ist in seiner anekdotischen, historischen Wirklichkeit ein sekundäres, aus Charlus abgeleitetes Fragment.

Wissta bscheid! Robert de Montesquiou war ein Schriftsteller, der nicht zuletzt dadurch bekannt wurde, dass er als Vorbild für die Figur des Charlus aus „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ fungierte. Was Barthes hier wohl sagen will, ist, dass wir uns die historische Person des Montesquiou nur über die Romanfigur erschließen können. Dass, was wir glauben, über Montesquiou zu wissen, wir letztlich nur aus Charlus ableiten können. Die literarische Figur hat das Primat.

In seinem historischen Abriss wendet sich Barthes als nächstes dem Surrealismus zu und urteilt: In diesem habe die Sprache keinen souveränen Stellenwert. Okay, das kam jetzt unerwartet wie der Tod von Snoke in Episode 8. WER WAR DENN NUN DIESER SNOKE?!?! Tschuldigung. Barthes sagt, die Sprache ist ein System und die romantische Bewegung des Surrealismus versuchte, dieses zu untergraben. Doch Barthes meint, dass das illusorisch sei, denn Code kann nicht zerstört, nur „gespielt“ werden. Ah, hier scheint die strukturalistische Schule des Franzosen durch. Der Strukturalismus ist eine ursprünglich sprachwissenschaftliche Strömung, die sich auf viele weitere Kulturwissenschaften ausdehnte. Ihr Begründer war Ferdinand de Saussure und die Grundidee ist, dass sich Bedeutung erst in einem System aus der Differenz zu anderen Bedeutungseinheiten auftut. Beispielsweise können wir nur sagen, was Rot ist, wenn wir wissen, was die Alternativen sind. Sind sie Grün und Blau, wird unsere Antwort anders ausfallen, als wenn wir ein System haben, in dem wir uns zwischen Rot, Weinrot, Zinnober, Purpur und Orange entscheiden müssen. Worauf Barthes hier abzielt, ist, dass du dem System nicht entkommen kannst. Selbst wenn du versuchst ganz neue, revolutionäre Verwendungsweisen von Sprache zu etablieren,  werden diese zwangsläufig nur in Differenz zu dem, was sie nicht sind, Bedeutung erhalten und so letztlich wieder Teil des Systems. Doch auch, wenn dieser Versuch des Surrealismus  gescheitert ist, so trug aber dazu bei, das Bild eines Autors zu profanisieren, diagnostiziert Barthes. Der Surrealismus empfahl, erwartete Bedeutung zu unterlaufen. Mit der Technik des automatischen Schreibens ignorierte die Hand den Kopf. Und das Schreiben zu zweit oder zu dritt trug dazu bei. So, so, interessant …

Da er schon beim Strukturalismus ist, kann Barthes gleich mit der Linguistik fortfahren: Diese trug ebenfalls dazu bei, den Autor zu zerstören, indem sie klarmachte, dass das Ich keine Person, sondern ein grammatisches Subjekt ist. Frei nach Wittgenstein könnte man hier ergänzen, dass Descartes Satz „Ich denke, also bin ich“ Nicht die Existenz des Ichs beweist, sondern dass die Notwendigkeit eines grammatischen Subjekts für das Prädikat „denken“ bewiesen wird. Ich habe in meinem philosophischen Adventskalender darüber geredet. Ihr findet das in der Folge zu „Cogito ergo sum“.

Schreiben ist eine flüchtige Performanz

Im 4. Abschnitt stellt Barthes die These auf, dass die Entfernung des Autors gleichbedeutend ist mit Verfremdung im Sinne Brechts. Bertold Brecht war nicht nur ein lustiger kleiner Mann mit Mütze. Er machte strange Theaterstücke. Brecht verfremdete dabei das Schauspiel absichtlich, um es als Schauspiel für das Publikum erkennbar zu machen. Er richtete also die Aufmerksamkeit auf die Bedingungen des Mediums, um so sein Publikum in die Lage zu versetzen, über das Medium zu reflektieren. Man kann leicht sehen, dass Ähnliches mit dem Text passiert, sobald ich aufhöre, ihn einfach als die Stimme des Autors zu verstehen. Denn dann muss ich anfangen, mir Gedanken zu machen, wie anders der Text denn Bedeutung erlangt.

Während klassisch der Autor als zeitlich vor dem Text betrachtet wurde, wie ein Vater zu seinem Kind. Entsteht der moderne Schreiber zeitgleich mit seinem Text, fährt Barthes fort.

 Er besitzt kein Sein, das vor oder über seinem Buch wäre. Er ist nicht das Subjekt, dessen Prädikat das Buch ist. Es gibt keine andere Zeit als die der Äußerung, und jeder Text ist ewig hier und jetzt geschrieben.

Das klingt ein bisschen, wie ein Song aus Frozen 2. Es ist aber ein Gedanke, den ich gut nachvollziehen kann. Ich habe ihnim Zusammenhang mit Platon schon geäußert: Ich kann Platon philosophiegeschichtlich betrachten als ein Produkt seiner Zeit. Dann kann ich mir Gedanken machen, wie er auf die Ideen kommen konnte, die er hatte. Aber das ist keine philosophische Betrachtung im eigentlichen Sinne. Wenn ich mich für Platons Philosophie interessiere, dann frage ich mich, was seine Texte zu den philosophischen Problemen unserer Zeit beitragen können. Wie ich sie verstehe und nicht wie Platon sie gemeint hat.

Als Nächstes nimmt Barthes Bezug auf die Sprechakttheorie insbesondere auf die von John L. Austin.

Schreiben ist ein Performativ. Eine seltene, verbale Form der Äußerung, die keinen anderen Inhalt besitzt als den Sprechakt selbst,

sagt Barthes. Austin unterscheidet in seiner Theorie der Sprechakte zunächst zwischen Konstativa und Performativa. Die Philosophie hat sich traditionell nur für erstere interessiert, die klassischen Aussagen über die Welt. Austin hingegen kümmert sich um die Performativa: Sprechakte, die eine Handlung darstellen. Etwa ein Versprechen geben, oder das Urteil eines Richters. Ws ist spannend, dass Barthes den Akt des Schreibens dazuzählt. Denn das Ergebnis, der Text ist im Normalfall wahrscheinlich das Paradebeispiel für ein Konstativum. Doch durch die Hervorhebung, dass das Schreiben eine Performanz ist, macht Barthes klar, dass der Akt etwas flüchtiges ist, das nur im Moment des Schreibens existiert. So wie ein Tanz nur in dem Moment existiert, in dem er ausgeführt wird. Folglich fährt Barthes fort:

Der moderne Schreiber kann nicht glauben, dass seine Hand zu langsam für sein Denken oder Fühlen sei. Sodass er nachträglich sein Werk kommentieren müsse.

Man merkt, dass der Text aus einer Zeit stammt, in der es Social Media noch nicht gab. Ich schaue dich an, J. K. Rowling. Und dich George R. R. Martin! Allerdings ist das Argument gut: Das Schreiben ist eine Handlung. Das Ergebnis dieser Handlung ist der Text. Die Idee, dass der Text selbst nicht ausreiche, sondern zu interpretieren sei, indem man sich um die Gedanken des Autors kümmert, ist unter diesem Aspekt fragwürdig. Man stelle sich vor, jedesmal wenn ein Richter jemanden zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, müssten wir uns zunächst überlegen: Wie hat er das gemeint? Oder stellt euch vor, ich verspreche euch, nie wieder über Heidegger zu lästern – was ich nicht tue – und wenn ich dieses Versprechen breche, sage ich dann: Aber meine Intention war eine ganz andere! Austin selbst bringt das Beispiel, am Grab sein Beileid auszudrücken. Bei dieser Handlung ist es vollkommen egal, ob ich mich wirklich schlecht fühle oder dies nur sage, um den Hinterbliebenen irgendwas zu sagen. Die Handlung selbst bringt zum Ausdruck, was sie bedeutet.

Auch das Nächste, was Barthes schreibt, ist wieder spannend, denn er lenkt unsere Aufmerksamkeit wieder auf die medialen Bedingungen, die sich bei Rede und Text unterscheiden:

Die Hand zieht mit der Geste der Einschreibung ein Feld, das von der Stimme gelöst ist, das keinem Ursprung hat, zumindest keinen anderen als die Sprache selbst.

Während ich einem Sprecher Fragen stellen kann, muss der Text für sich alleine stehen. Dass ich überhaupt die Möglichkeit habe, den Autor zu fragen, wie er etwas gemeint hat, stellt beim Lesen die absolute Ausnahme dar und nicht die Regel. Der Autor kann im Normalfall nicht erläutern, was seine Intention war. Ich als Leser muss mir die Bedeutung selbst erschließen.

Everything is a Remix

Den 5. Absatz beginn Barthes mit:

Der Text ist nicht bloß eine Wortzeile, die nur dem Zweck dient, die Botschaft des Autors freizusetzen. Der Text ist stattdessen ein mehrdimensionaler Raum, in dem vielfältige Schreibweisen miteinander harmonieren und ringen. Keine davon ist vorrangig. Der Text ist ein Geflecht von Zitaten, die aus den Tausend Brennpunkten der Kultur stammen.

Im Studium habe ich die schöne Formulierung gelernt, dass der Autor nur ein Interpret seines Werkes ist, aber nicht der vorrangige. Wenn Beispielsweise Shakespeare über Liebe schreibt, dann basiert das auf einem Konzept der Liebe aus dem 16. Jh. Wenn ich das im 21. Jh. lese, bringe ich zwangsläufig ein ganz anderes Konzept der Liebe in den Text ein. Warum sollte die Idee, die Shakespeare von Liebe hatte vorrangig sein? Und wenn sie es ist, warum sollte ich den Text dann heute überhaupt noch lesen? Sind es nicht gerade die Texte, die zeitlos sind, welche wir als besonders wertvoll betrachten? Also gerade nicht diejenigen, die auf die konkreten Gedanken und Gefühle nur eines einzigen Menschen, der Autorin Bezug nehmen?

Barthes sagt, der Autor gleiche Bouvard und Pécuchet. Das sind die zwei Protagonisten des gleichnamigen unvollendeten Schelmenroman von Gustave Flaubert. Worauf Barthes anspielt, ist, dass die beiden Kopisten sind. Bevor es Kopierer gab, mussten Texte von Hand kopiert werden, das war der Job von Kopisten. Und der Autor, so Barthes, ist letztlich auch nur ein Kopist.

Der Schriftsteller kann nur eine frühere, aber niemals eine ursprüngliche Geste nachahmen. Seine einzige Macht besteht darin, frühere Schreibweisen zu mischen.

Das ist die „Everything is a Remix“-These, demnach gibt es keine genuine Originalität. Sondern alles, was wir kulturell erschaffen, ist letztlich durch Vorhergehendes beeinflusst. Als wären wir alle mitteltalentierte Rapper, können wir zwar kreativ neu zusammensetzen, aber nicht neu aus dem Nichts erschaffen. Wenn ihr wüsstet, bei wem ich überall für dieses Video geklaut habe, ihr wärt sehr enttäuscht von mir. Barthes fährt fort:

Sein Inneres kann der Autor nur insofern ausdrücken, wenn er sich bewusst ist, dass sein Inneres selbst ein zusammengesetztes Wörterbuch ist, dessen Wörter sich nur durch andere Wörter erklären lassen, und dies ad infinitum.

Das ist wieder Wittgenstein in Reinform. In seinem berühmten Privatsprachenargument legt er unter anderem dar, dass innere Zustände immer erst in sozialem Kontext gelernt werden müssen. Meinen inneren Schmerz kann ich erst benennen, wenn ich gelernt habe, was äußerer Schmerz ist. Das habe ich als Kleinkind gelernt, indem meine Eltern auf meine Verhaltensweisen mit dem Wort „Schmerz“ reagiert haben. Erst Jahre später kann ich ein deprimierter Teenager werden. Der Autor steht selbstverständlich ebenso in einem solchen sozialen Kontext.

Dann kommen zwei Verweise auf Baudelaires „die künstlichen Paradiese“ und auf Thomas De Quincey, die sich mir nicht erschließen. Wenn ihr die erklären könnt, macht das gerne in den Kommentaren. Ich kann an dieser Stelle nur lächeln und winken. Barthes schließt den Abschnitt mit:

Der Schreiber, der Nachfolger des Autors hat keine Leidenschaften, Stimmungen, Gefühle oder Eindrücke mehr in sich, sondern jenes gewaltige Wörterbuch, aus dem er ein Schreiben schöpft, das keinen Stillstand kennen kann.

Das fasst noch einmal die vorhergehenden Thesen zusammen. Nicht die inneren Zustände der Schreibenden sind entscheidend. Sondern die Worte. Denn wie sollten wir auf diese inneren Zustände zugreifen? Letztlich geht das nur sprachlich. Aber die Sprache liegt uns in Form des Textes ja bereits vor. Und weiter noch: Sowohl die Interpretationsmöglichkeiten des Textes als auch die Autorin haben sich seit dem Schreiben weiterentwickelt, sie kennen keinen Stillstand.

Das Leben imitiert immer nur das Buch,

so Barthes.

Das Buch ist selbst nur ein Geflecht aus Zeichen, verlorene, endlos aufgeschobene Imitationen.

Er beschwört also noch einmal, dass es dem Medium immanent ist, dass der Text für sich selbst stehen muss und dass jedes neue Werk immer schon Inspirationsquellen hatte. Mal größere Inspirationsquellen und mal kleinere, möchte ich süffisant zur Spiegelbestsellerliste rüberschielend hinzufügen.

Was bleibt, wenn der Autor tot ist?

In Abschnitt 6 ist der Autor nun bereits zu Grabe getragen und Barthes stellt sich der Frage, was danach kommt:

Ist der Autor entfernt, wird der Anspruch, einen Text zu entziffern, völlig überflüssig.

Echt jetzt? Das schreibst ausgerechnet du? Hast du mal deine eigenen Texte gelesen? Ich meine, ich liebe sie, aber wenn man etwas entziffern muss, dann diesen Text! Anyway … Barthes fährt fort: Wenn man sagt, ein Text habe einen Autor, dann riegelt man ihn ab, versieht ihn mit einem letzten Signifikat. Damit verweist er wieder auf seine strukturalistische Tradition, insbesondere auf Saussure, den Gründer des Strukturalismus. Signifikat ist die Inhaltsseite, die Bedeutung eines Zeichens. Signifikant hingegen ist die Ausdrucksseite, die Zeichengestalt. Die Frage, was die Bedeutung ist, ist natürlich immer die entscheidende, bei einer Analyse. Und sie zu beantworten ist schwerer als einen Film von David Lynch zu verstehen. Wenn man jetzt sagt, die Bedeutung eines Textes ist die Intention des Autors, dann macht man es sich bei dieser schwierigen Frage sehr einfach.Das diagnostiziert auch Barthes, wenn er schreibt:

Der Buchkritik passt das sehr gut, die es sich zur Aufgabe macht, hinter dem Werk den Autor zu entdecken oder seine Hypostasen: die Gesellschaft, die Geschichte, die Psyche, die Freiheit.

Da frage ich mal ganz eloquent: Hä? Hypo-was? Hypostasen sind verschiedene Gesichtspunkte der gleichen Sache. Danke Wikipedia, was würde ich nur ohne dich machen! Unter diesem Gesichtspunkt ist der Satz ein ziemlich hemdsärmeliges draufschlagen von Barthes auf alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Ich kann verstehen, wenn er den Autor zu Grabe tragen möchte, seine Argumente bis hierhin erschlossen sich mir, die Psyche schenke ich ihm auch noch. Aber Gesellschaft und Geschichte? Das ist doch ein Widerspruch zu seiner „Everything is a Remix“-These weiter oben im Text. Denn wovon sollen denn Texte Remix sein, wenn nicht von anderen Texten, die wiederum Teil von Gesellschaft und Geschichte sind. Was es wiederum heißen soll, dass die Buchkritik hinter dem Werk die Freiheit entdecken will, erschließt sich mir überhaupt nicht. Ein weiteres Mal stehe ich hier, ich armer Tor und bin so schlau als wie zuvor.

Schauen wir mal weiter. Barthes greift nun die Autorität der Literaturkritik an:

Ist der Autor gefunden, dann ist der Text erklärt und der Kritiker hat gesiegt. Daher ist historisch mit der Herrschaft des Autors auch die  des Kritikers verbunden. Und mit  dem Autor gerät auch der Kritiker ins Wanken.

Wenn es keine letztendlich gültige Interpretation mehr gibt, weil die Autorität des Autors sie nicht mehr abnicken kann, dann gerät damit auch die Stellung des Kritikers ins Wanken. Was mir zunächst kontraintuitiv erscheint, macht aber vielleicht doch Sinn, wenn ich mir die Entwicklung der Filmkritik ansehe, denn sie geht immer weiter weg von einem kleinen Kreis von Kritikern, die in Feuilletons über einen Film urteilen, hin zu einem vielstimmigen Chor aus Bloggern, Podcasterinnen, Youtuberinnen und Fans, die Filme kritisieren und interpretieren und dabei ganz eigene Beurteilungsschemata anlegen. Die Frage ist, für was davon ist der tote Autor verantwortlich und wie viel geht auf das Konto des Internets? Barthes sah die Entwicklung aber voraus, als er schrieb:

Indem die Literatur oder das Schreiben sich weigert dem Text (und der Welt als Text) ein Geheimnis, einen letzten Sinn, zuzuweisen, setzt sie eine Tätigkeit frei, die man als kontratheologisch oder revolutionär bezeichnen kann.

Und:

Die Weigerung den Sinn festzulegen, ist gleichbedeutend mit der Ablehnung Gottes und seiner Hypostasen Vernunft, Wissenschaft, Gesetz.

Ah, da sind sie wieder, die Hypostasen. Das sind große Worte und der Strukturalist wirkt hier schon sehr poststrukturalistisch. Aber inhaltlich hat er einen Punkt: In unserer atheistischen, Post-vernünftigen und mit Verschwörungstheorien und Esoterik flirtenden Zeit sind uns so manche ehemals gewisse Autoritäten abhanden gekommen. Man möchte fast den Autor wieder exhumieren.

Die Geburt des Lesers

Kommen wir zum letzten Absatz und kehren in ihm mit Barthes zu Balsacs Satz am Anfang zurück. Wer sagte ihn denn jetzt? Barthes schließt:

Niemand, keine Person sagt ihn. Sein Ursprung liegt im Lesen nicht im Schreiben.

Die lesende Person selbst muss sich also erschließen, was dieser Satz zu bedeuten hat. Barthes schreibt, dass der Altphilologe Jean-Pierre Vernant gesagt habe:

Die griechische Tragödie ist konstitutiv doppelsinnig. Ihr Text ist aus doppeldeutigen Worten gesponnen, die jede Figur einseitig versteht. Dieses ständige Missverstehen ist das Tragische. Es gibt aber jemanden, der die Doppeldeutigkeit versteht und das Missverstehen der Figuren: der Leser.

Mit anderen Worten, schon in der Antike lag die Autorität gar nicht beim Autor sondern bei der Leserin eines Textes. Barthes fast zusammen:

 Der Text besteht aus vielfachen, mehreren Kulturen entstammenden Schreibweisen, die untereinander in einen Dialog, eine Parodie, ein Gefecht eintreten. Der Ort, der diese Vielfalt sammelt, ist nicht der Autor sondern der Leser. Die Einheitlichkeit des Textes liegt nicht an seinem Ursprung sondern an seinem Bestimmungsort. Aber dieser Bestimmungsort kann nicht mehr personal sein.

Okay Boomer, aber warum jetzt noch gleich?

Der Leser ist ein Mensch ohne Geschichte, Biographie, Psychologie. Ein jemand, der alle Spuren zusammenhält, aus denen das Geschriebene besteht.

Ähm, erschließt sich mir jetzt nicht 100%-ig ich bin Leser und habe all das. Ich vermute eher, dass Barthes darauf hinaus will, dass es viele verschiedene Leserinnen gibt, die alle verschiedene Geschichten, Biographien, Psychologien haben. Somit gibt es am Ende auch viele verschiedene Signifikate des Textes und nicht mehr die eine kanonische Interpretation, die auf den Autor zurückzuführen ist. Auch bin ich notwendig beim Lesen immer an einem ganz bestimmten Zeitpunkt in meiner Geschichte, Biografie und Psychologie. Wenn ich heute noch einmal die weirde Kindersex-Stelle in Steven Kings ‚Es‘ lesen würde, würde sie für mich mit Sicherheit eine ganz andere Bedeutung haben als für mein 12-Jähriges Ich. So kann ich mir da zumindest einen Reim draus machen und dann auch mit Barthes zusammen schließen:

Die Geburt des Lesers muss mit dem Tod des Autors bezahlt werden.

Das war er! Der berühmte Essay über den Tod des Autors, vielleicht seid ihr jetzt in eurer Urteilsfindung ein Stück weiter, ob sich das Werk vom Autor trennen lässt. Ich möchte euch abschließend noch mit auf den Weg geben, dass ich hier gerade über weite Strecken versucht habe, die Frage zu beantworten, was uns der Autor Roland Barthes mit seinem Text eigentlich sagen will. Vielleicht habe ich aber auch beim Schreiben die Bedeutung des Textes überhaupt erst erzeugt. Und ihr erzeugt gerade beim Lesen eine ganz andere. Denkt mal darüber nach …

Sie sind Flüchtlinge

Täglich erreichen uns Zahlen, wie viele tausend Flüchtlinge wieder in Deutschland angekommen sind. Und ein paar dumme Menschen reagieren darauf mit Angst und Anschlägen auf die Schwächsten der Schwachen. Ich kann nur erahnen, was es heißt, meine Heimat zu verlassen, weil Krieg und Not mich vertreiben. Und es ist allzu einfach, nach unten zu treten, solange Flüchtlinge nur Zahlen sind, die uns Angst machen. Aber Vertriebene sind Menschen mit Gesichtern und Geschichten. Und die Flucht vor Krieg, Leid und Verfolgung ist auch kein neues Phänomen sondern existiert so lange, wie es Menschen gibt. Aus der Idee heraus, dem anonymen Flüchtling statt einer Zahl ein Gesicht zu geben, habe ich mal in die Geschichte geblickt und will euch die Gesichter und Geschichten von 25 berühmten Vertriebenen zeigen.

René Descartes wanderte 1629 in die Niederlande aus

Frans Hals - Portret van René Descartes
1596 – 1650

Der französische Philosoph René Descartes ist der Begründer der neuzeitlichen Philosophie. Sein „Ich denke, also bin ich“ kennt wahrscheinlich fast jeder. Mit seiner Methode des radikalen Zweifels überwandt er das starre und vom Christentum dogmatisierte Skelett der mittelalterlichen Philosophie, wo man sich nur so Fragen stellen durfte, wie „Woraus bestehen wohl die Flügel von Engeln?“. Jedenfalls war dieser radikale Skeptizismus seinem Heimatland Frankreich zu radikal, daher musste Descartes in die Niederlande gehen.

Heinrich Heine wanderte 1831 nach Frankreich aus

Heinrich-heine 1
1797 – 1856
Heinrich Heine war einer der wichtigsten Schriftsteller und Dichter des 19. Jahrhunderts. Die Wikipedia sagt, er habe die Romantik „überwunden“. Ich hoffe, das passiert mir nie! Jedenfalls war Heine eine ziemlich linke Socke, die sich stets über die Preußen lustig machte, die damals in seiner Heimat, dem Rheinland, das Sagen hatten. Das brachte ihm viel Ärger ein und seine Werke wurden zensiert, weshalb Heine nach Paris auswandern musste, um dort ungehindert weiter veröffentlichen zu können. Wie sehr er darunter gelitten hat, von seiner Familie getrennt zu sein, berichten seine Gedichte aus der Zeit, zum Beispiel die Nachtgedanken.

Kurt Tucholsky wanderte 1929 nach Schweden aus

TucholskyParis1928
1890 – 1935
Tucholsky ist eine der tragischsten Flüchtlingsgeschichten rund um Nazideutschland. Denn der satirische Schriftsteller hat während der Weimarer Republik immer massiv mit der Feder gegen die Nazis gekämpft. Er hat stets versucht, die Deutschen aufzurütteln und ihnen klarzumachen, auf welche Katastrophe sie da zusteuern. In Deutschland wurde er dafür immer wieder von den Nazis angegriffen. Das hielt er 1929 nicht mehr aus und ging nach Schweden. Der unter starken Depressionen leidende Schriftsteller verstummte schließlich ganz, als alles einzutreten begann, wovor er gewarnt hatte. Bis heute ist nicht klar, ob er sich das Leben genommen hat, oder die Überdosis Schlaftabletten ein Unfall waren. Das war der letzte Eintrag in seinem Tagebuch:
Tucholskys letzter Tagebucheintrag

 

Marlene Dietrich wanderte 1930 in die USA aus

Bundesarchiv Bild 102-14627, Marlene Dietrich
1901 – 1992
Die Dietrich war wahrscheinlich der größte Star des deutschen Kinos. Und ursprünglich ging sie aus Karrieregründen nach Hollywood und war gar nicht politisch verfolgt. Daher versuchten die Nazis sogar, sie für ihre Propaganda-Maschine zurückzugewinnen. Doch da hatten sie aufs falsche Pferd gesetzt. Zu viele Freunde und Kolleginnen aus Deutschland hatten vor den Barbaren fliehen müssen. Daher legte sie 1939 die deutsche Staatsbürgerschaft ab und unterstützte seitdem die US-Armee beim Kampf gegen Deutschland. Als sie 1960 erstmals nach Deutschland zurückkehrte, wurde sie dafür als Vaterlandsverräterin beschimpft. Wie nett!

Albert Einstein wanderte 1932 in die USA aus

Albert Einstein in later years
1879 – 1955
Der vielleicht wichtigste Physiker der Geschichte war seit 1932 eigentlich nur vorübergehend in den USA, als 1933 die Nazis die Herrschaft antraten. Als Jude war Einstein der Rückweg versagt, seine Werke wurden Opfer der Bücherverbrennung (Klar, diese Relativitätstheorie war ja auch voll antideutsch!!!111einself), er wurde ausgebürgert und aus dem Pazifisten Einstein wurde ein Befürworter der Atombombe. Traurig.

Bertolt Brecht floh 1933 über Frankreich, Dänemark, Schweden und Finnland in die USA

Bertolt-Brecht
1898 – 1956
Dass der alte Bert Brecht auch so eine linke Socke war, brauche ich ja niemandem zu erzählen. Aber wusstet ihr auch, dass ab 1930 die paramilitärischen Nazitruppen begannen, seine Theateraufführungen zu stören? 1933 gab Brecht auf und floh nach Frankreich. Von dort ging es noch weiter nach Dänemark. Doch als der Krieg ausbrach, fühlte er sich dort auch nicht mehr sicher und ging 1939 nach Schweden und 1940 nach Finnland. Bis es ihm endlich 1941 gelang einen Ozean zwischen sich und seine Verfolger zu bringen und er in die USA floh.

Billy Wilder floh 1933 über Frankreich in die USA

Billy Wilder - Kamerablick - Boulevard der Stars cropped
1906 -2002
Billy Wilder hat so Klassiker geschaffen wie Manche mögen’s heiß und Zeugin der Anklage. Das berühmteste Bild von Marilyn Monroe (das mit dem Rock) geht auf sein Konto. Wilder war österreichischer Jude. Und als die Nazis 1933 von den Deutschen an die Macht gewählt wurden arbeitete er in Berlin, was ja eines der wichtigsten Filmproduktionszentren der 1920er gewesen war. Wilder ahnte, was ihn erwartete und packte seine Koffer. Zunächst ging es nach Paris und 1934 dann in die USA, wo er seine Weltkarriere erst richtig durchstartete.

Hannah Arendt floh 1933 über Tschechien, Italien, die Schweiz, Frankreich und Portugal in die USA

1906 – 1975 (Es gab kein legales Bild)
Hannah Arendt ist wahrscheinlich die wichtigste politische Philosophin des 20. Jahrhunderts. Mit ihrer Berichterstattung vom Eichmann-Prozess hat sie zudem einen der wichtigsten Beiträge zur Aufarbeitung des Holocausts geschrieben. Und sie hatte die vielleicht dramatischste Flucht aller hier versammelten. Die Nazis trieben sie quasi vor sich her und zwischenzeitlich war sie sogar in einem Internierungslager in Frankreich gefangen. Doch ihr gelang die Flucht und über Portugal erreichte sie schließlich den sicheren Hafen in den USA.

Thomas Mann wanderte 1933 über die Schweiz in die USA aus

Thomas Mann 1929
1875 – 1955
Der Literaturnobelpreisträger Thomas Mann hatte auch schon vor der sogenannten „Machtergreifung“ der Nazis vor einem NS-Regime gewarnt. Zwar blieben seine Bücher von der Bücherverbrennung verschont, nicht aber die seines Bruders und seines Sohnes. Daher ging die Familie Mann 1933 erst in die Schweiz und von dort 1939 in die USA. Auch von den USA aus kämpfte er mit seinen Mitteln gegen die Nazis, indem er Reden einsprach, die auf Schallplatte aufgezeichnet und dann von der BBC nach Deutschland hinein ausgestrahlt wurden. In diesen Reden versuchte Mann die Deutschen von ihrem Irrsinn zu überzeugen. Wie wir wissen, leider vergeblich.

Willy Brandt wurde 1934 erst nach Norwegen und später nach Schweden vertrieben

Bundesarchiv B 145 Bild-F057884-0009, Willy Brandt
1913 – 1992
Der spätere Bundeskanzler und Friedensnobelpreisträger war in der Weimarer Republik erst SPD und dann SAPD-Mittglied gewesen und hatte auch zunächst in Deutschland und ab 1934 dann von Norwegen aus versucht einen Widerstand gegen die Nazis zu organisieren. Als die Nazis 1940 Norwegen besetzten, geriet Brandt in Kriegsgefangenschaft. Da die Wehrmacht aber nicht erkannte, wen sie da festgenommen hatten, konnte er entkommen und nach Schweden fliehen.

Theodor W. Adorno floh 1934 über Großbritannien in die USA

Adorno
1903 – 1969
Adorno ist einer der wichtigsten Soziologen des 20. Jahrhunderts. Er war Mitbegründer der kritischen Theorie und verhalf der Frankfurter Uni mit der Frankfurter Schule zu Weltruhm. Da er einen jüdischen Vater hatte, wurde er zum Teil des großen deutschen Braindrains und da die Briten nicht erkannten, welches Juwel ihnen da zugewandert war, ging es für Adorno 1938 weiter in die USA.

Karl Popper wanderte 1937 nach Neuseeland aus

Karl Popper2
1902 -1994
Noch so eine Hausnummer des Soziologie ist Karl Popper. Mit dem Falsifikationsprinzip geht die wahrscheinlich wichtigste Erkenntnis der Wissenschaftstheorie des 20. Jahrhunderts auf ihn zurück. Außerdem war er immer leidenschaftlicher Demokrat und hat mit der „Offenen Gesellschaft und ihre Feinde“ so etwas wie die Bibel der Demokratie geschrieben – absolut lesenswert. Als Demokrat und Kind jüdischer Eltern erkannte der Österreicher 1937, dass der „Anschluss“ Österreichs an NS-Deutschland bevorstand und folgte einem Ruf nach Christchurch, Neuseeland.

Ludwig Wittgenstein wanderte 1938 nach Großbritannien aus

LudwigWittgenstein
1889 – 1951
Wittgenstein gehört wahrscheinlich zu den fünf größten Philosophen des 20. Jahrhunderts, wenn nicht gar aller Zeiten. Er hat einige der wichtigsten Erkenntnisse der formalen Logik und der Sprachphilosophie errungen und ist einer der Hauptvertreter des Linguistic Turns. Im ersten Weltkrieg hatte der olle Ludwig noch für Österreich gekämpft, doch als Jude wurde er dann 1938 während einer Irland-Reise vom „Anschluss“ Österreichs an Deutschland überrascht und zog es vor, nach Großbritannien auszuwandern. Während des zweiten Weltkriegs hielt er es nicht aus, als Philosophieprofessor zu arbeiten, während andere gegen die Nazis kämpften und arbeitete freiwillig als Pfleger in einem Hospital.

Sigmund Freud wurde 1938 nach Großbritannien vertrieben

Sigmund Freud Anciano
1856 -1939
Der nächste österreichische Jude, der unter der Anexion Österreichs zu leiden hatte, war Sigmund Freud. Freuds Lehre ist zwar umstritten, dennoch ist er fraglos der Urvater der Psychologie. Bereits 1933 wurden seine Bücher verbrannt, als 1938 die Nazis in Österreich an die Macht kamen, bekam Freud regelmäßig Besuch von der Gestapo. Zum Glück gelang es ihm, nach Großbritannien zu gelangen. Doch dort starb er nur ein Jahr später an Krebs.

Günter Grass geriet 1945 in Kriegsgefangenschaft und wanderte 1947 dann in die BRD ein

Nl-HaNA 2.24.01.05 932-1798 Günter Grass
1927 – 2015
Die CDU/CSU unterscheidet ja gerne zwischen Flüchtlingen und Vertriebenen. Ich nicht. Der Literaturnobelpreisträger Günter Grass war jung und dumm, als er 1943 der Wehrmacht und 1944 der SS beitrat. 1945 geriet er in amerikanische Kriegsgefangenschaft, aus der er 1947 entlassen wurde. Da seine alte Heimat Danzig nun in Polen lag, wo er als Nazi nicht länger erwünscht war, zog er nach Düsseldorf. Später wurde Grass Sozialdemokrat und linkspolitischer Autor. Auch wenn er im Greisenalter einige zweifelhafte Anwandlungen hatte.

Charlie Chaplin wurde 1952 die Wiedereinreise in die USA verwehrt, er wanderte in die Schweiz ein

Charlie Chaplin
1889 – 1977
Okay, es ist an der Zeit, den zweiten Weltkrieg hinter uns zu lassen und uns dem kalten Krieg zuzuwenden. DER Charlie Chaplin wurde dessen erstes berühmtes Opfer. Denn er wurde wegen seiner linken Gesinnung im Rahmen der Kommunistenhetze in den USA verfolgt. Und als der in den USA lebende Brite 1952 auf einer Reise auf die Insel war, verweigerten die USA ihrem größten Hollywoodstar die Wiedereinreise und Chaplin musste in die Schweiz ins Exil gehen.

Dieter Hallervorden wanderte 1958 in die BRD aus

Hallervorden
* 1935
Der Kabarettist Hallervorden war DDR-Bürger. Doch als die Einschränkungen der Meinungsfreiheit immer größer wurden, sah er sich nicht mehr in der Lage, seiner Profession nachzugehen. Daher machte er rüber …

Der (14.) Dalai Lama floh 1959 nach Indien

Dalai Lama at Syracuse University 01
*1935
Wer der Dalai Lama ist, brauche ich nicht zu erklären, oder? Das geistige Vorbild von (tibetischen) Buddhisten und Poesiealbumsschreibern halt … 1950 wurde sein Heimatland von China anektiert. Die kommunistischen Chinesen hatten so ihre Probleme mit den religiösen Tibetern und behandelten sie entsprechend schlecht. Daher brach 1959 ein Aufstand der Tibeter aus, der von China niedergeschlagen wurde und in dessen Zuge der Dalai Lama fliehen musste.

Freddie Mercury floh 1946 nach Großbritannien

Freddie Mercury performing in New Haven, CT, November 1977
1946 – 1991
Wusstet ihr, dass der Sänger der Band Queen nicht bloß euch rocken oder Bicycle fahren wollte, sondern aus Sansibar stammte? 1946 kam es dort zur Revolution und seine Eltern flohen mit ihrem 17-jährigen Sohn vor dem Blutvergießen nach Großbritannien.

Isabel Allende floh 1975 nach Venezuela und lebt seit 1988 in den USA

Isabel Allende - 001
* 1942
Die chilenische Bestseller-Autorin Isabel Allende ist die Nichte des früheren chilenischen Präsidenten Salvador Allende. 1975, nach dem Putsch durch Augusto Pinochet und der Ermordung Salvador Allendes floh Isabel nach Venezuela. Seit 1988 lebt sie ausgerechnet in den USA, deren CIA tatkräftig an der Ermordung ihres Onkels mitgewirkt hat. Leben im Exil ist eben immer schwierig.

Nina Hagen wanderte 1976 nach Großbritannien aus und kam 1986 in die BRD

NINA HAGEN 1981
* 1955
Nina Hagen hatte zwar den Farbfilm vergessen, aber nicht, dass sie mit Wolf Biermann befreundet war. Als dieser von der DDR zwangsausgebürgert wurde, bekundete Hagen öffentlich Solidarität mit Biermann, was zu Repressionen gegen sie führte, weswegen sie 1976 nach Großbritannien auswandern musste. Ab 1986 beschied sie sich dann mit einem Leben in der BRD.

Bob Marley floh 1976 nach Großbritannien

Bob Marley emancipated from mental slavery 1
1945 – 1981
1976 wollte der Großmeister des Reggeas in Jamaika auf einem Friedenskonzert der sozialdemokratischen PNP auftreten. Zwei Tage vorher drangen Bewaffnete, mutmaßlich im Auftrag der rechtsradikalen Partei JLP in sein Haus ein und schossen auf ihn und seine Familie. Seine Frau und sein Manager wurden schwer verletzt. Marley selbst wurde leicht verletzt, ließ es sich trotz des Mordanschlags nicht nehmen, das Konzert zu geben und kehrte anschließend Jamaika den Rücken, um nach Großbritannien zu gehen. Trotz des Regens da!!!

M. I. A. floh 1986 nach Großbritannien

Flickr - moses namkung - M.I.A. 2
*1975
Kennt ihr die aus Sri Lanka stammende Sängerin M.I.A.? Nein? Dann solltet ihr sie kennenlernen, es lohnt sich. Die Tamilin wurde 1986 wegen eines Bürgerkriegs in ihrem Heimatland nach Großbritannien vertrieben.

Herta Müller floh 1987 nach Westberlin

Herta Müller 1
*1953
Die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller gehörte zur deutschen Minderheit in Rumänien. Nachdem sie lange mit Zensur zu kämpfen hatte, gelang ihr 1987 endlich die Ausreise nach Westberlin, wo sie seither leben und schreiben kann.

Edward Snowden floh 2013 über Hongkong nach Russland

Edward Snowden-2
*1983
Tja, kennt ihr alle, wah? 2013 verrät uns Edward Snowden, dass wir alle von der NSA überwacht werden. Dafür wird er von den USA politisch verfolgt und landet nach einer Flucht über Hongkong in Russland. Wo er sicher ein ähnliches Grummeln im Bauch haben wird, wie Isabel Allende in den USA.

Das war meine kleine, viel zu kurze Liste. Ihr alle kennt sicher noch mehr Gesichter von Flüchtlingen. Teilt sie mit uns!

Bilderquellen

  • Edward Snowden von Laura Poitras / Praxis Films [CC BY 3.0], via Wikimedia Commons
  • Herta Müller von Lesekreis (Own work) [CC0], via Wikimedia Commons
  • M.I.A. von Moses (M.I.A. 2) [CC BY 2.0], via Wikimedia Commons
  • Bob Marley von Caspiax [Public domain], via Wikimedia Commons
  • Nina Hagen von Dirk Herbert (Dirk Herbert) [CC BY-SA 4.0], via Wikimedia Commons
  • Isabel Allende von Mutari (Own work) [Public domain], via Wikimedia Commons
  • Freddie Mercury von FreddieMercurySinging21978.jpg: Carl Lender derivative work: Lošmi (FreddieMercurySinging21978.jpg) [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons
  • Dalai Lama von VOA [Public domain], via Wikimedia Commons
  • Dieter Hallervorden von Der Sascha (Own work) [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons
  • Charlie Chaplin von P.D Jankens (Fred Chess) [Public domain or Public domain], via Wikimedia Commons
  • Günter Grass von Marcel Antonisse, Anefo [CC BY-SA 3.0 ], via Wikimedia Commons
  • Sigmund Freud von David Webb from Alicante, Spain (Sigmund Freud Uploaded by Viejo sabio) [CC BY 2.0], via Wikimedia Commons
  • Ludwig Wittgenstein von phil.uu.nl [CC0], via Wikimedia Commons
  • Karl Popper von Lucinda Douglas-Menzies link [No restrictions], via Wikimedia Commons
  • Theodor W. Adorno von Jeremy J. Shapiro [CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons
  • Willy Brandt von Bundesarchiv, B 145 Bild-F057884-0009 / Engelbert Reineke / CC-BY-SA 3.0 [CC BY-SA 3.0 de], via Wikimedia Commons
  • Thomas Mann von Nobel Foundation [Public domain], via Wikimedia Commons
  • Billy Wilder von Billy_Wilder_-_Kamerablick_-_Boulevard_der_Stars.jpg: Times derivative work: Johannes Vogel [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons
  • Bertold Brecht von Bundesarchiv, Bild 183-W0409-300 / Kolbe, Jörg / CC-BY-SA 3.0 [CC BY-SA 3.0 de], via Wikimedia Commons
  • Albert Einstein von John D. Schiff [Public domain], via Wikimedia Commons
  • Marlene Dietrich von Bundesarchiv, Bild 102-14627 / CC-BY-SA 3.0 [CC BY-SA 3.0 de], via Wikimedia Commons
  • Kurt Tucholsky von Sonja Thomassen (Sonja Thomassen) [GFDL 1.2], via Wikimedia Commons
  • Heinrich Heine von Sonja Thomassen (Sonja Thomassen) [GFDL 1.2], via Wikimedia Commons
  • René Descartes nach Frans Hals (1582/1583–1666) [Public domain], via Wikimedia Commons

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