Hodenkrebs

Frühstück, gemacht von meiner Tochter (7). Bild von mir.
Frühstück, gemacht von meiner Tochter (7). Bild von mir.
Ich so: Wenn ich Hodenkrebs hätte, wüsste ich gar nicht, ob ich Spermien einfrieren würde. Denn eigentlich will ich ja gar keine Kinder mehr. Wir haben ja schon zwei.
Die Dame so: Vielleicht willst du ja später noch mal Kinder …
Ich so: Neee, ich will ja schließlich irgendwann mal wieder ausschlafen können und ins Kino gehen.
Die Dame so: Stell dir vor, wir trennen uns irgendwann mal, vielleicht willst du dann mit deiner neuen Freundin Kinder …
Ich so: Wieso sollten wir uns trennen? Ich will nicht, dass wir uns trennen. Besonders nicht, wenn wir endlich die Kinder aus dem Haus getrieben haben!
Die Dame so: Ich meine das ja nur rein hypothetisch. Vielleicht will deine neue Freundin ja Kinder …
Ich so: Dann soll sie doch ihre eigenen Kinder mitbringen. Oder noch besser – sie babysittet unsere Kinder, während wir ins Kino gehen.
Die Dame so: Na ja, es ist ja schon noch etwas anderes, ein eigenes Baby zu haben.
Ich so: Na dann kann sie sich ja einen anderen Mann suchen und mit dem ein Baby haben, während ich mit dir ausschlafe und ins Kino gehe.
Die Dame so: Du bist ganz schön gemein zu deiner neuen Freundin!

Die Freiheit unserer Kinder

Beim letzten WRINT Realitätsabgleich rantete Holgi gegen die Eltern von heute, die ihren Kindern keine Bewegungsfreiheit mehr lassen. Das hatte ich schon fast wieder vergessen, da spülte mir Twitter als Nachtisch eine Grafik in die Timeline, in der man sieht, wie sich der Aktionsradius von Kindern innerhalb von vier Generationen verkleinert hat. Das ganze basiert auf EINER Stichprobe, ist also nicht gerade aussagekräftig, aber nehmen wir das einfach mal als Ausgangsbasis … Ist es wirklich so, dass wir unsere Kinder überbeschützen? War früher alles besser? Waren wir „in allem schon mal weiter“, wie Holgi sagte? Oder gibt es vielleicht Gründe, unsere Kindern nicht mehr herumstreunern zu lassen wie früher? Gründe, die vielleicht gar nicht so doof und so helikopterelterlich sind?

Kind auf Wiese. Bild von mir.
Kind auf Wiese. Bild von mir.

Am Anfang war die Anekdote

In meiner Erinnerung hatte ich enorm viel Bewegungsfreiheit in meiner Kindheit. Ich bin allein zur Schule gegangen, zu meinen Freunden, ins Kino, zum Spielen in den Wald, ins Freibad und ich bin mit dem Fahrrad in den Nachbarort gefahren. Ich bin ganze Wochenenden lang herumgetromert und nur zum Essen und Schlafen heimgekommen, ich habe Pfennige von Zügen auf Bahnschienen plätten lassen und einmal bin ich sogar einen Nachmittag nackt durch den Ort gelaufen, weil ich Robinson Crusoe spielte – fragt mich bitte nicht, warum Robinson Crusoe unbedingt nackt sein musste …

Aus dieser Aufzählung lässt sich aber vor allem eines erkennen: Wie wir unsere eigene Kindheit verklären. Denn ich habe  nicht den blassesten Schimmer, wie alt ich bei den jeweiligen Erinnerungen war, ob meine Eltern wirklich nicht wussten, wo ich war (denn ich habe auch Erinnerungen, in denen ich Ärger aus genau diesem Grund bekam) und vor allem war ich klein, weswegen mir die Welt viel größer vorkam. Ich habe mir mal den Spaß gemacht, meine erinnerten Strecken nachzumessen:

  • Zu meinem besten Freund = 600 Meter
  • Ins Kino = 800 Meter
  • Zur Schule  = 850 Meter
  • In den Wald = 1 Kilometer
  • Ins Freibad = 1,9 Kilometer

Bewegungsfreiheit vs. persönliche Freiheit

Das sind jetzt alles nicht gerade Marathonstrecken, besonders wenn ich sie mit denen meiner Tochter (7) vergleiche. Aber dazu später, denn zuvor noch etwas anderes: Wie man der Anekdote entnehmen kann, bin ich auf dem Land aufgewachsen, doch heute lebe ich in der Stadt. Und das ist kein Zufall. Ich bin nicht hier gelandet, weil es der Job diktierte oder ähnliches, sondern weil ich das Landleben gehasst habe! Der Bewegungsfreiheit stand dort nämlich eine persönliche Unfreiheit gegenüber, erzeugt durch gedachte Schubladen, in die du gesteckt wurdest, erzeugt von Nachbarn, die sich Mäuler zerreißen und von der Hordenmoral, wo jeder jede kennt und alles verurteilt, das anders ist!
Das wollte ich für meine Kinder nie und daher bin ich in die Stadt gezogen, wo sie vor den Schubladen in Nischen flüchten können, wo alles bunter ist, wo ich israelische, türkische, arabische, persische, spanische, ukrainische und italienische Freunde und Bekannte habe. Wo du den Menschen aus dem Weg gehen kannst, die dich verurteilen, wenn du als Frau eine Frau oder als Mann einen Mann liebst genau wie jenen, die sich schon an der falschen Frisur oder den falschen Klamotten stören. Ist dafür weniger Bewegungsfreiheit nicht ein geringer Preis?

Die Wege meiner Tochter

Aber nicht zu schnell. Machen wir zunächst die Gegenprobe: Meine Tochter (7) geht alleine zur Schule (850 Meter), von der Schule zum Hort (1,2 Kilometer), vom Hort nach Hause (650 Meter). Das ist doch gar kein so großer Unterschied … Es wirkt nur kleiner, weil ich jetzt größer bin und weil Frankfurt größer ist. Ich will auch nicht verschweigen, dass sie nicht überall alleine hin darf: Wir bringen sie zum Gesangsunterricht (obwohl der nur 300 Meter entfernt ist) weil der abends stattfindet und wir nicht wollen, dass sie im Winter alleine durchs Dunkel läuft. Morgens ist es zwar auch dunkel, aber da sind hunderte Kinder unterwegs. Abends nicht. Und wir bringen sie zum Capoeira, weil das eine typische Frankfurter Strecke von 4,7 Kilometern ist.

Die Freiheit der Kinder

Jetzt könntet ihr natürlich sagen: „Ja du, du machst das so, aber andere nicht!“ Und wisst ihr was? Ihr habt recht. Wenn ich meine Tochter (7) mal zur Schule bringe, dann sehe ich da auch immer Autokolonnen vorfahren, aber woher soll ich denn wissen, welchen Schulweg deren Kinder haben? Denn dass meine Tochter sich so frei bewegen kann, liegt an unserer recht ungewöhnlichen Wohnsituation. Wir wohnen in einer ziemlich ruhigen Ecke im Frankfurter Gallus.

Kleine Abschweifung: Das Gallus

Das Gallus hat zwar einen sehr schlechten Ruf in Frankfurt, aber der ist ziemlich ungerechtfertigt. Erstens kommt der daher, dass das Viertel ans Bahnhofsviertel grenzt, das in Frankfurt das Rotlichtviertel ist. Und daher treiben sich in Bahnhofsnähe auch eine ganze Reihe Junkies rum. Zweitens ist die S-Bahnstation „Galluswarte“ ein verlauster Straßenköter, der an seiner eigenen Kotze zu ersticken droht. Dort ist es unsäglich laut, schmutzig und bevölkert mit Alkoholikern. Drittens war das Gallus wohl in den 90ern mal ein sozialer Brennpunkt, aber seit damals hat die Stadt sehr viel Kohle ins Viertel gepumpt und ein problematischer Güterbahnhof ist verschwunden. Aber vor allem viertens: Das Gallus ist groß. Es hat über 30.000 Einwohner und damit mehr als doppelt so viel wie die Kleinstadt, in der ich aufgewachsen bin. Und in diesem großen Bezirk wohnen wir eben in einer familiengerecht ruhigen Ecke.

Aber ich schweife ab. Worauf ich eigentlich hinaus wollte, war, dass wir zuvor in Sachsenhausen direkt am Südbahnhof gewohnt haben. Und ich bin mir wirklich nicht sicher, ob ich da meiner Tochter die gleiche Freiheit gelassen hätte: Dort fuhren Busse, Trams, S-, U-Bahnen und Züge ab und an. Dort hetzten morgens die gestressten Pendler zum Bahnhof oder weg von ihm. Da blockierten Autos immer wieder den Bürgersteig, sodass man auf die vierspurige Straße ausweichen musste. Da war es mit anderen Worten verdammt quirlig. Und da soll ich eine Siebenjährige rumlaufen lassen, die die meiste Zeit des Tages ihren Träumen und Gedankenwelten nachhängt? Ich weiß nicht …

Das Wohl der Kinder

Jetzt komme ich nämlich zum letzten Akt. Ich glaube, ich hätte das nicht getan, denn ich will das beste für meine Kinder und ich glaube, damit bin ich nicht allein. So geht es vielen, wenn nicht gar den meisten Eltern. Ich denke, das beste für seine Kinder zu wollen, ist normal. Und ich glaube, das war es auch früher schon, aber die Lebensumstände waren andere.

Ich glaube nicht, dass unsere Welt gefährlicher geworden ist, hier habe ich zumindest einen Artikel gefunden, der das Gegenteil sagt. Sicher haben wir heute mehr Verkehr als fürher, und vielleicht wird auch jeder Kindesentführung oder „Familientragödie“ mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Aber ich glaube nicht, dass das der wesentliche Unterschied ist. Ich glaube am meisten hat sich die Zahl der Kinder verändert.

Denn, haben unsere Eltern und Großeltern ihren Kindern mehr Freiheiten gelassen, weil sie im tiefsten Inneren davon überzeugt waren, dass das wichtig und richtig ist? Oder war es nicht vielleicht so, dass eine Mutter von 3,4 oder 5 Kindern, deren Mann den ganzen Tag malochen geht, es einfach nicht leisten konnte, ein Kind zum Sportunterricht zu fahren? Weil dann vier andere Kinder kein Essen, keine saubere Wäsche, keine Hausaufgabenkontrolle bekommen hätten? War es nicht vielleicht das beste für die Kinder, zuhause zu bleiben?

Und heute muss die gleiche zur Verfügung stehende Zeit eben oft nur auf ein oder zwei Kinder verteilt werden. Zugleich gibt es auch mehr Väter – so wie ich –, die sich an der Kindererziehung beteiligen. Vorausgesetzt, dass Eltern schon immer das beste für ihre Kinder wollten, war vielleicht früher einfach das beste zuhause zu bleiben, sich um die Kinder zu kümmern, von denen ich weiß, dass sie jetzt meine Hilfe brauchen und jene Kinder streunern zu lassen, denen ich zutrauen kann, dass sie wieder nach Hause finden. Heute hingegen bringe ich meinen Kindern nicht mehr Aufmerksam entgegen, ich muss diese Aufmerksamkeit nur weniger verteilen. Ist es da nicht vernünftig, mein Kind zu fahren, zu begleiten und zu beschützen, wenn ich davon ausgehe, dass ich das beste für ebendieses Kind will? Klar kann ich das übertreiben und zum Helikopter werden. Aber wir sollten auch nicht ins andere Extrem verfallen und „die Eltern von heute“ verurteilen, die so viel Angst haben, nur weil früher bekanntlich alles besser war …

Das glaubt einem doch niemand!

Ich fuhr gestern so mit meinem Fahrrad durch diese schöne Stadt am Main. Ich kam von der Arbeit, zu der ich mangels guter Öffi-Anbindung auch zu dieser Jahreszeit tagtäglich mit dem Rad fahre. Ich fuhr also gestern so vor mich hin – dumdidumdidumdidum – und hörte meinen Podcast. Also nicht meinen Podcast, so selbstverliebt bin ja nichteinmal ich, sondern irgendeinen Podcast. Ich war auch schon in unserem schönen Viertel, dem Gallus, und nicht mehr allzu weit von meiner eigenen Haustür entfernt.

Wax Museum Plus (6344811177).jpg von Miguel Mendez. Lizenz: CC BY 2.0. Bearbeitung von mir.
Wax Museum Plus (6344811177).jpg von Miguel Mendez. Lizenz: CC BY 2.0. Bearbeitung von mir.

Da wanderte mein Blick gen Himmel, während ich den lieblichen Stimmen irgendwelcher Podcaster/innen lauschte. Meine müden Augen erblickten eine Krähe, die einen Zweig trug. Und ich denk noch so bei mir: „Mensch, der Zweig hat aber eine beachtliche Größe verglichen mit dieser Krähe …“ Da lässt Corvus frugilegus mit einem Mal den Zweig fallen und ich blicke ihm nach.

Der Zweig landet direkt auf dem Kopf eines Fußgängers, der sich wutentbrannt umdrehte und … mich auf meinem Fahrrad sieht! Ich nur so: „ICH WAR DAS NICHT! EHRLICH, DAS WAR DER VOGEL!“ – der sich natürlich mittlerweile aus dem Staub gemacht hatte …

Nun, was soll ich sagen. Ich habe die Pedale in die Hand genommen (bildlich gesprochen), denn was ich da gerade diesem Mann gegenüber behauptet hatte, das glaubt einem doch niemand!

Meine 15 besten „Meine Tochter“-Tweets 2014

Das Jahr nähert sich dem Ende, allüberall auf den Social-Media-Spitzen, seh ich Jahresrückblicke blitzen. Und einen solchen möchte ich euch auch präsentieren. Das ganz Jahr über twittere ich, was meine Tochter (mittlerweile 7) so von sich gibt. Anhand eurer Retweets und Favoriten habe ich eine Liste meiner 15 besten „Meine Tochter“-Tweets des Jahres 2014 erstellt.

Auf Platz 15 will meine Tochter verhindern, etwas Verrücktes anzuziehen:

Auf Platz 14 unser Besuch in der Winkelgasse:

Auf Platz 13 landet hingegen mein Plan zum Logopäden zu gehen:

Auf Platz 12 das Malz – äh Schmalzbier:

Auf Platz 11 sind traurige Menschen in der Werbung:

Die Top 10 betreten wir mit Twitter und Facebook:

Platz 9 finden wir am Schreibtisch:

Platz 8 fand sich während der Fußball-WM:

Platz 7 sind erneute Ausspracheprobleme meinerseits:

Aber auf Platz 6 sind wir dann wieder in Nerdistan mit Star Wars:

Auf Platz 5 beindet sich das Hühnchen:

Auf Platz 4 finden wir die nette Polizei:

Wir betreten das Treppchen mit de Wochenablauf im Hause Privatsprache auf Platz 3:

Silber geht ans „Langsam fertig machen“ auf Platz 2:

Und auf Platz 1 landet meine Tochter like a rolling stone:

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und lesen Sie auch 2015 meine „Meine Tochter“-Tweets.

Alles verbieten!

fordert im Zeit-Blog Velophilstrengere Strafen für Falschparker„. Sie ist, wie der Titel ihres Blogs verrät für die gute Sache, nämlich die der Radfahrer unterwegs und trägt gewichtige Argumente vor:

„Viele Eltern beispielsweise lassen ihre Kinder nicht zu Fuß zur Schule gehen oder mit dem Rad fahren, weil sie den Schulweg gefährlich finden. Gerade vor den Schulen zwingen Falschparker Kinder immer wieder dazu, auf die Straße auszuweichen.“

Wer könnte etwas dagegen sagen? Für unsere Kinder! Da muss sie doch Recht haben. Das Wohl der Kinder ist ein perfides Totschlagargument, quasi der Antihitler. Denn du kannst ja nicht ernsthaft dagegen sein, ARSCHLOCH!?!

Reaction Gif Zorn

Daher argumentieren Politiker auch so gerne mit Kinderpornographie um mehr Überwachung und Reglementierung im beziehungsweise für das Internet zu fordern. Aber wir waren ja gerade beim Radfahren.

Ich bin selbst überzeugter Radfahrer, fahre jeden Tag zwischen 12 und 20 Kilometer durch Frankfurt. Und auch mich nerven Autos ungemein. Auch ich verstehe nicht, warum Autofahrer glauben, es sei eine unzumutbare Behinderung für andere Autofahrer, wenn sie mal eben ™ auf der Straße halten, aber das gleiche für absolut legitim halten, wenn sie sich einmal quer über Radweg oder Bürgersteig stellen. Sodass im schlimmsten Fall jemand mit Kinderwagen noch auf die Straße ausweichen muss. DAS KOTZT MICH AN!!!!!111!11!

Reaction-Gif: Zorn

Aber deshalb strengere Strafen fordern? Ich weiß nicht… Ich bin immer etwas skeptisch, wenn jemand den Just Cause ausgerechnet mit Verboten und Strafen durchsetzen will, das schrieb ich ja neulich schon. In diesem speziellen Fall ist es zudem noch so, dass unsere Gesetze durchaus Mittel zur Verfügung stellen, sich gegen Falschparkerinnen zu wehren, die dafür sorgen, dass Kinder auf die Straße ausweichen müssen. Man kann ein solches Auto nämlich völlig zu Recht abschleppen lassen. Allein, das kostet Zeit, Mühen und am Ende entscheidet der herbeigerufene Polizist vielleicht sogar, dass das alles gar nicht so schlimm ist.

Im Fall des Straßenverkehrs bin ich zudem noch deshalb skeptisch, da du als Teilnehmer insgesamt und als Radfahrerin im besonderen mit Adrenalin vollgepumpt bist, wenn du daran teilnimmst. Das ist wichtig, da es deine Sinne schärft und deine Konzentration erhöht. Ich erlebe mehrmals wöchentlich Situationen in denen Autofahrer meine Gesundheit, ach was, mein Leben riskieren. Da ist es überlebenswichtig, unter Strom zu stehen und schnell reagieren zu können. Aber zugleich ist Adrenalin ein extrem schlechter Ratgeber, weswegen man mir besser keine Bazuka in die Hände drücken sollte, wenn mich mal wieder ein Auto geschnitten hat!!!!

Versteht mich nicht falsch, Radfahren ist auf alle Fälle besser als Autofahren. Ich meine, Autos sind laut, sie stinken, sie machen durch ihre Abgase die Umwelt kaputt und deine Mitmenschen krank. Außerdem machen sie dich mangels Bewegung krank. Und sie sind gefährlich. Wenn ich mit meinem Fahrrad gegen ein Auto fahre, hat es im schlimmsten Fall eine Beule, wenn ein Auto mit seinen 1,5 Tonnen Kampfgewicht gegen mich fährt, bin ich Mus. Fahrräder sind außerdem leise (bis auf meine Vorderradbremse), halten dich fit und stehen nie im Weg…

Fahrräder im Weg
Bild: Münster. Urheber: Bundesarchiv. Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE

Fahrradfahrerinnen sind also eindeutig bessere Menschen als Autofahrerinnen. Ausnahme bilden lediglich die paar Idioten, die, wenn meine Tochter (7) ihr Rad an eine städtischen Radstange oder einen Laternenpfahl anschließt, meinen, sie könnten ihr Rad noch über das Rad hinweg an der gleichen Stange anschließen, weil es ja nur ein kleines Rad ist, oder so… Aber ich habe Mittel und Wege, diesen paar Irrlichtern, ihren Irrtum ruhig und sachlich darzulegen.

Dalí hat hier sein Rad abgestellt
Dalí hat hier sein Rad abgestellt

Obwohl ich als Radfahrer also glaube, dass Radfahrer die besseren Menschen sind, bin ich dennoch gegen strengere Strafen für Autofahrer und zwar, weil ich nicht weiß, 0b ich nicht letzten Endes nur deshalb dafür bin, weil ich Radfahrer bin und nicht etwa, weil es wirklich gerechter wäre. Dem Problem der Motivation bei ethischen Begründungen hat sich John Rawls in seiner Theorie der Gerechtigkeit ausführlich gewidmet und den berühmt gewordenen ‚Schleier des Nichtwissens‘ als Gedankenexperiment erfunden. Rawls vertritt die Ansicht, dass wahre Gerechtigkeit eine Verfahrensgerechtigkeit ist. Dass also ein gerechtes Verfahren gefunden werden muss, um zu gesellschaftlichen Entscheidungen zu kommen, von denen wir dann sagen können, sie sind gerecht.

„Irgendwie muß man die Wirkung von Zufälligkeiten beseitigen, die die Menschen in ungleiche Situationen bringen und zu dem Versuch verführen, gesellschaftliche oder natürliche Umstände zu ihrem Vorteil auszunutzen.“

John Rawls: Eine Theorie der Gerechtigkeit.*

Und genau das ist hier der nicht der Fall, ich bin als Radfahrer eben in einer solchen ungleichen Situation, die ich immer versucht bin, zu meinem Vorteil auszunutzen…

„Zu der Entscheidung, wie eine wahrhaft gerechte Gesellschaft aussehen würde, könnte ich erst kommen, wenn ich nicht wüsste, welche Position ich in dieser Gesellschaft einnehme. Und genau das ist die Situation von der das Gedankenexperiment des Schleiers ausgeht. Sie nimmt an, dass sich Vertreter aller Gesellschaftsschichten zu einer Verhandlung treffen. Sie sollen entscheiden, wie ihre zukünftige Gesellschaft aussehen soll. Der Clou ist jetzt, dass alle Teilnehmer an einer temporären Amnesie leiden: Sie wissen nicht, welche Positionen sie später in dieser Gesellschaft einnehmen werden.“

Schamloses Eigenzitat.* Hervorhebung von mir. Mindfuck kostenlos dazu… 😉

Wenn ich also entscheiden müsste, ob Falschparker strenger bestraft werden müssen, müsste ich gerade von meiner Position als Radfahrer abstrahieren. Und das ist mir für einen Montagabend nun wirklich zu anstrengend, da rege ich mich lieber weiterhin über Autofahrer auf, spreche mich aber zugleich gegen härtere Strafen aus…

 

 

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Mitreisende

Seit meine Tochter (7) zur Schule geht, bin ich kein Pendler mehr, sondern kann ganz gemütlich mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren. Am Freitag fuhr unsere nicht mehr ganz so kleine Familie dann aufs Land. Mit der Bahn. Zur Rush Hour. Ein interessanter Perspektivwechsel, denn jetzt konnte ich mal aus der Rolle des Touristen heraus all die gestressten Pendler beobachten.

Da war zum Beispiel die 20er-Jahre-Schönheit, die sich sehr viel Mühe mit ihrem Styling gegeben hatte und wahrscheinlich jede einzelne ihrer großen Locken von Hand gelegt hatte. Sie guckte die ganze Fahrt über demonstrativ genervt. Unter anderem, weil wir scheiß Touris mit unserem Kinderwagen mehrere Notsitze blockierten, sodass sie sich nicht setzen konnte.

Ein Klassiker unter den Pendlern war auch vertreten: Der Typ, der gar nicht einsieht, seine Tasche auf den Boden neben seinen Sitz zu stellen oder auf seinen Schoß zu nehmen. Nein, seine Tasche braucht einen eigenen Sitzplatz in der überfüllten Bahn. Selbst als er von der Schaffnerin mit nordhessisch rollenden „Rs“ dazu aufgefordert wurde, den Platz freizumachen, lamentierte er noch, dass die Tasche im Gang doch den Notausgang blockieren würde – was sie nicht tat. Letztlich musste er sich aber geschlagen geben, als die Schaffnerin einen bemitleidenswerten Stehreisenden quasi auf den Sitz nötigte.

Es gab den Feierabendbiertrinker und den Fastfoodesser. Beides Phänotypen, denen nicht bewusst ist, dass gestresste Mitreisende weniges noch weniger brauchen als den Geruch von Alkohol oder fettigem Essen. Dann gab es da noch den Typen mit dem unvorteilhaften Gesicht, der trotz brütender Heizungsluft seine Mütze aufbehielt, dann aber sich die nötige Ventilation durch einen offenstehenden Mund verschaffte. Es war jene Sorte Mensch, die andere unverhohlen anstarren, als wären sie zu ihrer persönlichen Unterhaltung da. Solchen Starrenden möchte ich gerne ins Gesicht schreien: „Hast du kein Smartphone, auf das du glotzen kannst?!“

Neben diesen paar Zeitgenossen, die durch ihre pendlerische Unangepasstheit auffallen, gab es noch eine große Gruppe von Normalos, die das tat, was man sinnvollerweise in der Bahn tut: Lesen. So etwa, der junge Mann mit der 80er-Digitaluhr, der Oben wie Unten Jeans trug und seinen Notsitz für unseren Kinderwagen geräumt hatte und ganz unaufgeregt auf einem anderen Platz mit Hilfe seines neuen iPhones weiterlas. Ihm gleich tat es der Mitvierziger in der Jacke eines Highscholl-Quaterbacks, der mit glänzend zurückgegelten Haaren auf sein Windows-Tablet blickte. Oder auch die brav gekleidete Frau mit dem freundlichen Rundgesicht, die „Der Fänger im Roggen“ auf Papier las und davon träumte, selbst eine rebellische Jugendliche in den 50er Jahren zu sein.

Ein schönes Phänomen bei längeren Bahnfahrten sind auch immer jene Zeitgenossen, die – sobald die Ansage erklingt, dass „in Kürze“ der nächste Bahnhof erreicht werde – schon einmal aufstehen und sich brav an der Tür anstellen. Schließlich weiß jeder, dass tagtäglich Millionen von Menschen verlorengehen, weil sie es nicht schaffen, rechtzeitig den Zug zu verlassen. Entsprechend panisch ist auch das Rennen und Drängen hinaus, sobald sich einmal die Türen geöffnet haben. Diese Panik wird nur noch überboten von jenen Menschen, die von der Angst erfüllt sind, nicht rechtzeitig in den Zug hineinzukommen und daher versuchen, jede noch so kleine Lücke im Strom der Hinausdrängenden zu nutzen für den rettenden Sprung in die Bahn.

Bleibt abschließend mir nur noch die Pflicht, mich bei dem genervten Piloten zu entschuldigen, dass wir die Dreistigkeit besaßen uns mit unserem Kinderwagen in SEINEN Fahrstuhl zu drängen, obwohl wir doch sehen konnten, dass er und seine Aktentasche diesen schon vollends ausfüllten! Es tut uns leid.

Fragezeicheninduzierte Weltbildverzerrung

Meine Tochter (7) hat Die Drei Fragezeichen für sich entdeckt. Vor einiger Zeit, als sie mich fragte, ob sie auf meinem Computer ein Hörspiel hören darf (ich habe ein paar „Sicherungskopien“ von Kinderhörspielen auf der Platte), dachte ich mir, jetzt ist sie bereit für den Superpapergei. Und ich hatte recht…

drei Fragezeichen total verdreht
drei Fragezeichen total verdreht

Ich war als Kind selbst ein großer Fan der Telefonlawine aus Rocky Beach und liebte es, wenn Morton den Rolls Royce vorfuhr. Als jüngstes von drei Kindern habe ich in Sachen Hörspiele die Bibibloxbergbenjaminblümchenphase direkt übersprungen und hörte im Zimmer meiner Geschwister Die Drei ???, Fünf Freunde oder TKKG.

Fünf Freunde wirken heute auf mich sehr altbacken und TKKG ist erschreckend reaktionär: Alle Bösewichte sind Ausländer, tätowiert oder Kiffer und sobald es gefährlich wird, muss Gabi nach hause, weil „das nichts für Mädchen ist“. Folgerichtig blieben nur Die Drei ??? um ein Stück meiner Kindheit zu vererben. Fairerweise muss man sagen, dass bei den Fragezeichen auch schon mal rassistisches Profiling betrieben, diskriminierende Sprache verwendet und der Bechdel-Test nur selten bestanden wird. Aber insgesamt bleiben das schöne Geschichten und Sachen, die mir nicht gefallen, kann ich meiner Tochter erklären.

Was mir allerdings aufgefallen ist: Meine Tochter (7) legt mittlerweile ein Verhalten an den Tag, das ich nur zu gut aus meiner Kindheit kenne und das ein eindeutiges Zeichen von Fragezeichen-Weltverklärung ist. Um diese zu erläutern, muss ich ein wenig weiter ausholen und Ihnen, werte Leserinnen und Leser, ein paar Fakten zur Lage unserer Wohnung und zu ihrem Interieur zukommen lassen. Aber keine Sorge, dies wird nicht zu einem Lifestyle-Blog mutieren…

Also, unser Esstisch ist so ein Modell zum Selberzusammeschrauben mit nordeuropäischem Namen, wir werden ihn der Einfachheit halber „Günther“ nennen. Günther steht an einem schönen, großen Fenster, das fast die gesamte Südwand unseres Wohnzimmer ziert. Jene Südwand ist Teil des dritten Stocks eines Altbaus mitsamt Hochparterre. Jener altehrwürdige Bau steht nun wiederum in einer kleinen Straße in einem der eher günstigeren Viertel der großen Stadt Frankfurt (kleiner Scherz: es gibt keine Günstigen Viertel in Frankfurt, nur Offenbach und das wäre nun wirklich gar zu doll). Jedenfalls ist jenseits dieser kleinen Straße – unglaublich aber wahr – eine noch unbebaute Fläche Brachland, die aus unerklärlichen Gründen von zwei Nilgänsen als Heimat angesehen wird: Es ist nicht schön, aber es ist ihres… Jenseits dieser Freifläche wiederum ist eine der größeren Einfallsstraßen Frankfurts mit zwei Autospuren auf jeder Fahrbahn und Tramlinien stadtein- und auswärts.

Auf jener Straße lässt sich nun von unserem Günther aus immer allerlei Treiben beäugen. Mitunter noch unerklärlicher als das selbstgewählte Heim der Nilgänse ist zum Beispiel, dass immer wieder alte Menschen mit Gehhilfen glaube, sie könnten trockenen Fußes alle sechs Spuren dieser Straße abseits einer Ampel überqueren. Ein mit Stock bewaffneter Alter fährt, oder besser: läuft, gar einen revolutionären Kurs, indem er prinzipiell nicht auf Trottoires geht sondern immer auf der Straße. Obwohl er alle fünf bis acht Schritte eine Verschnaufpause einlegen muss, da ihn gehen so sehr anstrengt! Doch zurück zu meiner Tochter (7)… Diese meinte neulich beim Abendessen (Es gab „Probier mal, das schmeckt dir bestimmt“ – leider mag meine Tochter (7) das nicht): „Da ist ein Mann ganz schwarz angezogen, das ist bestimmt ein Dieb.“

Diese Äußerung versetzte mir einen Flashback als wäre das Drehbuch meines Lebens „von den Machern von Lost“ ™. Denn mir wurde unmittelbar klar, dass meiner Tochter der fragezeicheninduzierten Weltbildverzerrung anheim gefallen war. Und ebenjenes Schicksal teilte ich meinerzeit als Kind. Damals wollte ich auch Detektiv werden! Leider hatte ich das Pech in einem mittelhessischen Kaff, das sich mit viel Wohlwollen die Einwohnerzahl auf 12.000 Seelen schöntrinkt zu wohnen, und nicht erstens in Amerika und zweitens in einem Hörspiel. Ich dachte mir jedenfalls damals, dass das Detektivgewerbe doch wohl leicht zu ergreifen sei, schließlich stolpern Justus, Peter und Bob auch ständig in die kuriosesten Fälle hinein. Ungezählte Nachmittage lang cruiste ich auf meinem Fahrrad durch die Kleinstadt auf der Suche nach einem Verbrechen, aber nicht eine flammende Spur und nicht ein tanzender Teufel wollte sich mir offenbaren. So musste ich auf die nicht schmerzhafte aber langweilige Tour lernen, dass die echte Welt sich vor allem durch einen Mangel an Gespensterschlössern und schreienden Weckern auszeichnet. Eine Erkenntnis, die meiner Tochter (7) nun auch bevorstehen wird…

Auch wenn der Autor ein anderer ist, so haben die Tocos in der Sache eben doch Recht:

Gott ist nicht tot, er schmollt nur…

Gott (Symbolbild)
Gott (Symbolbild)

Ich so: „Es gibt mehrere Phasen von griechischen Mythen. Zunächst natürlich den Schöpfungsmythos, dann Mythen, in denen die Götter die Akteure sind. Darauf folgen dann die Heldenepen in denen die Götter nur noch Nebenrollen einnehmen und zum Beispiel Halbgötter die Hauptrollen spielen. Schließlich gibt es dann die Form von Heldenmythen, in denen die Götter nur noch als Grund oder Prinzip auftreten, um zu erklären, warum den Helden etwas gelingt oder widerfährt. Etwa wenn Poseidon das Meer aufwühlt und so für Odysseus Verspätung sorgt.

Von da war es nur noch ein kleiner Schritt für die griechischen Philosophen nicht mehr Götter sondern abstrakte Prinzipien als Ursachen anzunehmen. Dann schwimmen die Kontinente eben auf dem Wasser und wenn sie gegeneinanderstoßen, gibt es Erdbeben…“

Meine Tochter (7) so: „Und deshalb waren die Götter dann beleidigt und haben seit dem nicht mehr mit den Menschen gesprochen…“

Meine Mediennutzung in der Revision

Vor zwei Jahren schrieb ich an dieses Stelle nieder, wie ich wann welche Medien nutze. Seitdem hat sich einiges verändert, sodass es Zeit ist für eine Revision.

Höhlenmalereien in der Cueva de las Manos, Río Pinturas, Argentinien
Höhlenmalereien in der Cueva de las Manos, Río Pinturas, Argentinien. Fotograf: Reinhard Jahn. Angebliche Lizenz: CC-BY-SA-2.0-DE.

Noch vor zwei Jahren las ich jeden Morgen die Zeitung in Form der FR App. Das habe ich mittlerweile fast komplett eingestellt. Wir haben zwar die FR App noch abonniert und die Dame liest sie auch noch täglich, aber ich fast gar nicht mehr. An die Stelle der FR App ist mein Feedreader getreten, in dem ich zur Zeit um die 70 Blogs und andere Quellen abonniert habe und den ich morgens meist als erstes öffne. Halt, stimmt gar nicht. Eigentlich checke ich erst Mails, Twitter-Interaktionen und Statusmeldungen auf Facebook. Aber neue Infos kommen dann über den Feedreader. Meine Lieblingsblogs sind derzeit wirres.net, Frau Haessy schreibt (ehemals Orbis Caudiae) und die Existential Comics.

Twitter kommt bei mir von allen Sozialen Netzwerken noch immer am häufigsten zum Einsatz, wann immer sich die Gelegenheit ergibt. Facebook nutze ich fast ausschließlich um mit Offlinern zu kommunizieren. Mein Facebooknewsfeed ist atemberaubend langweilig, was meines Erachtens daran liegt, dass FBs Algorithmus kaputt ist. Alle 2-3 Tage schaue ich mal bei App.net rein, da ich dort aber nur den Kostenlosaccount habe, folge ich auch nur 40 Menschen und alles ist sehr gemächlich. Ansonsten habe ich noch Accounts bei Google+ (was ich gar nicht nutze) und Tumblr (was ich gerne mehr nutzen würde, aber keinen Zugang finde), Ask.fm (wo mir nie jemand Fragen stellt) und Instagram, wo ich etwa einmal in der Woche reingucke.

Papyrus.jpg
"Papyrus". Licensed under Public domain via Wikimedia Commons.

Zum Kindergarten fahren wir mit der S-Bahn, da wir innerhalb Frankfurts umgezogen sind. Auf der Hinfahrt lesen wir dann meist gemeinsam ein Buch, zurzeit Der kleine Ritter Trenk* von Kirsten Boie. Wenn ich das Buch vergessen habe, erzähle ich ihr den Herrn der Ringe* nach (schon zum zweiten Mal). Auf der Rückfahrt habe ich es mir zur Angewohnheit gemacht, meinen Podcast Spätfilm vorzubereiten, indem ich unzählige Artikel über den jeweiligen Film lese, den die Dame und ich als nächstes besprechen. Die Artikel recherchiere ich zunächst, dann speichere ich sie in Pocket und meine Notizen mache ich mit Evernote. In Evernote speichere ich auch alle Blogpostideen und -entwürfe.

Auf dem Weg zur Arbeit, steige ich dann auf mein Rad um und höre Podcasts. Derzeit habe ich stolze 81 Podcasts in meinem Podcatcher, die Zahl wird sich aber wieder reduzieren, da ich kürzlich alle (außer den Strickcasts) Podcasts aus Nele Heises Liste „Frauen machen Podcasts“ abonniert habe und gerade wieder aussortiere (Da ist teilweise schon abgefahrener Trash dabei, was ich gut finde, denn jeder Podcast findet seine Hörerinnen, aber ich muss ja nicht alles hören…) Meine Lieblingspodcasts sind derzeit:

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"Girl listening to radio" by Franklin D. Roosevelt Library Public Domain Photographs. Licensed under Public domain via Wikimedia Commons.

anyca.st, einer dieser berühmten Laberpodcasts, Logbuch: Netzpolitik, dessen Name Programm ist, Second Unit, der Filme bespricht,Vorgedacht (über Philosophie) und Vorzeiten (über Geschichte) und zwanzichfuffzehn (über Fernsehserien). Neu entdeckt habe ich Ein Mops kam in die Küche, ein Labercast, bei dem ich neulich einen so großen Lachanfall bekam, als ich ihn abends zum Einschlafen hörte, dass die Dame sich ernsthaft beschwerte…

Meine Bibliotheksbesuche haben sich massiv reduziert und mit ihnen mein Konsum von Hörbüchern. Ich habe die Hunger Games Trilogie* (krasses Finale!) vor einiger Zeit beim Einschlafen gehört, aber sonst kaum etwas. Filme leihe ich gar nicht mehr aus, da ich mittlerweile Watchever abonniert habe, was etwa 80% meines Fernsehkonsums abdeckt. Gelegentlich leihe ich mal einen Film bei iTunes, aber bei unserem Apple TV* bricht allzu oft die Verbindung ab und entgegen der Vertragsregelung, habe ich dann keine Möglichkeit, den Film weiterzugucken, ohne ihn erneut zu bezahlen. -.-

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Deutsche Fotothek‎ [CC-BY-SA-3.0-de]

Der letzte Film, den ich sah, war Roland Emmerichs 2012 (absoluter Trash, aber ich hatte auch nichts anderes erwartet…). Ich gehöre auch zu diesen Serien-Binge-Watchern. Allein schaue ich noch einmal die Sopranos und zusammen mit der Dame Star Trek: Voyager. Echtes Fernsehen schaue ich eigentlich gar nicht mehr, einzige Ausnahme bildet hier Fußball. Außerdem habe ich mittlerweile etwa 45 YouTube-Kanäle abonniert, von denen ich am liebsten CinemaSins und John Oliver sehe.

Radio höre ich eigentlich gar nicht mehr und da wir unser Auto verkauft haben, bleiben mir meist auch die Kinderhörspiele erspart. Leider lese ich auch viel zu selten Bücher, da ich meist irgendwas in diesem Internet lese. Auf meinem Nachttisch liegt seit Ewigkeiten Poppers Die offene Gesellschaft und ihre Feinde*. Weil ich unbedingt wieder mehr Bücher lesen will, ist nun auch noch Daniel Kehlmanns Die Vermessung der Welt, was mir sehr viel Spaß macht!

Gutenberg Bible.jpg
"Gutenberg Bible". Licensed under CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons.

Nachrichten konsumiere ich unregelmäßig und meist über SpOn, FR Online (für Lokales) und Rivva. Hearthstone ist derzeit das Computerspiel meiner Wahl, wenn ich mal eine Viertelstunde zuviel Zeit habe. Musik höre ich derzeit auch eher wenig, mein letztes neues Album war AM von den Arctic Monkeys*. Soweit, so medial. Schalten Sie auch in zwei Jahren wieder ein…

 

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Heldinnen

Julia Schramm vertwitterte heute diesen Artikel mit sage und schreibe 35 praktischen Tipps für Männer, um die Welt ein bisschen weniger sexistisch zu machen. Die Liste ist lang und es sind einige Augenöffner dabei. Also lest sie! Ich will mich hier mal ein bisschen Punkt 20 auseinandersetzen:

20. Ensure that some of your heroes and role models are women.

Denn der liegt mir nicht nur wegen meiner Tochter (7) am Herzen, der ich gerne und oft vorlese und mit der ich gerne und oft Filme schaue.

Von Disney aufs Glatteis geführt

Mit meiner Tochter (7) spreche ich auch oft über das Gesehene und erkläre ihr, dass ich es nicht gut finde, wenn immer nur der Prinz in schimmernder Rüstung die Prinzessin rettet. Entsprechend fallen mir die Ausnahmen von diesem Klischee auf, wie etwa beim grandiosen Disneyfilm Frozen, der dich sogar noch bewusst aufs Glatteis führt (im wahrsten Sinne des Wortes), da Prinzessin Anna nur durch „einen Akt wahrer Liebe“ gerettet werden kann, so die Prophezeihung… Doch Disney baut dann einen raffinierten Twist ein, der dir den sexistischen Spiegel vorhält …

Frozen ist so wertvoll, weil du die starken Mädchen zwischen den Lillyfees und  Connys mit der Scheiße, äh, Schleife im Haar wirklich angestrengt suchen musst! Nicht zu vergessen sind da natürlich auch noch Ronja Räubertochter, die Birk Borkasohn mehr als einmal das Leben rettet und Hermine Granger, die eine zehn Mal bessere Zauberin ist als der auserwählte Potter und ohne die der kleine Wannabe nicht weit gekommen wäre.

Ein ganz eigenes Kapitel sind dann noch die Kinderbücher von Kirsten Boie, über die ich[Edit: Die Dame hat’s getan] demnächst mal einen eigenen Blogpost schreiben werde, denn Frau Boie zeigt, dass Kinderbücher mit Lebensverhältnissen des 21. Jahrhunderts möglich sind!

Actionheldinnen mit dekorativen Kratzern

Für uns Erwachsene sind weibliche Vorbilder in Literatur und Film übrigens genauso schwer zu finden. Beispielsweise stört mich massiv, dass Actionheldinnen immer wie geleckt aussehen in ihren hautengen Overalls. Ihren männlichen Pendants sieht man die Strapazen meist an: Spideys Overall ist im großen Finale eigentlich immer zerrissen, Iron Mans Stahlanzug ist zerkratzt und Bruce Willis zieht in jedem Film irgendwann ein Bein hinterher, nur um dann umso mehr triumphieren zu können. Dem gegenüber haben Lara Croft oder Black Widow (wenn es hoch kommt) mal einen dekorativen Kratzer auf der Wange. Allerdings darf ich euch verkünden, dass es zwei löbliche Ausnahmen gibt: Ripley und Beatrix Kiddo. Beide sind badass und im Laufe ihrer Filme (Alien und Kill Bill) wurde mehr Wert darauf gelegt, dass sie Ihren Antagonisten gepflegt in den Hintern treten, als dass sie selbst dabei aussehen als müssten sie gerade Werbung für Körperpflegeprodukte machen…

Uma Thurman in Kill Bill 2. Copyright: Miramax Films.
Uma Thurman in Kill Bill 2. Copyright: Miramax Films.

Wer ist eure Lieblingsregisseurin?

Bleiben wir noch etwas beim Film, denn der hat ein ganz schön großes Problem. Welches? Dieses: Sagt mir mal, wer eure Lieblingsregisseurin ist… Tja, nicht so leicht, was? Dabei ist der Grund nicht, dass es nicht genug Regisseurinnen gäbe. Kostprobe gefällig?

Feo Aladag, Lexi Alexander, Asia Argento, Dorothy Arzner, Susanne Bier, Kathryn Bigelow, Lizzie Borden, Catherine Breillat, Jane Campion, Niki Caro, Isabel Coixet, Martha Coolidge, Sofia Coppola, Claire Denis, Doris Dörrie, Nora Ephron, Anne Fletcher, Jodie Foster, Marleen Gorris, Alice Guy-Blaché, Catherine Hardwicke, Mary Harron, Amy Heckerling, Nicole Holofcener, Agnès Jaoui, Christine Jeffs, Miranda July, Mimi Leder, Caroline Link, Penny Marshall, Nancy Meyers, Mira Nair, Kimberly Peirce, Natalie Portman, Sally Potter, Lone Scherfig, Susan Seidelman, Adrienne Shelly, Barbra Streisand, Julie Taymor, Margarethe von Trotta oder Lois Weber.

Um nur mal einige zu nennen. Und ja, ich musste lange für diese Liste recherchieren. Aber das liegt sicher nicht daran dass Frauen von Natur aus ™ unbequemer auf dem Regiestuhl sitzen… Meine aktuelle Lieblingsregisserin ist übrigens Sofia Coppola. Jedenfalls haben die Dame und ich beim Spätfilm uns entschieden, wenigstens einen aus zehn Filmen von einer Regisseurin zu besprechen. Das ist zwar viel zu wenig, aber zumindest ein Anfang…

Edit: Paula Hesse hat in einem Gastbeitrag für mich über Kirsten Boie geschrieben. Der Text schließt hervorragend an diesen an.